Kinder- und Jugendpsychotherapie - Depression Flashcards
Erkläre die gesellschaftliche Bedeutsamkeit von Depression
- Unipolare Depressionen an dritter Stelle aller Ursachen gesundheitlicher Beeinträchtigung und vorzeitiger Mortalität in Industrieländern
- WHO: Depressionen weltweit bis 2030 auf Platz 2 (Platz 1: HIV/Aids)
- Suizide infolge von Depressionen zählen zu häufigsten Todesursachen Jugendlicher
- Bis zu 3/4 der depressiven Kinder und Jugendlichen nicht (angemessen) behandelt
Welche Unterscheidungen zur Depression gibt es im ICD-10?
Welche Schweregrade gibt es bei Depressionen im ICD-10?
Die Oberkategorien sollten wir können, auch die Codes. Wenn Depression unser Störungsbild ist, grob auch die Schweregrade mit Code, zumindest bei F32 komplett. Es wird aber nicht gefragt: „Welche Diagnose ist Code …“
Was bedeutet die sonstige Emotionale Störung des Kindesalters?
Weitere emotionale Auffälligkeiten zusätzlich zur Depression (z.B. Ängste, Panik, etc.)
Sollte man Depression bei Kindern eher dimensional oder kategorial betrachten?
- Dimensional
- Keine klare Unterscheidung zwischen Gesundheit und Krankheit
Was sind die Kernsymptome der Depression?
- Deutliche emotionale Niedergeschlagenheit bzw. Traurigkeit (depressive Verstimmung)
- Eingeschränkte Möglichkeit, Freude, Spaß, Lust und Interesse zu erleben (Anhedonie)
- Verminderter Antrieb, weniger Aktivität und eine leichtere Erschöpfbarkeit
-> 2 dieser Kernsymptome über mindestens 2 Woche für meiste Subtypen
Was versteht man unter Anhedonie?
Eingeschränkte Möglichkeit, Freude, Spaß, Lust und Interesse zu erleben
Was sind zusätzliche Symptome neben den Kernsymptomen der Depression?
- Verlust von Selbstvertrauen oder Selbstwertgefühl,
- Unbegründete Selbstvorwürfe
- Wiederkehrende Gedanken an den Tod oder an Suizid oder suizidales Verhalten
- Vermindertes Denk- oder Konzentrationsvermögen
- Psychomotorische Agitiertheit oder Hemmung
- Schlafstörungen (typisch sind Ein- und Durchschlafstörungen sowie Früherwachen)
- Störungen des Appetits
Erkläre die diagnostischen Kriterien der Depression in Abgrenzung zu Erwachsenen
- Diagnostische Merkmale für depressive Erkrankung nach ICD-10 entsprechen denen für Erwachsene
- DSM-5 zwei Ausnahmen für Kinder- und Jugendliche:
o 1. Die Stimmung kann überwiegend reizbar statt traurig sein
o 2. Bei einer Dysthymie ist eine Dauer von 1 Jahr oder länger (statt 2 Jahre oder länger) gefordert
Inwiefern hat eine Depression bei Kindern und Jugendlichen eine entwicklungsabhängige Symptomatik? Differenziere zwischen häufigen Symptomen bei Kindern und Jugendlichen.
- Individuell, untypisches Erscheinungsbild
- In Kindheit selten vollständiges Bild, nicht wie bei Erwachsenen
- Altersspezifisch
Differenziere zwischen akuter Frustration, chronischer Depression und somatischer Depression bei Kleinkindern, Schulkindern und Jugendlichen
Welche Kernsymptome der Depression erfüllt Marc?
Welche Diagnose erfüllt Marc?
- Mittelgradige depressive Episode (F32.1)
- Kein somatisches Syndrom
- Soziale, häusliche und schulische Aktivitäten nur unter erheblichen Schwierigkeiten
- Für mittelgradige Depression: mindestens 3, besser 4 Symptome zusätzlich zu Kernsymptomen
Welche weiteren Symptome neben den Kernsymptomen erfüllt Marc?
Beschreibe die Epidemiologie von Depression im Kindesalter
- Prävalenz
o <2% Kindergartenkinder
o 9% in Pubertät
o >20% bis vollendetem 18. LJ - Geschlecht: Mädchen im Jugendalter doppelt so häufig!
Was sind häufige Komorbiditäten von Depressionen im KiJu-Alter?
- Bei 40-70% Angststörungen, Verhaltensstörungen, ADHS, Substanzmissbrauch
- Ca. 2/3 der depressiven Jugendlichen mindestens eine komorbide Störung
o Angststörungen (23.7%) (am häufigsten)
o Verhaltensstörungen
o ADHS
o Substanzmissbrauch
o Somatoforme Störungen
o Posttraumatische Belastungsstörungen
o Lese-Rechtschreib-Störung
Was sind häufige komorbide / ursächliche organische Störungen der Depression?
- Endokrine Störungen wie Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion)
- Anämie
- Nebenwirkungen und / oder Erscheinungsbild verschiedener Medikamente
- Stoffwechselerkrankungen
- Diabetes
- Grippale Infekte
Welche Ursachen für depressive Symptome im Kindesalter müssen geklärt werden?
- Über- / Unterforderung: Passung von Intelligenz und Schultyp
- Teilleistungsstörungen
- Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen
- Schlafstörungen (häufigstes Symptom)
- Anpassungsstörungen (zurückliegende Belastung?)
- Chronisches Erschöpfungssyndrom (außergewöhnliche Stressoren)
- Schizophrene / Schizoaffektive Psychose (Denkstörungen)
- Emotional instabile und ängstlich vermeidende Persönlichkeitsstörung
- Angststörungen / Panikattacken
- Organische Befunde (Infektionskrankheiten, hirnorganische Erkrankungen)
- Nebenwirkungen Antikonvulsiva / Psychostimulanzien / Neuroleptike / Zytostatika (eventuell Änderung der Medikation)
Welche Bedeutung hat die Bipolare Störung in der KiJu-Psychotherapie?
- Besondere differenzialdiagnostische Bedeutung
- Beginnt bei bis zu 40% mit depressiver Episode
- 20-40% der Jugendlichen nach erster depressiver Episode auch (hypo)manisch
Inwiefern sollte eine bipolare Störung anders behandelt werden als eine Depression?
- Vorsicht bei pharmakologischer Behandlung: antidepressive Medikation kann manische Episode begünstigen / auslösen
- Lithium bei Jugendlichen wirksam zur Phasenprophylaxe
- Wichtig: Bei Jugendlichen mit bipolarer Störung besteht erhöhtes Suizidrisiko
Was sind Risikofakten für biopolare Störungen?
- Akuter Beginn der depressiven Episode
- Vorhandensein bipolarer Störung in der Familie
- Schwere Ausprägung
- Psychotische Symptome
- Psychomotorische Verlangsamung
- Intermittierende hypomanische Symptome
Was sollte bei der Differenzialdiagnostik der Depression bei Kindern und Jugendlichen beachtet werden?
- Immer multimodal und multimethodal
- Alle Bezugspersonen (Eltern, Erzieher, Lehrer, Freunde etc.) einbeziehen
- Im JUKI-Bereich Befunderhebung schwierig (Schwierigkeiten, Gefühle auszudrücken; gereizt und unkooperativ)
- Klinische Interviews einsetzen
Was ist eine dysthyme Störung (F34.1)
- Weniger Symptome als depressive Episode, aber länger anhaltend (KiJu: mind. 1 Jahr)
- Typische Symptome: Sozialer Rückzug, verminderte Gesprächigkeit
- Falls dysthyme Störung vor Major Depression vorlag, überlagert Major Depression nun dysthyme Störung (beide Diagnosen können gestellt werden)
Beschreibe beispielhaft die Differenzialdiagnostik in den einzelnen Schritten.
- Liegt / Lag eine dysthyme Störung vor?
- Liegt eine rezidivierende depressive Störung vor? (Gab es bereits abgrenzbare Episoden in der Vergangenheit?
- Liegt eine Anpassungsstörung vor? (Besondere psychosoziale Belastung, die mit Symptomatik in Verbindung zu bringen ist)
- Liegt eine Angststörung vor? Z.B. Emotionale Störung mit Trennungsangst oder soziale Ängstlichkeit (Wie reagiert Kind bei Trennung von Eltern oder in sozialen Situationen?)
- Liegt eine soziale Phobie vor? (Ist Kind vermeidend oder einfach schüchtern?
- Liegt spezifische Phobie vor? (z.B. Prüfungsangst, etc.)
- Liegen ängstliche und depressive Symptome vor? Wenn Ja: Diagnose Angst und Depression gemischt
Was sind hilfreiche Fragen in der Diagnostik einer Depression an ein Kind?
- Bist du eher ein trauriges oder ein fröhliches Kind?
- Wann bist du richtig fröhlich? Was macht dir richtig Spaß?
- Fühlst du dich oft niedergeschlagen oder „down“? War das früher anders?
- Denkst du, dass andere Kinder fröhlicher oder glücklicher als du sind?
- Weinst du oft? Weinst du vor dem Einschlafen? Schläfst du lange nicht ein?
- Kreisen deine Gedanken oft um dasselbe?
- Grübelst du viel? Über was?
- Macht dir vieles keinen Spaß mehr, was du früher gerne gemacht hast?
Was sind hilfreiche Fragen in der Diagnostik einer Depression an die Eltern?
- Tut Ihr Kinde Dinge nicht mehr, die ihm früher Spaß gemacht haben?
- Besucht Ihr Kind weniger seine Freunde?
- Haben Sie das Gefühl, dass Ihr Kind sehr gereizt ist?
Was ist in der Diagnostik von Jugendlichen zu beachten?
- Jugendliche können bezüglich der Beantwortung der Fragen zur Dissimulation neigen
- Testergebnisse immer im Zusammenhang mit klinischen Bild interpretieren
- Unauffällige Testergebnisse schließen Vorliegen einer Depression nicht aus