Kapitel 7 - Akteur 2 - Wirtschaft Flashcards

1
Q

Klassische ökonomische Sicht

A

Haushalte geben Unternehmen Arbeitskraft und Geld und geben dort Geld aus. Unternehmen geben Haushalten Güter und Dienstleistungen und Gehälter und Profite.

=> In dem Modell fehlt die Einsicht, dass natürliche Ressourcen für wirtschaftliche Wertschöpfung erforderlich jedoch begrenzt bzw. erschöpflich sind.

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2
Q

Differenzierte Konzeptualisierung von Kapital

A

Multikapital Ansatz:

  • zu klassischen Kapital-Komponenten finanzielles Kapital und Investitionsgüter kommt noch:

1) Intellektuelles Kapital: Patente, Copyrights, Lizenzen usw.
2) Soziales Kapital: Geteilte Normen und Werte mit
den Stakeholdern, sowie vertrauensvolle Beziehungen mit Lieferanten, Business Partnern und weiteren Stakeholdern.
3) Humankapital: Ersetzt den Faktor Arbeit („Labor“)
und beinhaltet Aspekte wie mentale und physische
Gesundheit, Wohlbefinden, Kompetenzen und Erfahrungen. Kann durch Training und Fürsorge
gestärkt oder durch Vernachlässigung geschwächt
werden.
4) Naturkapital: Natürliche Ressourcen wie Wälder,
Flüsse, Meere, Böden, Tiere, Ökosysteme, die einen direkten oder indirekten Nutzen haben.

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3
Q

Bruttoinlandsprodukt und Vor- und Nachteile

A

Bruttoinlandsprodukt (Gross Domestic Product, GDP) misst den jährlichen ökonomischen Output einer Volkswirtschaft und wird oft als Leitlinie für die
(Wirtschafts-)Politik herangezogen.

Vorteile:
* Einfachheit: Einfach zu berechnen und einfach zu interpretieren (mehr ist besser)
* Universalität: Kann für jedes Land berechnet werden und ermöglicht Ländervergleiche
* Objektivität: Basiert auf beobachtbaren Marktpreisen

Nachteile:
* Ist ein reines Output-Maß, das jedoch nicht zwingend mit gesellschaftlichem Wohlergehen einhergeht.
* Ignoriert Leistungen, die nicht handelbar sind wie z.B. Hausarbeit, Care-Arbeit (Kinder, Angehörige) und ehrenamtliche Tätigkeiten.
* Bestraft die Herstellung von langlebigen Produkten, Recycling und Wiederverwertung z.B. durch Second-Hand.
* Ignoriert den Verbrauch von (natürlichen) Ressourcen, die durch die Nutzung reduziert oder ausgeschöpft werden können.
* Export zählt für das Maß hat aber keinen direkten Nutzen für inländische Konsumenten.
* Das Maß ignoriert Ungleichheit im Hinblick auf die Nutznießer von Wirtschaftswachstum.

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4
Q

Alternative Maße für wirtschaftlichen Erfolg eines Landes

A
  • Lebenszufriedenheit (wie Bruttonationalglück Bhutan)
  • Planetary-Health Perspektive: (aggregate healthy life expectancy now + aggregate wellbeing now) + (aggregate healthy life expectancy + aggregate wellbeing)*all future periods = maximized
  • Bewusster Fokus auf menschliche Gesundheit und menschliches Wohlergehen, um den Ansatz möglichst unidiologisch zu gestalten
  • Da künftige Generationen explizit berücksichtigt werden, ist der Ansatz inhärent nachhaltig.
  • Reduktion von Ungleichheit wird ebenfalls nicht explizit aufgeführt, da es sich implizit aus der Maximierung von Gesundheit und Wohlergehen ergibt.

=> Primäre Herausforderung:
Während aktuelle gesunde Lebenserwartung und Wohlergehen gut messbar sind, ist es kaum möglich, diese Werte für künftige Generationen zu messen oder zu schätzen.

What gets measured gets managed

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5
Q

Kriterien für Planetary Health Business Modelle

A
  1. Die Produkte selbst mehr oder weniger gut für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Konsumenten sein.
  2. Die Produktionsmethoden können positive oder negative Auswirkungen auf Personen und Umgebung Nähe einer Fabrik haben. Weiter gefasst gilt das für die gesamte Wertschöpfungskette inkl. der Zulieferer. Die Auswirkungen kurzfristig oder langfristig mit teils erheblicher zeitlicher Verzögerung.
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6
Q

Risikofaktoren für Planetary-Health inkompatible Business Modelle

A
  • Bisher unbepreiste Externalitäten können durch Steuern einen Preis bekommen
    (z.B. Handel von CO2-Zertifakten) oder durch Gesetze verboten werden (z.B. Verbrennerverbot bis 2035).
  • Nicht-berücksichtigte Abhängigkeiten von funktionierenden Ökosystemen
    (z.B. Abschaltung von französischen Kernkraftwerken im Jahr 2023 aufgrund von akutem Wassermangel in den Flüssen wegen der Sommerhitze, das jedoch für die Kühlung erforderlich ist).
  • Unvorhergesehene Veränderungen in den Präferenzen von Stakeholdern und Konsumenten: Anleger und Konsumenten können auf Grund von z.B.
    Nachhaltigkeitserwägungen ihre Strategien und ihren Konsum verändern
    (z.B. Boykottaufrufe).
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6
Q

Kategorisierung von Business Modellen nach Planetary-Health (PH) Kritierien

A
  1. Inkompatibel mit PH:
    z.B. die Förderung von Kohle ist inkompatibel mit beiden Kriterien. Die Herstellung von Tabak nach höchsten biologischen und ethischen Standards wäre zwar kompatibel mit dem zweiten Kriterium aber inkompatibel mit dem ersten.
  2. Kompatibel mit PH:
    Produkt und Produktion werden innerhalb der planetaren Kapazitäten genutzt und produziert. Das Business Model kann noch immer moderat schädliche Auswirkungen haben, da das Unternehmen seinen „fair share“ der natürlichen Ressourcen beansprucht. z.B. öffentlicher Nah- und Fernverkehr.
  3. Aktiv vorteilhaft für PH:
    Wenn Produktnutzung und/oder Produktherstellung einen positiven Effekt auf PH haben. z.B. Ocean Cleanup: Entwicklung von Schiffen, mit denen sich Plastik aus Flüssen und aus dem Meer entfernen und dann recyceln lässt.
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7
Q

ESG-Kriterien

A

„ESG“ = Standard nachhaltiger Anlagen; beschreibt drei nachhaltigkeitsbezogene Verantwortungsbereiche von Unternehmen.

  • „E“ = Environment, z.B. für Umweltverschmutzung oder -gefährdung, Treibhausgasemissionen oder Energieeffizienzthemen (Umwelt).
  • „S“ = Social, beinhaltet Aspekte wie Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz, Diversity oder gesellschaftliches Engagement (Corporate Social Responsibility).
  • „G“ = Governance, nachhaltige Unternehmensführung, z.B. Themen wie
    Unternehmenswerte oder Steuerungs- und Kontrollprozesse (Corporate Governance).
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8
Q

Corporate Social Responsibility (CSR)

A

CSR = freiwillige gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen im Sinne eines nachhaltigen Wirtschaftens.

Verantwortung von Unternehmen für ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft
* Soziale Aspekte
* Ökologische Aspekte
* ökonomische Aspekte

Beispiele: mitarbeiterorientierte Personalpolitik, sparsamer Einsatz von natürlichen Ressourcen, Schutz von Klima und Umwelt, aktives Engagement vor Ort,
Verantwortung auch für die Lieferkette, etc.

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9
Q

4 Gründe dafür, dass nachhaltig wirtschaftende Unternehmen langfristig erfolgreicher sind

A
  • Reputation
    – Eine hohe Reputation als verantwortungsvolles Unternehmen hilft bei der Positionierung als attraktiver Arbeitgeber auf einem zunehmend von Fachkräftemangel gekennzeichneten Arbeitsmarkt
    – erhöht die Kundenbindung
    – hilft neue Kundengruppen zu erschließen
  • Effizienz
    – Energie- und Ressourceneffizienz reduziert nicht nur die ökologischen Auswirkungen der Geschäftstätigkeit, sondern zunehmend auch Kosten.
  • Risikominimierung
    – Ein gut funktionierendes Arbeitssicherheits- und Gesundheitsmanagement reduziert Kosten für unfallbedingte Produktionsausfälle und die Ausfalltage von Mitarbeitern.
  • Innovation
    – Unternehmen, die sich frühzeitig auf veränderte Rahmenbedingungen einstellen – beispielsweise steigende Energiekosten, verringerte Verfügbarkeit von Rohstoffen oder strengere regulatorische Vorgaben – erlangen einen Wettbewerbsvorteil.
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10
Q

CSR und der Kapitalmarkt - Kriterien zur Auswahl von Unternehmen

A
  • Vor allem langfristig motivierte Investoren investieren oft eher in nachhaltige Unternehmen
  • Für Institutionelle Anleger sind Nachhaltigkeitsfaktoren sehr wichtig

Die von Investoren angelegten Nachhaltigkeitskriterien und Anlagestrategien unterscheiden sich dabei stark (vgl. Erfüllung von ESG-Kriterien):

  • Negative Screening: Ausschlusskriterien für bestimmte Geschäftsmodelle (z.B. keine
    Investitionen in Tabak, Pornografie, Rüstungsgüter, Atomkraft).
  • Positive Screening: Investitionen nur in bestimmte Branchen und Geschäftsmodelle wie z.B. erneuerbare Energien oder Umwelttechnologien bzw. Festlegung von zu erfüllenden Kriterien.
  • Best in Class-Ansatz: Investitionen in die jeweils nachhaltigsten Unternehmen einer Branche.

=> Sogenanntes Social Responsible Investment (SRI) ist in den letzten Jahren für viele Unternehmen eine wichtige Triebfeder ihres CSR-Engagements geworden.

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11
Q

Fairer Handel (Fair Trade)

A
  • Handelspartnerschaft, Dialog, Transparenz und Respekt und nach mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel strebt.
  • Durch bessere Handelsbedingungen und die Sicherung sozialer Rechte für benachteiligte leistet der Faire Handel einen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung.
  • Fair-Handels-Organisationen engagieren sich für
    die Unterstützung der Produzenten, die Bewusstseinsbildung sowie die Kampagnenarbeit zur Veränderung des konventionellen Welthandels.
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12
Q

Fairer Handel: Funktionsprinzip

A
  1. Handelsorganisationen vereinbaren mit Erzeugern (Produktionsgenossenschaften, Kooperativen, sozialengagierte Unternehmen und andere) Mindestabnahmemengen.
  2. Preis für Ware bestimmt, der Kosten einer sozial und ökologisch verträglichen Produktion abdeckt.
  3. Mindestpreis auch dann gezahlt, wenn Weltmarktpreise für das Produkt zwischenzeitlich sinken.
  4. Liegt Marktpreis über vereinbarten Mindestpreis, muss Importeur oder Händler Erzeugern diesen höheren Preis zahlen.
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13
Q

Circular Economy

A

Rohmaterialien > Design > Produktion > Vertrieb > Konsum, Nutzung, Reparatur > Sammeln > Recycling (wieder von Design) > nicht recyclebares dann residual waste

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14
Q

Circular Economy: Kritik Bekleidungsindustrie

A

Mythos der ewigen Kreislaufwirtschaft
* Kleidung kann nicht unendlich recycelt werden, sodass neue hergestellt werden muss.
* Der Hauptteil des recycelten Polyesters wird aus PET-Flaschen statt aus Textilien gewonnen.

Übermäßiger Konsum von Kleidung als eigentliches Problem
* Slow Fashion als Ansatz:
– Längere Haltbarkeit und längeres Tragen von Textilien.
– Bewerben von Qualität und Haltbarkeit.
– Verzicht auf billige Synthetikfasern wie Polyester, die das Ökosystem belasten.

Zurück zu „wahrem Materialismus“ (true materialism):
weg von der Idee einer Konsumgesellschaft, in der Materialien kaum einen Stellenwert haben, und hin zu einer materiellen Gesellschaft im eigentlichen Sinne, in
der Materialien – und die Welt, von der sie abhängen – wertgeschätzt werden.

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15
Q

Nachhaltigkeitsbewusstsein und Greenwashing

A
  • viele aktiv und passiv nachhaltigkeitsbewusste Menschen

Greenwashing = bezeichnet den Versuch von Organisationen, durch Kommunikation, Marketing und Einzelmaßnahmen ein „grünes Image“ zu erlangen, ohne entsprechende Maßnahmen im operativen Geschäft systematisch verankert zu haben. Bezog sich der Begriff ursprünglich auf eine suggerierte Umweltfreundlichkeit, findet dieser mittlerweile
auch für suggerierte Unternehmensverantwortung Verwendung.

16
Q

Beliebteste Greenwashing Taktiken

A
  • Geringeres Übel: umweltfreundliche Aussagen über Produkte in sehr schlechten Kategorie
  • Unklarheit: Bewusst unspezifische Angaben über Tätigkeiten oder Materialien machen
  • Labels: Positives Label auf umweltschädliches Produkt machen
  • Irrelevanz: Auf Material oder Praktik verzichten, die bereits illegal ist oder nicht mehr standardgemäß ist
  • Versteckter Trade-Off: Produkt aufgrund einer guten Eigenschaft als umweltfreundlich deklarieren
  • Keine Beweise: Behauptungen aufstellen, die nicht überprüft werden können
  • Schwindel: umweltfreundliche Maßnahmen erwähnen, die erfunden sind

=> Unternehmen versuchen, die steigende Nachfrage der Verbraucher nach umweltfreundlicheren Produkten und Dienstleistungen zu befriedigen