Intelligenzminderung Flashcards
Definition
> IQ unter 70 -> verminderte geistige Leistungsfähigkeit und beeinträchtigte Anpassungsverhalten an veränderte Umweltbedingungen
Epidemiologie und Ätiologie
> 2-3%
Ursachen:
- bei schweren Minderungen sind es oft pränatale Ursachen, bei leichten eher ungeklärt
- Genetische Faktoren (50%), psychosoziale Bedingungen und Wechselwirkungen beeinflussen die Intelligenz
- Pränatale Faktoren: genetisch-chronosomal (Down-Syndrom), genetisch-stoffwechselbedingt, umweltbedingt-toxisch (Alkoholempryopathie), umweltbedingt-vrial (Röteln)
- Perinatale Faktoren: Sauerstoffmangel oder Geburtsverletzungen
- Postnatale Faktoren: SHT, psychosoziale Faktoren
Klinisches Bild
> eingeschränkte soziale und emotionale Entwicklung -> Selbstversorgung schwer
Einteilung:
- Überdurchschnittliche Intelligenz: 116-130
- durchschnittlich= 85-115
- Lernbehinderung= 70-84
- leichte Intelligenzminderung: 50-69 (selbstständiges Leben)
- mittelgradige Intelligenzminderung: 35-49 (einfache Sprache, selten unabhängiges Leben)
- schwere Intelligenzminderung: 20-34 (meist zusätzliche motorische Defizite, sprachliche Beeinträchtigung)
- schwerste Intelligenzminderung: < 20 (Ständige Hilfe, stark bewegungseingeschränkt, inkontinent
Psychische Störungen 3-4 x häufiger bei IQ-Minderung (Hyperaktivität, stereotype Bewegungsstörungen und Selbstverletzung, frühkindlicher Autismus, Essstörungen, Enkopresis und Enuresis
Diagnostik
> Anamnese
- Risiken und Ereignisse während Schwangerschaft, Geburt und Neugeborenenphase, verzögertes Erreichen von Meilensteinen
- Familienanamnese: andere Fälle? Ressourcen? bestehende Erklärungsmodelle, Bewältigungsstrategien, Erwartungen? psychische Belastung der Geschwister
- diagnostic overshadowing: psychiatrisches Symptom als zu Behinderung gehörend wahrnehmen (Veränderungen in Schlaf, Appetit und Sozialverhalten als Hinweise)
- eingeschränkte Selbstreflexion der Kinder -> schwer mitgeteilt (Underreporting-Phänomen)
Intelligenztestung:
- HAWIVA 2-6 Jahre
- HAWIK 6-16 (WISC -> Wechsler Intelligence Scale for Children)
= Mehrdimensionale Erfassung der Intelligenz mit individuellen Stärke- und Schwächsprofilen
- Alltagsbewältigung messen
Weitere Massnahmen:
- begleitende organische oder psychische Krankheiten erfassen (Hör- und Sehfähigkeit) -> körperlicher Ausdruck von Emotionen (Puls, schweissnasse Hände)
Differenzialdiagnose
> reine Seh- Hör- oder Sprachstörung
Teilleistungsstörung
Mutismus
akute somatische Krankheitssymptome (Epilepsie, SHT)
Therapie
> Vertrautes Lebensumfeld wichtig
Ziel: allgemeine Entwicklungsförderung von lebenspraktischen Fertigkeiten und Behandlung von psychischer Störungsbilder -> Optimum an Selbstständigkeit herausholen und Lebensqualität
Einbindung des Umfelds wichtig (Achtung Überforderung)
Therapie möglich= Einsatz von hochstrukturierten verhaltenstherapeutischen Techniken im Alltag, mehr körper- und handlungsorientiert als kognitiv-sprachlich
Medikation: Compliance wichtig (Nebenwirkungen werden selten ausgedrückt, und wirken teilweise anders=sensibler)
prognose
Hängt davon ab, ob langfristig ein weder über- noch unterforderndes lebens- und Arbeitsumfeld gefunden werden kann und soziale Integration gelingt