Bindungsstörungen Flashcards
Definition
> ab 8. Lebensmonat Tendenz zu Monotropen Bindungsverhalten (Fremdeln)
Bei Häufigem Wechsel und Unzuverlässigkeit der Bindungsperson in den ersten 5 LJ -> Bindungsstörung
2 Subtypen:
- reaktive BS
- Bindungsstörung mit Enthemmung
Epidemiologie und Ätiologie
> Vor allem bei Heimkinder, Pflege- und Adoptivkinder, psychisch kranker Eltern, Krisengebieten, Partnerwechsel -> häufiger Jungen
Risikofaktoren
- frühkindliche Deprivationserfahrung (Missachtung von emotionalen Bedürfnissen)
- Wechsel Bezugsperson
- Misshandlung oder sexueller Missbrauch
- schwieriges Temperament, Regulationsstörungen, körperliche Fehlbildungen
- Zeitliche Länge der Vernachlässigung entscheidend -> oft reaktive Bindungsstörung nach 2 Jahren
Klinisches Bild
> Erste Symptome spätestens bis zum 5. Lebensjahr
motorisch unruhig, impulsiv, gereizte Grundstimmung, gestörtes Sozialverhalten, fehlen von Freundschaften, inadäquater Ausdruck von Gefühlen
Reaktive BS
- Ambivalenz im Vordergrund -> Freuen aber gleichzeitig Wütend = Mischung von Annäherung und Vermeidung
- dauerhaft erhöhte Furchtsamkeit & Schreckhaftigkeit -> aggressives Verhalten
- Verlust von Mitgefühl
- frozen watchfulness (Grundängstlichkeit+ Überwachung)
- Aggression
- Oft bei Vernachlässigung und Misshandlung
- Kleinkinder bis 5. LJ
BS mit Enthemmung
- diffuses Bindungsverhalten zu allen Menschen = Wahllose Freundlichkeit und Distanzlosigkeit
- keine selektive Bindungen
- Mühe eine Bindung aufzubauen
- aufmerksamkeitssuchendes Verhalten
- eher Schulkinder ab 5-6 LJ
- Heimunterbringungen etc.
oft begleitende Entwicklungsstörungen oder andere psychische Störungen
Diagnostik
> Verhaltensbeobachtung im Alltag
Fremdanamnese der ersten 5 LJ (Achtung vorsichtig + Betreuungsgeschichte) -> erweiterte Fremdanamnese
Beobachtung des Sozialverhaltens mit andern
Körperliche Untersuchung
Differentialdiagnose
- ASS (BS besitzen Fähigkeit zur sozialen Gegenseitigkeit)
- Intelligenzminderung
- ADHS
Therapie
> Umfeldbezogene Massnahmen
- evt. Inobhutnahme etc.
- intensive Erziehungsberatung und Aufklärung für Pflegefamilien
- Fördertherapien zum Aufholen von Entwicklungsrückständen
- Kleingruppen mit hoher Tagesstrukturierung und engem Bezugsbetreuersystem günstig
Medikamentöse Therapie
- Antopsychotika (schwach) -> weniger Frustrationstoleranz
Begleitende Therapien
- Begleiterkrankungen mitbehandeln
Prognose
> Eher ungünstige Prognose -> Hochrisikogruppe für Misshandlung und delinquente Entwicklung
oft PS im Erwachsenenalter
gute Prognose bei früher Adoption (bis 4. LJ) und stabile Bezugsverhältnisse