Intelligenz (VL 10+11) Flashcards
Was ist Intelligenz? - Definition
- Operationale Definition: „Intelligence is what the tests test.”
- „Intelligenz ist eine sehr allgemeine geistige Kapazität, die – unter anderem – die Fähigkeit zum Schlussfolgernden Denken, zum Planen, zur Problemlösung, zum abstrakten Denken, zum Verständnis komplexer Ideen, zum schnellen Lernen und zum Lernen aus Erfahrung umfasst. Es ist nicht reines Bücherwissen, keine enge akademische Spezialbegabung, keine Testerfahrung. Vielmehr reflektiert Intelligenz ein breiteres und tieferes Vermögen, unsere Umwelt zu verstehen, ‚zu kapieren‘, ‚Sinn in Dingen zu erkennen‘ oder ‚herauszubekommen, was zu tun ist‘.“
Intelligenzmessung
- Binet & Simon: Erster moderner Intelligenztest
- Ziel: Objektive Verfahren zur Identifikation von Kindern mit Förderbedarf
- Jedoch sind Ergebnisse nicht aussagekräftig ohne Normwerte
- Normierung liefert ein Bezugssystem, um Probanden anhand ihrer Testwerte in Relation zu Personen einer repräsentativen Stichprobe einzuordnen
Normwerte für Intelligenz
- Binet: Intelligenzalter
- Stern: Intelligenzquotient
- Wechsler: Intelligenzquotient als Abweichungsnormwert
Binet: Intelligenzalter
- Testwerte werden einem bestimmten Alter zugeordnet, für das sie typisch sind
- Problem: Die absoluten Unterschiede zwischen Intelligenz- und Lebensalter sind nicht interpretierbar
Stern: Intelligenzquotient
- IQ=Intelligenzalter/Lebensalter x100 –> IQ=100 ist durchschnittlich
- Problem: Nur bis zum jungen Erwachsenenalter verwendbar, da ein linearer Anstieg der Leistungen über das Alter Voraussetzung ist
Wechsler: Intelligenzquotient als Abweichungsnormwert
- Abweichungs- oder Variabilitätsnormen: Testwerte werden einer bestimmten Position in einer Normalverteilung zugeordnet
- Ermittlung des IQ über den Abweichungswert vom Mittelwert einer Normalverteilung für Stichproben gleichen Alters
- Berechnung: Rohwert x (normalverteilt) wird in standardnormalverteilte Variable z überführt lineare Transformation der Standardnormwerte, um negative oder gebrochene Werte zu vermeiden IQ
- Wird als IQ bezeichnet, ist aber ein Standardwert
- Vergleichbares Maß für die Intelligenz für alle Altersstufen
- Gibt relativen Standort in der Referenzgruppe an
- Ist ein populationsbezogenes Maß
- Sagt nichts über absolutes Niveau geistiger Fähigkeiten aus
Strukturmodelle
Nicht-hierarchische Modelle:
- Spearman: Generalfaktortheorie/Zwei-Faktoren-Theorie der Intelligenz
- Thurstone: Primäre Gruppenfaktoren/Modell mehrerer gemeinsamer Faktoren
- Guilford: Structure of Intellect-Modell
Hierarchische Modelle:
- Vernon (+Burt): Gruppenfaktormodell
- Cattell (+Horn): Fluide und kristalline Intelligenz
- Carroll: 3 Intelligenzschichten
- Jäger: Berliner Intelligenzstrukturmodell
Spearman – Generalfaktortheorie/Zwei-Faktoren der Intelligenz
- Ausgangspunkt: Positive Mannigfaltigkeit – Alle Leistungen sind positiv miteinander korreliert
- Prüfung über Schulleistungen: Hohe Korrelation über die Fächer hinweg: Man ist in allem gut oder in allem schlecht
- Erklärung Spearman´s: Generalfaktor der Intelligenz g = gemeinsamer Faktor aller mentalen Leistungstests
- Korrelation von Tests ist abhängig von dem Ausmaß, in dem sie g erfassen
- Testleistungen setzen sich zusammen aus:
o Generalfaktor g: Liegt allen Leistungswerten gemeinsam zugrunde
o Spezifische Faktoren s: liegen den spezifischen Tests zugrunde
Spearman – Generalfaktortheorie/Zwei-Faktoren der Intelligenz
–> Bewertung
- Bei fast allen Intelligenztests wir ein Gesamtwert für Intelligenz angegeben Hochaktuell
- Generalfaktor g erklärt ca. 50% der Varianz in den verschiedensten kognitiven Aufgaben
Thurstone – Primäre Gruppenfaktoren/ Modell mehrerer gemeinsamer Faktoren
7 Primärfähigkeiten (Primary Mental Abilities - PMA)
Grundannahmen:
- Beim Lösen von Denkaufgaben sind immer PMA in wechselnden Gewichtungsverhältnissen beteiligt erklärt Korrelation
- Die Anzahl der PMA ist kleiner als die der verwendeten Aufgaben Mehrere Tests schließen sich zu einer PMA zusammen
- Die Leistung in einer Aufgabe ist nicht von allen PMA determiniert
Thurstone – Primäre Gruppenfaktoren/ Modell mehrerer gemeinsamer Faktoren
Die 7 PMA
- Memory (Merkfähigkeit)
- Number (Rechenfähigkeit)
- Perceptual speed (Wahrnehmungs- und Auffassungsgeschwindigkeit)
- Reasoning/induction (Fähigkeit, Regeln aufzufinden, schlussfolgerndes Denken)
- Space (räumliches Vorstellungsvermögen)
- Verbal comprehension (verbales Verständnis, Erfassen von Wortbedeutungen)
- Word fluency (Wortflüssigkeit, Leichtigkeit der Wortfindung)
Thurstone – Primäre Gruppenfaktoren/ Modell mehrerer gemeinsamer Faktoren
Wieso findet Thurstone relativ viele Faktoren?
- Homogene Stichprobe
o Geringe Korrelationen zwischen einzelnen Tests
o Wahrscheinlichkeit einen varianzstarken g-Faktor zu finden ist geringer
o Überdifferenzierung der Faktorenstruktur - Faktorenanalyse mit schiefwinkliger Rotation
o Durch Sekundäranalyse wird g gefunden: Thurstone zeigt die Verteilung und Aufteilung von g in mehrere Komponenten
Guilford – Structure of Intellect-Modell
- 120/150 verschiedene kognitive Fähigkeiten
- 5 Inhalte: Visual, Auditory, Symbolic, Semantic, Behavioral
- 5 Operationen: Cognition, Memory, Divergent Production, Convergent Production, Evaluation
- 6 Produkte: Units, Classes, Relations, Systems, Transformations, Implications
- 556=150 Faktoren –> Zauberwürfel
- Andere Version des Modells mit 120 Faktoren
- Rein theoretisch, Überprüfung mit konfirmatorischer Faktorenanalyse
- Wird heute als ungültig eingestuft: Faktoren sind nicht unabhängig!
Vernon (+Burt) – Hierarchisches Gruppenfaktormodell
- Hierarchisches Modell mit Generalfaktor und korrelierten Gruppenfaktoren
- Allgemeine Intelligenz: Generalfaktor g –> Breite Gruppenfaktoren –> Enge Gruppenfaktoren –> Spezifische Gruppenfaktoren
Cattell (+Horn) – Modell der fluiden und kristallinen Intelligenz
2 Sekundärfaktoren
- Fluide Allgemeine Intelligenz (Gf): Fähigkeit dient der Anpassung an neue Probleme und Situationen, bei denen man nicht auf Lernerfahrungen zurückgreifen kann
- Kristalline/kristallisierte allgemeine Intelligenz (Gc): Kognitive Fertigkeiten, in denen sich die kumulierten Effekte vorangegangenen Lernens kristallisiert und verfestigt haben (kumulierte Lernerfahrung)
- Cattell benennt noch weitere Sekundärfaktoren, Gf und Gc sind jedoch die wichtigsten
- Modell wurde über die Zeit weiterentwickelt
Cattell (+Horn) – Modell der fluiden und kristallinen Intelligenz
Investmenttheorie
Investment von Gf in die Entwicklung von Gc
- Gf: angeboren, zunächst einzig generelle Fähigkeit, abhängig von neuronaler Entwicklung
- Gc: Ergebnis von Entwicklung und Lernen, Stark durch die Investition von Gf in bestimmten Bereichen determiniert