Grundlagen der Belastung und Beanspruchung Flashcards
Zentrale Fragestellungen der Belastungs- und Stressforschung
> Unter welchen Bedingungen treten Stressreaktionen auf?
Welche Reaktionen treten unter solchen Bedingungen auf?
Was sind die determinierenden bzw. moderierenden Faktoren für die Art und Intensität der Reaktion auf die Bedingung?
Durch welche Arbeitsgestaltungsmaßnahme kann die Reaktionen auf diese Bedingung reduziert werden?
Begriffsvielfalt
Umwelt = Belastung, Belastungsfaktor, Stressor, Stressfaktor, Load
Person = Beanspruchung, Fehlbeanspruchung, Beanspruchungsfolge, Stressreaktion (Stress), Stain
Definition “Belastung”
Als Belastung werden im Bereich beruflicher Arbeit
» alle von außen auf den Menschen einwirkenden (objektiven) Faktoren bezeichnet, die von Arbeitenden»_space; einen Einsatz fordern.
DIN EN ISO 10075 („Ergonomische Grundlage bezüglich psychischer Arbeitsbelastung“): Arbeitsbelastung als die Gesamtheit der Einflüsse, die im Arbeitssystem auf den Menschen einwirken.
Berufliche Belastung als Resultat von …
… Art & Schwierigkeitsgrad der Arbeit selbst
… physik., chem., biolog. Arbeitsumweltbedingungen
… speziellen Vollzugsbedingungen (z.B. techn. Hilfsmittel, Zeitvorgaben)
…. soz. Beziehungen zu Vorgesetzten und Mitarbeitern
Definition “Beanspruchungen”
> Beanspruchungen werden durch Belastungen ausgelöst.
Sie beziehen sich auf die im Menschen auftretenden Änderungen …
… seiner Organfunktionen,
… seiner psychischen Leistungsfunktion &
… seiner Befindenszustände,
die bei der Ausführung von Arbeitstätigkeiten zu beobachten sind
Über- vs. Unterforderung
I) Überforderung
> quantitativ: Zeitdruck, Hetze, Akkord, zu viel zu tun
> qualitativ: Schwierigkeit, Kompliziertheit, Unklarheit über Anweisung
II) Unterforderung
> quantitativ: zeitlich monoton (z.B. Überwachungsaufgaben), zu wenig
> qualitativ: inhaltlich monoton, Nichtausnutzung der Fähig- und Fertigkeiten
zu beachtende Aspekte im Bezug auf Beanspruchung
- > Belastung ist relationaler Begriff
- > Art und Ausmaß arbeitsbedingter Belastung nicht unabhängig von Personen, auf die sie einwirken
Beanspruchungsfolgen
Betrachtet werden Arbeitsergebnis oder Leistung, kurz-, mittel- und langfristige Wirkung
(Veränderung der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit, energetische, emotionale und
motivationale Befindlichkeit)
positive Beanspruchungsfolgen
1) Erfolgserlebnis
2) Zufriedenheit/ Stolz
3) Lernvorgänge
4) Übungseffekt
5) somatischer Trainingseffekt
6) Persönlichkeitsentwicklung
7) Prophylaktische Wirkung in Sonderfällen
kurzfristige negative Beanspruchungsfolgen
kurzfristig:
a) physische somatische Reaktion:
Anstieg d Herzfrequenz, Blutdrucksteigung, Schweißausbruch, Muskelschmerzen, Durchfall
b) Verhalten:
Leistungsschwankung, Konzentrationsmängel, Fehler in der Arbeitsausführung, Verschlechterung der Feinmotorik, Unfreundlichkeit
c) Erleben:
Misserfolgsgefühl, Enttäuschung, Frustration, Ärger, Aufgeregt sein, Gereiztheit, Aggressivität, Monotonie, Sättigung, Ermüdung
mittel- & langfristige negative Beanspruchungsfolgen
a) physische somatische Reaktionen:
Bluthochdruck, Infarkt, Magen-Darmerkrankung, Rheumatische Erkrankungen, Infektionen, Soziale Isolierung
b) Verhalten:
Chronischer Leistungsabfall, Nikotin-, Alkohol- und Drogenmissbrauch, gehäufte Fehlzeiten, Arztbesuche
c) Erleben:
Depression, Angst, Permanente Erschöpfung, Unzufriedenheit,
Schmerzen, körperliches Unwohlsein
Stress-Modell
)) Stressoren
= theoretische Konstrukte externer und innerpsychischer Stimuli und Faktoren, welche hypothetisch mit erhöhter Wahrscheinlichkeit einer Stressreaktion auslösen.
II) Stressreaktion
= Konstrukt, welches die unmittelbar auf Stressoren folgenden physischen und psychischen Zustände und Verhaltensweisen beschreibt
III) Stressempfindung
= subjektiv erlebte, intensiv unangenehme Spannungszustände, die aus der Befürchtung heraus entstehen, eine stark aversive, subjektiv zeitlich nahe (oder bereits eingetretene) und subjektiv andauernde Situation, die wichtig erscheint, sehr wahrscheinlich nicht vollständig kontrollieren zu können
Merkmale:
o Zeitbezogenheit und Interesse
o Subjektive Betroffenheit (Persönliches Wohlergehen)
o Spezifisch bewertende Einschätzungen eines Ergebnisses als bedrohlich, schädlich oder herausfordernd
o Erleben einer Diskrepanz zwischen Anforderungen und Handlungsmöglichkeiten
o Mobilisierung zusätzlicher Energien
Welche Stressmodelle gibt es?
- Allgemeine Adaptionssyndrom (Selye)
- Transaktionales Stressmodell (Lazarus)
- Person - Environment - Fit - Modell
- Ressourcentheoretische Konzepte
- Job Demand-Control Modell (Karasek), Handlungsregulatorische Modelle, etc.
Allgemeines Adaptionssyndrom (Selye)
–> Stress (Beanspruchung) = unspezifische Reaktion auf jede Beanspruchung (Belastung)
- Alarmphase, Absinken des Widerstandes
- Anpassung durch Erhöhung des Widerstandes
- Neues Gleichgewicht als Folge der Heterostase (Ungleichgewicht)
- Falls Beanspruchung langfristig zu hoch, erneute, nicht reversible Symptomatik (Erschöpfungsphase)
Kritik
> auslösende Bedingungen nicht ausreichend identifiziert
> Belastung ausschließlich negativ
> Reaktionsmaße häufig unkorreliert
> fehlen kognitiver Verarbeitungsprozesse
Transaktionales Stressmodell (Lazarus)
> Differenzierung der kognitiven Prozesse “Bewertung” und “Bewältigung”
I) Bewertung:
> primär des Befindens: Sittuation günstig/ irrelevant/ stressend?
> sekundär der Bewältigung: Bewältigungsmöglichkeiten ausreichend?
II) Bewältigung:
> problembezogen: Veränderung der Person/ Umwelt
> emotionsbezogen: Veränderung der Aufmerksamkeit/ Bedeutungszuweisung
-> Folgen der Bewertung:
> Angst, kognitive Strategien
-> Folgen der Bewältigung:
> Ärger, Wut, Furcht, Angriff, Flucht
Kritik positiv: \+ unterschiedliche Reaktionen auf identische Belastungen erklärbar \+ Belastungen nicht a priori negativ \+ Rückkopplungsprozesse berücksichtigt
negativ:
- spezifische Vorhersage von Fehlbelastungen nur begrenzt möglich
- Handlungsorganisation des Agierenden bleibt unklar