Enuresis/Enkopresis Flashcards

1
Q

Enuresis ICD

A

F 98 Andere Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend F 98.0 nichtorganische Enuresis

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2
Q

DIagnostische Kriterien ICD

A
  1. Kind ist nacht Lebens- und geistigem Alter mind. 5
  2. unwillkürliche o. beabsichtigte Harnentleerung in das Bett oder die Kleidung mit einer häufigkeit von mind. zweimal im Monat bei Kindern unter 7, mind. 1x bei älteren
  3. nicht Folge epilept. Anfälle, neurolog. bedingter Inkontinenz, einer anat. Anomalie oder Folge anderer nchtpsychiatrischer, mediznischer Gegebenheiten
  4. keine psychiatrischen Störungen
  5. dauer mind. 3 Monate

–> nur dann Hauptdiagnose, wenn der unwillkürliche Urinabgang wenigstens mehrmals wöchentlich auftritt

  • oder wenn andere Symptome eine zeitliche Kovarianz mit Enuresis zeigen
  • wenn in Verbindung mit Enkopresis, dann soll die Enkopresis(F98.1) diagnostiziert werden
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3
Q

Was sind primäre und sekundäre Enuresis?

A

primäre: Einnässen seit der Geburt ohne längere Trockenphasen

sekundäre: WIederaufgetretenes Einnässen nach einer trockenphase von 6 Monaten

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4
Q

Ursachen Enuresis nocturna

A

monosymptomatische Neuresis: wahrscheinlich erbliche Ursachen

  1. anlage bedingte Entwicklungsverzögerung der Blasenfunktion
    1. notwendige Nervenverbindungen unzureichend entwickelt –> fehlende Unterdrückung den ENtleerungsreflexes im Schlaf
    2. kindl. Blase zu klein
    3. Urinmenge für Blase zu groß (zB aufgrund Polyurie)
  2. Falsche Verteilung von Flüßigkeitszufuhr
  3. Hormon Vasopressin (–> hier Gabe von Dessmopressin)
  4. Unterentwickeltes Zusammenspiel von Blasenkontrolle & Schlaftiefe (erschwerte Erweckbarkeit)
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5
Q

Basisdiagnostik?

A

Basisdiagnostik

  1. detaillierte Anamnese
  2. Blasentagebuch (48 Std. Trink-und Miktions-protokoll) und 14-Tage Ausscheidungsprotokoll
  3. körperliche Untersuchung (inkl. urologischer und neurologischer Untersuchung)
  4. Urinuntersuchung (wenn auffällig weitere Diagnostik)
  5. Sonographie: Restharnbestimmung, Blasenwanddicke, Nieren ▪
  6. Miktionsbeobachtung ▪
  7. Uroflowmetrie/ Flow-EMG mit Restharnbestimmung
  8. weiterführende spezielle Diagnostik
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6
Q

Multiaxiale Bewertung Enuresis

A

Achse I

  1. Leitsymptomatik ist das unwillkürliche Einnässen
  2. Behandlung führt zu einer Reduktion des kindlichen Leidensdruckes und zur Besserung des Selbstwertgefühls
  3. “Symptomverschiebung” konnte empirisch nicht nachgewiesen werden

Achse II

  1. Teilleistungsschwächen und spezifische Entwicklungsdefizite
  2. insbesondere Störungen der Sprache und des Sprechens und motorische, feinneurologische Auffälligkeiten (“soft signs”)

Achse III

  1. Lern-und geistig Behinderte nässen häufiger ein; bei Verdacht: entsprechende Intelligenzmessung

Achse IV

  1. komplette pädiatrisch-internistische Untersuchung, mit neurologischer Abklärung, besonders bei tags Einnässenden

Achse V

  1. aktuelle psychosoziale Stressoren (letzte 6 Monate) sind v.a. bei sekundärer Enuresis nocturnaerhöht; auch länger zurückliegende belastende Lebensereignisse (Trennung Eltern, Geburt Geschwister, Umzug usw.) sollten exploriert werden

Achse VI

  1. die meisten Formen des Einnässens ambulant behandelbar; Schweregrad der Störung einschl. der psychiatrischen Begleitsymptomatik entscheidet darüber, ob teil-oder vollstationäre Behandlung erforderlich ist
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7
Q

Differentialdiagnosen

A
  • organische harninktiontinenz
  • VOrliegen von Harnwegsinfekten
  • Unterscheidung der verschiedenen Untergruppen des Einnässens
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8
Q

Enuresis Epidemiologie

A
  • 7 - 13% (Enuresis nocturna im Alter von 7 Jahren)
  • Jungen zwei Mal häufiger betroffen
  • 25▪ % zeigen sekundäre Enuresis (Robson & Leung, 2000)
  • in ca. 2/3 der Fälle monosymptomatische Enuresis (Butler et al. 2005, 2008)
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9
Q

Enuresis

Ätiologie

A
  • Reifungs-und Funktionsstörung des ZNS (von Gontard et al. 1998)
  • Genetik: hohe genetische Belastung mit autosomal-dominantem Erbgang (44% bei einem betroffenen Elternteil, 77% wenn beide ET betroffen), mehrere Genlocibekannt
  • verminderte nächtliche ADH-Synthese (Vasopressin)
  • verminderte Vigilanz/ niedriges arousal: Erschwerte Erweckbarkeit trotz normaler Schlafarchitektur
  • verringerte funktionelle Blasenkapazität?

kritische Lebensereignisse

  • insbesondere bei der sekundären Enuresis
  • v.a. Trennung der Eltern, oder wenn mehrere zusammen treffen
  • Alter beim Erreichen der Trockenheit spielt eine Rolle (>3 Jahre = Vulnerabilitätsfaktor für spätere Enuresis)
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10
Q

Enuresis

Komorbidität

A
  • bei nächtlichem Einnässen/ Enuresis entspricht die Rate psychiatrischer Komorbiditäten derjenigen der Allgemeinbevölkerung
  • aber: Bis zu 40 % aller Kinder mit Einnässen zeigen klinisch relevante Verhaltensstörungen (z. B. Störungen des Sozialverhaltens, ADHS, Ängste, depressive Störungen)
  • Komorbiditäten häufiger bei tagsüber einnässenden Kindern und bei sekundärem Einnässen, am häufigsten bei Kindern mit Miktionsaufschub (ca. 40 -50 %) (vgl. Zink, Freitag & von Gontard 2008)
  • ca. 1/3 zeigen zusätzlich Stuhlinkontinenz mit oder ohne Obstipation
  • weitere häufige Komorbiditäten sind Schlaf-und umschriebene Entwicklungsstörungen
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11
Q

Enuresis

Therapeutische Interventionen

A

Hierarchie des diagnostischen und therapeutischen Vorgehens:

  1. Baseline für 4 Wochen (Beratung, Beruhigung, Motivationsaufbau, Kalenderführung)
  2. apparative Verhaltenstherapie (AVT)
  3. Verstärkung der AVT mit Arousal-Training (bei Therapieresistenz mit Dry-Bed-Training)
  4. symptomatische medikamentöse Therapie mit Desmopressin(ADH-Analogon), auch ergänzend z.B. für Klassenfahrten
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12
Q

Was ist die AVT? Wie wird sie durchgeführt?

A

Apparative Verhaltenstherapie

  • tragbare Geräte (sog. “Klingelhose”) und Bettgeräte (sog. “Klingelmatte”) etwa gleich effektiv - die Auswahl sollte den Kindern überlassen werden. Ziel ist die komplette Trockenheit
  • initialer Erfolg: mindestens 14 konsekutive trockene Nächte nach maximal 16 Wochen AVT
  • Rückfall: 2 nasse Nächte pro Woche
  • fortgesetzter Erfolg: kein Rückfall in 6 Monaten
  • kompletter Erfolg: kein Rückfall in 2 Jahren
  • Wirkprinzip: Reflextraining und Veränderung der Schlafarchitektur
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13
Q

Was sind wichtige Instruktionen in der AVT?

A

wichtige Instruktionen umfassen

Gerät jede Nacht einsetzen

Kinder müssen komplett wach werden

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14
Q

WIe kann die AVT verhaltenstherapeutisch verstärkt werden

A

sog. “Arousal-Training”: das Kind erhält eine Belohnung, wenn es aufsteht und aktiv kooperiert

Kombination mit Desmopressin(auf 6 Wochen beschränkt) vor allem bei hoher Einnässfrequenzund Verhaltenssymptomen

Dry-Bed-Training, im direkten Vergleich mit der AVT alleine ist das DBT nicht wirksamer. Das DBT bleibt therapieresistenten Fällen vorbehalten.

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15
Q

Wann ist Pharmakotherapie indiziert?

A
  • Therapieresistenz gegenüber anderen Methoden
  • in Kombination mit nicht-pharmakologischen Methoden
  • zur Motivationssteigerung
  • bei familiären und sonstigen Belastungen, die eine aufwändige Behandlung nicht erlauben
  • andere spezifische Indikationen, z.B. die Notwendigkeit von kurzfristigem Trockenwerden vor Schulausflügen und dergleichen.
  • nach Absetzen der Medikamente kommt es in den meisten Fällen zu einem Wiederauftreten der Einnässsymptomatik.
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16
Q

Welche Medikamente werden gegeben?

Was bewirken sie?

Wie wirksam sind sie?

A

DDAVP/Desmopressin

  • synthetisches Analogon des antidiuretischen Hormons (ADH)
  • Wirkung: Reduktion der Urinproduktion
  • ca. 70% Reduktion der nassen Nächte
  • nach Absetzen erleiden die meisten einen Rückfall
  • als wichtigste, seltene unerwünschte Wirkungen in bisher über 20 dokumentierten Fällen: Hyponatriämie und Wasserintoxikationen (Todesfälle wurden nicht berichtet)
  • CAVE: Flüssigkeitsrestriktion am Abend erforderlich
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17
Q

Enuresis

Verlauf und Prognose

A

im Alter von 10 Jahren noch etwa 5 % der Kinder Enuresis nocturna, im Alter von 16-17 Jahren 0,5-1,1%

Spontanremissionsrate etwa 15%/Jahr (Forsythe et al., 1974; Fergussonet al., 1986; Klackenberg, 1981; Hellstroemet al., 1990, 1995; Swithinbanket al., 1994, 2010)

nur etwa 1/3 der betroffenen Patienten nimmt Hilfe von medizinischen Institutionen in Anspruch (Butler et al., 2005)

18
Q

Effektivität der Behandlungsmethoden

nicht-medikamentös

A
19
Q

Effektivität der Behandlungsmethoden

medikamentös

A
20
Q

Enkopresis

Kriterien nach ICD?

A

F98.1 nichtorganische Enkopresis

  1. wiederholtes willkürliches und unwillkürliches Absetzen von Faeces an im soziokulturellen Millieudes betroffenen Kindes dafür nicht vorgesehenen Stellen (z.B. Kleidung, Fußboden). (Die Störung kann als Überlaufinkonzinenzinfolge eines funktionellen Stuhlverhaltens auftreten.)
  2. chronologisches und geistiges Alter von mindestens 4 Jahren
  3. mindestens ein Einkoten pro Monat
  4. Dauer von mindestens sechs Monaten
  5. Fehlen organischer Gegebenheiten, die einen ausreichenden Grund für das Einkoten darstellen
21
Q

was sind primäre und sekundäre Enkopresis?

kombiniert mit?

A

primäre: abnorme Verlängerung der normalen infantilen Inkontinenz

sekundäre: oder Kontinenzverlustnach bereits vorhandener Darmkontrolle für mindestens sechs Monate

monosymptomatisch oder kombiniert mit:

Emotionaler Störung (F93)

Störung des Sozialverhaltens (F91)

22
Q

Enkopresis

Kennzeichen

A

wesentlich: unpassende Platzierung von Faeces

  • infolge unzureichenden Toilettentrainings oder unzureichenden Ansprechens auf Toilettentraining fortgesetztes Versagen beim Erlernen der Darmkontrolle
  • Ablehnung, Widerstand oder Unvermögen den sozialen Normen Folge zu leisten –> psychologische Störung, bei vorhandener normaler physiologischer Kontrolle über die Defäkation
  • physiologische Retention, mit Zurückhalten, sekundärem Überlaufen und Absetzen an unpassenden Stellen.
  • Auseinandersetzungen zwischen Eltern und Kind beim Darmtraining
  • Zurückhaltung wegen schmerzhafter Defäkation
  • oder aus anderen Gründen

manchmal mit Verschmieren von Kot über den Körper oder die äußere Umgebung verbunden

weniger häufig:

  • anale Manipulationen
  • Masturbation

meist mit emotionaler Störung oder Verhaltensstörung kombiniert

nur dann Verschlüsseln, wenn Enkopresisdas dominierende Phänomen darstellt und nicht, wenn sie weniger als einmal im Monat auftritt

nicht selten mit Enuresis assoziiert –> Kodierung der Enkopresis Vorrang

kann organischer Erkrankung (Analfissur, gastrointestinalem Infekt) folgen, wenn diese zwar Auslöser aber nicht hinreichende Erklärung ist –> F98.1 zusätzlich zur somatischen Störung kodieren

in einigen Fällen kombiniert mit Obstipation –> Enkopresis kodieren, evtl. + somatische Störung, die die Obstipation hervorruft

23
Q

Enkopresis

Auschluss?

A

Einkoten infolge einer organischen Erkrankung wie Megacolon congenitum (Q43.1) oder Spina bifida (Q05)

Obstipation mit Stuhlblockade und nachfolgendem „Überlaufeinkoten“ flüssigen oder halbflüssigen Stuhls (K59.0)

24
Q

Enkopresis

Schweregrade?

A

Schweregrad der Störung wird bestimmt durch Häufigkeit des Einkotens und Faecesmenge:

  • leicht: Frequenz des Einkotens zwischen 1-und 4-mal pro Monat
  • mittel: Frequenz des Einkotens zwischen 2-und 6-mal pro Woche
  • schwer: mindestens tägliches Einkoten
25
Q

Enkopresis

Diagnostik

A

Interview mit Kind/Jugendlichem und Eltern/Stellvertreter

  • Häufigkeit und Schweregrad sowohl von den Eltern als auch vom Kind protokollieren lassen
  • ob und wie das Kind versucht, die Symptomatik zu verbergen (z.B. durch Verstecken der Unterwäsche)
  • Tageszeit, in der es zum Einkoten kommt, und ob gleichzeitig eine Enuresis vorliegt
  • “Toilettenängste”, Schmerzen bei der Defäkation
  • vergebliche Versuche der Selbsthilfe
  • subjektiven Leidensdruck (Hänseleien)
  • emotionale Belastung
  • Offenheit, mit der mit den nächsten Bezugspersonen darüber gesprochen werden kann
26
Q

Körperliche Untersuchungen

A
  • Körperlich (Palpation des Abdomens, besonders auf Skybala(Kotballen) achten, Inspektion des Anus auf Fissuren und Entzündungen, rektale Untersuchung: auf den Füllungszustand des Rektums achten, rektoanaler Reflex (Internusrelaxation))
27
Q

Was gehört in die störungsspezifische Entwicklungsgeschichte?

A
  • Gab es perinatale Risikofaktoren?
  • Wie wurden die Meilensteine der Entwicklung bewältigt?
  • Wie hat sich die Defäkation im Säuglings-und Kleinkindalter gestaltet (Frequenz, Menge, Konsistenz, eventuelle Laxantiengabe)?
  • Wann wurde mit dem Toilettentraining begonnen (Stellenwert der Sauberkeitserziehung in der Familie) und wie wurde dies gestaltet (Intensität)?
  • War das Toilettentraining unzureichend?
  • Liegen Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Unregelmäßigkeiten des Stuhlgangs (Diarrhöen, Obstipation) vor?
  • Gingen emotionale Störungen oder Störungen des Sozialverhaltens voraus?
28
Q

Enkopresis

Störungsrelevante Rahmenbedingungen?

A

Rolle des Sauberkeitstrainings: forciertes und strafendes Training kann das Kind dazu bringen, den Stuhl zurückzuhalten und eine Überlaufenkopresiszu entwickeln

Bewertung der Symptomatik durch Eltern und Reaktionen des Kindes

psychiatrische Störungen insbesondere der Eltern (Zwangsstörungen, substanzbedingte Störungen, schizophrene Psychosen) sollten ausgeschlossen werden

abgeklärt werden müssen auch die Wohnverhältnisse (Erreichbarkeit der Toilette, altersangemessene Toilette, ausreichende Beleuchtung und Heizung)

29
Q

Enkopresis

Überblick Diagnostische Werkzeuge

A

apparative, Labor- und Testdiagnostik

vor Beginn der Behandlung:

  • testpsychologische Diagnostik (kognitives Leistungsvermögen, ▪Entwicklungsrückstände)

wenn nach 2 Monaten konsequenter Therapie keine Verbesserung der Symptomatik:

  • abdominelle Sonographie
    • Rektum: Dilatationen sowie retrovesikale Kompressionen
    • Verlauf einer Laxantientherapie
    • Enuresis: funktionelle Blasenparameter wie Blasenwanddicke und Resturinmengen
  • wenn keine pathologischen Befunde in der Sonographie
  • Perfusionsmanometrie: Sphinkterkoordination, sensible Perzeption, Ruhetonus des Sphinkters und die aktive Reserve (der maximal mögliche Sphinkterdruck)

wenn nach 4 Monaten konsequenter Therapie keine Verbesserung der Symptomatik

  • kernspintomographische Untersuchung des Beckenbodens:
  • Rektumerweiterung
  • Ausdehnung des Rektum-Sigma-Winkels
  • Verkürzungen der Musculisphincteriinterniet externi
  • Verdickung der Harnblasenwand bei ausgeprägter Rektumdilatation(Komorbidität Enuresis)
30
Q

Enkopresis

Differentialdiagnostik

A
  • Analfissuren sind gekennzeichnet durch blutige Auflagerungen, harten Stuhl und Schmerzen bei Obstipation
  • Anfallsleiden
  • geistige Behinderung
  • Zwangsstörung
  • Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS)
  • spezifische Phobien
  • akute Belastungsreaktion
  • schizophrene Psychose
31
Q

Enkopresis

Weitere Symptome oder Belastungen?

A
  • Bestehen umschriebene Entwicklungsstörungen?
  • kognitive Leistungsfähigkeit hat Relevanz für Diagnostik und Therapie (Einsatz angemessener, vom Kind überschaubarer therapeutischer Hilfen)
  • Einkoten allein durch eine organische Erkrankung bedingt oder ist eine solche Erkrankung nur Auslöser dafür?
  • Bestehen psychosoziale Belastungen (chronische Streitbeziehungen zwischen den Eltern, psychiatrische Störungen bei Familienmitgliedern)?
  • Reichen die elterliche Kompetenz, ihre Bereitschaft zu einer vertrauensvollen Zusammenarbeit und ihre Möglichkeiten, die empfohlenen therapeutischen Maßnahmen auch zu Hause durchzuführen, aus, um den Therapieerfolg zu gewährleisten?
32
Q

Enkopresis

Epidemiologie

A

Prävalenz

1,5% -3% (Enkopresisim Alter von 7 Jahren) (u.a. v. Gontard, 2007)

Geschlechterverhältnis: 3,4:1 (m:w; Schmid-Boß, 2005).

Erkrankungsgipfel: 10-11 Jahre (v. Gontard, 2004)

33
Q

Enkopresis

Ätiologie - Risikofaktoren

A

Risikofaktoren im Kleinkindalter

  • einfache Verstopfung
  • frühe Dickdarmträgheit
  • Essprobleme
  • übermäßige Aufforderung der Eltern ( z.B beim Stuhlgang)
  • medizinische Zwangsmaßnahmen
  • psychosozialer Stress während der Sauberkeitserziehung
  • übermäßig strenge oder zu nachgiebige Sauberkeits-erziehung
  • schwer nachvollziehbare Furcht vor dem Toilettengang
  • schmerzhafter oder schwieriger Stuhlgang

Risikofaktoren im Grundschulalter

  • meiden der Toiletten in der Schule
  • chronische oder akute Schleimhautentzündung des Magen-Darm-Traktes
  • Aufmerksamkeitsdefizite (mangelhafte Ausdauer bei der Aufgabenbearbeitung)
  • Essensunverträglichkeit (einschließlich Laktosemangel = Gedeihstörung)
  • psychosozialer Stress
34
Q

Enkopresis

Komorbidität

A
  • bei 25% Enuresis
  • Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) wegen der Aufmerksamkeitsstörung, auch Propriorezeption (unzureichende Wahrnehmung des Füllungsdrucks im Rektum)
  • Zwangsstörungen: Zurückhalten des Stuhls und konsekutives Kotschmieren wegen Ansteckungsängsten auf der Toilette
  • Angst vor der Toilette auch im Rahmen von schizophrenen Psychosen mit sehr frühem Krankheitsbeginn
  • retentive Form der Enkopresis: ▪ Störungen des Sozialverhaltens mit oppositionellem Verhalten + analer und urethraler externer Sphinkter = gemeinsame physiologische Einheit, so dass es bei der Retention von Stuhl auch zu einer Urinretention kommen kann
35
Q

Therapeutische Interventionen

ambulant & teil- bzw vollstationär

A

ambulante Therapie

monosymptomatische Form der Enkopresis mit geringer bis mäßiger emotionaler Symptomatik und guter Kooperation der Eltern und des Kindes

teil-bzw. vollstationäre Therapie

  • ausgeprägter Schweregrad, erhebliche psychiatrische Komorbidität und/oder eingeschränkten Ressourcen im familiären Milieu

ambulante Therapie nach drei Monaten kein Erfolg, dann auch bei weniger schwerwiegender Ausprägung teil-bzw. vollstationäre Therapie

  • bei Vorliegen einer ADHS diese gezielt behandeln, um Grundlage für eine wirksame Therapie der Enkopresis zu schaffen
  • auch bei Vorliegen einer Angst-und/oder Zwangsstörung
  • bei Sozialstörung, sollten sowohl die Enkopresis als auch die Sozialstörung parallel behandelt werden
  • bei Enuresis sollten ebenfalls beide Störungsbilder gleichzeitig therapeutisch angegangen werden
36
Q

Enkopresis

THerapeutische Interventionen

A

Medikation (Klistiere und Purgativa v. a. bei akuter Obstipation; Quellmittel; motilitätssteigernde Medikamente; sonstige Laxantien; Antidiarrhoika bei Inkontinenz)

ballaststoffreiche Diät

Verhaltenstherapie (Toilettentraining, Verstärkersystem, Ernährungsberatung, Schulung bzgl. hygienischer Maßnahmen, Übungen zur verbesserten Körperwahrnehmung)

Biofeedbackmethode (Kontraktionstraining der Sphinktermuskulatur, Sensibilitätstraining zur verbesserten Wahrnehmung der Stuhlfüllung im Rectum)

Psychotherapie (Spieltherapie, kindzentrierte Psychotherapie, Familientherapie, Training der elterlichen Erziehungskompetenz und Eltern-Kind-Interaktion)

37
Q

Enkopresis

Therapeutische Interventionen

kombiniertes VOrgehen

A

rein medikamentös-diätetische Behandlungsansätze oder ausschließlich psychotherapeutische Maßnahmen erbringen nach bisherigem Kenntnisstand in der Mehrzahl der Fälle keinen zufrieden stellenden Erfolg

prognostisch günstige Kombinationen sind:

  • Medikation/ballaststoffreiche Diät und Verhaltenstherapie
  • Medikation/ballaststoffreiche Diät und Biofeedbackmethode
38
Q

Enkopresis

Therpeutisches Vorgehen - Stufe 1

A
  • Reduktion der psychischen Belastung ▪
  • Entängstigung ▪ und Reduktion von Schuld- und Schamgefühlen bei Kindern und Eltern
  • Kind soll ein Gefühl dafür entwickeln, dass es an einer Krankheit leidet, die der ▪ unmittelbaren Willenskontrolle nicht zugänglich ist, die aber durch aktive Trainingsmaßnahmen beherrschbar werden kann
  • betroffene Kinder sollten im Laufe der Behandlung lernen, Verantwortung für sich ▪ selbst zu übernehmen und im Rahmen des therapeutischen Settings zunehmend eigenverantwortlich und selbstständig zu handeln, z.B. eigenverantwortliches Einhalten des Toilettentrainings, Auswaschen der verschmutzten Wäsche, hygienische Maßnahmen
39
Q

Enkopresis

Therpeutisches Vorgehen - Stufe 2

A
  • psychotherapeutische Maßnahmen, ggf. unterstützt durch die Gabe von Thymoleptika(trizyklischeSubstanzen: !Obstipation!)
  • verhaltenstherapeutisches Programm (“ToiletTraining”):
  • positives Besetzen der Situation (Lektüre darf mitgenommen werden)
  • kontingente Verstärkung des Einhaltens des Toilettentrainings (Lob, Zuwendung)
  • zusätzlicher Verstärkereinsatz, wenn Stuhl in die Toilette abgesetzt wird (gemeinsames Spiel, gemeinsame Tätigkeit)
  • abführende Maßnahmen (zunächst Natriummono-/dihydrogenphosphat-Klistier, z.B. PractoClyss®, wenn nicht ausreichend Golitely-Lösung); Volumenbelastung kann zur Einschränkung von Perzeption, Muskeldruck, Peristaltik und Koordination führen
40
Q

Enkopresis

Therpeutisches Vorgehen - Stufe 3

A
  • nach 6-8 Wochen Therapie kein Erfolg, zusätzliche Interventionen:
  • Intensivierung der Einzelpsychotherapie (Bewusstmachen von häufig ▪ vorkommenden gehemmt-aggressiven Impulsen, Vermittlung von adäquatem Lösungsverhalten bei Konflikten im Alltag)
  • Intensivierung des Elterntrainings (Korrektur in der pädagogischen und ▪ emotionalen Beziehung zum Kind, Stärkung der Möglichkeit der Eltern, die therapeutischen Maßnahmen zu unterstützen)
  • Beckenbodengymnastik auf neurophysiologischer Grundlage zur Erhöhung der ▪ Sensibilität des Kindes für körperliche Vorgänge und Besserung der muskulären Koordination.
41
Q

Enkopresis

Therpeutisches Vorgehen - Stufe 4 + 5

A

Stufe 4

  • nach weiteren 4 -6 Wochen keine Verbesserung der Symptomatik:
  • ergänzend übende Verfahren, z.T. mittels Feedback:
  • Perzeptionstraining zur Verbesserung der Reizwahrnehmung, Koordinationsübungen zum Erlernen der Relaxation des Sphinkter externus, Steigerung der Kontraktionskraft und der aktiven Erschlaffung
  • liegen sphinktermanometrischgesicherte erniedrigte Druckwerte vor, kann Elektrostimulation hilfreich sein (z.B. Prosper 2000®)

Stufe 5

  • teilstationäre oder vollstationäre Therapie
42
Q

Enkopresis

Verlauf und Prognose

A
  • Enkopresis ▪ häufig als Indikator einer schweren psychischen Störung
  • bei nichtbehandelter ▪ Enkopresis im weiteren Entwicklungsverlauf mit Auffälligkeiten im Erleben und Verhalten zu rechnen (Haug-Schnabel, 2006)
  • Symptom nach dem ▪ 11. Lebensjahr rückläufig
  • in der Adoleszenz i.d.R. fast ▪ vollstä ndig verschwunden
  • Spontanremissionsrate ca. ▪ 28%/Jahr