Entwicklungspsychologie des Vor- und Grundschulalters Flashcards
Was ist nach Selman entscheidender Faktor in der sozialen Entwicklung?
Selman postuliert als entscheidenden Faktor in
der sozialen Entwicklung die Fähigkeit zur Perspektivenübernahme
Jüngere Kinder kennzeichnen sich durch
egozentrisches Verhalten, Ältere integrieren verschiedenere Perspektiven
Was beschreibt die Phase 0 in der Perspektivenübernahme?
Egozentrische Perspektive 3-6 Jahre Kein Bewusstsein darüber, dass es andere Perspektiven und Wünsche als die eigenen geben kann
Was beschreibt die Phase 1 in der Perspektivenübernahme?
Sozialinformationale
Rollenübernahme
6-8
Jahre
Bewusstsein unterschiedlicher Perspektiven, die
aufgrund unterschiedlicher Situationen oder
Informationen der Beteiligten entstehen
Was beschreibt die Phase 2 in der Perspektivenübernahme?
Selbstreflektive
Rollenübernahme
8-10
Jahre
Bewusstsein, dass jeder über die eigene und fremde
Perspektiven nachdenken kann und dass dies die
gegenseitige Wahrnehmung beeinflusst
Was beschreibt die Phase 3 in der Perspektivenübernahme?
Wechselseitige
Rollenübernahme
10-12
Jahre
Fähigkeit, aus einer Zwei-Personen-Dyade
herauszutreten und deren Perspektiven aus der Sicht
einer dritten wahrzunehmen und zu beurteilen
Was beschreibt die Phase 4 in der Perspektivenübernahme?
Rollenübernahme
im Rahmen eines
sozialen Systems
Ab 12
Jahre
Erkenntnis, dass eine gegenseitige
Perspektivübernahme nicht immer zu einem völligen
Verständnis führt und dass als Konsequenz soziale
Konventionen zur Regelung des Zusammenlebens
notwendig sind
Was ist die visuelle, kognitive und emotionale Perspektivenübernahme?
Visuell: was ein anderer sieht (mit 2 Jahren), wie ein anderer sieht (nach dem 3. oder 4.
Lebensjahr) Drei-Berge-Versuch
Kognitiv: das eigene Wissen wird nicht dem anderen unterstellt
(z. B. False-belief-Aufgabe) (zwischen 3 und 5 Jahren)
Emotional: Gefühle werden nicht nachempfunden (Empathie), sondern gedanklich
erschlossen (zwischen 3 und 5 Jahren)
Wie entsteht Perspektivenübernahme?
Simulationstheorie: unmittelbarer Zugang nach Innen, per Simulation ist die Perspektive
des anderen möglich
Lernen in dyadischen Beziehungen: Affektspiegelung, Affektregulation, Bindung,
Mentalisierung und Theory of Mind
Lernen über Identifizierungen in triadischen Situationen: Triangulierung
Woran ist die Entwicklung des Selbst in frühen Beziehungen gebunden?
Affektregulation
WIe entwickeln Kinder sekundäre innere Repräsentationen?
DUrch kontingente und markierte Spiegelung einer nahen Bindungsperson
Wie kann die Bildung einer kohärenten Selbstrepräsentanz gefördert werden?
Durch phasenadäquates Spiegeln primärer Affekte des Kindes. Dadurch entsteht auch die Fähigkeit Affekte und mentale Zustände zuzuordnen und zu regulieren.
Was bedeutet Markiertes Spiegeln?
Verfremdete Widerspiegelung verdeutlicht, dass es sich nicht um einen eigene Affekt der
Bindungsperson handelt
Welche Spiele gibt es in den ersten Lebensmonaten?
Spielen in zweiersituation, erkunden des Gesichts anderer –> Förderung von triangulierung und mentalisierung
„Einstimmung“ der Bezugsperson
Rhythmus und transmodale Übersetzung
Spiel als Lernen basaler Muster
Gemeinsamkeit erleben in Bezug auf etwas Drittes - „Zeigen“ und das Teilen von Gefühlen
„Markieren“ – Kontext und Teilen eines Bedeutungsraumes „als ob“ Modus
Affektregulation durch kongruente und markierte Spiegelung
Was reduziert den negativen Affekt?
Kontingenzentdeckung durch den Säugling
Containment durch die Bezugsperson
Zunehmender repräsentationaler Zugriff auf den Affekt und das Selbst (Grundlage der
Affekt- und Selbstregulation)
Folgen nicht markierter Spiegelung?
z.B Trauer - Trauer
Die realistische Version verstärkt den Affekt des Kindes (Mini-Traumatisierung)
Ohne Markierung wird der Affekt der Bezugsperson zugeschrieben und nicht dem eigenen
Selbst
Keine Entwicklung einer inneren Steuerungsstruktur
Langfristig Defizite in der Affektkontrolle und Selbstwahrnehmung
Markierte aber inkongruierte Spiegelung? Folgen?
z.B. Trauer - Wut
Affekt wird seitens der Bezugsperson missinterpretiert
Aufgrund der Markierung erfolgt eine referentielle Entkoppelung und der Säugling schreibt
sich den Affekt selbst zu.
Verzerrte Selbstrepräsentanzen
Langfristig die Entwicklung eines „falschen Selbst“ (Winnicott, 1960)
Keine Affektspiegelung - Dissoziiert
Folgen?
Folgen fehlender Spiegelung
Dissoziiertes (in etwa: „unbeteiligtes“) oder angsterregendes Verhalten der Bezugsperson
Kind lernt, dass es sicherer ist, keine Affekte zu zeigen. Eigene Affekte sind
Gefahrensignale, weil es riskiert, allein gelassen zu werden. Kind dissoziiert selbst
Kein innerer Zugang zu den eigenen Affekten
Verinnerlicht das Bild ein „monströses“, nicht liebenswertes Wesen zu sein
Was ist Bindung?
Definition:
Bindung ist eine enge soziale Beziehung zu bestimmten Personen, die Schutz oder
Unterstützung bieten können
Grundlage: Bindungsverhaltenssystem, das bei Furcht, Kummer, Krankheit, Erschöpfung
oder Verunsicherung ausgelöst wird
Im Verhalten zeigt sich das aktivierte Bindungssystem als Aufsuchen von Körperkontakt
oder gezielte Kommunikation
Bindung dient nicht der Befriedigung anderer Triebe (z. B. Nahrung, Sex), sondern ist Ziel an
sich