Chapter 10: Prozesskostenrechnung Flashcards
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Q
Warum Prozesskostenrechnung?
A
Mängel der „traditionellen“ Kostenrechnung:
- Zuschlagssätze viel zu grob, teils in Höhe von 1000%
- Verrechnung der überwiegend fixen Gemeinkosten meist auf Einzelkostenbasis
- Weitgehend fehlender strategischer Bezug, d.h. keine Grundlage für langfristige Entscheidungen bzw. Entscheidungsrechnungen
Die Notwendigkeit der Weiterentwicklung der traditionellen Kostenrechnungssysteme ergab sich vor allem aus den folgenden Gründen:
- Starkes Anwachsen des Gemeinkostenanteils an den Gesamtkosten
- Zunehmende Heterogenität des Fertigungsprogramms
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Q
Grundlegende Merkmale und Abgrenzung
A
- Die Prozesskostenrechnung ist eine Variation der Bezugsgrößenkalkulation, bei der den Gemeinkosten verschiedenen Prozesse zugeordnet werden.
- Hier erfolgt zu großen Teilen die Verrechnung fixer Gemeinkosten
- Aufgrund der Verrechnung fixer Kostenbestandteile bezeichnet man die Prozesskostenrechnung auch als modernes Vollkostenrechnungssystem
- Die Prozesskostenrechnung lässt sich als Ist- und Plankostenrechnung durchführen.
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Q
Schritte der Prozesskostenrechnung: Überblick
A
- Identifikation der Prozesse
- Tätigkeitsanalyse zur Identifizierung der repetitiven Teilprozesse
- Zuordnung der Kosten
- Zuordnung der Gemeinkosten je Kostenstelle zu den Teilprozessen
- Ermittlung der Kostentreiber
- Klassifizierung der Teilprozesse in leistungsmengen- induzierte und -neutrale Prozesse
- Ermittlung der Prozesskostensätze
- Berechnung der leistungsmengen-induzierten und - neutralen Prozesskostensätze
- Zusammenfassung der Hauptprozesse
- Kosten der Teilprozesse der Kostenstellen werden den Hauptprozessen zugerechnet
- Kostenverrechnung
- Kosten der Hauptprozesse werden auf Produkte / Varianten verrechnet
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Q
Schritt 1: Identifizierung der Prozesse
A
- Grundgedanke ist eine aktivitäts- oder prozessorientierte Kostenverrechnung
- Dabei orientiert man sich an den Tätigkeiten im Unternehmen, die zu Aktivitäten aggregiert werden.
- Beispiele: Bestellung, Bezahlung, etc.
- Später wird aus einer Kette von Aktivitäten der Leistungserstellung ein Prozess
- Mittels einer Tätigkeitsanalyse wird für jede Kostenstelle ermittelt, welche Teilprozesse bzw. Tätigkeiten innerhalb der Kostenstelle durchgeführt werden
- Tätigkeitsanalyse führt zur Zusammenfassung der Teilprozesse aller Kostenstellen in eine Prozessliste
- Unterteilung der Teilprozesse in:
- repetitive Teilprozesse
Bei repetitiven Aktivitäten handelt es sich um identische, immer wiederkehrende Tätigkeiten, z.B. Warenannahme, Buchungen - nicht repetitive Teilprozesse
Nicht repetitive Aktivitäten sind eher einmalige, dispositive oder kreative Tätigkeiten, z.B. Werbung, Forschung und Entwicklung, Führung
- repetitive Teilprozesse
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Q
Schritt 2: Zuordnung von Kosten
A
- Nach der Identifizierung der repetitiven und nicht repetitiven Prozesse werden den repetitiven Prozessen Kosten zugeordnet
- Anders als in der traditionellen (Voll-)Kostenrechnung, liegt der Fokus der Prozesskostenrechnung dabei nur auf den Gemeinkosten.
- Zuordnung der Gemeinkosten in der Kostenstellenrechnung erfolgt nach der
-
direkten Methode (analytisch)
Bei der direkten Methode werden sämtliche Gemeinkosten einer Kostenstelle untersucht und den einzelnen Prozessen zugerechnet (sehr kostspielig) -
indirekten Methode
Bei der indirekten Methode werden Schlüsselungen gesucht, nach denen die Kostenverteilung erfolgen können, z.B. Zeitgrößen, Lohnkosten
-
direkten Methode (analytisch)
6
Q
Schritt 3: Ermittlung der Kostentreiber
A
- Zur Ermittlung der Kostentreiber ist eine Klassifizierung der Prozesse in leistungs- mengeninduzierte (lmi) und leistungsmengenneutrale (lmn) Prozesse vorzunehmen.
- Die Gemeinkosten, die durch lmi-Prozesse entstehen, sind vom Leistungsvolumen bzw. der Beschäftigung der Kostenstelle abhängig (nicht zwingend proportional), z.B. Erstellung von Versandpapieren.
- Die Gemeinkosten der lmn-Prozesse sind unabhängig vom Leistungsvolumen der Kostenstelle, z.B. Abteilungsleitung.
- Jedem lmi-Prozess wird ein Kostentreiber bzw. Cost Driver zugeordnet, selbst dann, wenn heterogene Kostenverursachungen bestehen
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Q
Schritt 4: Ermittlung der Prozesskostensätze
A
Ein Prozesskostensatz lässt sich wie folgt bestimmen:
Prozesskostensatz = Prozesskosten / Prozessmenge
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Q
Schritt 5: Zusammenfassung zu Hauptprozessen
A
- Die Teilprozesse der einzelnen Kostenstellen werden kostenstellenübergreifend zu Hauptprozessen zusammengefasst
- Zusammenfassung der Prozesse, die denselben Kostentreiber besitzen oder in einem festen Verhältnis zueinander stehen durch Addition der Prozesskostensätze – keine Genauigkeitsverluste
- Alle übrigen Zusammenfassungen verursachen Ungenauigkeit der Hauptprozesskostensätze
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Q
Schritt 6: Kostenverrechnung
A
10
Q
Einsatzmöglichkeiten
A
- Wesentlichste Anwendungsmöglichkeiten
- Gemeinkostenmanagement
- Strategische Kalkulation
- Kundenprofitabilitätsanalyse
- Unterstützung des Produktdesigns (-> Target Costing)
- Gemeinkostenmanagement
- Prozesskosten als Ausgangspunkt für Rationalisierungsmaßnahmen
- Einschränkung nicht werterhöhender Prozesse setzt typischerweise an Kostentreibern an
- Fremdbezug von Prozessen
- Eignung problematisch für
- kurzfristige Entscheidungen Abweichungsanalysen
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Q
Beurteilung
A
- Generell hohe Akzeptanz in der unternehmerischen Praxis, wegen gleichzeitig hoher Komplexität bzw. einem hohen Implementierungsaufwand aber kaum verbreitet
- Eignung für längerfristige Entscheidungen, d.h. strategische Unterstützung der Gestaltung von Prozessen, Entscheidungen über die Varianten bzw. Variantenzahl von Produkten; aber: Fehlen von Erfolgspotenzialen
- Hinweis auf andere Cost Drivers (Kosteneinflussgrößen), verglichen mit der GPKR
- Parallelen zur GPKR:
- Prozess- bzw. Maßgröße = Bezugsgröße
- Prozessmenge bzw. -volumen = Planbezugsgröße
- Neue Elemente im Vergleich zur GPKR:
- Prozessorientierung = (Kosten-)Stellen- und Bezugsgrößenorientierung
- Vollkostenrechnung mit all ihren Vorteilen, aber auch Nachteilen; Kritik richtet sich dabei vor allem gegen die (proportionale) Schlüsselung der Gemeinkosten
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Q
A