Bildungspsychologie: Genderdifferenzen erklären und verändern Flashcards
Was ist die Ausgangslage bei der Frage nach Genderdifferenzen im BIldungsbreich?
Formal haben Mädchen und Knaben die gleichen Möglichkeiten ihre Potentiale zu entwickeln
In vielen Bereichen finden sich jedoch Benachteiligungen für beide Geschlechter, die nicht durch Fähigkeitsunterschiede erklärbar sind
Pisa 2006:
Mädchen besser beim Lesen
Jungen besser in Mathematik
Jungen besser in Naturwissenschaften
Wovon geht der biologische Erklärungsansatz bei Genderdifferenzen aus?
Chromosomale Unterschiede und hormonelle Differenzen
Wovon gehen kognitive Ansätze bei Genderdifferenzen aus?
Entwicklung von Geschlechtsidentität und
Geschlechtsschemata (Bem, 1981; Martin & Havelson,
1981), die die Informationsverarbeitung lenken und das
Verhalten steuern
Was fand Trautner, 2002 zur Entwicklung der Geschlechtsidentität bei Kindern heraus?
Rigide Geschlechtsstereotype (ab ca. 3 Jahren)
Entwicklung flexiblerer Geschlechtsstereotype (7-11 Jahre)
=> Existenz von Gemeinsamkeiten zwischen
beiden Geschlechtern
=> geschlechtsstereotype Merkmale variieren
auch innerhalb eines Geschlechts
Flexibilisierung wird durch eine starke soziale Betonung der Geschlechterdifferenzen verlangsamt
Wie erklären sozialisationstheoretische Ansätze die Geschlechtsunterschiede?
a) Differentielle Erwartung: Eltern und Lehrkräfte
b) Differentielle Bekräftigung:
Lob und Bestrafung
Bekräftigung von Spielaktivitäten
Bekräftigungseffekte durch Beobachtung von Modellen (real, medial)
Was sind Stereotype?
sozial geteilte Überzeugungen über Personenmerkmale
und/oder Verhaltensweisen einer Gruppe
Was versteht man unter Stereotype Threat?
Zustand der auftritt, wenn Personen vor der Bearbeitung eines (meist kognitiven) Tests mit einem negativen Leistungsstereotyp konfrontiert werden, das ihre
eigene Gruppe betrifft. Personen erleben ein Gefühl der Bedrohung, wenn sie sich in einer Situation befinden, in der sie befürchten…
a) auf Basis von negativen Stereotypen beurteilt zu werden bzw.
b) durch ihr eigenes Verhalten negative Stereotype bezüglich ihrer Gruppe in unbeabsichtigter Weise zu bestätigen.
Gefühl der Bedrohung durch negative Stereotype wird als „Stereotype Threat“ bezeichnet -> Konsequenzen für Leistung und Motivation von Personen
Was zeigte eine Studie von Keller & Dauenheimer, 2003
zum Stereotypethreat?
Nur unter der Bedingung des Stereotypethreat also die Info: Frauen schneiden bei diesem Test schlechter durch, waren Frauen schlechter, wenn vorher gesagt wurde es gäbe bei diesem Test keine Unterschiede waren Männder und Frauen gleich gut
Was ist das Aktiotopmodell von Ziegler, Heller, Schober, & Dresel, 2006?
Handlungsmodell zur systematischen Beschreibung des
Zusammen-wirkens von psychologischen Faktoren unter
Einbeziehung der Umwelt.
Das Aktiotop ist ein systhemischer Ansatz zur Erklärung von Handlungen, der die Umwelt und die Person umfasst.
Handlungen und deren Entwicklungen in einer spezifischen Domäne stehen dabei im Vordergrund.
> Ähnlichkeit zum Biotop (=Lebensraum).
Aktiotop-Modell entwickelt zu Erklärung von Geschlechtsunterschieden.
Was ist beim Aktiotopmodell auf Personenebene von Bedeutung?
Subjektiver Handlungsspielraum, Aktuelles Handlungsrepertoire, Ziele
Bei der Erforschung des subjektiven Handlungsspielraum
(Ist-Stand-Analyse LLL (Spiel & Schober, 2003)) kamen welche Ergebnisse raus?
Erfolgserwartung: jungen haben höhere Werte
Wertschätzung (Interesse): Mädchen haben höhere Werte
Attributionen (Fähigkeitsattribution bei Erfolg vs. Misserfolg): Unterschiede zu Ungunsten der Mädchen – bei besseren Noten der Mädchen
Was ist das Imposter-Phänomen?
Beobachtung von Clance und Imes (1978):
Intelligente und erfolgreiche Klientinnen zweifeln ihre Erfolge an, da sie ihre Leistungen nicht ihren intellektuellen Fähigkeiten zuschreiben. Haben das Gefühl, ihre Position nicht zu verdienen und Angst entlarvt zu werden.
Zwar ursprünglich als weibliches Phänomen konzipiert gibt es auch Studien die keine Unterschiede zwischen Männern und Frauen finden.
Was fand man zu Geschlechtsbezogene Erwartungsmuster bei Lehrpersonen z.B. im Fach
Physik (Heller, Finsterwald & Ziegler, 2001)?
30% der Lehrkräfte hielten Jungen für begabter in Physik als Mädchen, aber
keine Lehrkraft hielt Mädchen für begabter als Jungen
=> Mädchen: fähiger soziale Berufe auszuüben,
=>Jungen: fähiger naturwissenschaftliche Berufe auszuüben
Was fand man zu Geschlechtsrollentypische Zuschreibungen (Faulstich-Wieland, 2004)?
Lernen von Jungen: produktiv und praktisch
=> größere Vorerfahrung (Begabung)
Lernen von Mädchen: adaptiv, rezeptiv
=> Fleiß, Sorgfalt
Kerr, 2000; Zorman & David, 2000:
Mädchen werden im allgemeinen eher für Fleiß gelobt, Jungen für Begabung
Was zeigte eine Metaanalyse von 32 empirischen Studien (Jones & Dindia, 2004)
- Von Lehrkräften initiierte Interaktionen (allgemein):
Jungen > Mädchen - Von Lehrkräften initiierte negative Interaktionen (Tadel):
Jungen > Mädchen - Von Lehrkräften initiierte positive Interaktionen (Lob):
Jungen = Mädchen
Studien 1970 – 2000:
keine signifikante Veränderung der Interaktionsmuster über die Zeit!