Aufmerksamkeit Flashcards
Was ist Aufmerksamkeit?
Aufmerksamkeit ist die Zuweisung von (beschränkten) Bewusstseinsressourcen auf Bewusstseinsinhalte, beispielsweise auf Wahrnehmungen der Umwelt oder des eigenen Verhaltens und Handelns, sowie Gedanken und Gefühle.
–>Selektion von perzeptueller Information zur Verhaltenssteuerung
(Bleuler 1916/1983)
Klassische Aufmerksamkeitsparadigmen
- Dichotisches Hören (Cherry, 1953)
- Split-Span Paradigma (Broadbent, 1954)
- Psychologische Refraktärperiode (Welford,1952)
–> führten zur Filtertheorie der Aufmerksamkeit von Broadbent (1958)
Cocktailparty-effekt (Cherry, 1953)
- Bedeutung der anderen Nachricht, Wechsel der Sprache können nicht wiedergegeben werden
- Bemerkt wird Wechsel der Geschlechtsstimme & Beep-Ton

Split-Span Paradigma (Broadbent, 1954)
- Simultanes hören von Ziffernpaare
- unterschiedliche Ziffernpaare: 5-2, 6-4, 3-
- Aufgabe:MöglichstvollständigeReproduktion der Ziffern
-
Ergebnis: Wiedergabe erfolgt i.d.R. Nach Ohr also z.B.
- 6-5-3 oder
- 2-4-9

Psychologische Refraktärperiode (PRP), (Welford,1952)
Ein auf einen Reiz unmittelbar folgender zweiter Reiz wird in seiner Verarbeitung durch den ersten Reiz solange gestört, bis dessen Verarbeitung abgeschlossen ist
–>Beschränkte Informationsverarbeitungskapazität durch serielle Verarbeitung

Broadbent’s Filtertheorie der Aufmerksamkeit
–> Limitierte Kapazität zur Verarbeitung der angekommenen Reize zum Schutze der Überbeastung

Wie funktioniert die Filtertheorie?
- Frühe Selektion (erfolgt auf der Basis physikalischer Reizmerkmale, wie z.B. Ort)
- Alles-oder-nichts-Prinzip der Weiterleitung
- Einkanalhypothese (serielle, kapazitätslimitierte Verarbeitung)
- Multiplexing (rasches Umschalten bei Teilung der Aufmerksamkeit)
Probleme der Filtertheorie
- Eindringen von unbeachtetem Input (z.B. eigener Name)
- Information aus ignoriertem Kanal beeinflusst Interpretation von Info
- Übung, kann das Entdecken von kritischer Information im ignorierten Kanal steigern
Alternativerklärung der Filtertheorie
–> Alle Information wird bis zu einem gewissen Grad der Verarbeitung zugänglich gemacht
Treisman’s Attentuation (Dämpfungs-) theorie der Aufmerksamkeit
- Weiterleitung der Information aus ignoriertem Kanal in abgeschwächter Form
- Mehr-oder-weniger-Prinzip
- Ort der Selektion (relativ früh) ist flexibel und hängt von der verfügbaren Verarbeitungskapazität ab

Deutsch und Deutsch Theorie der späten Selektion
- Volle Analyse aller Eingangsreize
- Selektion erfolgt spät, nämlich nahe an der Reaktion
- Weiterverarbeitung nur von Reizen, die für die momentane Aufgabe wichtig sind
- Erfordert effizienten Prozessor, der nicht mehr seriell arbeiten kann (parallele Verarbeitung)

Was ist Aufmerksamkeit jetzt?
- Aufmerksamkeit auf das was wichtig ist
- Ausmerksamkeitsfokus
2 Arten der Informationsverarbeitung:
- Automatische Aufmerksamkeit
- Intentionale Aufmerksamkeit
Formen der visuellen Aufmerksamkeit - Overt
–> Augen wandern an den neu zu beachtenden Ort (reflexive oder kontrollierte Augenbewegungen)
Formen der visuellen Aufmerksamkeit- Convert
–> Augen fixiert und Aufmerksamkeit wandert ohne Augen zu bewegen
Automatische (Unterbewusste) Aufmerksamkeit
- Exogener Prozess
- Bei dieser Form läuft die selektive Aufmerksamkeit schnell ab
- verbraucht keine Ressourcen
- kann nicht vermieden werden
Bsp. Höre meinen Namen aus der Masse raus, obwohl ich sonst nichts verstehe
Intentionale (Konrtolliert) Aufmerksamkeit
- EndogenerProzess
- wir richten unsere selektive Aufmerksamkeit bewusst auf etwas
- verbraucht Ressourcen unseres Gehirns und steht deswegen in Konkurrenz zu anderen Reizen
Bsp. Blende bewusst laute Stimmen aus, um mich auf meinen gegenüber zu konzentrieren
Aufmerksamkeitsansätze
- Ortsbasierte Aufmerksamkeit (z.B. Eriksen & Posner, 1980)
- Objektbasierte Aufmerksamkeit (z.B. Tipper & Duncan, 1984)
- Dimensionsbasierte Aufmerksamkeit (z.B. Allport, 1971, Treisman & Müller)
Aufmerksamkeitsansätze- Ortbasierte Aufmerksamkeit
- visuelle Aufmerksamkeit nur auf einen bestimmten Ort mit definierter Größe beschränkt ist.
- Die Aufmerksamkeit, “Spotlight”, kann willkürlich oder unwillkürlich verschoben werden.
- Reize innerhalb des Spotlights schneller und gründlicher verarbeitet werden, als Reize außerhalb des Spotlights.
Aufmerksamkeitsansätze- Ortbasierte Aufmerksamkeit
-Flankierreiz-Paradigma nach Erikson und Erikson
- Stimulusreihe: z.B. AAXAA
- Aufgabe: Reagiere auf den zentralen
Stimulus…Reiz-Reaktions-Zuordnung:
* „ A oder X → linker Zeigefinger * B oder Y → rechter Zeigefinger
–> Befund: Interferenz inkompatibler (B und B)Flankierreize
Ortsbasierte Aufmerksamkeit- Posner-Paradigma Ergebnisse
- Reaktionszeitgewinne für valide Durchgänge, weil der Hinweisreiz die Versuchsperson dazu veranlasst, ihre ortsbezogene Aufmerksamkeit auf den angezeigten Ort zu richten.
- Im Gegensatz dazu entstanden verlängerte Reaktionszeiten (Reaktionszeitverluste, Kosten)

- Objekt-basierte Aufmerksamkeit (Duncan, 1984)
–>Aufmerksamkeit wird nicht auf Orte im visuellen Feld gerichtet, sondern auf Objekte an diesen Orten
Befund: Nur ein Objekt kann beachtet werden, selbst wenn beide Objekte 1° nicht überschreiten (kleinster Winkel, Eriksen & Eriksen), d.h. keine ortsbezogene Limitierung

- dimensions-basierte Aufmerksamkeit
- Selektive Verarbeitung bzw. “Gewichtung” von Objektdimensionen (z.B. Orientierung, Farbe, Bewegung)
- Limitierter Gesamtbetrag an Gewicht, das den Dimensionen eines oder mehrerer Objekte zugewiesen werden kann
Visuelle Suche
a. ) Pop Out des roten O= leichte Suche –> keine Aufmerksamkeit notwendig (Preattentive mechanism)
b. )Kein Pop-Out des roten O= schwierige serielle Suche
–> Aufmerksamkeit notwendig (spotlight von Stimulus zu Stimulus

- dimensions-basierte Aufmerksamkeit nach Found and Müller
- Merkmals- versus Dimensions wiederholung in der “pop-out”-Suche
- 2 Farb-Zielreize
- 2 Orientierungs-Zielreize

Rückkopplung auf das “Gorilla”-Beispiel
“inattentional blindness”:
- eine durch Unaufmerksamkeit verursachte “Blindheit”
“attentional capture”:
- Inbeschlagnahme (“Kaperung”) der Aufmerksamkeit durch saliente, aber aufgabenirrelevante Signale
Negative Konsequenzen selektiver Aufmerksamkeit
- Unaufmerksamkeitsblindheit (“inattentional blindness”)
- Veränderungsblindheit (“change blindness”)
- Aufmerksamkeitsblinzeln (“attentional blink”)
Schlussfolgerungen
- Bei unserem introspektiven Eindruck einer vollständig und detailliert wahrgenommenen Umwelt handelt es sich um eine Illusion.
- Nur die Bestandteile der visuellen Umwelt werden bewusst repräsentiert, also “wahr genommen”, denen fokale Aufmerksamkeit zugewiesen wird.
- Ein Verständnis der attentionalen Begrenzungen unserer Wahrnehmung ist erforderlich, um intelligente Mensch-Maschine Systeme
- (z.B. Fahrerassistenzsysteme in Kraftfahrzeugen) zu entwickeln, die diesen Limitationen Rechnung tragen und so mithelfen, Unfälle zu vermeiden