Amarty Sen - Befähigungsansatz Flashcards
Amartya Sen
- Ökonom und Philosoph
- Hauptvertreter des Befähigungsansatzes
Zentrale Fragen:
- Was bedeutet Gerechtigkeit?
- Wie misst man ind. Freiheit und
Lebensqualität?
- Welche Bedingungen ermöglichen echte
Handlungs- und Verwirklichungschancen?
Sens Zielsetzung
- Gerechtigkeit verbessern, nicht
“perfektes” Modell einer gerechten Gesell.
entwerfen - Empgindungen von Ungerechtigkeiten
ernst nehmen, aber mit Vernunft prüfen - Unparteilichkeit wahren
–> Kein “Provinzialismus” (beschränkte
Sicht einzelner Gruppen) - Fokus auf Freiheit und Demokratie
- Menschen befähigen, ihre eigenen
Lebensziele zu verwirklichen
Vergleich zwei methodischer Ansätze
- Transzendentaler Institutionalismus
- Fokus: Idealbild einer vollkommen
gerechten Gesell.
- Vertreter: Hobbes, Locke, Rousseau, Kant,
Rawls
- Kritik: Unrealistische Perfektion, wenig praktische Umsetzung - Komparative Gerechtigkeitstheorie
- Fokus: Vergleich real existierender Gesell.
- Vertreter: Adam Smith, Condorcet,
Bentham, J.S. Mill, Marx
- Ziel: Gerechtigkeit schrittweise verbessern
statt unerreichbare Ideale zu formulieren
Grundbegriffe des Befähigungsansatzes
Functionings (Funktionsweisen):
- Tatsächliche Lebensumstände und
Tätigkeiten einer Person
- Beispiel: Gesund sein, ausreichend
Nahrung haben, Ausbildung genießen
Capabilities (Befähigungen):
- Möglichkeiten, bestimmte
Funktionsweisen zu erreichen
- Beispiel: Zugang zu Bildung bedeutet nicht
nur “die Schule existiert”, sondern auch,
dass jemand gesundheitlich, soz. und
finanziell in der Lage ist, sie zu nutzen
Unterschied zwischen Funktionsweisen und Befähigungen
Beispiel: Nahrung
- Person A fastet freiwillig
–> Hat die Wahl, zu essen oder nicht
- Person B hungert unfreiwillig
–> Hat keine Möglichkeit, Nahrung zu bekommen
Wichtig:
Nicht nur was Menschen tun (Functionings), sondern was sie tun könnten (Capabilities), zählt für Gerechtigkeit
Individuelle Freiheit und gesellschaftliche Einflussfaktoren
Pers. Merkmale:
Alter, Geschlecht, Gesundheitszustand
Soz. Umwelt:
Normen, Sitten, Bildungssystem
Natürliche Umwelt:
Klima, Geografie
Wirt. Ressourcen:
Einkommen, Infrastruktur
Beispiel Fahrradfahren
Ziel: Mobilität (Funktionsweise)
Erforderlich: Fahrrad (Ressource) + Fähigkeit zu fahren (Capability) + Infrastruktur (gesell. Faktor)
—> Folgerung:
Gleichheit bedeutet nicht nur gleiche Ressourcen, sondern gleiche Verwirklungschancen
Was bestimmt Lebensqualität?
- Nicht nur Einkommen oder
Wirt.wachstum - Fokus auf ind. Verwirklichungschancen
- Güter alleine reichen nicht:
(Beispiel: Bildung ist nutzlos, wenn jemand
keine Schule besuchen kann)
Entscheidend: Was kann eine Person tatsächlich aus ihrem Leben machen?
Bedeutung von Freiheit
- Freiheit ungleich Ressourcenbesitz,
sondern Handlungsfähigkeit - Eigenständige Wahl von Lebenszielen
- Befähigung als Schlüssel zur
Selbstbestimmung
Kritik: Positive Einschätzungen
- Vermeidet ökonomische Reduktion
–> Wirtschaft ist nicht allein entscheidend - Berücksichtigt individuelle Unterschiede
und Kontexte - Erkennt Wechselwirkungen zwischen
Wirt., Bildung und Demokratie - Detont Pluralismus und
Selbstbestimmung
Methodenkritik
- Theorie bleibt oft vage
- Keine klare Liste “wünschenswerter
Befähigungen” - Praktische Umsetzung schwierig: Wer
entscheidet, welche Befähigungen
gefördert werden?
Ressourcenknappheit und Prioritätenproblem
Welche Befähigungen sind vorrangig?
(Beispiel: Soll Bildung oder
Gesundheitsversorgung priorisiert
werden?)
Wie misst man Befähigungen objektiv?
Spannungen mit liberalen und libertären Positionen
Frage: Wer ist verantwortlich für die Bereitstellung von Ressourcen?
Implikation: Um Befähigungen zu garantieren, muss in Eigentumsrechte eingegriffen werden.
Kritik: Ist das mit ind. Freiheit vereinbar?
Zentrale Thesen
- Gerechtigkeit bedeutet nicht
Gleichverteilung von Ressourcen, sondern
gleiche Verwirklichungschancen - Fokus auf ind. Handlungsspielräume statt
auf starren Wohlfahrtsindikatoren - Entscheidend ist nicht nur, was Menschen
besitzen, sondern was sie tatsächlich tun
können