Abwehr & Widerstand Flashcards
Was ist Abwehr ?
= ein unbewusstes inneres Regulationssystem
= > eine Art Filter, mit dessen Hilfe intrapsychisch aufsteigende bedrohliche oder unangenehme Wünsche
und Affekte ganz oder teilweise vom Bewusstsein ferngehalten und an ihrer Realisierung in der Außenwelt gehindert werden können
- > das Abwehrsystem bedient sich der Abwehrmechanismen
Abwehr im Topografischen Modell & Drei-Instanzen-Modell
• Topografisches Modell: Abwehr richtet sich gegen das Bewusstwerden ängstigender unbewusster Triebansprüche („Abwehr“ und „Verdrängung“ synonym)
• Drei-Instanzen-Modell: Abwehr als Ich-Funktion; das Ich als Akteur, der Ängstigendes abwehrt
Identifizierung als Abwehmechanismus
= wirkt sich als Anklammerung aus, die z.B. vor einem Verlust schützen soll
- häufig bei hysterischen, depressiven und narzisstischen Pathologien
- Identifikation mit einzelnen Eigenschaften von jemandem, den man ablehnt,um Ablehnung nicht zu spüren
Identifikation mit Erwartungen anderer
= kann man als Unterwerfung bezeichnen
=> häufig bei narzisstischen Störungen zur Sicherung der Zuwendung von anderen
Identifizierung mit dem Aggressor
= Wendung vom Passiv erlittende Erfahrung ins Aktive als agressor
- > Identifizierung durchs direkte Spiegeln oder vorsätzliche Rollenübernahme
- > Identifizierung mit der Aggression durch Agieren der Aggression
- > Identifizierung mit der imponierenden Eigenschaft des Aggressors durch Übernahme der Attribute, die sie symbolisieren
Warum Regression als Abwehrmechanismus ?
= zur Vermeidung von Konflikten und Erfahrungen, die nicht verarbeitet werden können, wird das aktuelle Strukturniveau zugunsten früherer Erlebnisweisen aufgegeben
- Regression des Ich (Fühlen, Denken, kognitive Funktionen), der Bedürfnisse, der
Bedürfnisbefriedigung, der Objektbeziehungen und Objektverwendung sowie im
Hinblick auf körperliche Funktionen (Einnässen)
eine besondere Form ist die Ichregression
= reife Funktionsweisen des Ich werden zu Gunsten unreiferer aufgegeben
• Verdrängungsabwehr als relativ reife Ichleistung wird durch Spaltungsabwehr ersetzt
• bereits „desomatisierte“ Affekte werden wieder „resomatisiert“ (wieder mehr Körperlichekommunikation)
• Ichregression kann auch zum Realitätsverlust und zum Verlust des Selbstgefühls führen
• typisch für Entwicklungs- und Traumapathologie, psychosomatische Symptombildungen, kann im
Prinzip aber bei allen Störungen vorkommen
Verleugnung
= Realität wird zwar kognitiv wahrgenommen, aber nicht anerkannt
• je nach Ausmaß der Verleugnung spricht man von partieller und von totaler Verlegung. Verleugnung ist ein
unspezifischer, ubiquitärer Abwehrmechanismus, der auch als Copingmechanismus bei der Bewältigung
von Belastungen vorkommt
Gefühlsverdrängung
= die Gefühlsreaktionen, die mit Erlebnissen verbunden sind, werden durch Intellektualisierung, Rationalisierung oder Affektisolierung unbewusst gemacht
- > häufig bei zwanghaften und schizoiden Persönlichkeiten
• Intellektualisierung: Fähigkeit des Abstrahierens wird eingesetzt, um das eigene affektive Erleben oder
das Erleben anderer nicht (zu) bedrohlich stark werden zu lassen
• Rationalisierung: unbewusstes nachträgliches Umdeuten oder Hinzufügen von Motiven; man redet sich ein, dass das eigene Verhalten und Erleben einen verstandesmäßig guten Grund hat, um es so vor sich und anderen zu rechtfertigen
• Affektisolierung: Trennung von Erlebnis und Affekt; Gefühle bleiben ausgespart
Sublimierung
= eine negative Triebenergie oder verpönte Wünsche werden auf ein kulturell anerkanntes Ziel umgeleitet
• hierdurch werden sexuelle oder aggressive Triebe ersatzweise befriedigt
- z.B. jemand beginnt kunstvolle Holzschnitzereien ersatzweise für Lust, mit Messer zuzustechen
Reaktionsbildung
• häufig bei zwanghaften und depressiven Persönlichkeiten
• Beispiel: Ehefrau mit unbewusstem Todeswunsch ihrem Ehemann ggü. kontrolliert penibel das Essen aus Angst, beim Kochen versehentlich giftige Substanzen ins Essen gemischt zu haben
Verschiebung
= Verschiebung von Ängsten oder Aggressionen auf eine andere Person oder auf einen anderen Gegenstand
• typischer Abwehrmechanismus bei der Phobie
• Bsp. Brückenphobie
Was ist ein zentraler Unterschied zwischen reifer und unreifer Abwehrmechanismen ?
= Realitätswahrnehmung
Was passiert bei Konfliktpathologien ?
= ein „reifes“ Ich wird damit konfrontiert, dass die normgebenden Instanzen Über-Ich und Ich-Ideal sich gegen die Bewusstwerdung unbewusster Bedürfnisse
und Gefühle wehren
= > Höherstrukturierte Abwehr
- > Ergebnis: eine komplette Abwehr der verpönten Wünsche und unlustvollen Affekte oder eine inkomplette Abwehr unter Symptombildung (evtl. unter erträglicher Angstentwicklung) sein
- > Wichtig: zu einer Verzerrung der Realitätswahrnehmung kommt es nicht, lediglich zu Ich-Einschränkungen
Was passiert bei Entwicklungspathologien
= ich-strukturellen Störungen
= > könne Impulse nur unter Zuhilfenahme unreifer Abwehrmechanismen und um den Preis einer massiv verzerrten Realitätswahrnehmung in Schach halten
- > Das Scheitern der Abwehr wird durch eine Affektüberflutung angezeigt (eine massive Überflutung durch Ängste oder andere Affekte)
Was versteht man unter Interpersonelle Abwehrmechanismen ?
= die realen Beziehungspartner entweder so gewählt, dass sie die entsprechende Funktion in der Abwehrbildung
tatsächlich schon übernehmen, oder sie werden dazu gebracht, dies zu tun
- > Ein Patient kann unerträgliche Schuldgefühle und sucht sich in seinem Umfeld eine Person,
die ihn schlecht behandelt, oder aber, indem er andere Personen durch Provokationen dazu bringt, dass sie ihn schlecht behandeln um sich etwas von der Schuld zu entlasten
• Verdrängung
• Reaktionsbildung
• Affektisolierung
• Verschiebung
• Sublimierung
• Intellektualisierung
= Eher reifere (neurotische) intrapsychische Abwehr
• Spaltung
• Projektion
• Introjektion
• Idealisierung
• Entwertung
• Projektive Identifizierung
• Verleugnung
• Identifizierung mit dem Aggressor
• Wendung gegen das Selbst
• Altruistische Abtretung
= Eher unreife interpersonelle Abwehr
Was hat Melanie Klein für ein Verständnis der Projektion?
= Aus ihrem Verständnis der Projektion der Aggression in das primäre Objekt und der Re-Introjektion des „aggressiv aufgeladenen“ Objekts leitete sie ihr Verständnis der Entwicklung paranoider Ängste ab
• Angst vor dem anderen, in den die eigene Aggression hineingesehen wird
Wie versteht Melanie Klein unter Spaltung ?
= Abwehr auch zwischen subjektiven Erfahrungsbereichen, die miteinander nicht in Verbindung treten dürfen
- > Spaltungsabwehr dient dazu, die Überzeugung aufrechtzuerhalten, es gäbe ein ideales Objekt
• Überzeugung und das benötigte Objekt werden durch Spaltung geschützt
• „Wenn ich das Negative sehe, kann ich das Gute nicht mehr sehen“
Was benennt Otto Kernberg als zentraler
Abwehrmechanismus bei Persönlichkeitsstörungen ?
= Konzept der Spaltung
= > nicht möglich, gleichzeitig die guten und schlechten Seiten eines Objekts wahrzunehmen
- > heftige Aggression einerseits und – zu einem anderen Zeitpunkt – verschmelzende Liebe gegenüber demselben Objekt andererseits
- > Ängste vor der Totalität der Aggression (nur Schlechte)
- > Ängste vor der Sehnsucht nach Nähe (Verlust/neue Enttäuschung nicht ertragbar)
Systematische Sicht auf Projektive Identifikation
= bei der projektiven Identifikation werden da, wo die intrapsychische Abwehr versagt, unerträgliche und destruktive Repräsentanzen in den Anderen verlagert
= > um teile außerhalb des Selbst zu kontrollieren und zu bekämpfen
- > der andere wird nicht mehr nur durch Projektion verzerrt wahrgenommen, sondern auch entsprechend der negativ verzerrten Sicht „schlecht“ behandelt, sodass er nun seinerseits gereizt reagiert
→ Projektion ist sozusagen „wahr“ geworden
- > Nicht nur Abwehrmechanismus sondern auch Mechanismus der Kommunikation