9. Sitzung: Moral Conviction Flashcards
Die Autoren diskutieren zu Beginn ihres Reviews den Unterschied zwischen „essentialistischen“ und „subjektivistischen“ Ansätzen der Moralforschung. Was ist mit diesem Unterschied gemeint?
Essentialistisch= Moralität ist inhärente Eigenschaft bestimmter Sitautionen, Probleme, Einstellungen etc. Was ist moral concern, was nicht? –> feste Definition und Zuteilung, theoriegetrieben, top-down (Forscher: das halte ich für moralisch)
Subjektivistisch= sind moral concerns (moralische Sorge) überhaupt relevant für Situation?
Hat Person in bestimmter Situation moralische Überzeugung?
Ist eine Einstellung, die eine Person ggü. Einer Fragestellung hat die Reflektion seiner moralischen Überzeugungen Grad der Widerspiegelung von Moralität bottom up
Essentialistische Ansätze: Ansatz der moralischen Überzeugungen der den Teilnehmern erlaubt, den Grad zu definieren, in dem ihre Gedanken, Gefühle und Überzeugungen etwas Moralisches widerspiegeln. Eher ein Bottom-up Ansatz als Top-down.
Dass Menschen den Grad der Übereinstimmung ihrer Einstellungen mit ihren Kernüberzeugungen erfassen und angeben können.
Subjektivistische Ansätze: dass die Wahrnehmung von Moral eine Frage des Grades und nicht nur eine Frage der Art ist.
Durch Theorie des sozialen Bereiches und durch die Fähigkeit der Menschen zwischen Vorlieben, normativen Konventionen und moralischen Bedenken zu unterscheiden, haben Menschen Zugang zu moralischen Bedenken und darüber berichten zu können.
Benennen und beschreiben Sie die drei verschiedenen Einstellungsdomänen, welche in der “Domain Theory of Attitudes“ beschrieben werden.
- Präferenz: persönlicher Geschmack, ist subjektiv, Menschen sind sehr tolerant ggü. Anderen Präferenzen
- Konvetion: Normen, Regeln der Koordination, hängt von Autorität/Gruppe ab, eng definierte Grenzen (nicht inhärent schlecht, Beispiel: auf rechter Straßenseite fahren)
Werden als Konventionen anerkannt, aber kann man immer noch als falsch angesehen werden, normativ - Moralischer Imperativ: absolut/universell, faktisch, unabhängig von Autorität, mit Emotionen verbunden, motivierend, rechtfertigend, obligatorisch, Veränderungsresistent, intolerantPräferenz: Persönliche Vorlieben oder Geschmacksfragen, Subjektive Neigungen. Menschen sind sehr tolerant gegenüber anderen, deren Geschmack sich von ihrem eigenen unterscheidet.
Konvention: Konventionelle Einstellungen neigen dazu auf Normen zu beruhen oder was die Mitglieder der eigenen Gruppe zu glauben pflegen. Konventionelle Einstellungen können zwar dazu führen, dass Wahrnehmende Behauptungen über Recht und Unrecht aufstellen, aber sie würden bedeuten, dass es normativ falsch ist und nicht grundsätzlich falsch; die Handlung wäre nur schlecht, weil sie gegen eine Koordinationsregel verstößt, und nicht, weil sie von Natur aus schlecht ist. Konventionelle Einstellungen werden oft durch Autoritätsvorgaben gestützt, haben aber in der Regel definierte Grenzen. schmaler Grad
Moralisches Gebot: Einstellungen, die als moralische Überzeugungen empfunden werden, unterscheiden sich theoretisch von Einstellungen, die als Präferenzen und Konventionen empfunden werden, in vielerlei Hinsicht, unter anderem durch das Ausmaß, in dem sie als kulturelle Allgemeingültigkeit und Absolutheit sowie als Tatsachen über die Welt empfunden werden, durch ihre Unabhängigkeit von dem, was Autoritäten, das Gesetz usw. zu diesem Thema zu sagen haben, durch ihre besonders starke Bindung an Emotionen, durch das Ausmaß, in dem sie von Natur aus verpflichtend sind und sich selbst rechtfertigen, durch ihren Widerstand gegen Veränderungen und durch ihre Verbindung mit Intoleranz gegenüber abweichenden/ anderen Ansichten.
Die Autoren argumentieren, dass moralische Überzeugung (moral conviction) durch zwei (zusammenhängende) Metakognitionen charakterisiert wird. Was meinen Sie damit, und welche Metakognitionen sind dies?
- Wahrgenommene Objektivität (perceived objectivity) Leute nehmen moralische Überzeugungen als objektiv wahre Fakten war, die aus fundamentalen Wahrheiten über die Realität entstanden sind
- Universalität (universality) sie nehmen ihre moralischen Überzeugungen auch als universell generalisierbare Wahrheiten wahr, die über, die Zeit, Orte und Kulturen hinweg anwendbar sind
Wahrgenommen Objektivität und Universalität. Menschen neigen dazu, ihre moralisch urteilenden Einstellungen als objektiv wahre Fakten wahrzunehmen, die auf grundlegenden Wahrheiten über die Realität beruhen. Die Menschen nehmen ihre moralischen Überzeugungen auch als universell verallgemeinerbare Wahrheiten wahr, die über Zeit, Ort und Kultur hinweg gelten.
Zusammengenommen stützen diese Ergebnisse die Hypothese, dass Einstellungen, die eine hohe moralische Überzeugung aufweisen, ähnlich wie Fakten und Universalien wahrgenommen werden, was sie von Einstellungen unterscheidet, die ansonsten als stark, aber nicht moralisch wahrgenommen werden könnten.
Die Autoren argumentieren, dass moralische Überzeugung mit Reaktionen auf Autorität und Gruppendruck zusammenhängt. Welche beiden Gründe nennen die Autoren, aus denen Autorität und Gruppendruck normalerweise Einfluss auf Urteile ausüben, und welchen Einfluss spielt moralische Überzeugung in diesem Prozess?
Stärke der moralischen Überzeugung ist Prädiktor für wahrgenommene Fairness und Akzeptanz nicht die wahrgenommene Legitimität des Gerichts
Normalerweise tendieren Personen dazu, sich der Mehrheitsmeinung einer Gruppe zu beugen, sogar wenn sie selbst andere Sichtweisen haben, weil sie 1. Angst vor Verspottung und Ausschluss aus der Gruppe haben und 2. Wenn sie sich nicht sicher sind, was die richtige Antwort ist und sich führ Führung an die Gruppe wenden
Aber: wenn starke moralische Überzeugungen vorhanden: Distanzierung von Gruppe, die andere Überzeugung hat, sind resistent gegenüber Mehrheitseinfluss und Konsens Informationen, selbst wenn ihre Nonkonformität öffentlich und behavioral ist und wenn für eine Reihe von Indizes für Einstellungsstärke kontrolliert wurde
Starke moralische Überzeugungen machen Personen „immun“ gegen Druck sich den Autoritäten, der Herrschaft des Rechts oder der Mehrheit zu beugen
Unterschied normative Einflüsse und informationale Einflüsse
Einstellungen, die von einer hohen moralischen Überzeugung geprägt sind, sind auch widerstandsfähiger gegen normative und mehrheitliche Einflüsse. Eine der am häufigsten wiederholten Erkenntnisse der Sozialpsychologie ist, dass Menschen dazu neigen, sich der Meinung der Mehrheitsgruppe anzupassen. Die Menschen passen sich den Normen der Mehrheitsgruppe an, selbst wenn sie individuell einen gegenteiligen Standpunkt vertreten, und zwar vor allem aus zwei Gründen. Erstens sind die Menschen oft besorgt, dass sie sich bei einer Abweichung von den Gruppennormen dem Spott und dem Ausschluss aus der Gruppe aussetzen könnten, und sie hoffen, dass ihre Zustimmung die Akzeptanz und Zugehörigkeit aufrechterhält oder verstärkt. Zweitens passen sich Menschen an, wenn sie sich nicht sicher sind, ob sie die richtige Antwort oder die beste Art und Weise, sich zu verhalten, wissen, und sie wenden sich an Gleichaltrige, um Rat und Informationen zu erhalten. Wenn Menschen jedoch starke moralische Überzeugungen haben, ziehen sie es vor, sich von anderen zu distanzieren, die sich in ihrer Einstellung unterscheiden, und haben daher wenig Lust, sich an Gleichaltrige zu wenden, die sich in ihrer Einstellung unterscheiden, um die richtige Antwort zu finden. In Übereinstimmung mit dieser Idee sind die moralischen Überzeugungen der Menschen resistent gegen Mehrheitseinfluss und Konsensinformationen. Die Menschen halten trotz des bekannten Konformitätsdrucks an ihrem moralischen Standpunkt fest, selbst wenn ihre Nonkonformität explizit öffentlich und verhaltensbezogen ist und wenn eine Reihe von Indizes für die Stärke der Einstellung kontrolliert wird. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass moralische Überzeugungen Menschen vor dem Druck zu schützen scheinen, der sie normalerweise dazu bringt, sich Autoritäten, der Rechtsstaatlichkeit oder dem Druck normativer oder mehrheitlicher Einflüsse zu beugen.
Die Autoren diskutieren den Zusammenhang zwischen moralischer Überzeugung und prozeduraler Fairness (Means vs. Ends). Zu welchem Schluss kommen Sie? Illustrieren Sie dies an Hand einer Studie, die die Autoren beschreiben.
Perosnen tolerieren fasst alle Mittel, sofern ihr moralische präferierter Zweck/Ziel erreicht wird
Studie: Wohltätigkeitsorganisation Mitspracherecht ja oder nein
krimineller Verdächtiger getötet: entweder durch Selbstjustiz oder durch Prozess mit Todesstrafe, VPs glaubten er sei entweder unschuldig oder sicher schuldig. VPs mit hohen moralischen Überzeugungen sahen den Tod des Verdächtigen als gleichermaßen Unfair/Fair, egal ob er einen juristischen Prozess hatte oder nicht (spielte nur Rolle bei Kontrollbedingung, in der Schuld nicht eindeutig war)
Studien, in denen die Reaktionen der Teilnehmer auf Selbstjustiz untersucht wurden, stützen auch die Idee, dass Menschen sich mehr auf den Zweck als auf die Mittel konzentrieren, wenn ihre moralischen Bedenken auf dem Spiel stehen. Die Teilnehmer berichteten über ihre Reaktionen auf den Tod eines kriminellen Angeklagten, den sie für wirklich schuldig hielten (was mit der moralischen Überzeugung verbunden war, dass der Angeklagte bestraft werden muss), für wirklich unschuldig (was mit der moralischen Überzeugung verbunden war, dass der Angeklagte nicht bestraft werden darf) oder dessen Schuld oder Unschuld unklar war (was mit einer geringen moralischen Überzeugung in Bezug auf die Bestrafung verbunden war). In allen Fällen erfuhr die Hälfte der Teilnehmer, dass der Angeklagte aufgrund eines Akts der Selbstjustiz gestorben war, bevor der Fall vor Gericht kam, und die andere Hälfte, dass der Angeklagte aufgrund der Todesstrafe nach einem fairen Prozess gestorben war. Teilnehmer mit starken moralischen Überzeugungen über die Schuld oder Unschuld des Angeklagten hielten das Ergebnis (den Tod des Angeklagten) für gleichermaßen gerecht oder ungerecht, und ob der Tod eine Folge von Selbstjustiz oder eines ordentlichen Gerichtsverfahrens war, hatte keinen Einfluss. Die vergleichende Fairness der Verfahren wirkte sich nur bei der unklaren Schuldfrage auf die Wahrnehmung der Fairness des Ergebnisses aus. Diese und andere Untersuchungen zeigen, dass die Menschen fast jedes Mittel tolerieren, einschließlich Lügen und Gewalt, solange sie damit moralisch bevorzugte Ziele erreichen.
Die Autoren diskutieren eine Studie von Wisneski & Skitka (2017), in der es um die Moralisierung von Abtreibungen geht. Zu welchem Resultat kommt diese Studie, und inwiefern ist dies vereinbar mit SIM und TDM?
Personen bekommen Bilder von abgetriebenen Föten, unabhänigen Ekel (zB Toiletten) und Kontrolle (Büromöbel) zusehen. Bilder wurden kurz oder lang gezeigt (unbewusste vs bewusste Verarbeitung) Moralische Überzeugung erhöhte sich im Vergleich zur Kontrollbedingung nur bei Bildern der abgetriebenen Föten und nur bei bewusster Verarbeitung
Nicht vereinbar mit SIM, weil Moralisierung nur bei BEWUSSTER Verarbeitung, SIM geht von automatischem Prozess aus
Nicht vereinbar mit TDM, weil Ekel aber nicht Schaden den Effekt des moralischen Schocks auf die moralische Überzeugung mediiert hat, TDM geht davon aus, dass die Intuition von Schaden zu Moralisierung führt
Was wurde wie untersucht: In einer Studie wurden die Teilnehmer ekelerregenden Bildern ausgesetzt, die in direktem Zusammenhang mit dem Thema Abtreibung standen (z. B. abgetriebene Föten), Bildern, die nichts mit dem Thema zu tun hatten (z. B. überquellende Toiletten, geschädigte Tiere), oder Kontrollbildern (z. B. Büromöbel), und sie wurden dann gebeten, ihre moralische Überzeugung in Bezug auf Abtreibung anzugeben (Wisneski & Skitka 2017). Diese Bilder wurden in Geschwindigkeiten präsentiert, die eine bewusste Wahrnehmung des Bildinhalts zuließen bzw. nicht zuließen, um zu manipulieren, ob sich die Teilnehmer der Quelle der Emotion bewusst waren oder nicht, und um zu testen, inwieweit die moralische Überzeugung intuitiv, außerhalb des bewussten Bewusstseins, auftreten könnte.
Ergebnisse: Ein Anstieg der moralischen Überzeugung im Vergleich zu den Kontrollpersonen trat nur in der Ekel-Bedingung (abgetriebener Fötus) auf und auch nur dann, wenn sich die Teilnehmer bewusst waren, was sie gesehen hatten. Die Auswirkung von einstellungsrelevanten Emotionen auf die Moralisierung wurde in einer anderen Studie repliziert und wurde durch selbstberichtete Ekelgefühle vermittelt, nicht aber durch Wut oder Schadensbeurteilungen.
Dieses Ergebnis widerspricht sowohl der SIM als auch der TDM, da Moralisierung nur dann auftrat, wenn die Teilnehmer die Stimuli bewusst wahrnahmen, und wenn Ekel und Abscheu die Moralisierung beeinflussen.
Am Ende des Artikels präsentieren die Autoren das „Domain Model of Attitude Moralization“. Welche beiden wichtigsten Prozesse beinhaltet das Modell, und wie hängen diese mit den „Domains“ des „Domain Model of Attitudes“ zusammen?
Domains of the initial attitude: Präferenz vs Konvention.
Präferenz: erst moral recognition, dann amplification
Konvention: direkt amplification
Moral recognition: man hat Einstellung die man noch nicht als moralisch gesehen hat, dann erkennt man durch moral recognition, dass es was mit Moral zutun hat zB Fleisch essen
kognitiv anstrengend, bewusst, elborativ, Moral shock nicht, Inhibition durch wahrgeommene Stärke des hedonistischen Vorteils, Rationalisierung des Verlangens der initialen Präferenz
Moral shock = moral recognition
Moral amplification: Personen haben schon schwache Erkenntnis, dass das Problem moralisiert werden könnte
Unterschied zu moral recognition:
1. Es existiert schon eine art moral recongition, Bewusstsein über preskriptive/proskriptive Normen
2. Hedonistische Verbundenheit mit existierender Einstellung ist geringer als bei Präferenzen, daher sind hedonistische Vorteile weniger wahrscheinlich Widerstandsfaktoren
3. Konformitätsdruck und Loyalität zu Gruppen sind wahrscheinlich salienter, weil die Einstellungen auf Gruppeneinstellungen beruhen, daher Widerstandsfaktor
4. Größeres Potential für Reaktanz die zu counter-Moraliserung der Position führen könnte
Das Domänenmodell der Moralisierung von Einstellungen geht davon aus, dass die an der Moralisierung von Einstellungen beteiligten Prozesse von der Domäne der ursprünglichen Einstellung abhängen. Wenn die ursprüngliche Einstellung als Präferenz wahrgenommen wird, erfordert der Moralisierungsprozess eine erste Stufe der moralischen Anerkennung, gefolgt von einer moralischen Verstärkung. Wenn die ursprüngliche Einstellung als Konvention oder als schwache moralische Überzeugung wahrgenommen wird, erfordert die Moralisierung keine moralische Anerkennung, sondern wird in erster Linie durch Prozesse geformt, die zur moralischen Verstärkung führen.