4. Sitzung: CNI-Model Flashcards

1
Q

: Gawronski et al. üben in der Einleitung Ihres Artikels Kritik an der Beschreibung von Dilemmaurteilen als „deontologisch“ und „utilitaristisch“. Wieso ist sind diese Begriffe laut den Autoren nicht angemessen, und auf welche Konzepte konzentrieren sie sich stattdessen?

A
  • keine Kritik an Begriffen an sich? Operationalisierung wird kritisiert?
  • Übersetzungsproblem zwischen Philosophie und Psychologie. Bergriffe reichen nicht aus.
    Kritikpunkt: angenommene Einflussfaktoren (deontologisch und utilitaristisch) sind nicht manipuliert und reichen nicht aus für kausale Schlussfolgerungen
  • Deontologie und Utilitarismus haben definierbare Bestandteile und die müssen manipuliert werden um ursächliche Aussagen zu treffen
  • In Standard Dilemma Forschung wird das nicht manipuliert.

 Kritik: Prozessannahme in Forschung zu moralischen Urteilen. Bei deontologischen Urteilen werden deontologischen Prozesse angenommen. Diese Prozessannahme kann aber nur bewiesen werden, wenn Prozesse manipuliert werden.

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2
Q

Welche Rolle spielt hierbei der Omission bias?

A

Omission bias
= allgemeine Handlungsaversion (generelle Präferenz für Untätigkeit)
Bezieht sich beispielsweise auf Studien, die zeigen dass Schaden, der durch eine Handlung verursacht wird, wird als schlimmer empfunden, als wenn der gleiche Schaden durch Nicht-Handeln verursacht wurde.

 Deswegen muss unterschieden werden zwischen einer generellen Präferenz für Nicht-Handeln und Sensitivität für moralische Normen

 Wenn man sich moralische Urteile anschaut, dann sollten allgemeine Handlungstendenzen zusätzlich zur Sensitivität für moralisch relevante Konsequenzen und zur Sensitivität für moralische Normen angeschaut werden.

Es können also zwei verschiedene Prozesse zu einer Antwort führen.

Bsp: moralisches Urteil über Folter
positive Konsequenzen, aber Entscheidung lautet nein: können zwei verschiedene Faktoren dafür verantwortlich sein  nicht foltern, um Normen nicht zu brechen oder es liegt eine generelle Präferenz für Untätigkeit im vgl. zu Handlung vor
-> hat nichts mit dieser speziellen Entscheidung zu tun, sondern für manche Personen einfach natürlicher nichts zu tun als irgendwas zu tun (zwei verschiedene Prozesse, die zum selben Ergebnis führen).

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3
Q

Zur Lösung dieser Probleme stellen Gawronski et al. ein Modell vor, welches 2 Manipulationen gebraucht, um 3 Parameter zu schätzen. Welche Manipulationen sind dies und was bedeuten die Parameter?

A

Kategorisierungen moralischer Dilemmaurteile als „utilitaristisch“ setzen voraus, dass das beobachtete Urteil sensibel für Konsequenzen ist, was experimentelle Manipulationen von Konsequenzen erfordert: hohe Kosten & geringer Nutzen vs. hohe Nutzen & geringe Kosten
Kategorisierungen moralischer Dilemmaurteile als „deontologisch“ setzen voraus, dass das beobachtete Urteil sensibel für moralische Normen ist, was experimentelle Manipulationen moralischer Normen erfordert (präskriptiv und proskriptiv)  vorschreibende und verbietende Normen

Manipulationen:

1) experimentelle Manipulation von Konsequenzen (Kosten < Nutzen, Kosten > Nutzen)
2) experimentelle Manipulation von moralischen Normen (Präskriptiv, Proskriptiv)

3 geschätzte Parameter:
Wahrscheinlichkeit, dass die Reaktion auf ein bestimmtes Dilemma durch
1) Konsequenzen (C)
2) moralische Normen (N)
3) allgemeine Präferenz für Nicht-Handeln (unabhängig von Konsequenzen und Normen) (I)
bestimmt ist

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4
Q

Worin besteht der wichtigste Unterschied zwischen dem CNI-Model und dem PD-model?

A

PD-Ansatz
- nur zwei Parameter (U & D)  ggf. Verzerrung durch Handlungstendenz
- Normen und Konsequenzen werden nicht manipuliert
- Nur proskriptive Normen
 Dadurch utilitaristische Entscheidungen (Sensibilität für Konsequenzen) mit Handeln und deontologische Entscheidungen (Sensibilität gegenüber moralischen Normen) mit Präferenz für Untätigkeit konfundiert

CNI-Modell
- 3 Parameter (Konsequenzen, Normen und Handlungstendenz)
- Manipulationen von Normen und Konsequenzen
- Präskriptive und proskriptive Normen
- Parameter I beinhaltet alles was nicht den ersten beiden Prozessen zugerechnet werden kann (Handlungstendenz und Rauschen)
 Löst Confound im PD-Modell

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5
Q

Geben Sie eine knappe Beschreibung von Experimenten-Serie 2: Welches Ergebnismuster wurde mit dem traditionellen Paradigma in Bezug auf den Einfluss kognitiver Prozesse im Dilemmaurteilen oft gefunden? Wie wurde dieses immer interpretiert, und inwiefern ist es mehrdeutig? Inwiefern tragen die Ergebnisse von Experimenten-Serie 2 zu einem besseren Verständnis bei?

A
  • Manipulation: Kognitive Load
  • Klassischer Befund: kognitiv Load verringert utilitaristisches urteilen (weil bewusster System 2 Prozess)
  • CNI Modell: Man müsste also Einfluss auf C Parameter erwarten (war in Experiment nicht der Fall) , Autoren haben gefunden, dass kognitive Load I Parameter (Sensitivität für Inaktion) erhöht, aber keine Auswirkung auf C und N hat.

Interpretation: hohe kognitive Belastung  generell Tendenz zu Inaktion und weniger Handlung.

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6
Q

Geben Sie eine knappe Beschreibung von Experimenten-Serie 4: Welches Ergebnismuster wurde mit dem traditionellen Paradigma über den Zusammenhang zwischen Psychopathie und Dilemmaurteile oft gefunden? Wie wurde dieses normalerweise interpretiert, und inwiefern ist es mehrdeutig? Inwiefern tragen die Ergebnisse von Experimenten-Serie 3 zu einem besseren Verständnis bei?

A

Ergebnismuster klassischer Ansatz: TN mit hohem subklinischen Niveau der Psychopathie signifikant stärkere Präferenz für das Handeln
Interpretation: „Psychopathen“ zeigen eine stärkere Präferenz für utilitaristische gegenüber deontologischen Urteilen
Mehrdeutig: bleibt unklar, ob Sensibilität für moralisch relevante Konsequenzen (Allgemeinwohl maximieren) oder allgemeine Handlungstendenz (Psychopathen eher bereit, schädliche Handlungen ungeachtet ihrer Folgen zu akzeptieren)
 Keine Manipulation von Konsequenzen und Normen beim klassischen Ansatz daher kann nicht zwischen den beiden Fällen unterschieden werden

CNI-Modell Ergebnisse:

  • Geringerer N-Parameter (schwächere Sensibilität für moralische Normen)
  • Geringerer C-Parameter (schwächere Sensibilität für Konsequenzen)
  • Geringerer I-Parameter (schwächere allgemeine Präferenz für Untätigkeit)
  • N und C gleicht sich aus, I  generell handlungsbereiter unabhängig von Normen und Konsequenzen
  • Ergebnis nur augenscheinlich utilitaristisch, weil nicht Kosten und Nutzen, sondern Handlungstendenz das Urteilen bestimmt
  • Daher wichtig die generelle Handlungstendenz (und Rauschen der Daten) zu messen –> selbe Antwort kann durch verschiedene Prozesse zustande kommen
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