9. Besondere Versorgung nach §140a SGB V Flashcards

1
Q

Was versteht man unter besonderer Versorgung?

A
  • eine verschiedene Leistungssektoren übergreifende oder eine interdisziplinär fachübergreifende Versorgung (integrierte Versorgung) sowie besondere Versorgungsaufträge unter Beteiligung der Leistungserbringer oder deren Gemeinschaften
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2
Q

Was sind die Ziele der besonderen Versorgung?

A
  • Qualität, Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit der Versorgung verbessern
  • Versorgungsbrüche an Schnittstellen überwinden
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3
Q

Was sind die Ziele der besonderen Versorgung?

A
  • Qualität, Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit der Versorgung verbessern
  • Versorgungsbrüche an Schnittstellen überwinden
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4
Q

Was ist die gesetzliche Grundlage für besondere Versorgung?

A
  • §140a SGB V
    -> Leistungen auf Grundlage von Selektivverträgen zwischen Krankenkassen und Leistungserbringern, Genehmigung der Verträge durch Aufsichtsbehörde der KK
    -> keine verpflichtende Evaluation, aber Wirtschaftlichkeitsnachweis
    -> Mindestanforderungen an die Versorgungsqualität
    -> Teilnahme für Patienten freiwillig
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5
Q

Wie hat sich die Integrierte Versorgung entwickelt?

A
  • 2000: Einführung mit der Gesundheitsreform
  • 2004: GKV-GMG -> Anschubfinanzierung 2004-2008
  • 2007: GKV-WSG -> Einbindung Pflegeversicherung
  • 2011: AMNOG -> Einbindung Pharma-/Medizinprodukthersteller
  • 2015:GKV-VSG -> Neuformulierung des §140a-d SGB V -> “Besondere Versorgung” -> Innovationsfonds
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6
Q

Was für bestehende Verträge zur Integrierten bzw. Besonderen Versorgung gibt es?

A
  • 69,2% der Kassen (mit mehr als 80% der Versicherten) beteiligen sich an IV
  • 68% der Verträge sind sektorenübergreifend gestaltet, 10% dauerhaft angelegt
  • Mehrheit der Verträge vorrangig medizinisch orientiert; Beteiligung weiterer Akteure
    -> <1% der Pflegeeinrichtungen (Anteil der Pflegekassen noch niedriger)
    -> 11% Medizinproduktehersteller; 13% pharmazeutische Industrie
  • ca. 1/3 Krankenhaus-Beteiligung
    -> überwiegend im urbanen Raum, tendenziell eher Schwerpunkt- bzw. Maximalversorger
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7
Q

Welche Maßnahmen zur Gestaltung von Schnittstellen existieren?

A
  • Maßnahmen zur Vermeidung von Doppeluntersuchungen
  • Maßnahmen zur Verbesserung des Informationsaustausches
  • transsektorale Behandlungspfade
  • Qualitätszirkel
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8
Q

Wie sieht die Aufgabenverteilung in der Integrierten bzw. Besonderen Versorgung aus?

A
  • Vergleich zur Regelversorgung:
    -> 44-46% KH-Versorgung
    -> 33-37% amb. Versorgung
    ->9-11% Arzneimittelversorgung
    -44% der Ausgaben entfallen auf populationsbezogene, indikationsübergreifende Modelle
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9
Q

Was ist der Gesundheitskiosk Billstedt?

A
  • zentraler Ort für alle Fragen rund um Gesundheit
  • kostenlose Betreuung und Begleitung der Menschen bei Gesundheit und Krankheit
  • unterschiedliche Sprachen
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10
Q

Welche Angebote hat der Gesundheitskiosk Billstedt?

A
  • Ernährungsberatung
  • Nachbesprechung von Arztbesuchen (Diagnose, Symptome, Therapie/Nachsorge)
  • gemeinsame Definition persönlicher Gesundheitsziele
  • Hebammensprechstunde
  • Sprechstunde “Pflegestützpunkt Hamburg-Mitte”
  • Bewegungskurse für alle Altersgruppen
  • Vermittlung zu Angeboten der Partner-Einrichtungen
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11
Q

Was ist der Hintergrund des Gesundheitskiosks Billstedt?

A
  • Projektleitung und -partner: Gesundheit für Billstedt/Horn UG, AOK Rheinland/Hamburg, BARMER, DAK u.a.
    -> Projekt etabliert mit Förderung Innovationsfonds
    -> Quartierbezogen: benachteiligte Stadtteile Hamburgs
    => Gesundheitskiosk Teil eines größeren Gesundheitsnetzes
    -> Gesellschafter: Ärztenetz Billstedt/Horn e.V., Gesundheitskiosk e.V., SKH Stadtteilklinik Hamburg, NAV-Virchow-Bund - Verband der niedergelassenen Ärzte Deutschlands
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12
Q

Was ist das Gesundheitsnetz des Gesundheitskiosks Billstedt?

A
  • Fortbildungen für Mediziner, MFAs, Pflegekräfte
  • Versorgung nach dem Krankenhausaufenthalt
  • vernetzte Versorgung von Menschen mit Pflegebedarf
  • Wohnortnahe medizinische Versorgung (rund die Hälfte aller niedergelassenen Ärzte im Ärztenetz)
  • 100 soziale Einrichtungen als Teil des Netzwerkes
  • IT-Infrastruktur inkl. Online-Sprechstunde und elektronischer Gesundheitsakte
  • Wissenschaftliche Evaluation
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13
Q

Was sind die Ziele des Gesundheitskiosks?

A
  • Verbesserung der gesundheitlichen Chancen der Bevölkerung (inkl. Gesundheitskompetenz)
  • Verbesserung der Patientenerfahrungen und Erhöhung der Patientenzufriedenheit
  • Verbesserung der Wirtschaftlichkeit der Gesundheitsversorgung
  • Verbesserung der Vernetzung und Arbeitszufriedenheit der Akteure der Gesundheitsversorgung in Billstedt/Horn
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14
Q

Was sind Ergebnisse des Gesundheitskiosks Billstedt?

A
  • erhöhte Anzahl ambulanter Arztbesuche; weniger ambulant sensitive Krankenhausfälle -> erhöhter Zugang zur Versorgung
  • verbesserte Patientenerfahrungen/Patientenzufriedenheit; verbesserte gesundheitliche/ärztliche Versorgung
  • weniger ambulant sensitive Krankenhausfälle (mehr bei Subgruppe): keine Effekte hinsichtlich der Leistungsausgaben (eher mehr bei Subgruppe)
  • erhöhte Koordination, Vernetzung und Arbeitszufriedenheit; positive Bewertung der Gesamtintervention und des Gesundheitskiosks
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15
Q

Welche Chancen aus Sicht der Krankenkassen bietet die Besondere bzw. Integrierte Versorgung?

A
  • erhöhte Qualität
  • niedrigere Kosten
  • erhöhte Patientenzufriedenheit
  • weniger stationäre Aufenthalte
  • mehr sektorale Abstimmung
  • Imagegewinn, Alleinstellung
  • Gestaltung der Kontrahierung und Vergütung
  • Anwendung innovativer Methoden
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16
Q

Welche Chancen aus Sicht der Leistungserbringer bietet die Besondere bzw. Integrierte Versorgung?

A
  • mehr Patientenzufriedenheit
  • mehr Fallzahlen
  • stärkere Bindung von Kooperationspartnern
  • erhöhte Leistungsmenge
  • Imagegewinn, Alleinstellung
17
Q

Welche Chancen aus Sicht der Patienten bietet die Besondere bzw. Integrierte Versorgung?

A
  • bessere Versorgungqualität
  • weniger Über-/Unter- und Fehlversorgung
  • bessere Koordination/-kontinuität der Versicherten
18
Q

Welche Kritik gibt es am Versorgungsspektrum der Besonderen bzw. Integrierten Versorgung?

A
  • überwiegend auf eine oder einige wenige Indikationen bezogene Verträge (z.B. Hüft- oder Kniegelenksendoprothetik)
  • kaum populationsbezogene Ansätze
  • kaum Aufbau tatsächlich integrierter Vollversorgungssysteme
  • kaum sektorenübergreifende Ansätze
  • geringer Einbezug anderer als ärztlicher Disziplinen
19
Q

Welche Kritik gibt es am Verständnis von IV?

A
  • eher Ergänzung der Regelversorgung, nicht Alternative
  • anhaltender Widerstand gegen Integrationsbemühungen (v.a. medizinisches Autonomiebeharren, tradierte Rollenverteilung)
20
Q

Welche Kritik gibt es an der Durchdringung der Besonderen bzw. Integrierten Versorgung?

A
  • Einschreibezahlen unbefriedigend
  • nur Minderheit an Patienten wird erreicht
  • kaum Überführung in die Regelversorgung -> weiterhin Bestehen von Insellösungen, Parallelstrukturen, Intransparenz
21
Q

Welche Kritik gibt es bezüglich der Kosten der Besonderen bzw. Integrierten Versorgung?

A
  • z.T. gegenläufige Interessen der beteiligten Akteure
  • fehlende Anreize für Integration vs. hohe Risiken und unsichere Erfolgsaussichten
  • Konfliktbehaftete und aufwendige Vergütung durch Nebeneinander von Selektiv- und Kollektivverträgen
22
Q

Welche Kritik gibt es bezüglich der Evidenz der Effektivität/Effizienz der Besonderen bzw. Integrierten Versorgung?

A
  • zu seltene (methodisch saubere) Evaluation
  • Kenntnisse über Nutzen gering
  • relativ geringe Effekte bei hoher Investition
23
Q

Welche Kritik gibt es bezüglich der Regulierung/Gesetzgebung der Besonderen bzw. Integrierten Versorgung?

A
  • übermäßige Regulierung und fehlende Vertragsfreiheit
  • fehlender gesetzlicher Rahmen über Ordnung des Schnittstellenbereichs und sektorenübergreifende Vergütung -> anhaltende Fragmentierung
  • fehlende sektorenübergreifende Bedarfsplanung als Grundlage für die Überwindung von Sektorengrenzen
  • politische Integrationsbemühungen von interessengeleiteten Kompromissen geprägt
24
Q

Was muss in Zukunft geschehen bezüglich der Besonderen bzw. Integrierten Versorgung?

A
  • systematische Bestandsaufnahme des IV-Geschehens, Schaffung von Transparenz
  • realistische Definition von Zweck/Zielen der IV sowie deren gesetzlichen Verankerung
  • tatsächlichen Integrationsgedanken bei der Beteiligung von Sektoren und Akteuren berücksichtigen
  • wirkliche sektorale, organisationale, funktionale und klinische Integration populationsorientierter Ansätze
  • Ernsthafter und gleichberechtigter Einbezug aller an der Versorgung beteiligten Berufsgruppen - professionelle Kooperation auf Augenhöhe fördern, Arztzentrierung überwinden
  • Professionalisierung und Akademisierung vorantreiben
  • förderliche Gestaltung von Rahmenbedingungen (legislativ, finanziell, strukturell etc.)
  • adäquate Anreize schaffen und Handlungsdruck in Richtung Integration/Versorgungsqualität erhöhen
  • Evaluation von Modellen, evidenzbasierte Entscheidungsfindung
    -> Überführung in die Regelversorgung
    -> Vergleichbarkeit von Ansätzen
  • Patientenorientierung stärken