6. Klientenzentriertes Handeln im Setting Kindergarten und Schule: Beispiel Adipositas und Transition Flashcards
Was versteht man unter Adipositas?
- chronische Krankheit
- Krankheit im krankenversicherungsrechtlichen Sinne
- Körperfettanteil an der Gesamtkörpermasse ist pathologisch erhöht
- begründet sich auf einer positiven Energiebilanz, die über einen längeren Zeitraum besteht
- fortschreitende, vermeidbare, aber auch behandelbare Erkrankung
Welche Abstufung vom BMI gibt es?
- BMI < 18,5 Untergewicht
- BMI 18,5 - 24,9 Normalgewicht
- BMI 25 - 29,9 kg/m^2 Übergewicht
- BMI 30 - 34,9 kg/m^2 Adipositas Grad I
- BMI 35 -39,9 kg/m^2 Adipositas Grad II
- BMI > 40 kg/m^2 Adipositas Grad III
Wie wird der BMI berechnet?
- Maß für Gesamt-Körper-Fett-Masse
- Gewicht/(Länge x Länge)
Was sind die Folgen des COVID-19-Lockdowns?
- Kinder und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien sind doppelt so häufig von einer ungesunden Gewichtszunahme betroffen wie Kinder und Jugendliche aus einkommensstarken Familien (23 zu 12 Prozent)
- 44 Prozent der Kinder und Jugendlichen bewegen sich weniger als vor der Pandemie, bei Kindern im Alter von 10 bis 12 Jahren sind es sogar 57 Prozent
- bei 33 Prozent der Kinder und Jugendlichen hat sich die körperlich-sportliche Fitness
verschlechtert, bei Kindern im Alter von 10 bis 12 Jahren sind es sogar 48 Prozent - bei 43 Prozent der Kinder und Jugendlichen belastet die Pandemie die seelische Stabilität „mittel“ oder „stark“
- 70 Prozent der Kinder und Jugendlichen haben die Mediennutzung gesteigert
- 27 Prozent der Kinder und Jugendlichen greifen häufiger zu Süßwaren als zuvor
- 34 Prozent der Familien essen häufiger gemeinsam als zuvor
Welche Ursachen gibt es für eine Adipositas?
Neurologisch:
- Hirnverletzung
- Hirntumor
endokrine Ursachen:
- Hypothyreose
- Glukokortikoidüberschuss (Cushing-Syndrom)
- Wachstumshormonmangel
- Pseudohypoparathyreoidismus
psychologisch:
- Depression
- Essstörungen (Binge-Eating-Störung und Night-Eating-Disorder)
Medikamenteninduziert:
- Trizyklische Antidepressiva
- Glukokortikoide
- Antipsychotika
- Antiepileptika
- Sulfonylharnstoffe
Hypothalamische Ursachen:
- Tumor
- Nach Gehirnoperation/Bestrahlung (Kraniopharyngeom)
Was sind die Ursachen der epidemischen Adipositas?
- komplexe polygene Krankheit
- genetische Ursachen (30-70%)
-> hunderte Polymorphismen
-> Gene - Umweltbedingte Ursachen
-> hochkalorische Nahrung
-> wenig Bewegung
-> übergewichtige Umgebung
-> hoher Medienkonsum
-> Kindermarketing
Was ist Transitional Care?
- geplante/gezielte Überleitung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit chronischen Erkrankungen von der pädiatrischen in die Erwachsenenmedizin
- Pflegekräfte oder Sozialarbeiter als Case Manager
- Ziel: koordinierte und kontinuierliche Gesundheitsversorgung mit besonderem medizinischen Bedarf (ca. 13,7%)
- bei Jugendlichen mit besonderem medizinischen Versorgungsbedarf besteht das Risiko der Unterversorgung v.a. aufgrund schlechter Koordination
Was ist die Folge von Übergängen von Pädiater zu erwachsenem Arzt?
- Zunahme an Therapieabbrüchen und fehlende Adhärenz
Welche Schwierigkeiten gibt es beim Übergang?
- Wechsel von einem Arzt/einer Ärztin oder Versorgungsteam des Vertrauens zu einem unbekannten Arzt/einer unbekannten Ärztin
- Wechsel der Betreuungsform
- besondere Lebensphase (gesundheitliche Probleme, Loslösung, Auseinandersetzung mit Autoritäten und mit der Erkrankung, sexuelle und körperliche Entwicklung)
=> - Übergang ist oft ungeplant
- Altersphase “junger Erwachsener” fällt aus dem Primärfokus sowohl der Kinder- als auch der Erwachsenenmedizin und das Problem aus dem Fokus der Gesundheitspolitik
Inwiefern unterscheiden sich pädiatrische und Erwachseneneinrichtungen?
- Pädiatrische Einrichtungen
-> bevormundendes trianguläres Modell aus Eltern, Medizinern und Kind
-> Familienorientiert
-> sozialorientiert
-> informal und locker
-> emotionale Strategien - Erwachseneneinrichtungen
-> eher gleichberechtigte Beziehung zwischen Mediziner und Patient
-> personenzentriert
-> krankheitsorientiert
-> formal und direkt
-> problemlösende Strategien
Welche medizinischen und psychosozialen Probleme können beim Übergang entstehen?
- fehlende fachliche Qualifizierung des Erwachsenenmediziners
- fehlende fachliche Qualifizierung des Pädiaters
- Auseinandersetzung mit Medikamenten und Therapien (“kritischer Patient”)
- Therapieanpassung/Therapieänderung in dieser Zeit notwendig
-> biologische und sexuelle Reife - Ablösungsprozess vom Elternhaus
- eingeschränkte Zukunftsvisionen
-> z.B. Einschränkungen in der Berufswahl, dabei ggf. Unterschätzung der Erkrankung - aber auch Streben nach Unabhängigkeit
Welche Transitionsmodelle existieren?
- direkte Transition: gründlich vorbereitete Übergabe, einmaliger Schritt
- sequenzielle Transition: spezielle Unterstützungsangebote (Adoleszenzstationen)
- entwicklungsorientierte Transition: berücksichtigt insbesondere die Reife des Jugendlichen
- einrichtungsorientierte Transition: diagnosespezifische Versorgung, in der Kinder- und Erwachsenenmediziner zusammenarbeiten
Was ist die direkte Transition?
- einzelner Schritt von der Pädiatrie in Erwachsenenversorgung
- Betonung auf Prozessablauf
-> gute Kommunikation und Zusammenarbeit der Einrichtungen - Modell geeignet, wenn
-> Rolle der jungen Person sich nicht signifikant ändert
-> Person mit ihrer Krankheit/Behinderung fähig ist, Versorgungsangebote zu nutzen
Was ist die sequenzielle Transition?
- Entwicklung von speziellen Diensten für junge Menschen
-> z.B. Jugendklinik, Klinik für junge Erwachsene - Ziel: Einstellung für die Erwachsenenversorgung
- Modell besonders wichtig, wenn:
-> Rolle und Verantwortlichkeit der jungen Patienten sich signifikant ändern
Was ist die entwicklungsorientierte Transition?
- Fokus auf persönlicher Entwicklung und Wachstum der jungen Person
-> Schulung von Fertigkeiten
-> Anpassung an die neuen Versorgungsrolle
-> Maximierung des Potenzials
-> Neudefinition der Rolle der Familie - Modell insbesondere geeignet für:
-> vulnerable junge Menschen
-> Personen mit körperlichen Entwicklungs- oder Lernstörungen