8. Esoterischer Buddhismus in China und Korea – Riten zum Schutz der Herrschaftsordnung Flashcards

1
Q
  1. Historische Voraussetzungen in Indien:
    A - Gupta Reich
A

320 – 510 n.Chr.: Gupta-Reich
Das Herrschaftsgebiet der Gupta Nordindien. Im 5. und 6. Jahrhundert erst Niedergang, dann Zerfall und Teilung des Gupta-Reiches, und in der Folge Schutzlosigkeit gegenüber Raubzügen und Eroberungen aus Zentralasien. In der Folge kam es zu Verwüstungen in Nordindien und einem wirtschaftlichen Niedergang der Städte. Dies hatte einen Rückgang der Unterstützung buddhistischer Institutionen durch reiche Patrons, anschließend auch den allmählichen Verfall der buddhistischen Institutionen zur Folge.
Letzte Herrscher, die Buddhismus förderten.

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2
Q
  1. Historische Voraussetzungen in Indien:
    B - Indisches Mittelalter
A
  1. – 12. Jh.: Indisches Mittelalter
    Periode großer politischer Instabilität und zahlreicher Kriege
    Kleine Königtümer und Kriegsherren gehen einher mit der Ausbreitung von Sāmanta Feudalismus.
    Der Sāmanta- Feudalismus ist geprägt von:
    - politischen, ökonomischen und militärischen Sachzwängen,
    - Opportunität und instabilen Bündnissen der militärischen Eliten,
    - Tributverhältnissen zwischen den Staaten,
    - damit zusammenhängenden politischen und militärischen Diensten.

Anhaltende Instabilität der Macht-verhältnisse befördert ökonomischen Niedergang und Zerfall der buddhistischen Institutionen und ihren Verlust an Autorität.
These von Ronald M. Davidson (2002): Der in dieser Zeit geprägte buddhistische Beitrag zur ritualmagischen, thaumaturgischen Siddha-Praxis führt zur Entstehung des tantrischen Buddhismus.

Die Siddha-Praxis speist sich aus buddhistischen, hinduistischen und anderen religiösen Formationen (bspw. institutionell nicht mehr gebundene Gruppen von Mönchen, Ritualexperten, Asketen, Thaumaturgen etc.)

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3
Q
  1. Historische Voraussetzungen in Indien:
    C - Buddhistische Siddha Praxis
A

Was ist ein buddhistischer Siddha? Ein Siddha („Vollendeter“)
- verfügt über ritualmagische „Fertigkeiten“ (Skt. siddhi),
- kann Wunder vollbringen, Gottheiten zu Diensten zwingen, usw.
- wird bspw. im Susiddhikara-tantra den transzendenten Bodhisattvas und Buddhas als ebenbürtig an die Seite gestellt.

Oft schließen sich buddh. Mönche, die aufgrund von Kriegen usw. keine Anbindung an ein Kloster haben oder kein Auskommen als buddh. Bettelmönche finden, den Siddha an und tragen damit zur buddhistischen Ausprägung der entsprechenden Lehren und Praxis bei, die heute u.a. unter den Begriffen „tantrischer“ oder „esoterischer“ Buddhismus subsumiert werden.

Buddhistische Siddha-Praxis:
Siddhas verfügen Macht über Gottheiten, die ihnen bedarfsweise als Instrumente für bestimmte Zwecke zur Verfügung stehen. Siddhas vergegenwärtigen sich oder den Herrscher, dem sie dienen, als Zentralmacht. Sie vertreten technisches Verständnis von ritueller Behandlung der Welt mit Bezug auf eine machtbezogene Überbietung des traditionellen cakravartin-Ideals: Prägung der Idee eines vidyā-dhara-cakravartin – dem „Universalherrscher der Träger ritualmagischen Wissens“.
Ziel der Siddha-Ritualpraxis ist v.a. Manipulation von Gottheiten:
- zur Erlangung von Herrschermacht,
- zum Schutz der königlichen Familie und der eigenen militärischer Truppen,
- zur Vernichtung von Feinden des Landes und des buddh. Dharma.
Damit verbunden ist die gegenseitige Verpflichtung des gegenseitigen Schutzes von Herrschaftsmacht und buddhistischer Autorität.

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4
Q
  1. Historische Voraussetzungen in Indien:
    D - Buddhismus Ende in Indien
A

Das 12. Jahrhundert sieht das Ende der buddhistischen Religion in Indien: Im Jahr 1197 n. Chr. findet die Mogul-Invasion und damit Zerstörung der letzten verbliebenen großen buddhistischen Institutionen wie Nālanda statt. Es kommt zu Buddhisten-verfolgungen und der Auslöschung des Buddhismus im indischen Kernland.
Im Jahr 1206 n. Chr. wird mit dem Sultanat von Dehli ein islamisches Reich in Nordindien errichtet.

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5
Q
  1. Entwicklungen in China im 7. und 8. Jh.
A

Seit dem 6. Jh. sind tantrische Formen buddhistischer Ritualpraxis in Ritualtexten in China dokumentiert. Ab Mitte des 7. Jh. erlangen diese für den Hof wachsende Bedeutung: In diesem Zusammenhang werden in den historischen Quellen insbesondere drei Mönche und Ritualmeister, die am Hof der Tang-Dynastie (618–907) tätig waren, erwähnt:
- Śubhakarasimha (637–735), 善無畏 Shanwuwei - Vajrabodhi (671–741), 金剛智 Jingangzhi
- Amoghavajra (705–774), 不空 Bukong

Unter diesen drei erlangt Amoghavajra besondere Prominenz, vor allem durch
- Teilnahme an diplomatischen Missionen
- Übersetzung und Kompilation/Redaktion von tantrischen Schriften, Kommentaren
und Ritualhandbüchern
- Massensegnungen von militärischen Verbänden
- medizinisch-therapeutische Rituale und Praktiken am Hof
- apotropäische Rituale zum Schutz der kaiserlichen Familie und der
Herrschaftsordnung
- Rituale zur Vernichtung politischer und militärischer Feinde
- Tätigkeit als kaiserlicher Prezeptor und Berater

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6
Q
  1. Entwicklungen in Korea im 7. und 8. Jh.
A

In Korea werden aus China ab dem 7. Jahrhundert tantrische Praktiken im Buddhismus übernommen, mit ähnlichen Funktionen und Zielen.

Modelle und strukturelle Ähnlichkeiten von tantrischer buddhistischer Praxis in China und Korea seit dem 7. Jh.:
- Große Bedeutung von Divinatorik, Glaube an magische/talismanische Wirkung von Dhāraņī-Texten, ritualpraktisch eingebettete Hierolalie (mantra-Praxis),
- Ausbildung und Initiation von Hofthaumaturgen mit apotropäischen und exorzistischen Fähigkeiten (Bildung von Initianten-Lineages),
- Schutz der Herrschaftsordnung und insbesondere der königlichen bzw. kaiserlichen Familie vor Krankheit, Feinden und sonstigen Gefahren,
- zusätzliche Legitimation des Herrschers: in Ergänzung zum „Mandat des
Himmels“ wird auf das Cakravartin-Ideal Bezug genommen, dem zu entsprechen der Herrscher durch Pflege tantrischer Rituale angeleitet wird.
Das Interesse des Hofes und hoher Militärs an tantrischen Ritualen wird in der Zivilverwaltung auch mit Argwohn und Spott beobachtet.

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