8-Behandlung von dissoziativen und somatoformen Störungen Flashcards

1
Q

Was ist Dissoziieren?

A

= trennen, zur Seite schieben

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
2
Q

Je mehr Stress, desto weniger/mehr Dissoziation?

A

mehr

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
3
Q

Dissoziative Störung

  • Teilweiser/völliger Verlust der Integration von ?
A
  • Erinnerung an Vergangenheit
  • Identitätsbewusstsein
  • Unmittelbarer Empfindungen
  • Kontrolle von Körperbewegungen
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
4
Q

Nenne zentrale Kennzeichen dissoziativer Störungen

A
  • Plötzlicher Beginn/Ende
  • Kein Nachweis einer körperlichen Krankheit, welche Symptomatik erklären könnte
  • Meist zeitlicher Zusammenhang zwischen Symptomatik und belastenden Ereignissen/Problemen/Bedürfnissen
  • Unwillentliche/unbewusste Generierung der Symptomatik
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
5
Q

Dissoziativer Störungen werden in 2 Kategorien aufgeteilt, welche?

A
  • Dissoziative Bewusstseinsstörung „Bewusstseinstypus“
  • Konversionsstörung „Konversionstypus“
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
6
Q

Nenne die Bausteine von: Dissoziative Bewusstseinsstörung „Bewusstseinstypus“

A

Amnesie
o Plötzlich auftretend, unvollständiger retrograder Erinnerungsverlust (Personen, Zeit etc.)
o Gedächtnislücken bzgl. autobiographische Erinnerungen
o Selten eigenständig (oft mit anderen dissoziativen Störungen zusammen, wie Fugue)

Fugue
o Plötzliche, unerwartete Entfernung von zuhause/Arbeitsplatz/Aktivität
o Keine psychopathologischen Auffälligkeiten/kognitive Defizite
o Verlust der Identität/Annehmen neuer Identität, teilweise/ vollständige Amnesie für Zustand

Stupor
o Bewegungs- und reaktionsloser Zustand
o Liegend/sitzend
o Mutistisch
o Erhaltener Muskeltonus, Körperhaltung, Atmung, Öffnen der Augen, koordinierte Augenbewegungen  keine Bewusstseinsstörung

Identitätsstörung
o Multiple Persönlichkeitsstörung
o Gemeinsames vorkommen (nicht gleichzeitig) mehrerer Persönlichkeiten
o Einzelne Identitäten können in Biografie unterscheiden (Alter, kognitivem Niveau, Interessenbildung etc.)
o Persönlichkeiten sind sich ihrer Existenz oft nicht bewusst

Depersonalisation-/Derealisationssyndrom
o Eigene Körperteile, Umwelt werden seltsam/verfremdet/künstlich erlebt
o Derealisation = Entfremdungserleben bzgl. Umwelt
o Depersonalisation = Entfremdungserleben bzgl. Sich selbst
o Realitätsprüfung in Takt (Als-ob-Erleben)
o Symptomatik erzeugt Angst („werde verrückt“)

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
7
Q

Nenne die Bausteine von: Konversionsstörung „Konversionstypus“

A

Störung der motorischen und sensorischen Funktionen

Bewegungsstörung
o Vollständiger/partieller Verlust der Bewegungsfähigkeit
o Meistens untere, aber auch obere Extremitäten
o Oft partielle Schwäche der Extremitäten, zittern/schütteln
o Dysarthrie (Sprechstörung) und Aphonie (Stimmverlust)

Krampfanfälle
o Epilepsieähnliche Anfallereignisse
o Bandbreite: Ohnmacht (swoons) und tonisch-klonischer Symptomatik
o Dramatische Ausdrucksformen (Arc de cercle)
o Einnässen, Verletzungen beim Sturz, Zungenbiss in der Regel nicht
o Teilweise ansprechbar

Sensibilitäts- und Empfindungsstörung
o Störung der Sinneswahrnehmung verschiedener Modalitäten
o Teilweiser/vollständiger Verlust Hautempfindungen am Körper
o Seh- (Tunnelblick, Verlust Sehstärke), Hör-, Riechverlust

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
8
Q

Was sind Psychopathologische Auffälligkeiten dissoziativer Störungen?

A
  • Symptomatik erscheint zweckgerichtet, nicht für Patienten sichtbar
  • Symptomatik hat Ausdrucksgehalt, kann man auslösender Situation zusammenhängen
  • Symptomatik hat demonstrativen Charakter
  • Belle indifference = Gleichgültigkeit trotz der Schwere der Symptomatik
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
9
Q

Nenne DD dissoziativer Störungen

A

Primäre organische Verursachungen (Epilepsie)
Simulation
Artifizielle Störung (Münchhausen-Syndrom)
Psychische Erkrankungen
- Somatoforme Störungen
- Schizophrenie
- Emotional-instabile PS
- Depressiver, katatoner Stupor
- Bipolare Störung
- PTBS
- Substanzbezogene Störungen

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
10
Q

Nenne Komorbiditäten dissoziativer Störungen

A

Angststörungen
Somatisierungsstörungen
Persönlichkeitsstörungen
PTBS
Selbstverletzendes Verhalten
Depression

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
11
Q

Erzähl mir was zur Epidemiologie dissoziativer Störungen

A

Lebenszeitprävalenz 0,6%
1-2% bei Aufnahme in KJP
Erstmanifestation meist im Jugendalter
Mehr Frauen als Männer
Häufiger bei Migranten
Prognose
- 82,6% psychiatrische Erkrankung
* Davon 50% Persönlichkeitsstörungen
- 26,1% Konversionsstörung

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
12
Q

Erzähl mir was zur Ätiologie dissoziativer Störungen

A

Diathesis-Stress-Modell
- Neurobiologische Mechanismen
- Disponierende Persönlichkeitsstruktur
 Ätiologische Bedeutung für traumatischer Lebenserfahrungen umstritten
 Bedeutung umschriebener/chronisch sexueller Traumatisierung überschätzt

Allgemein
- Familiäre Häufung
- Modelllernen
- Symptomwahl  bestimmende Verletzungen/Erkrankungen in Vorgeschichte
- Aktuelle/aktualisierende Konflikt- oder Überforderungssituation
* Schule (Überforderung, Lern-, Leistungsstörungen)
* Familie (Konflikte, Todesfälle)
* Soziales Umfeld (Übergriffe)
* Kritische Lebensereignisse (Umzug)
* Organische Erkrankungen
* Psychische Dauerbelastungen
* Schwellensituationen
- Positive/negative Verstärkung (sekundärer Krankheitsgewinn)

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
13
Q

Was kann man für den Beziehungsaufbau bei der Therapie dissoziativer Störungen tun?

A
  • Symptomatik ernstnehmen
  • Simulations- und Manipulationsvorwurf vermeiden
  • Erkrankungsmodell akzeptieren, Alternative anbieten
  • Austausch mit Ärzten
  • Realistische Behandlungsziele
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
14
Q

Nenne mir die Bausteine bei der Therapie des Bewusstseinstypus

A
  • Verbesserung der Gefühls- und Spannungsregulation
    o Spannungskurve
    o Aufbau funktionaler Emotionsregulationsstrategien
    o Notfallkoffer
  • Steigerung der Veränderungsmotivation
    o 4-Felder-Tafel (Pro/Contra für früher/aktuell)
  • Kontingenzmanagement
    o Unterbrechung Symptomverstärkung durch Angehörige mittels Aufklärung etc.
  • Reduktion emotionaler Verwundbarkeit
    o Auf Ernährung, Trinken, Bewegung, Schlaf achten
  • Symptomtagebücher/Verhaltensanalysen
    o Erarbeitung von Auslösern, Frühwarnzeichen, Konsequenzen
  • Auslösesituation beenden
    o Beendigung gewaltvoller Beziehungen
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
15
Q

Nenne Antidissoziative Fertigkeiten

A
  • Erhöhung der Kontrolle über dissoziative Zustände
  • Präventiv oder zur Unterbrechung dissoziativer Zustände
  • Grounding-Techniken (körperlicher Kontakt zur Umgebung fokussieren)
  • Realitätsprüfung
  • Starke Sinnesreize
    o Geschmack, Geruch, Geräusche, Haptisch
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
16
Q

Nenne mir die Bausteine bei der Therapie des Konversionstypus

A

Aufklärung
o Vermittlung psychosomatischer Zusammenhänge
o Beschwerden ohne Krankheit (Schwindel, Übelkeit, Herzklopfen, blass)
o Menschen unterscheiden in ihren Reaktionen auf Stress
o „nervöse Blockaden“ können umgelernt werden

Entlastung (von akuten Anforderungen)

Funktionstraining (Steigerung Alltagsanforderungen)
o Symptome ohne Gesichtsverlust aufgeben  Brücke bauen
o Symptomatik kontrollieren/vermindern
–> Aktive Maßnahmen (Bewegungsübungen)
–> Passive Maßnahmen (Massage, Reizstimulation)
–> Operante Verfahren/Kontingenzmanagement (weitere medizinische Untersuchungen verhindern)
–> Steigerung der Alltagsanforderungen

Psychotherapeutische Interventionen (konflikt- und einsichtsorientierter Charakter)
o Unterstützend, angstreduzierend, konfliktaufarbeitend, sekundären Krankheitsgewinn reduzieren
–> Bewältigung von Entwicklungsaufgaben (Introspektionsfähigkeit, soziale Kompetenz)
–> Vermeidung von Affektüberschwemmung, Steigerung Affekttoleranz
–> Verbesserung Selbstwahrnehmung

17
Q

Was ist obsolet bei der Therapie des Konversionstypus

A

Behandlungsansätze, die Aufdeckungsarbeit/Traumabearbeitung fordern, sind obsolet

18
Q

Wann nutzt man Pharmakotherapie bei dissoziativen Störungen?

A

Bei ausgeprägter Komorbidität

19
Q

Was sind somatoforme Störungen

A
  • Wiederholende körperliche Beschwerden, die jedoch nicht hinreichend pathophysiologisch erklärt werden können
  • Jedes Organsystem kann betroffen sein
  • Häufigste Einzelbeschwerden: Schmerzsymptome
  • Typische Verhaltensweisen
  • Körperliches Schonverhalten
  • Einnahme von Medikamenten ohne Verordnung
  • Starke Inanspruchnahme medizinischer Ärzte (Ärzte-Shopping)
  • Kennzeichen
  • KuJ
    o Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen
    o Kopfschmerzen, Blässe, Müdigkeit
    o Variiert in Frequenz, Dauer – ABER keine Symptomfluktuation
  • Adoleszenz
    o Nähern sich denen des Erwachsenen an, vereinzelt typisch
20
Q

Was weist du zur Somatisierungsstörung?

A
  • Klagen über multiple anhaltende wechselnde körperliche Symptome (keine Erkrankung feststellbar)
  • Ständige Sorgen um Symptome
  • Hartnäckige Weigerung Zustand zu akzeptieren
  • Gastrointestinale, kardiovaskuläre, urogenitale Symptome oder Haut- und Schmerzsymptome
  • Mind. 2 Jahre
  • Undifferenzierte Somatisierungsstörung nur mind. 6 Monate
  • Zeitkriterien bei KuJ oft nicht erfüllt
21
Q

Was weist du zur Hypochondrischen Störung?

A
  • Überzeugung an höchstens 2 schweren Erkrankungen zu leiden
  • Ständiges Sorgen
  • Hartnäckige Weigerung Zustand zu akzeptieren
  • Mind. 6 Monate
  • Im KuJ selten
22
Q

Was weist du zur Somatoformen und autonomen Funktionsstörung?

A
  • Schilderung von Symptomen, die gastrointestinal/kardiovaskulär/urogenital oder respiratorisch sein könnten
  • Vegetative Symptome (Erröten etc.)
  • Weitere Symptome (Brustschmerzen, häufiger Stuhlgang etc.)
23
Q

Was kennzeichnet eine Anhaltende somatoforme Schmerzstörung?

A
  • Schwere Schmerzen in einem Körperteil, ohne ausreichenden somatischen Indiz
24
Q

Nenne Gemeinsamkeiten Somatoformer und dissoziativer Symptomatiken

A
  • Organisch/körperlich nicht erklärbar
  • Mit Belastungsmomenten in Zusammenhang
  • Betroffene/Angehörige organisches Krankheitskonzept
  • Ähnliche Komorbiditäten + treten oft gemeinsam auf
25
Q

Nenne Unterschiede Somatoformer und dissoziativer Symptomatiken

A

Somatoform
* Über autonomes NS vermittelt, betreffen innere Organe
* Gehen mit multiplen, teils wechselnden Beschwerden einher
* Typisch: exzessive Sorge wegen der Symptome

Dissoziativ
* Betreffen quergesteifte Muskulatur, Sinnesorgane
* Rein psychische Manifestation
* Überraschende Unbekümmertheit

26
Q

was weist du alles zur Epidemiologie von somatoformen Störungen?

A

Lebenszeitprävalenz 12%
>33% der P. in pädiatrischer Praxis zeigen medizinisch =/ausreichend erklärte Beschwerden
Kindesalter w=m, Jugendalter w>m
In Schweden Anstieg somatoformer Beschwerden (59% m, 1725%w)

27
Q

Was sind prädisponierende Faktoren somatoformer Störungen?

A
  • Genetisch, biologisch
  • Erhöhte Sensitivität
  • Persönlichkeit
  • Perfektionismus, Ängstlichkeit
  • Geringe intellektuelle und/oder soziale Fertigkeiten sowie geringe Emotionsregulationsstrategien UND hohe Erwartungen
  • Biografie
  • Trauma, Gewalt
  • Familienklima
  • Häufiger Konflikte  höhere Belastung
  • Interozeptiver Wahrnehmungsstil
  • Körperliche Empfindungen werden schädlich erlebt
  • Soziodemograph. Bedingungen
  • Geschlecht, sozioökonomischer Status
28
Q

Was sind auslösende Faktoren somatoformer Störungen?

A
  • Überforderung, hohe Erwartungen
  • Kritische Lebensereignisse
  • Organische Erkrankungen
  • Psychische Dauerbelastungen
29
Q

Was sind aufrechterhaltende Faktoren somatoformer Störungen?

A
  • Inadäquate Coping-Strategien
  • Familiäre Interaktion und Verstärkungsbedingungen (entlastend etc.)
  • Soziale Vorteile durch Krankheit
  • wiederholte unnötige ärztliche Untersuchungen
30
Q

Nenne mir Therapiebausteine bei der Behandlung somatoformer Störungen

A
  • Reduktion Symptome und Toleranzentwicklung für körperliche Symptome
  • Erarbeitung Erklärungsmodelle
  • Anregung zu adäquatem Krankheitsverhalten
  • Verbesserung von Komorbiditäten
31
Q

Therapie somatoformer Störungen:

Gemeinsame Festlegung von Therapiezielen, dabei Fokus auf Verbesserung der (3 Stück)

A
  • Lebensqualität
  • Selbstwirksamkeit
  • Körperwahrnehmung
32
Q

Nenne mir die konkreten Inhalte bei der Therapie somatoformer Störungen

A

Motivierung für PT
* Realistische Zielvorstellungen
o Besserer Umgang mit Beschwerden, anstatt völlig beschwerdefrei
* Ziel
o Alternative Erklärung
o Strategien zum Umgang

Vermittlung psychophysiologischer Grundlagen
* Funktion von Stress (Überlebensfunktion)
* Aufbau vegetatives NS (Stresshormone)
* Tools erlernen (Symptomtagebuch, Entspannung)

Aufmerksamkeit
* Mentaler Scheinwerfer  aufrechterhaltender Faktor
* Achtsamkeitsübungen
* Ziele
o Zusammenhang Aufmerksamkeit und Wahrnehmung körperlicher Prozesse
o Abbau selbstverstärkender Beobachtung
o Förderung der Wahrnehmung positiver Außenreize (Genuss)

Bewertungsprozesse
* Zusammenhang Gedanken, körperliche Beschwerden
* Veränderung dysfunktionaler Gedanken  kognitive Umstrukturierung
* Abbau ungünstiger Gesundheitsbegriffe (stets beschwerdefrei sein)

Krankheitsverhalten
* Abbau von Schonverhalten und Rückversicherung (Konsequenzen besprechen, Teufelskreislauf)
* Aufbautraining (Aktivitätenplan, Bewegung)
* Erkennen von Belastungsgrenzen, Krankheitsgewinn (Vorteile der Symptome)
* Elternarbeit: Angemessenheit beurteilen

Stress- und Bewältigung

Rückfallprophylaxe