3-ADHS und Störung des Sozialverhaltens Flashcards

1
Q

Welche 3 Kardinalsymptome machen die ADHS aus?

A
  1. Aufmerksamkeitsdefizit
  2. (motorische) Hyperaktivität
  3. erhöhte Impulsivität
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2
Q

Welche Formen von ADHS gibt es gemäß ICD-10?

A

F90.0: Einfache Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung
F98.80: Aufmerksamkeitsstörung ohne Hyperaktivität

Schließen sich gegenseitig aus!

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3
Q

Welche Kriterien müssen gemäß ICD-10 generell erfüllt sein?

A
  • Beginn vor dem 7. Lebensjahr
  • Dauer mind. 6 Monate
  • situationsübergreifend (Schule, unter Gleichaltrigen, in der Familie)
  • beeinträchtigend
  • Ausschluss anderer Ursachen (z.B. hirnorganisch)
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4
Q

Wie häufig ist die ADHS in Deutschland und wie ist sie auf Geschlechter und Altersgruppen verteilt?

A

insgesamt ca. 5% Prävalenz
Jungen 5.7% - 9.5% > Mädchen 1.5% - 2.8%
Pubertät 5% - 9% > Kleinkind- und Grundschulalter 0% - 5%

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5
Q

Wie häufig ist die ADHS weltweit und wie ist sie auf die Bevölkerung verteilt?

A

Metaanalyse:
Jungen 10% > Mädchen 4%
Kinder 7% > Erwachsene 3%
evtl. in Afrika und Südamerika häufiger (ca. 10%, aber sehr breite Konfidenzintervalle) als auf den anderen Kontinenten (ca. 5%)

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6
Q

Welche Komorbiditäten können auftreten und wie häufig sind diese etwa?

A

Oppositionelle Störung (50%) > Affektive Störungen (25%) > Ausscheidungsstörungen = Störung des Sozialverhaltens = Legasthenie = Angststörungen (16-19%) > Ticstörungen (10%)

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7
Q

Welche Entwicklungen kann eine ADHS mit zunehmendem Alter durchlaufen, bezogen auf Komorbiditäten?

A

z.B.
ADHS + Opposition. Störung + SSV + Depression

ADHS + Tic + Zwang

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8
Q

Welche ätiologischen Bereiche spielen bei ADHS eine Rolle?

A

Zusammenspiel von Genetik und Umwelteinflüssen = biopsychosoziales Modell

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9
Q

Welche Rolle spielt die Genetik bei der Entstehung?

A
  • hohe Erblichkeit: ca. 70-80% (Eltern, die beide ADHS haben, bringen mit dieser Wahrscheinlichkeit Kinder zur Welt, die ebenfalls ADHS haben)
  • viele Gene beteiligt
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10
Q

Welche Rollen spielen Umwelteinflüsse bei der Entstehung?

A
  • Umweltfaktoren in der Perinatalzeit: Rauchen & Alkoholkonsum der Mutter, Frühgeburt, geringes Geburtsgewicht
  • Familiäre Umwelteinflüsse: Stress, Trauma
  • Umwelttoxine (Blei, Quecksilber)
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11
Q

Welche Hirnregionen sind involviert?

A

Kortikal:
- Präfrontaler Kortex (dorsolateral, ventromedial)
- Parietalkortex
Subkortikal:
- zentraler & dorsaler ACC, nucleus caudatus, nucleus accumbens, Putamen, Amygdala, Cerebellum

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12
Q

Welche kortikalen Netzwerke sind betroffen und woraus bestehen sie?

A
  • Exekutivnetzwerk: Kortex <-> ACC <-> Basalganglien <-> Pons (+ Substantia nigra) <-> Cerebellum, Thalamus als Schaltstelle
  • Belohnungsnetzwerk: PFC <-> orbitofrontaler Kortex <-> ventrales Striatum <-> Substantia nigra (?), Thalamus als Schaltstelle
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13
Q

Welche Neurotransmitter sind verändert aktiv?

A

Noradrenalin: Ausgehend vom Locus coeruleus auf mesokortikalen Bahnen und ins Cerebellum
Dopamin: Ausgehend von Substantia nigra auf nigrostriatalen sowie mesolimbischen und mesokortikalen Bahnen

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14
Q

Welche 3 Kardinalsymptome machen die Störung des Sozialverhaltens aus?

A
  1. Wiederholtes und anhaltendes dissoziales, aggressives und aufsässiges Verhalten
  2. mindestens 6 Monate
  3. Grundlegende Rechte anderer und altersentsprechende soziale Erwartungen werden verletzt
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15
Q

Welchen Formen der SSV bzw. welche Komorbiditäten gibt es gemäß ICD-10?

A

F90.1: Hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens (Schnittstelle ADHS & SSV)
Aggressives, delinquentes, kriminelles Verhaltes (eher bei Jugendlichen):
F91.0: auf familiären Rahmen beschränkt
F91.1: bei fehlenden sozialen Bindungen
F91.2: bei vorhandenen sozialen Bindungen
F91.3: mit oppositionellem, aufsässigen Verhalten (eher bei Kindern)
F92.0: mit depressiver Störung
- im Rahmen einer Sucht bei Kindern & Jugendlichen

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16
Q

Auf welchen Kontinuen können die Symptome der SSV eingeordnet werden?

A

nichtdestruktiv –> destruktiv

verdeckt –> offen

17
Q

Was sind Beispiele für destruktives, offenes Verhalten?

A

Aggression (Streit, Wutausbrüche, Grausamkeit)

18
Q

Was sind Beispiele für nichtdestruktives, offenes Verhalten?

A

Oppositionelles Verhalten (Widersprechen, Aufsässigkeit, Verweigerung)

19
Q

Was sind Beispiele für nichtdestruktives, verdecktes Verhalten?

A

Normverletzungen (Lügen, Regelverstöße, Schwänzen, Substanzmissbrauch, Weglaufen)

20
Q

Was sind Beispiele für destruktives, verdecktes Verhalten?

A

Eigentumsverletzungen (kriminelle Handlungen, Stehlen, Zündeln/Feuerlegen)

21
Q

Nenne ein paar Beispiele für neurobiologische sowie psychosoziale Faktoren, die bei der Entstehung der SSV eine Rolle spielen!

A

neurobiologisch: Genetik, Neurotransmitter, Neurophysiologie, Hormone (Testosteron, Cortison), impulsives Temperament, perinatale Einflüsse
psychosozial: negative Bindungserfahrung, Persönlichkeit der Eltern, Erziehungsverhalten der Eltern, Sozialstatus der Eltern, dissoziale Peergroup

22
Q

Welches neurobiologische Korrelat konnte in Studien gefunden werden?

A

Hypoaktivität der Amygdala

23
Q

Wieso spielt mangelnde Empathie eine wichtige Rolle?

A

Teil des Temperaments des Kindes
- mangelnde Schuldgefühle, mangelnde Reue, flacher und wenig mitfühlender Affekt dem Opfer gegenüber verhindern Verhaltensänderung

24
Q

Wie häufig ist die SSV (in Europa)?

A

1-15% bei Kindern und Jugendlichen
Jungen drei- bis fünfmal so häufig betroffen wie Mädchen!

25
Q

Wer kann die ADHS und SSV diagnostizieren?

A

KJP, PP mit Zusatzqualifikation, Fachärztin für KJPP, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin mit zusätzlicher Erfahrung und Fachwissen

26
Q

Welche Bausteine sind für die Diagnostik wichtig?

A
  • Eigen- Familien-, und Fremdanamnese
  • Verhaltensbeobachtung
  • Psychopathologischer Befund
  • körperlich-neurologische Untersuchung
  • Testpsychologische Untersuchung
  • Differenzialdiagnostik
27
Q

Aus welchen Bausteinen setzt sich die Therapie der ADHS zusammen?

A
  • Psychoedukation (für Kinder & Eltern, Symptome auch als Stärken & Ressourcen erkennen)
  • Pharmakotherapie
  • Psychotherapie
  • Elterntraining (z.B. Verhaltensplan für schwierige Situationen)
  • Schulzentrierte Maßnahmen (z.B. kleine Lerngruppen, klare Struktur & Routine, Pausen, pos. Verstärkung, offene Kommunikation, Reizabschirmung mittels Kopfhöher und Sichtschutz für den Arbeitsplatz)
28
Q

Aus welchen Bausteinen setzt sich die Therapie der SSV zusammen?

A
  • Psychoedukation
  • Psychotherapie
  • Elterntraining
  • Schulzentrierte Maßnahmen
  • Jugendhilfemaßnahmen (z.B. soz. Gruppenarbeit, Erziehungsbeistand, sozialpäd. Familienhilfe, ambulante/ teilstationäre/stationäre Maßnahmen)
29
Q

Welches Medikament wird bei der ADHS vor allem eingesetzt und wie wirkt es?

A

Methylphenidat (Psychostimulans)
- wirkt als Dopamin-Wiederaufnahmehemmer –> sorgt für längeres Vorhandensein von D im synaptischen Spalt und vermehrtes Andocken an den Rezeptoren der Postsynapse, indem Dopamintransporter an der Präsynapse blockiert werden

30
Q

Welches Erscheinungsbild nimmt die ADHS im Erwachsenenalter oft an?

A

meist keine vollständige Erfüllung der diagnostischen Kriterien (15%), aber weiterhin funktionelle Einschränkungen und Belastung (65-70%)
–> etwa 50% haben im Erwachsenenalter noch Symptome

31
Q

In welchen Bereichen führt die ADHS wann zu Einschränkungen?

A

Im Kindesalter eher Einschränkungen in der Schule, Lernprobleme, Sozialverhaltensstörungen, Entwicklungsstörungen und Unfälle/Verletzungen
Im Erwachsenenalter eher körperliche Probleme (Übergewicht, Sucht, Bluthochdruck), soziale Einschränkungen (soz. Ausgrenzung, Scheidung), psychologische Einschränkungen (Suizidalität, niedriges Selbstbewusstsein), Berufsprobleme (Arbeitslosigkeit, niedriger SES)

32
Q

Welche Verlaufsformen kann die SSV annehmen?

A

Generell gilt: Je früher der Beginn (<10 Jahre), desto schlechter die Prognose

Erreicht Höhepunkt, wenn zu biologischer und familiärer Belastung die Belastung durch die Peergroup dazukommt (~ Adoleszenz)

33
Q

Nenne zum Abschluss noch ein Beispiel für einen effektiven Präventionsansatz bei auffälligen Kindern.

A

z.B. mit dem Präventionsprogramm für Expansives Problemverhalten
Zielgruppe: Eltern und ErzieherInnen –> Stärkung der Erziehenden, der Beziehung zum Kind und der positiven Interaktion