5. VT Modelle I Flashcards
Komponenten der Therapie (4)
• Vorbereitungsphase
o Exploration der aktuellen Problematik, Krankheitsanamnese, Diagnostik
o Funktionelles Bedingungsmodell (Mikro- und Makroanalyse)
o Psychoedukation: Vermitteln von Störungswissen, Modell der Zwangsstörung & kognitive Vorbereitung der Exposition
• Exposition mit Reaktionsverhinderung
o In vivo (gemeinsam mit dem Therapeuten)
o In sensu (v.a. bei Zwangsgedanken)
o Als therapeutische Hausaufgaben
o Verhaltensexperimente
• Kognitive Interventionen (evtl. zurück zu Expo)
o Verbale Bearbeitung dysfunktionaler Bewertungen
o Verhaltensexperimente
• Selbstmanagement und Umgang mit Symptomen
Exploration der Zwangssymptomatik
• Spezifikation der Zwangsgedanken und Zwangshandlungen
o Was genau ist Inhalt der Gedanken? Wie sieht die Zwangshandlung aus?
o Befürchtungen benennen und konkretes Nachfragen: was genau denken Sie dann? Was meinen Sie mit: ich könnte meiner Freundin etwas antun?
o Vorsichtig explorieren, dass es schon eine erste Exposition sein könnte (thought-action-fusion)
o Interne und externe Auslöser der Zwänge
o Befürchtung bei Nichtausführung von Zwangshandlungen
o Funktionalität der Zwänge erfragen
o Vermeidungs- und Sicherheitsverhalten, Rückversicherungsverhalten
o Selbstbeobachtungsprotokolle (Mikroanalyse, Frequenz)
Psychoedukation
• Rückmeldung der Diagnose
• Zwangsstörung: was ist das?
• Zwangsgedanken vs. Zwangshandlungen
• „normalität“ von Zwängen und Ritualen
• Epidemiologie: Lebenszeitprävalenz 1-4%
• Störung = Ausufern, Leiden, Beeinträchtigung
• Häufig bei besonders empfindsamen Menschen
o Zwang als Beleg für die Moral des Betroffenen
o Typisch: Scham, Schuldgefühle, Zweifel
• KVT = Chance auf Besserung > 50%
o 60-80% der Patienten mit signifikanter Symptomreduktion
o 40-50% mindestens „klinisch signifikante“ Verbesserung
o 20-25% symptomfrei
• Alternative Medikation, TP
Entstehungsbedingungen
• Psychologische Faktoren und biographische Erfahrungen
o „zwanghafte“ Erfahrungen: Grenzüberschreitungen, Schuldzuweisungen, Verhaltenskonsequenzen, Betonung von Sauberkeit und Ordnung, Perfektion
o Zwanghafter Persönlichkeitsstil
• Biologische Faktoren
o Ca. 40% Erblichkeit
o Frontostriatale Überaktivierung
o Störungen der Neurotransmitter Serotonin, Glutamat
• Zwangsstörung häufig als Anpassungsversuch für veränderte Lebensbedingungen aufrechterhaltende Faktoren:
o Teufelskreis auf negativer Verstärkung
o Emotionsregulationsfunktion der Zwänge
Therapieziele und Motivation
• Klärung der Eigenmotivation/Fremdmotivation
• Funktionsanalyse: Auswirkungen des Symptomverhaltens auf den Erkrankten selbst und auf sein psychosoziales Umfeld
• Motivationaler Wert und Antizipation von Besserung
o Symptombezogene Ziele: Erarbeitung konkreter Veränderungsziele für das Zwangsverhalten, Erarbeitung neuer Standards
o Aufbau von Alternativen zum Krankheitsverhalten
o Ziele in anderen Lebensbereichen: beruf, Partnerschaft, Freizeitgestaltung, etc.
• Strategien zur Motivationsförderung
o Pro-contra Techniken: Kosten vs. Nutzen des Zwangs bzw. der Aufgabe des Zwangs (Pro und Contra jeweils für kurzfristig und langfristig erwägen)
o Advocatus Diaboli: Therapeut argumentiert für die Beibehaltung des Zwangs
• Bewusste Entscheidung des Patienten für Exposition
Intrusionen
• 19% subklinische Zwangsstörung (Gibbs, 1996)
• Intrusionen sind normal: 80-90% Intrusionen (Salkovskis & Harrison, 1984)
o Ist das Handy wirklich aus?
o Habe ich die Fahrkarte tatsächlich eingesteckt?
o Ich könnte aus Versehen vor die U-Bahn springen
• Inhalt der Intrusionen gleich (Rachman & de Silva, 1978)
• Klinische Intrusionen häufiger, intensiver, aufdringlicher (Parkinson & Rachman, 1981)
• Ritualisierte Verhaltensweisen auch in Normalbevölkerung; Inhalte vergleichbar mit Zwangshandlungen (Muris et al., 1997)
Verschiebung der Problemdefinition
• Problemdefinition der Patienten: Zwangsverhalten und Folgen des Verhaltens, aber die dahinterstehende Gefahr wird real und gefährlich bewertet
• Neue Problemdefinition:
o Zwang bzw. Bewertung der Zwangsgedanken als Problem
o Operantes Prinzip: Aufrechterhaltung durch negative Verstärkung
o Gefahrenüberschätzung (das Problem besteht nicht darin, dass Keime vorhanden sind, sondern die massive Angst sich zu infizieren)
o Übertriebene, unsinnige Gedanken zu haben
• Strategien
o Kriterium für die Beendigung von Zwangshandlungen (nicht rational)
o Polarisierung zwischen Verstand vs. Gefühl (wenn Einsicht vorhanden)
o Problem als Angstproblem
o Verhaltensexperimente: Gedankenunterdrückung
Kognitives-behaviorales Modell der Zwangsstörung
• Kombination mit Bewertungsmustern und Interpretationen (dysfunktionale Schemata) führt zu Angst und Unbehagen
o Überschätzung der Bedeutsamkeit von Gedanken (thought-action-fusion)
o Notwendigkeit, die Gedanken zu kontrollieren
o Perfektionismus
o Überhöhte subjektive Verantwortlichkeit
o Gefahrenüberschätzung
o Unsicherheitsintoleranz
Kontinuum von normale Intrusionen und Rituale zu Zwangsgedanken und -handlungen
Störungsmodell der Zwangsstörung nach Salkovskis
Intrusion/aufdringlicher Gedanke -> Interpretation/Bewertung -> negative Emotionalität (Angst, Unruhe, Schuld, Depression) -> Neutralisation, Rituale, Vermeidung, Sicherheitsverhalten
- von letzterem neg. Verstärkung zurück zu neg. Emotionalität und pos. verstärkung zu Interpretation/Bewertung
Interpretation/Bewertung und Neutralisation etc. beeinflusst von - dysfunktionalen Grundannahmen - biologischer Vulnerabilität - Lerngeschichte . kritischen Lebensereignissen
Bsp.
“Könnte mich angesteckt haben”
-> “Könnte Ansteckung weitergeben und mein Freund würde sterben. Muss ich unbedingt verhindern.”
-> neg. Emotionalität
-> Händewaschen, Vermeidung brauner Flecken, Rückversicherung
Grundannahme: mögliche Gefahr nicht zu verhindern bedeutet verantwortungslos zu sein”