1. Einführung: Symptome und Diagnostik Flashcards
Symptome (ZG 7, ZH 7)
• Zwangsgedanken
o Kontamination, Verschmutzung 8HIV auf Türklinke)
o Aggression (Kind erstechen)
o Zufälliges Unglück (jemanden mit Auto angefahren haben)
o Sozial unangepasstes Verhalten (auf Tisch übergeben)
o Sexualität (jemanden vergewaltigen)
o Religion (sündigen/blasphemisch verhalten)
o Ordnung, Symmetrie (alles an seinem Platz)
• Zwangshandlungen o Wasch- und Putzzwänge o Kontrollzwänge o Wiederholungszwänge o Ordnungszwänge o Zwanghaftes Horten o Gedankliche Handlungen und Neutralisieren o Sammel- und Aufbewahrungszwänge
5 Symptombereiche + jeweils Bsp. zu ZG & ZH
Symptombereiche Zwangsgedanken Zwangshandlungen
Kontamination und Waschen Befürchtung sich oder andere durch zufällige Verunreinigung zu infizieren Waschen
Reinigen
Tabuisierte und verbotene Gedanken Aggression: sich oder andere versehentlich verletzen
Sexualität: Gedanken an sexuelle Handlungen, die unerwünscht sind (z.B. jmd. Vergewaltigen)
Religion: Gedanken über ungewollte bzw. sanktionierte religiöse Inhalte (z.B. sich blasphemisch zu verhalten) Kontrollrituale
Rückversicherung
Gedankliches Neutralisieren
Pathologisches Zweifeln und Fehler Befürchtung durch einen Fehler oder eine Fehlentscheidung gravierende negative Konsequenzen auszulösen Kontrollrituale (Rückversicherung)
Symmetrie und Ordnung Dinge müssen auf eine bestimmte Art und Weise gemacht werden Ordnen
Sortieren
Horten Verlust von Dingen, die in der Zukunft oder für die Person relevant sein könnten Sammeln und aufbewahren von sinnlosen Gegenständen (z.B. alte Tageszeitungen)
Experiment
- An Person denken, die man sehr gerne hat
- Auf Zettel „X soll heute sterben“ schreiben
- Gefühle/Überwindung schildern
Zwangsgedanken - Besonderheiten (6)
o Drängen sich gegen den Willen auf
o Sind wiederkehrend und anhaltend
o Sind keine realen Lebensprobleme, aber Produkt des eigenen Geistes
o Werden als unangemessen, unsinnig erlebt (ich-dyston)
o Gedanken, Impulse, Bilder
o unwillkürlich
Zwangshandlungen - Besonderheiten (7)
o Gegenmaßnahmen, Widerstand gegen Zwangsgedanken
o Offen oder mental
o Sind übertrieben und werden als übertrieben wahrgenommen
o Folgen eigenen Regeln
o Ziele: Reduktion von Gefahren und von Unruhe
o Ordnen, Kontrollieren, Waschen, Neutralisieren
o willkürlich
Zwangskonsequenzen (4)
• Vermeidungsverhalten
o Passiv: Situationen, die Zwangsgedanken auslösen könnten, werden vermieden
o Aktiv: Zwangshandlungen (sowohl im Verhalten als auch in Gedanken)
• Emotionen
o Angst, Ekel, Schuld, Anspannung
• Zwangsgedanken • Zwangshandlungen o Können sehr ähnlich sein o 80-90% zeigen beide Symptome wichtig zwischen ZG und ZH zu unterscheiden!!! (v.a. bei mentalen Zwangshandlungen), da die Kognition während der Exposition absichtlich provoziert oder unterbunden werden soll
ICD-10 Kriterien der Zwangsstörung (F42) + 3 Formen
A. Zwangsgedanken und/oder Zwangshandlungen für mindestens zwei Wochen
B. Zwangsgedanken und Zwangshandlungen haben folgende Merkmale:
- Sie werden als eigene Gedanken/Handlungen angesehen.
- Sie wiederholen sich und werden als unangenehm erlebt und es besteht Einsicht, dass Gedanken oder Handlungen übertrieben und unsinnig sind.
- Betroffene leisten Widerstand (z. B. versuchen Gedanken zu ignorieren oder Handlungen zu unterlassen)
- Ihre Ausführung ist nicht angenehm.
C. Beeinträchtigung der sozialen oder individuellen Leistungsfähigkeit.
D. Ausschluss: Störung ist nicht Folge einer psychotischen oder affektiven Störung.
Formen der Zwangsstörung:
Zwangsstörung mit vorwiegend Zwangsgedanken oder Grübelzwang (F42.0)
Zwangsstörung mit vorwiegend Zwangshandlungen (Zwangsrituale) (F42.1)
Zwangsstörung mit Zwangsgedanken und -handlungen, gemischt (F42.2)
Zwangsstörung DSM-5
A. Entweder Zwangsgedanken, Zwangshandlungen oder beides:
> Zwangsgedanken sind durch (1) und (2) definiert
1. Immer wiederkehrende und andauernde Gedanken, Impulse oder Vorstellungen, die im Krankheitsverlauf mindestens zeitweilig als aufdringlich und ungewollt empfunden werden, und die Angst und großes Unbehagen hervorrufen
2. Die Person versucht, diese Gedanken, Impulse oder Vorstellungen zu ignorieren oder zu unterdrücken, oder sie mithilfe anderer Gedanken oder Tätigkeiten zu neutralisieren (z.B. durch Zwangshandlung)
> Zwangshandlungen sind durch (1) und (2) definiert:
1. Wiederholte Verhaltensweisen (z.B. Händewaschen, Ordnen, Kontrollieren) oder mentale Handlungen (z.B. Beten, Zählen, Wörter lautlos wiederholen), zu denen sich die Person als Reaktion auf einen Zwangsgedanken oder aufgrund von streng zu befolgenden Regeln gezwungen fühlt
2. Die Verhaltensweisen oder mentalen Handlungen dienen dazu, Angst oder Unbehagen zu verhindern oder zu reduzieren oder gefürchtete Ereignisse oder Situationen vorzubeugen; diese Verhaltensweisen oder mentalen Handlungen stehen jedoch in keinem realistischen Bezug zu dem, was sie zu neutralisieren oder zu verhindern versuchen, oder sie sind deutlich übertrieben.
Beachte: Kleine Kinder könnten nicht in der Lage sein, den Zweck der Zwangshandlungen auszudrücken.
B. Die Zwangsgedanken und Zwangshandlungen sind zeitintensiv (z.B. mehr als 1 Stunde/Tag) oder verursachen in klinisch bedeutsamer Weise Leiden oder Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen Funktionsbereichen
C. Symptome sind nicht Folge einer Substanzwirkung oder eines medizinischen Krankheitsfaktors
D. Ausschluss: Das Störungsbild kann nicht besser durch eine andere psychische Störung erklärt werden.
Bestimme ob:
• Mit guter oder angemessener Einsicht: Die Person erkennt, dass die zwangsbezogenen Überzeugungen definitiv nicht, wahrscheinlich nicht oder möglicherweise nicht zutreffen.
• Mit wenig Einsicht: Die Person denkt, dass die zwangsbezogenen Überzeugungen wahrscheinlich zutreffen.
• Mit fehlender Einsicht/wahnhaften Überzeugungen: Die Person ist vollkommen davon überzeugt, dass die zwangsbezogenen Überzeugungen zutreffen. (weniger als 4% der Betroffenen)
• Tic-bezogen: die Person weist gegenwärtig oder in der Vorgeschichte eine Tic-Störung auf (ca. 30% der Betroffenen)
DSM-5 Zwangsstörungen und verwandte Störungen (ZWAV) (9)
- Zwangsstörung
- körperdysmorphe Störung
- Pathologisches Horten
- Trichotillomanie (pathologisches Haareausreissen)
- Dermatillomanie (pathologisches Hautzupfen/-quetschen)
- Substanz-/Medikamenteninduzierte ZWAV
- ZWAV aufgrund eines anderen medizinischen Krankheitsfaktors
- Andere näher bezeichnete ZWAV
- Andere nicht näher bezeichnete ZWAV (z.B. körperbezogene Wiederholungszwänge, zwanghafte Eifersucht)
Eigene Notizen
- Gedanken haben oft ein aggressives Element, d.h. Gedanke, Handlung könnte entgegen dem eigentlichen Wunsch ausgeführt werden, e.g. jmd. verletzen; fühlen sich gezwungen Handlung auszuführen aber wollen es eigentlich gar nicht
- Element der persönlichen Belastung
- Meta-memory Problem – wurde aber wieder etwas verworfen
- Unsicherheitstoleranzschwelle niedriger?
- Paul Salkovskis – sehr bekannt in Zwangsstörungskreisen
- Übung: Namen einer geliebten Person aufschreiben (Instruktionen pausieren) und dann den Satz „soll heute sterben.“ vervollständigen.
- Salkovskis Beispiel, in dem eine Patientin just in dem Moment wirklich einen Anruf bekam, dass die Oma gestorben war. In solch einem Fall, nochmal Übung wiederholen um zu zeigen, dass Gedanke nicht wirklich den Tod ausgelöst hat. „Let’s kill the rest of your family“, gut in die Übung einführen und auflösen, evtl. auch dieses Bsp. vorher den Patienten erzählen.
- Zwangsgedanken gehen über das „normale“ Ausmaß an Sorgen drüber hinaus
- Gedanken werden aber immer als selbstgeneriert erkannt (also nicht von außen eingegeben wie bei der Schizophrenie)
- Zwangshandlung als Gegenreaktion zu Gedanken, sind aber oft so übertrieben und stehen in keinerlei Relation zu Gedanken und Realität, e.g. 20s Händewaschen bei Corona während Händewaschen bei OCD mit bestimmtem Ablauf, bestimme Anzahl an Wiederholungen etc.
• Diagnose-Unterschiede zw. ICD und DSM:
o Zeitkriterium jeweils 2 Wochen
o Beide: eigens generiert, wiederholt und werden als unsinnig erlebt (letzteres zur Abgrenzung zum Glücksspiel)
o DSM unterteilt mehr in Gedanken und Handlungen, e.g. mentale Handlungen
o Endrass: DSM gelungenere Version über beide Bereiche (G+H) und Ausschlusskriterien
o DSM kodiert zusätzlich Einsicht und Komorbidität (e.g. Tic)
o DSM: Zwang war mal unter Angststörungen, nun aber unter ZWAV
o ICD: unter OCD zusammen mit z.Bsp. Hypochondrie
- Ca. 80-90% Personen zeigen gemischte G+H Form, 8% nur H, 1-2% nur G
- Zwang immer noch weitgehend unerkanntes Störungsbild; es ist Pat. oft peinlich davon zu berichten wegen ich-Dystonie
- Bei Screening nach. Beeinträchtigung fragen – „leiden Sie darunter?“
- Diagnostik: (open-source) DIPS sehr gut
- Für Schweregrad-Einschätzung ist Y-BOCS der Goldstandard (Fremdbeurt., Kinderversion existiert)
- Langes Inventar ist manchmal große Belastung für Pat., die ihre Aufgaben immer besonders gut erledigen wollen
- G+H vor Interview/Fragebogen mit Pat. definieren um Klarheit zu schaffen, kann besonders schwierig bei nur mentalen Zwangshandlungen sein
- Auch mit Interview mit hoher Reliabilität kommt man schnell an Grenzen der Einordnung und Abgrenzung von G+H
- In Diagnostik ist großer Bias von Verhaltenstherapeuten drin