3. Epidemiologie und Entstehungsbedingungen Flashcards

1
Q

Häufigkeit der Zwangsstörung

A
  • Lebenszeitprävalenz 1-3%
  • 12-Monatsprävalenz 1-2%

• Vierthäufigste Störung nach Phobien, Depression und Abhängigkeit
• Doppelt so häufig wie Schizophrenie
• Kulturübergreifend vertreten, Inhalte der Zwänge sind kulturspezifisch und variieren über die Zeit
• Hohe Belastung
o WHO: unter den ersten 10 Plätzen der „most diabling medical conditions worldwide“ (Murray & Lopez, 1996)

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2
Q

Beginn der Zwangsstörung

A

o Früher und schleichender Beginn
o Ca. 20% der Betroffenen zeigen bereits in der Kindheit Symptome
o Mittleres Ersterkrankungsalter ca. 19.5J.
o Ausgeglichenes Geschlechterverhältnis, aber Unterschiede in
 Symptomatik: Kontrollzwang häufiger bei Männern, Waschzwang häufiger bei Frauen
 Beginn: bei frühem Erkrankungsbeginn (< 10. LJ) deutlich häufiger bei Männern (ca. 25%) und daher früherer mittlerer Erkrankungsbeginn als bei Frauen (ca. 10 Jahre früher)
o Störungsbeginn nach dem 40. LJ selten (ca. 9%)

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3
Q

Verlauf der Zwangsstörung

A

o Zunächst schleichend, dann häufig chronischer Verlauf

o Dauer bis zur Behandlung: ca. 7-10 Jahre

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4
Q

Komorbidität

A

• Ca. 90% Komorbidität
o Angststörungen 75.8%
o Affektive Störungen 63.3% (Depression 41%)
o Impulskontrollstörungen 55.9%
o Störungen durch Alkohol-/Drogenkonsum 38.6%
o Essstörungen 18-31%
o Tic Störungen ca. 30%

o Persönlichkeitsstörungen 9-88%
(häufiger aus dem C Cluster: selbstunsichere, dependente, zwanghafte)

o Zwanghafte Persönlichkeitsstörung 23-32%

o Zwangsstörungen bei Personen mit Schizophrenie oder schizoaffektiven Störungen 12%

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5
Q

Beginn von Störungen (bzgl. Komorbidität)

A

o Zwangsstörung ist häufig nicht die erste psychische Störung:
 20.3% erste Diagnose
 76.9% zweite Diagnose
 2.8% gleichzeitiger Beginn mit anderer Störung
o Angststörungen überwiegend vorher: 79-6% vorher, 15% später als OCD
 Außer PTSD: 40% vorher, 20% gleichzeitig, 20% später als OCD
o Affektive Störungen: 40% vorher, 45.6% später als OCD
o Impulskontrollstörungen: 92% vorher, 5% später als OCD
o Substanzkontrollstörungen: 59% vorher, 41% später als OCD

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6
Q

Entstehungsbedingungen & aufrechterhaltende Faktoren

A

• Psychologische Faktoren und biografische Erfahrungen
o „zwanghafte“ Erfahrungen: Grenzüberschreitungen, Schuldzuweisungen, Verhaltenskonsequenzen, Betonung von Sauberkeit und Ordnung, Perfektion
o Zwanghafter Persönlichkeitsstil
• Biologische Faktoren
o Ca. 40% Erblichkeit
o Frontostriatale Überaktivierung
o Störungen der Neurotransmitter Serotonin, Glutamat
• Zwangsstörung häufiger als Anpassungsversuch für veränderte Lebensbedingungen
• Aufrechterhaltende Faktoren
o Teufelskreis auf negativer Verstärkung
o Emotionsregulationsfunktion der Zwänge

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7
Q

Psychodynamische Theorien (3)

A

• Freud: auf übertriebene Ordentlichkeit und Strenge ausgerichtete rigide und sachbezogene Erziehung führt zur Frustration kindlicher Triebbedürfnisse während der Analphase und zur Unterdrückung der Spontanität, Aggression und lebendigen Motorik
Zwanghafte Persönlichkeit ist psychodynamisch auf eine frühzeitige Introjektion der elterlichen Gebote in das Über-Ich zurückzuführen

• „autoprotektiver“ Funktionscharakter der Zwänge
Zwangssymptome haben angstbindende Funktionen und wehren die aus verdrängten Triebbedürfnissen entstehenden aggressiven und sexuellen Impulse ab, da sonst die unkontrolliert auftauchenden konflikthaften bzw. tabuisierten Impulse eine Bedrohung des seelischen Gleichgewichts darstellen würden

• Doppelter Konflikt des Ich (Kempke & Luyten, 2007)
Unmoralische Impulse des Es vs. strenges Über-Ich straft mit Intension
Abwehrmechanismen zur Abwehr des Konflikts: Reaktionsbildung (Perfektionismus, Gewissenhaftigkeit und Ungeschehenmachen, Rituale)

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8
Q

Kognitiv-behaviorale Theorien

A

• Veränderungen der Informationsverarbeitung und dysfunktionale Annahmen
o Perfektionismus, Gefahrenüberschätzung, Überbewertung von Gedanken, überhöhte Verantwortlichkeit, Unsicherheitsintoleranz, Unvollständigkeitserleben
• KVT Störungsmodelle
o Teufelskreis aus negativer Verstärkung
o Kognitive Verzerrungen

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