5. Vorlesung: Persönlichkeitsmerkmale und Gesundheit Flashcards
Welche 5 Mechanismen gibt es die die Wirkung von Persönlichkeit auf die Gesundheit erklären?
»Letztlich lassen sich fünf Mechanismen nennen, wie die Persönlichkeit auf die Gesundheit wirkt:
- Emotionale und kognitive Prozesse beeinflussen die Gesundheit
• Z.B. Auswirkung von Depressionen auf das Herz-Kreislauf-System, insbesondere zeigt sich ein Zusammenhang mit negativer Affektivität, also der Häufigkeit und Dauer negativer Emotionen. - Gegenseitige Beeinflussung von Persönlichkeit und Verhalten
• Persönlichkeitsmerkmale und Verhalten gegen Hand-in-Hand (Beispiel: Gewissenhaftigkeit und verringertes Unfallrisiko und geringere Leichtsinnigkeit; Neurotizismus und Rauchen sowie ungesunde Ernährung). - Indirekte Beeinflussung der Gesundheit durch Persönlichkeitsfaktoren
• Beispiel: Sozial wenig erwünschtes Verhalten führt zu geringer sozialer
Unterstützung. - Die Persönlichkeit schafft gesundheitsförderliche oder gesundheitsgefährdende Bedingungen.
• Menschen schaffen sich ihre Umweltbedingungen nach ihren Motiven Beispiel:
Sensation Seeking: (Risiko-)sport, nonkonformistischer Lebensstil, sozial und sexuell enthemmtes Verhalten, Ablehnung von Routinen). - Die Persönlichkeit nimmt Einfluss auf die Gesundheit und das
Krankheitsverhalten.
• Beispiel Schmerzempfindlichkeit und Neurotizismus korrelieren positiv. Daher besteht ein Zusammenhang z.B. zur Bereitschaft, einen Arzt aufzusuchen.
Was genau ist die Risikowahrnehmung und das Gesundheitsverhalten?
» Risiko ist grundlegend definiert als Produkt aus der Eintrittswahrscheinlichkeit eines Ereignisses X und der Schadenshöhe von X (vgl. Arbeitssicherheit und Unfallvermeidung)
» In der Gesundheitspsychologie lässt sich Risiko enger definieren, nämlich als das Produkt aus der Eintrittswahrscheinlichkeit eines für Gesundheit und Wohlbefinden negativen Ereignisses (Vulnerabilität) und seiner Bedeutsamkeit (Schweregrad).
» Hierbei spielt insbesondere das subjektiv eingeschätzte Risiko eine Rolle für das Gesundheitsverhalten (vgl. Ansatz der Furchtappelle)
» Risikowahrnehmung wird in den klassischen gesundheits-psychologischen Modellen dem Bereich der Motivationsbildung zugeordnet.
Was bezeichnetest als „optimistischen Fehlschluss“?
» Der optimistische Fehlschluss (Optimistic Bias) auch „unrealistischer Optimismus” besteht in der Tendenz, das eigene Risiko als geringer einzustufen (im Vergleich zu anderen Personen in ähnlicher Situation bzw. das durchschnittliche Risiko)
» Aufgrund der Bedrohung des Selbstbildes werden Informationen zum individuellen Risiko abgewertet (Abwertung des Senders, Suchen von Gegenargumenten etc.)
Was gibt es für einen Zusammenhang zwischen dem optimistischen Fehlschluss und kognitiver Dissonanz?
• Widerspruch zwischen zwei Kognitionen ruft aversiven motivationalen Zustand hervor, den die Person reduzieren möchte:
- Bestrebung nach einem Gleichgewicht des kognitiven Systems
• Relevante Beziehungen zwischen Kognitionen können:
- konsonant sein (miteinander vereinbar, als angenehm wahrgenommen)
- dissonant sein (unvereinbar, als unangenehm wahrgenommen)
Dissonanzen sind psychologische Unvereinbarkeiten, die von Menschen vermieden werden wollen, da sie ein UNGLEICHGEWICHT und erhöhte ERREGUNG mit sich bringen.
Was besagt die die Theorie der kognitiven Dissonanz?
• Je höher die ANZAHL und die WICHTIGKEIT der Kognitionen, die mit miteinander unvereinbar sind, desto größer ist die DISSONANZ.
• Je höher die DISSONANZ, desto stärker die MOTIVATION, diese zu reduzieren.
• Inwieweit das kognitive System zur Dissonanzreduktion verändert wird, hängt vom ÄNDERUNGSWIDERSTAND der beteiligten Kognitionen ab.
Änderungswiderstand =
Anzahl der Kognitionen, die mit einer Kognition in konsonanter Weise verbunden sind: je höher die Anzahl der konsonanten Kognitionen, desto größer der Änderungswiderstand.
Was genau ist mit „Sensation Seeking“ gemeint?
Sensation Seeking ist ein Trait, der definiert ist durch:
• die Suche nach verschiedenartigen neuen und komplexen sowie intensiven Eindrücken und Erfahrungen
• sowie durch die Bereitschaft um solcher Erfahrungen willen physische, psychische soziale, legale und finanzielle Risiken in Kauf zu nehmen (Zuckerman, 1994).
Vier Faktoren:
1. Experience Seeking (nonkonformistischer Lebensstil)
2. Thrill and Adventure Seeking (Gefahr und Geschwindigkeit
3. Disinhibition (sozial und sexuell enthemmtes Verhalten)
4. Bordeom Susceptibility (Abneigung gegen Routine)
Was sind die methodischen Probleme des „Sensation Seeking“?
- Konfundierung Prädiktor und Kriterium (z.B. Drogenkonsum)
- Varianzüberlappungen, z.B. zu Impulsivität
- Items t.w. alterskorreliert (z.B. Risikosportarten)
- Transsituative Konsistenz fraglich, ggf. eher ein Bedürfnis als ein Trait
- Wegen Nähe zu Risikoverhalten keine Ressource, sondern negativ konnotiert
(Bedürfnis nach Stimulation generiert Risikoverhalten
Steigerung des Arousals)
Was genau ist das Dampfkesselmodell? (Aggression und Ärger)
Biologische Ansätze:
• Erklärung individueller Unterschiede durch evolutionäre und genetische Gesetzmäßigkeiten sowie die Bedeutung hormoneller Einflüsse
Vergleichende Verhaltensforschung (Ethnologie):
• prominentester Vertreter: Konrad Lorenz (1974): das aggressive Verhalten von Tieren und Menschen wird durch eine innere Energie getrieben, die durch aggressive Stimuli (z.B. durch einen Rivalen) ausgelöst wird
Dampfkesselmodell (steam boiler model, Lorenz):
→ innerhalb des Organismus wird ständig „aggressive Energie” produziert, die sich spontan entlädt, wenn sie nicht zuvor durch einen äußeren Reiz freigesetzt wird; spontane Aggression durch Ansteigen der Energiemenge und „Überlaufen des Kessels”
Was gibt es für Kritik am Dampfkesselmodell?
Biologische Ansätze:
• Zweifel an der Übertragbarkeit auf den Menschen: laut der Theorie kann eine erneute aggressive Reaktion erst erfolgen, wenn sich genügend Energie aufgebaut hat. Es gibt jedoch eine Fülle von Belegen dafür, dass Menschen mehrere aggressive Verhaltensweisen in rascher Folge hintereinander ausführen können.
Verhaltensgenetik:
- individuelle Unterschiede durch unterschiedliche genetische Ausstattung
→ Zwillingsstudien
- der Einfluss der Umwelt war jedoch oft größer als der Einfluss der genetischen
Ahnlichkeit
→ Interaktion von genetischer Disposition und Sozialisationserfahrung im Laufe der individuellen Entwicklung (genetische Anlage kann zu Aggression dispositionieren, aber Umwelteinflüsse sind für die Förderung/Hemmung der Disposition entscheidend)
Was bezeichnet man als negative Emotionen und Ausdruck von Ärger?
»Einige Menschen scheinen empfänglicher für stressbezogene Erkrankungen zu sein.
Gut erforscht ist der Persönlichkeitstyp A”.
»Typ A” bezeichnet ein komplexes Muster von Verhalten und emotionaler Wirkung, das sich durch Aggressivität, Ungeduld und Wettbewerbs-orientierung äußert.
Was weißt das Typ-A Verhaltensmuster für Merkmale auf?
Das Typ-A-Verhaltensmuster weist folgende
Merkmale auf:
•Labiles Selbstwerterleben
•Permanenter Selbstzwang zur Erfüllung überhöhter Ziele
•Übersteigerter beruflicher Ehrgeiz, übermäßiges
Karrierestreben
•Latente oder manifeste Aggressivität und Feindseligkeit in Wettbewerbssituationen
• Streben nach Anerkennung verbunden mit Angst vor Kritik
• Dominanzstreben
•Eingeschränkte Erholungsfähigkeit.
•Hohe Emotionalität und Tendenz zur Ungeduld
In welchem Zusammenhang stehen der Typ-A Persönlichkeit und koronare Herzerkrankungen?
„Menschen, die kein Typ-A-Verhaltensmuster aufweisen, werden fast nie vor dem 70. Lebensjahr koronarkrank, ganz gleich, wie fett sie essen, wie viele Zigaretten sie rauchen und wie wenig Bewegung sie haben. Wenn sie jedoch dieses Verhaltensmuster aufweisen, bricht die Koronare Herzkrankheit oft schon in den Dreißigern und Vierzigern aus.”
»Die Metaanalyse von Hank und Mittag (2003) legt nahe, dass sich das Typ-A-Verhaltensmuster ebenso wie das Konzept der Feindseligkeit und Ärgerkonzepte als einzelne Risikofaktoren zur Erklärung der Entstehung einer KHK nicht bewährt haben.
»Zahlreiche Studien legen allerdings einen signifikanten Zusammenhang zwischen „Typ-A”-Charakteristika und koronaren Erkrankungen (Herzinfarkt, Schlaganfall, Bluthochdruck).
»Neuere Studien (vgl. Forschung zu Typ-C weisen auf einen Zusammenhang zur Selbstregulationsfähigkeit hin; vgl. auch Konzept der Erlernten Hilflosigkeit).
Was haben die sogenannten „pathogene Trias“ mit Typ-A-Persönlichkeiten zu tun?
»Fazit: „Typ A”-Personen besitzen ein höheres Herzinfarktrisiko, eine Rolle hierbei spielt die so genannte „pathogene Trias”: Typ-A-Verhaltensweisen erhöhen das Risiko, Belastungen als stressbezogen wahrzunehmen, dadurch an Dauerstress zu leiden und damit letztlich auch das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
»Zu den koronaren Herzerkrankungen zählen: Stenose der Arterien, Arteriosklerose.
»Mangelnde Durchblutung des Herzens erhöht das Herzinfarkt-Risiko (vgl. Angina Pectoris).
»Risikofaktoren für koronare Erkrankungen sind z.B. Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht.
Wichtig sind aber auch soziale Faktoren wie Aggressionen, konkurrenzgetuhle und Stress im Allgemeinen. Durch diese kommt es zu einer dauerhaften Uberaktivierung sympathischer Prozesse: der sympathische Teil des vegetativen Nervensystems wird dauerhaft gereizt.
• Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit für Herzinfarkte, Magengeschwüre u.a.
• Theoretische Abfolge der Entstehung einer persönlichkeitsbedingten psychosomatischen Erkrankung:
1.Entstehung eines inneren Konflikts
2.Aufkommen spezifischer Emotionen
3.Entwicklung bestimmter Krankheiten.
Was sind die Zusammenhänge zwischen der Herz-Kreislauf-Mortalität und pathogene Trias?
- Hohe Arbeitsintensität, geringe Kontrollmöglichkeiten und fehlende soziale Unterstützung
- (Resignative) Anpassung
- Erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Was kennzeichnet Typ-B- und Typ-C-Persönlichkeiten?
• Typ-B-Verhalten: Ausgeglichen, ruhig
• Typ-D-Verhalten: stärkere Affektivität, vermeiden von sozialer Ablehnung
• Kennzeichnend für Personen mit Typ-D-Verhalten (D = distressed) ist, dass diese bei sozialen Interaktionen versuchen, Ablehnung zu vermeiden, weshalb sie tendenziell stärkere negative Affektivität (angespannt oder verärgert) bei gleichzeitig bewusster Emotionsunterdrückung
- Typ-D-Verhalten könnte mit KHK einhergehen
• Typ-C-Verhalten: Freundlich, gesellig, hilfsbereit, wenig Durchsetzungskraft.
• Typ-C vereint vordergründig unzusammenhängende z.T. widersprüchliche Beobachtungen zwischen Krebserkrankungen und psychischen Faktoren; typische Typ-D-Personen sind freundlich, höflich, anspruchslos, wenig Durchsetzungsstark, gesellig und bemüht, Ärger zu unterdrückt
- Entstehung von Krebserkrankungen wird mit dem C-Konzept in Zusammenhang gebracht