2. Vorlesung: Theorien zum Gesundheitsverhalten Flashcards
Vergleiche das „Health Belief Modell“ mit der „Protection Motivation Theory“ und der „Theory of planned Behavior“, was sind die Unterschiede und Gemeinsamkeiten?
Health Belief Model (HBM):
Betont die Rolle individueller Überzeugungen über die Schwere einer Krankheit, die Wahrscheinlichkeit, sie zu bekommen, und die Wirksamkeit von Gesundheitsverhalten.
Häufig verwendet in der Gesundheitskommunikation, um Menschen zu motivieren, gesundheitsförderliche Verhaltensweisen anzunehmen.
Protection Motivation Theory (PMT):
Fokussiert auf die Wahrnehmung von Bedrohung (Gefahr und Schwere einer Krankheit) und Bewältigungsfähigkeit (Erfolg von Schutzverhaltensweisen).
+ Selbstwirksamkeit kam dazu, Erweiterung der Theorie
Häufig in der Forschung zu Verhaltensänderungen und bei Interventionsstrategien eingesetzt, um schützende Gesundheitsverhaltensweisen zu fördern.
Theory of Planned Behavior (TPB):
Betont die Absicht, ein bestimmtes Verhalten auszuführen, beeinflusst durch subjektive Normen, wahrgenommene Verhaltenskontrolle und Einstellung gegenüber dem Verhalten.
Wird verwendet, um Verhaltensweisen vorherzusagen und zu erklären, besonders solche, die durch soziale Normen und persönliche Überzeugungen geprägt sind.
Gemeinsamkeiten:
Alle drei Modelle zielen darauf ab, Gesundheitsverhalten zu erklären und zu beeinflussen, indem sie individuelle Überzeugungen und Wahrnehmungen über Krankheiten, Schutzmaßnahmen und persönliche Kontrolle berücksichtigen.
Welcher Art von psychologischer Theorie wird das HBM zugeordnet - kontinuierlich oder Stufenmodell?
Das Health Belief Model (HBM) wird einer kontinuierlichen psychologischen Theorie zugeordnet. Es basiert darauf, dass die Wahrnehmung von Krankheitsrisiken und die Einschätzung der Effektivität von Gesundheitsverhaltensweisen auf einem kontinuierlichen Spektrum liegen, das von Individuum zu Individuum variieren kann. Es berücksichtigt also die Vielfalt und Nuancen in der individuellen Wahrnehmung und Motivation für gesundheitsförderndes Verhalten.
Was versteht man im Sinne des HBM unter „distalen Einflussfaktoren“ und was unter „Handlungsanreizen“?
Im Health Belief Model (HBM) spielen distale Einflussfaktoren eine Rolle, die weitreichende Aspekte wie kulturelle Normen und persönliche Erfahrungen umfassen und die Wahrnehmung von Gesundheitsrisiken formen.
Handlungsanreize sind spezifische Motivationsfaktoren, die eine Person dazu bringen, gesundheitsfördernde Maßnahmen zu ergreifen, indem sie die Wahrnehmung der Krankheitsgefahr, die Überzeugung von der Wirksamkeit präventiver Maßnahmen und die Einschätzung von Barrieren beeinflussen.
Was ist die Definition des „Gesundheitsverhalten“?
„Gesundheitsverhalten bezeichnet „jegliche Aktivität, die von Personen mit dem Ziel unternommen wird, Krankheit zu verhüten oder zu entdecken.“
„Genauer gesagt handelt es sich um Verhalten, das in Zusammenhang mit einer Wiederherstellung oder Verbesserung von Gesundheit steht und auf einem Verhaltensmuster, einer Gewohnheit oder einer Handlung basiert.“
Was bedeuten die Begriffe „Trait, State und Habit“?
Trait —> zeitstabile Eigenschaft
State —> Aktueller Zustand
Habit —> Gewohnheit
Was ist der Unterschied zwischen kontinuierlichen und Stadienmodellen?
Kontinuierliche Modelle gehen davon aus, dass sich Verhalten kontinuierlich verändert.
Je stärker dabei kognitive und affektive Faktoren ausgebildet sind (Einstellungen, Selbstwirksamkeitserwartung etc.) desto wahrscheinlicher ist eine Verhaltensänderung.
» Stufen- bzw. Stadienmodelle (dynamische Stadienmodelle) differenzieren verschiedene Stadien, die ein Mensch auf dem Weg zur Änderung seines bisherigen Lebens durchläuft.
» Allerdings gilt die Diskontinuitätsannahme:
• Es gibt keinen linearen Weg zu verändertem Gesundheitsverhalten, auch Stillstand oder Rückschritt sind möglich.
» Integrierte Modelle verbinden Stufenmodelle und Kontinuierliche Modelle.
» Es finden sich also motivationale und volotionale Komponenten mit stufen-theoretischen Sichtweisen.
Inwiefern kann man das HBM mit dem Erwartungs-mal-Wert-Ansatz vergleichen?
» Grundannahme: Menschen verhalten sich rational, wenn sie sich durch eine Krankheit bedroht fühlen oder glauben, für sie anfällig zu sein. Allerdings darf der Aufwand zur Minimierung der negativen Folgen einer Krankheit nicht zu groß sein.
» Um Verhalten anzustoßen, können Handlungsanreize (z.B. Empfehlungen Arzt, Aufklärungsmaßnahmen, Informationen in Medien oder aus Freundeskreis) notwendig sein. Sie wirken direkt auf die wahrgenommene Bedrohung.
» Das HBM gleicht dem Erwartungs-mal-Wert-Ansatz.
• Erwartung, dass spezielle Handlungen mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit ein bestimmtes Ergebnis zeigen.
• Es handelt sich also um die Erwartung, dass mit dem eigenen Verhalten Krankheiten vermieden werden bzw. in ihrem Verlauf gelindert werden können.
• Subjektiver Wert, der dem Handlungsresultat beigemessen wird.
Skizzieren Sie das Health Belief Modell an einem Beispiel.
Grundlagen:
Das HBM basiert auf der Annahme, dass Gesundheitsverhalten durch persönliche Überzeugungen über Gesundheitsrisiken und die Wirksamkeit von Maßnahmen beeinflusst wird.
Kernaussagen:
Wahrgenommene Anfälligkeit (perceived susceptibility)
Wahrgenommene Schwere
(perceived severity)
Wahrgenommener Nutzen
(perceived benefits)
Wahrgenommene Barrieren (perceived barriers)
Hinweis zum Handeln
(cues to action)
Selbstwirksamkeit
(self-efficacy)
Kritikpunkte:
Vernachlässigung sozialer und ökologischer Faktoren
Geringe Berücksichtigung emotionaler Aspekte
HBM gehört zu den Furchtappelltheorien, Menschen müssen also mit gesundheitlichen Risiken konfrontiert werden, damit es zu einer Verhaltensänderung kommt
Beispiel: Grippeimpfung
Wahrgenommene Anfälligkeit:
Eine Person glaubt, dass sie leicht Grippe bekommen kann.
Wahrgenommene Schwere:
Sie hält Grippe für eine ernsthafte Erkrankung.
Wahrgenommener Nutzen:
Sie glaubt, dass die Impfung effektiv vor Grippe schützt.
Wahrgenommene Barrieren:
Sie sieht keine großen Hürden, wie z.B. Kosten oder Schmerzen.
Hinweis zum Handeln:
Eine Empfehlung vom Arzt oder eine Gesundheitskampagne.
Selbstwirksamkeit:
Sie fühlt sich in der Lage, die Impfung problemlos durchführen zu lassen.
Skizzieren Sie die Theorie des geplanten Verhaltens an einem Beispiel (Theory of Planned Behavior)
Grundlagen:
Die Theory of Planned Behavior (TPB) besagt, dass Verhaltensabsichten die besten Prädiktoren für tatsächliches Verhalten sind und durch Einstellungen, subjektive Normen und wahrgenommene Verhaltenskontrolle beeinflusst werden.
Kernaussagen:
Einstellung zum Verhalten
(attitude)
Subjektive Norm
(subjective norm)
Wahrgenommene Verhaltenskontrolle (perceived behavioral control)
Verhaltensabsicht
(behavioral intention)
Kritikpunkte:
Kann emotionale und unbewusste Prozesse vernachlässigen
Möglicherweise zu rationalistisch
Beispiel: Regelmäßiges Joggen
Einstellung:
Eine Person glaubt, dass Joggen gesund ist und Spaß macht.
Subjektive Norm:
Freunde und Familie unterstützen und ermutigen das Joggen.
Wahrgenommene Verhaltenskontrolle:
Die Person glaubt, genügend Zeit und Ressourcen zu haben, um regelmäßig zu joggen.
Verhaltensabsicht:
Die Person plant, dreimal pro Woche joggen zu gehen.
Verhalten:
Die Person beginnt tatsächlich, regelmäßig zu joggen.
Skizzieren Sie den Health Action Process Approach an einem Beispiel
Grundlagen:
Der Health Action Process Approach (HAPA) teilt den Prozess der Verhaltensänderung in eine motivationale Phase und eine volitionale Phase.
Kernaussagen:
Motivationsphase:
Wahrnehmung von Risiko, Handlungsergebniserwartungen, Selbstwirksamkeit
Volitionale Phase:
Planung, Initiierung, Aufrechterhaltung des Verhaltens
Kritikpunkte:
Komplexität in der Anwendung
Bedarf an detaillierter Planung und kontinuierlicher Unterstützung
Beispiel: Gewichtsabnahme
Motivationsphase:
Wahrnehmung von Risiko:
Die Person erkennt, dass Übergewicht gesundheitsschädlich ist.
Handlungsergebniserwartungen:
Sie glaubt, dass Abnehmen ihre Gesundheit verbessert.
Selbstwirksamkeit:
Sie ist zuversichtlich, dass sie abnehmen kann.
Volitionale Phase:
Planung:
Sie erstellt einen Ernährungs- und Trainingsplan.
Initiierung:
Sie beginnt mit der Umsetzung des Plans.
Aufrechterhaltung:
Sie verfolgt den Plan konsequent und passt ihn bei Bedarf an.
Wiederaufnahme bei Rückschlägen: Nach einem Ausrutscher findet sie schnell zurück zu ihrem Plan.
Was ist das Health Action Process Approach und Transtheoretisches Modell ? - Und was ist die motivationale und Volitionsphase?
» Entscheidend zur Ausführung des Verhaltens ist die Fähigkeit, dieses zu realisieren.
» Ist diese Fähigkeit nicht vorhanden, werden auch keine Verhaltensintentionen entstehen, trotz sehr positiver Einstellung zu dem fraglichen Verhalten.
• Empirische Studien zeigen, dass sich hohe Selbst-wirksamkeitserwartungen vorteilhaft auf Anstrengungs-bereitschaft, Ausdauer und Leistung auswirken.
• Das HAPA-Modell baut somit auf den Annahmen zur Selbstwirksamkeitserwartung nach Bandura auf.
» In der motivationalen Phase erfolgt die Bildung von Intentionen durch die Kombination von:
• Selbstwirksamkeitserwartungen
• Handlungsergebniserwartungen
• Risikowahrnehmung
» Die Aufrechterhaltung des Verhaltens in der Volitionsphase erfordert u.a.:
• Aufmerksamkeitsregulation
• Belohnungsaufschub
• Selbstbekräftigung
• Mobilisation von Unterstützung
Was sind die „Stages of Change“?
Die „Stages of Change” (Transtheoretisches im Bezug auf Suchtverhalten)
1. Sorglosigkeit
(„Precontemplation”)
2. Bewusstwerden
(„Contemplation”)
3. Vorbereitung (Preparation”)
4. Handlung („Action”)
5.Aufrechterhaltung („Maintenance”)
6. Stabilisierung („Termination”)
Wie würden die Stages auf dem Weg zum Nicht-Raucher aussehen und welche kognitiven Mechanismen liegen dahinter?
Beispiel: Raucherentwöhnung
1. Sorglosigkeit („Precontemplation”)
Die Person denkt nicht daran, mit dem Rauchen aufzuhören.
2. Bewusstwerden („Contemplation”)
Sie erwägt, mit dem Rauchen aufzuhören, erkennt die negativen Folgen.
3. Vorbereitung (Preparation”)
Sie plant konkrete Schritte, z.B. ein Datum zum Aufhören festlegen.
4. Handlung („Action”)
Sie hört tatsächlich auf zu rauchen.
5. Aufrechterhaltung („Maintenance”)
Sie vermeidet Rückfälle und hält das Nichtrauchen aufrecht.
6. Stabilisierung („Termination”)
Bei einem möglichen Rückfall erkennt sie dies und beginnt den Prozess erneut, um wieder aufzuhören.
Was sind kognitive und verhaltensorientierte Ansätze?
Zur Schaffung eines Problembewusstseins eignen sich verschiedene Ansätze, darunter:
» Kognitive Ansätze wie:
• Steigerung des Problembewusstseins
(Commitment)
• Emotionales Erleben
• Neubewertung der persönlichen Umwelt
• Selbstneubewertung
• Wahrnehmen förderlicher Umweltbedingungen
» Verhaltensorientierte Ansätze wie:
- Selbstverpflichtung (Commitment)
- Kontrolle der Umwelt
- Gegenkonditionierung
- Nutzen hilfreicher Beziehungen
- Selbst-Verstärkung