5 Störungslehre KJP Essstörungen 2 Flashcards
Was sind die Behandlungsziele der AN nach Leitlinie
- Wiederherstellung und Halten eines für Alter und Größe angemessenen Körpergewichts
- Normalisierung des Essverhaltens
- Behandlung körperlicher Folgen von Essverhalten und Untergewicht
- Beeinflussung zugrundeliegenden Schwierigkiten auf emotionaler, kognitiver und interaktioneller Ebene
- Förderung der sozialen Integration („Nachholen“ verpasster Entwicklungsschritte) zB Schulversuche schon von Klinik aus, Überführung in Wohngruppe
-> Augrund der reduzierten Krankheitseinsicht übernehmen Sorgeberechtigte hier wesentliche Entscheidungen (und auch deren Durchsetzung!)
-> BEtroffen sind hier V.a. Adoleszente Mädchen: welche entwicklungsphasentypischen Probleme können hier entstehen? (Hohes Autonomiebestreben)
Wie ist die Settingswahl bei AN?
▪ Grundsätzlich möglich in abnehmender Reihenfolge der Intensität:
stationär, teilstationär und ambulant
▪ Bei den meisten psychischen Erkrankungen würden wir von einem stepped care
Ansatz ausgehen: bei der Anorexie kann aber auch „step down“ sinnvoll sein bei:
• langen Wartezeiten auf ambulanten Behandlungsplatz
• geringer Krankheitseinsicht
▪ Intensivierung immer sinnvoll (bezogen auf Gewicht und psychische / soziale
Situation) bei:
• stagnierender Besserung
• Verschlechterung
▪ Generell aufgrund langen Heilungsprozesses: eher Gesamtbehandlungsplan, der
von vornherein verschiedene Settings einbezieht
▪ Auch im ambulanten Setting: immer interdisziplinär! Notwendig sind
• Gute Absprachen
• Kontinuität der Behandler*innen (soweit möglich)
Was hat die höchste Evidenz zu Behandlungsverfahren und Methoden nach Leitlinie?
- Psychotherapie ist beid er AN ds BEhandlungsverfahren der ersten Wahl (EL 1b)
- Moderate Evidenz, dass das folgende spezifische PT Verfahren bei KiJu wirksam ist: familienbasierte Therapie nach dem Maudsley-Ansatz (EL 1b)
(1 b: Evidenz aufgrund von mind. 1 RCT Studie) - FBT bei Jugendlichen: > 4 Studien bzw 2 von hoher Qualität, Effekt deutlich !
Beschreibe die Evidenz zu verschiedenen Behandlungsverfahren und –
methoden (Leitlinie)
- Kognitiv-Analytische Therapie, Evidenz: <4 Studien, Effekt:Gering
- Kognitive Verhaltenstherapie, Evidenz: <4 Studien, Effekt: Gering
- Dialektisch-behaviorale Therapie, Evidenz: keine, Effekt: -
- Exposition und Reaktionsverhinderung, Evidenz: keine, Effekt: -
- Familienbasierte Therapie bei Jugendlichen, Evidenz: >4 Studien bzw. 2 von hoher Qualität, Effekt: Deutlich
- Interpersonelle Psychotherapie, Evidenz: <4 Studien, Effekt: Gering
- Ernährungsberatung, Evidenz: <4 Studien, Kein Effekt
- Psychodynamische Psychotherapie, Evidenz: <4 Studien, Effekt: Gering
- Psychoedukative Selbsthilfeprogramme, Evidenz: keine, Effekt: -
Was ist die Familienbasierte Therapie FBT?
Grundannahme: „Familie ist die beste Ressource für Heilung“
Zuweisung aktiver Rolle an Eltern:
1. Phase: Achten auf Gewichtszunahme und Normalisierung des Essverhaltens
- Kontrolle der Nahrungsaufnahme und kompensatorische Maßnahmen
- Einschränkung der körperlichen Aktivität
2. Phase: Geben wieder mehr Verantwortung an Patient_innen zurück, Unterstützung der Pat bei altersentsprechenden Aktivitäten
3. Phase: Unterstützung bei Nachholen von Entwicklungsaufgaben, Rückfallprophylaxe
Beschreibe die Evidenz zu Behandlungsverfahren und –
methoden (Leitlinie) genauer!
▪ Psychotherapie ist bei der AN das Behandlungsverfahren der ersten Wahl (EL 1b)
▪ Moderate Evidenz, dass das folgende spezifische Psychotherapieverfahren
bei Kindern und Jugendlichen wirksam ist: familienbasierte Therapie nach
dem Maudsley-Ansatz (EL1b)
▪ Keine ausreichende Evidenz, dass bei Kindern und Jugendlichen ein bestimmtes
Vorgehen in der Familientherapie (gemeinsame Sitzungen mit der Patientin oder
getrennte Gespräche mit Patientin und Eltern) wirksamer ist als das andere (EL
1b). Hinweise, dass es bei viel kritischen elterlichen Kommentaren günstiger
sein kann, Eltern und Patientin getrennt zu sehen (EL 1b).
▪ Begrenzte Evidenz, dass spezialisierte Angebote zu einer Reduktion
stationärer Aufnahmen und einer Kostenreduktion führen (Evidenzgrad 3)
▪ Eine geringe Motivation zu einer Veränderung der Essstörung ist mit geringerem
Behandlungserfolg und höherem Risiko zu einem Therapieabbruch assoziiert (EL
1a)
Was soll nach Leitlinie zu Behandlungsbeginn beachtet werden?
▪ Bei der Behandlung berücksichtigen und informieren, dass der Heilungsprozess
einen Zeitraum von vielen Monaten bis mehrere Jahre umfassen kann (KKP).
▪ Ambulante, teilstationäre und stationäre Behandlungen in Einrichtungen oder bei
Therapeuten, die Expertise in der Therapie mit Essstörungen haben (KKP)
▪ Die beteiligten Stellen der Versorgung (z. B. niedergelassene Therapeuten,
Beratungsstellen, Kliniken, Hausärzte, Ernährungsberater) sollen eine
engmaschige Absprache und Kommunikation gewährleisten (KKP).
Was sind allgemeine Empfehlungen der Leitlinie der AN?
▪ Zentrales Therapieziel: Normalisierung des Körpergewichts (KKP)
▪ Beurteilung des medizinischen Risikos nicht nur anhand Gewichtsentwicklung,
zusätzlich weitere Untersuchungsparameter (z.B. Laborwerte) (KKP).
▪ Patientinnen abhängig von der körperlichen Situation aktiv und regelmäßig zu
Verlaufsuntersuchungen einbestellen (KKP).
▪ Immer Beratung bzgl. angemessener Nahrungsmenge und -
zusammensetzung (KKP).
▪ Veränderung von Gewicht und Essverhalten meist hochambivalent, Arbeit an
Motivation und Ambivalenz ist zentrale Aufgabe über den gesamten
Behandlungsprozess (EL 1a).
▪ Bei Kindern und Jugendlichen Sorgeberechtigte bzw. nahe
Angehörige/Bezugspersonen ausführlich über die Erkrankung und
Behandlungsmöglichkeiten informieren und in die Behandlung mit einbeziehen,
wenn nicht explizite Gründe dagegen sprechen (EL Ib).
-> Zwangsbehandlung nur bei akuter Selbstgefährdung und nach Ausschöpfung aller
anderen Maßnahmen (KKP).
Wie läuft die Psychoedukation der Eltern in der VT ab? (AN)
Familie ist nicht die Ursache für die Störung, aber Ressource für deren Überwindung!
Typische Inhalte bei AN:
- Informationen zu Symptomen, medizinische Komplikationen, Epidemiologie, Ätiologie, Auswirkungen auf Familie
- Vorstellung ambulanter und (teil)stationärer behandlungsmöglichkeiten, Ziele und Phasenmodell der Behandlung
- Ernährungsberatung (auch wachstumsspezifische Aspekte)
- Psychosoziale Integration, Rückfallprophylaxe
- Grundregeln im Umgang mit schwierigen Situationen (zB Gewichtsphobie)
- Weiterbehandlungsmöglichkeiten, Wiederaufnahmekriterien für Behandlung
Welche Rolle spielen Krankheitseinsicht und Behandlungsambilvalenz VT bei der AN? Was ist bei KiJu besonders zu beachten?
Ambivalenz ist normal!
- AN ist zentral für den Selbstwert (zahlreich positiv erlebte Folgen , zB PeerGroup)
- Änderungsmotivation für eher störende Symptome zB Essanfälle
- Interventionen zum Aufbau von Ändeungsmotivation (zB Motivation Interviewing)
aber bei KiJu:
- teils alterstypisch begrenzte Interspektions- und Einsichtfähigkeit
- Körperlich bedrohliche Unterernährung wegen noch geringeren Fettanteils schneller erreicht
-> sie haben weniger zeit für ambulante Behandlungsversuche!
-> Sie müssen manchmal auch früher (gegen den Willen der Patienten) eine stationäre Behandlung einleiten.
Zwangsbehandlungen bei AN?
Zwangsbehandlung verletzt Grundrecht auf Freiheit und körperliche Unversehrtheit
(GG, Art.2 , Abs. 2) → ethisch-relevante Entscheidung!
▪ Sorgeberechtigte beantragen bei zuständigem Familiengericht „Genehmigung zur
Behandlung mit freiheitsentziehenden Mitteln“ (§ 1631b BGB)
▪ Alternativ PsychKG (Länderrecht), wenn Selbstgefährdung anders nicht
Insgesamt:
▪ Eher selten notwendig, kann meist durch Gespräche mit Betroffenen und
Sorgeberechtigten einvernehmlich gelöst werden
▪ Falls Eltern nicht zu überzeugen sind und Behandler*in vitale Gefährdung sieht:
Abwendung der Kindeswohlgefährdung, Inobhutnahme über Jugendamt (§ 42 SGB
VIII) → Jugendamt muss familiengerichtliche Klärung herbeiführen
▪ Falls Jugendliche während stationärer Behandlung volljährig wird und
Notwendigkeit erkennbar: vorsorgliche Betreuerbestellung (§ 1908a BGB)
Was sagt die Leitlinie zu An zur ambulanten Behandlung?
▪ Behandlung erster Wahl ist eine evidenzbasierte Psychotherapie (bei Kindern und
Adoleszenten familien-basierte Therapie) bei Essstörungen mit erfahrenen
Behandlern (EL Ib).
▪ Ernährungsberatung nicht als alleinige Behandlung anbieten, auch nicht im
Anschluss an stationäre Behandlung (EL 2b).
▪ Gewichtszunahmeziel 200–500 g/Woche, flexible Handhabung möglich (KKP).
▪ Behandlung erster Wahl ist eine evidenzbasierte Psychotherapie (bei Kindern und
Adoleszenten familien-basierte Therapie) bei Essstörungen mit erfahrenen
Behandlern (EL Ib).
▪ Ernährungsberatung nicht als alleinige Behandlung anbieten, auch nicht im
Anschluss an stationäre Behandlung (EL 2b).
▪ Gewichtszunahmeziel 200–500 g/Woche, flexible Handhabung möglich (KKP).
Achtung:
Aufgrund von Hypovolämie entsprechen Gewichtszunahmen zu Behandlungsbeginn
häufig nicht einer echten Zunahme an Körpermasse, Gefahr von Ödemen beachten!
Multifrequenz-Körperimpedanzmessung als Kontrolle
Was sollte man vor Beginn der ambulanten Behandlung zu AN nach Leitlinie beachten und was ist das vorrangige Ziel?
▪ Vor Beginn Rahmenbedingungen der Behandlung mit Patientin und
Sorgeberechtigten klar besprechen: Umgang mit Wiegen, Vorgehen bei
Gewichtsabnahme, Kontakte mit Hausarzt/Kinderarzt/Gynäkologen, Umgang mit
Familie (KKP).
Vorrangiges Ziel: Normalisierung von Essverhalten und Gewicht und Arbeit an
damit verbundenen psychischen und psychosozialen Problemen (KKP).
Was sind Therapiebausteine der ambulanten Behandlung von AN in der VT?
- Motivation
- Ernährungsmanagement
- Kognitive Intervention
- Emotionsregulation
- Körperbild
- Instrumentelle Fertigkeiten
- Selbstwert
Siehe ABB
Wie läuft strukturiertes Essen ab?
- gleichmäßig über den Tag verteilte, Mahlzeiten 3 Huptmahlzeiten + 2 Zwischenmahlzeiten
- Zeitpunkt vorher festgelegt - kann aber flexibel an Veränderungen der lebenssituation angepasst werden
- feste Intervalle - kein Überspringen von Mahlzeiten
- Patient*innen legen fest, was sie essen!
- erfordert Management von Ängsten vor Gewichtszunahme
- Kann stufenweise mit der einfachsten Mahlzeit am Tag eingeführt werden