2 Störungslehre KJP SSV 1 Flashcards

1
Q

Wie kann man aggressives Verhalten unterscheiden?

A
  1. Reaktiv- Impulsive Aggression
    - IdR ungeplant
    - ausgelöst durch erlebte Bedrohung
    - wird offen ausgelebt
    - Meist negative Konsequenzen
    - begleitende Emotionen: Enttäuschung, Angst
  2. Instrumentelle / Produktive Aggression
    - geplant
    - Soll Ziel/Vorteile erreichen
    - häufig verdeckt ausgeführt
    - Positive Konsequenzen
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2
Q

Beschreibe die Phänotypen Aggressiven Verhaltens

A

Reaktiv-Impulsive Aggression
- gegenüber negativ emotionalen und bedrohlichen Reizen erhöhte vegetative Reaktionen
- Volumen- und Aktivitätsverringerung in denjenigen frontalen Hirnarealen, die mit Impuls,- Ärger-, und Furchtkontrolle zusammenhängen
- Aktivität der Amygdala als subcorticales Zentrum für Furchtempfinden erhöht

Instrumentelle/proakive Aggression
- Defizite in Empathie und Reue, wobei die Person verminderte vegetative Reaktionen zeigen
- Reduzierte Aktivität der Amygdala sowie von corticalen Regionen, die mit Empathie und sozialem Handeln zutun haben
- Intellektuelle Funktionen unbeeinträchtigt

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3
Q

Folgen früher Störungen des Sozialverhaltens:

Je früher schwerwiegendes aggressives Verhalten auftritt, desto ungünstiger ist der Verlauf! Betroffene Kinder…

A
  • scheitern an zentralen Entwicklungsaufgaben
  • werden aus Peer-Gruppen ausgeschlossen (und binden sich folglich häufig an andere deviante Peers)
  • brechen häufiger die Schule ab, betroffene Mädchen haben eine erhöhte Rate an Teenager-Schwangerschaften (OddsRatio 2,7)
  • integrieren sich später schlechter ins Arbeitsleben
  • zeigen später häufiger Delinquenz (OR 3.5)
  • Leiden unter späteren psychischen Folgeproblemen/ komorbide Störungen (Substanzmissbrauch, Depression, Angststörungen, dissoziale Persönlichkeitsstörung) (OR 2.1)
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4
Q

Störungen des Sozialverhaltens sind gekennzeichnet durch…

A

… ein durchgängiges Muster von oppositionellem, aggressiven und dissozialen Verhalten
- welches vor dem Hintergrund des Entwicklungsstandes der KiJu und in Bezug zur Altersgruppe deutlich normverletzend ist
- und mit einer klinischen Beeinträchtigung verbunden ist

  • ICD-10 und DSM-5 stimmen hinsichtlich der Anzahl und Art der
    Verhaltenskriterien überein. Allerdings bestehen Unterschiede hinsichtlich
    notwendiger Dauer der Symptomatik (ICD-10: 6 Monate; DSM-5: 12 Monate)
    sowie in Subkategorisierung der SSV.
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5
Q

Grundlegende Symptome oppositionell- aggressiven Verhaltens nach ICD-10 /DSM-5

A

Ärgerlich/gereizte Stimmung
1. wird schnell wütend
2. ist häufig reizbar oder lässt sich leicht ärgern
3. ist häufig verärgert und beleidigt

Streitsüchtiges/trotziges Verhalten
4. streitet sich häufig mit Erwachsenen
5 widersetzt sich häufig Anweisungen und Regeln von Erwachsenen
6. verärgert andere häufig absichtlich
7. schiebt häufig die Schuld für eigene Fehler auf andere

Rachsucht
8. häufig boshaft und nachtragend

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6
Q

Grundlegende Symptome Dissozial-aggressiven Verhaltens nach ICD-10/DMS-5

A

Symptome liegen in folgenden der 4 Kategorien:

I. Aggressives Verhalten gegenüber Personen und Tieren
9. bedroht oder schüchtert andere häufig ein
10. beginnt häufig Schlägereien
11. hat gefährliche Waffen benutzt
12. war körperlich grausam zu Menschen
13. quält Tiere
14. hat in Konfrontation mit dem Opfer gestohlen
15. zwang andere zu sexuellen Handlungen

II. Zerstörung von Eigentum
16. Brandstiftung
17. absichtliche Destruktivität gegenüber dem Eigentum anderer

III: Betrug und Diebstahl
18. Einbruch in Wohnungen, Autos, Gebäude
19. Häufiges Lügen
20. Diebstahl ohne Konfrontation mit dem Opfer

IV. Schwerwiegende Missachtung von Regeln
21. bleibt über Nacht weg (<13. LJ)
22. lief mind. 2x über Nacht von zuhause weg
23. schwänzt die Schule

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7
Q

Störungen des Sozialverhaltens nach ICD10 allgemeines Kriterium

A

Vorlegen eines wiederholten, persistierenden Verhaltensmusters, bei dem entweder die Grundrechte anderer oder die wichtigsten altersentsprechenden sozialen Normen oder Gesetze verletzt werden, mindestens sechs Monate anhaltend

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8
Q

ICD 10 F91.0 auf familiären Rahmen beschränkte Störung des Sozialverhaltens

A

Allgemeines Kriterium erfüllt ≥ 3 Kriterien erfüllt, mind- 3 von 9.-23.
Mind. 1 Symptom von 9.-23. mind. 6 Monate gegeben
SVV beschränkt auf familiären Rahmen!

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9
Q

ICD 10 F91.1 Störung des Sozialverhaltens bei fehlenden sozialen Bindungen

A

Allgemeines Kriterium erfüllt
≥ 3 Kriterien erfüllt, mind. 3 von 9.-23.
mind. Ein Symptom von 9.-23. mind. 6 Monate gegeben
Wenig Beziehungen zu gleichaltrigen; Isolation !

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10
Q

ICD 10 F91.2 Störung des Sozialverhaltens bei vorhandenen sozialen Bindungen

A

Allgemeines Kriterium erfüllt
≥ 3 Kriterien erfüllt, mind von 9.-23.
mind. Ein Symptom von 9.-23. mind. 6 Monate gegeben
Normale Beziehungen zu Gleichaltrigen!

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11
Q

ICD 10 F91.3 Störung des Sozialverhaltens mit oppositionellem, aufsässigen Verhalten

A

Allgemeines Kriterium erfüllt
≥ 4 Kriterien erfüllt, aber
Nicht mehr als zwei Symptome von 9.-23.
> mind. 4 Symptome mind. 6 Monate gegeben

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12
Q

ICD 10 F92.0 Störung des Sozialverhaltens mit depressiver Störung

A

Allgemeines Kriterium erfüllt
> die Kiterien für eine depressive Störung (F30-F39 müssen erfüllt sein)

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13
Q

DSM 5 313.81 Störung mit Oppositionellem Trotzverhalten

A

Allgemeines Kriterium: Muster von wiederkehrenden negativistischen, trotzigen, ungehorsamen und feindseligen Verhaltensweisen, V.a. Gegenüber Autoritätspersonen
> allg. Kriterium erfüllt
> klinisch bedeutsame psychosoziale Beeinträchtigung
> mind. 4 Symptome ausschließlich aus oppositionell-aggressivem Verhaltensspektrum (1-8)
> Zeitraum: Symptomatik mind. 6 Monate gegeben

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14
Q

DSM 5 312.8 Störung des Sozialverhaltens

A

Allgemeines Kriterum: Sich wiederholende Verhaltensmuster, bei dem grundlegende Rechte anderer sowie wichtige altersbezogene Rechte und Normen verletzt werden
> klinisch bedeutsame psychosoziale Beeinträchtigung
> die Verhaltensweisen treten nicht ausschließlich im Verlauf einer psychotischen oder affektiven Störung auf
> drei oder mehr Symptome aus dissozial-aggressivem Verhaltensspektrum (9-23)
> Zeitraum: 12 Monate (min. 1 Kriterium in letzen 6 Monaten vorhanden)
> SVV bei Patienten über 18 Jahre nur dann zu diagnostizieren, wenn die Kriterien einer Antisozialen Persönlichkeitsstörung nicht erfüllt sind

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15
Q

Störungen des Sozialverhaltens nach DSM 5

A
  1. Wiederholtes und persistierende Verhalten, das grundlegende Rechte anderer oder zentrale altersangemessene Normen verletzt
  2. Vorliegen von mind. 3 Symptomen aus 9.-23. in den letzten 12 Monaten mit mind. 1 Symptom beobachtbar in den letzten 6 Monaten
  3. klinische Beeinträchtigung
    -> bei Personen > 18. Lj: Ausschluss einer antisozialen Persönlichkeitsstörung
    -> Einstufung des Schweregrads:
    - Schwer: Zahl der erforderlichen Kriterien deutlich übertroffen oder besonders schwerwiegende Symptome wie zB erzwungene sexuelle Handlungen, Waffengebrauch oder Raubdelikte
    - leicht: eher geringer Schaden, der anderen durch das Verhalten entsteht
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16
Q

Bedeutung des Onset-Alters
DSM 5 unterscheidet Subtypen je nach Beginn der Symptomatik:

A
  • Childhood-onset: mind. 1 Symptom vor dem 10. Lj
  • Adolescent Onset: kein Symptom vor dem 10. LJ
  • Unklarer Onset: Information fehlt
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17
Q

Childhood Onset:

A
  • hohe Stabilität der SSV-Symptomatik, ungünstige Prognose
  • höhere Quantität und Qualität an SVV Symptomatik
  • Höhere Prävalenz komorbider Störungen (soziale Phobie, Drogenabhängigkeit, Persönlichkeitsstörungen)
  • als Erwachsene vermehrt gewalttätige und polysymptomatische Formen von antisozialer Persönlichkeitsstörung
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18
Q

Wechselwirkung: Onset und Ausprägung
Hohe Prävalenz zu ASPD

A

Schwere Ausprägung SVV, Alter bei Beginn bis 6 Jahre - Diagnose Antisoziale Persstörung 71%

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19
Q

Wenn in einem Zeitraum von mind. 12 Monaten die Kriterien für eine SSV erfüllt sind, kann im DSM 5 die Zusatzkodierung „mit reduzierter prosozialer Emotionalität“ vergeben werden. Dafür müssen mind. …

A

… 2 oder mehr der folgenden Merkmale durchgängig (in verschiedenen Settings/BZ) erfüllt sein:
- Mangel an Reue oder Schuldbewusstsein (Lack of Remorse or guilt)
- Gefühlskälte gegenüber der eigenen Leistung (unconcerned about Performance)
- oberflächlicher oder mangelnder Affekt (shallow or deficient Affect)

-> Symptome müssen „typisches“ Verhalten widerspiegeln und von verschiedenen Quellen bestätigt werden) (callous-unemotional trait, CU)
-> assoziierte Charakteristika: geringe Reaktion auf Bestrafungsreize, mehr instrumentelle Aggression

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20
Q

Störung mit oppositionellem Trotzverhalten nach DSM5

A
  1. Muster von wiederkehrenden, negativistischen, trotzigen, ungehorsamen und feindseligen Verhaltensweisen, v.a. Gegenüber Autoritätspersonen
  2. mind 4 Symptome ausschließlich aus oppositionell- Aggressivem Verhaltensspektrum (Symptome 1.-8.)
    - bei Kindern < 5 Jahre: an der Mehrzahl der Tage
    - bei Kindern > 5 Jahre mind. 1 x pro Woche
  3. Dauer mind. 6 Monate
  4. klinisches Leiden/Beeinträchtigung
  5. Tritt nicht ausschließlich im Rahmen einer anderen psychischen Störung auf
  6. Spezifikation des Ausprägungsgrads (leicht, mittel, schwer)
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21
Q

Epidemiologie: British Child Mental Health Survey Maughan et al 2004

A

Bevölkerungsrepräsentative Stichprobe (UK)
N = 10.438 KiJu zw 5-15 Jahren

Untersuchungsmethoden:
- Elterninterview
- Kinderinterview
- Lehrerfragebogen
Analyse der Prävalenz von Störung des Sozialverhaltens (Conduct Disorder, CD), Störung mit oppositionellem Trotzverhalten (Oppsitional Defiant Disorder, ODD) und beider Störungen zusammengefasst (inclusive ODD -> getrennt nach Alter und Geschlecht)

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22
Q

CD

A

Conduct Disorder
Störungen des Sozialverhaltens

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23
Q

ODD

A

Oppositional Defiant Disorder
Störung mit oppositionellem Trotzverhalten

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24
Q

Inclusive ODD

A

CD (Conduct Disorder) und ODD (oppsitional Defiant Disorder) zusammengefasst, getrennt nach Alter und Geschlecht

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25
Q

Maughan et al 2004:

A
  • Störungen des Sozialverhaltens nehmen mit dem Alter zu?
  • Störung mit oppositionellem Trotzverhalten nimmt eher ab mit Alter
    -> kombiniert relativ Stabil, hohe Prävalenz, klinisch hoch relevant
    -
  • aggressive Symptome nehmen mit dem Alter tendenziell ab
  • Status Violation (z.B. Schulschwänzen, weglaufen) nimmt zu: mehr Freiheiten als früher, Eigenständigkeit (im jüngeren Alter geringer, Verschiebung)
26
Q

Epidemiologie SSV

A

Review internationaler Studien: PRävalenz
- Bei jungen: 2-5 %
- bei Mädchen: 1-3% (soziale Erwünschtheit, covert, verdeckte aggr., in Kriterien schwieriger herauszudestillieren)
-> Angleichung der Prävalenz im Jugendalter!
-> frühe Symptome evtl. bei Mädchen weniger gut erkennbar, da bei Mädchen häufiger indirekte und verdeckte Aggression zeigen (beziehungsorientiert)
Kriterien aber eher direkte Aggression mit deutlichem Gewaltpotential erfassen

27
Q

Epidemiologie Veränderung der Auftretenshäufigkeit von Einzelsymptomen:

A
  • Im Jugendalter starker Anstieg von Gewaltdelikten, Eigentumsdelikten und anderer Delinquenz
  • Nehmen zwischen 18 und 21 J. stetig ab
28
Q

Komorbiditäten SSV

A
  • ADHS (impulsivität)
  • Sprachentwicklungsstörungen
  • Umschriebene Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten
  • Substanzabusus
  • Angststörungen (V.a. Bei reaktive Aggression)
29
Q

Wichtige Differenzialdiagnosen

Impulsives, störendes oder aggressives Verhalten kann auch bei anderen Störungsbildern vorkommen

A
  • ADHS (aber seltener Normverletzung!)
  • Affektive Störungen (Reizbarkeit!)
  • Anpassungsstörungen mit vorwiegender Störung des Sozialverhaltens (Auslöser!)
  • Emotionale Störung mit Geschwisterrivalität (Settingbegrenzung!)
30
Q

Ätiologie: Multifaktorielles Bedingungsmodell

A
31
Q

Welche Faktoren und Phasen beeinflussen die Entwicklung von Verhaltensstörungen laut dem multifaktoriellen Bedingungsmodell?

A

Das multifaktorielle Bedingungsmodell zeigt, dass die Entwicklung von Verhaltensstörungen durch ein Zusammenspiel aus pränatalen, familiären und individuellen Faktoren beeinflusst wird. Diese Faktoren wirken in verschiedenen Entwicklungsphasen und beeinflussen die Entstehung von Verhaltensmustern:
1. Phasen der Entwicklung:
• In utero (im Mutterleib): Die Phase, in der pränatale Faktoren Einfluss nehmen.
• Birth (Geburt): Start der direkten Umweltinteraktionen.
• Childhood (Kindheit): Geprägt durch familiäre und soziale Umwelteinflüsse.
• Adolescence (Adoleszenz): Wichtige Phase, in der Gleichaltrige zunehmend Einfluss nehmen und der Übergang zur Unabhängigkeit erfolgt.
2. Gene-Umwelt-Wechselwirkungen:
• In allen Entwicklungsphasen wirken genetische Faktoren zusammen mit Umweltfaktoren, um individuelle Verhaltensmuster zu formen.
• Gene-Umwelt-Korrelationen in der Adoleszenz beeinflussen zusätzlich, wie genetische Anlagen und Umwelt aufeinander wirken.

32
Q

Welche spezifischen Risikofaktoren umfasst das multifaktorielle Bedingungsmodell, und wie beeinflussen sie die Entwicklung von Verhaltensstörungen?

A

Das Modell identifiziert mehrere Risikofaktoren, die sich gegenseitig beeinflussen und die Wahrscheinlichkeit von Verhaltensstörungen erhöhen können:
1. Prä- und perinatale Risikofaktoren:
• Pränataler mütterlicher Nikotinkonsum
• Pränataler mütterlicher Alkoholkonsum
• Pränataler mütterlicher Stress
• Diese Faktoren können die kindliche Entwicklung bereits vor der Geburt negativ beeinflussen und die Anfälligkeit für Verhaltensprobleme erhöhen.
2. Familiäre Faktoren:
• Harte und inkonsistente Disziplin
• Eltern-Kind-Konflikte
• Maritaler Konflikt (Ehekrach)
• Niedriger sozioökonomischer Status und Armut
• Fehlende elterliche Fürsorge
• Gewalt in der Gemeinschaft
• Umgang mit abweichenden Gleichaltrigen
• Diese Faktoren tragen durch negative Interaktionen und fehlende Unterstützung zur Risikobildung bei.
3. Individuelle Dispositionen:
• Autonomes Nervensystem: Kann die Reaktion auf Stress und Impulskontrolle beeinflussen.
• Neurokognitive Faktoren: Beeinträchtigen die Verarbeitung und das Lernen von Verhaltensmustern.
• Soziale Informationsverarbeitung: Beeinflusst, wie soziale Signale wahrgenommen und interpretiert werden.
• Temperament: Bestimmte Temperamente können die Anfälligkeit für Verhaltensstörungen erhöhen.
• Persönlichkeitseigenschaften: Eigenschaften wie Impulsivität oder emotionale Labilität können das Risiko weiter verstärken.
4. Genetische Faktoren:
• Genetische Prädispositionen können die Reaktion auf Umweltfaktoren beeinflussen und dadurch die Wahrscheinlichkeit von Verhaltensstörungen erhöhen.

33
Q

Welche Prä- und Perinatalen Risikofaktoren gibt es? !!

A
  • pränataler mütterlicher Nikotinkonsum
  • Pränataler mütterlicher Alkoholkonsum
  • Pränataler mütterlicher Stress
  • Frühgeburt
  • Geburtskomplikationen (V.a. Hypoxische Hirnschädigungen)
  • Geringes Geburtsgewicht, frühe Unterernährung

-> beeinträchtigte Entwicklung neuronaler Strukturen, die an Emotionserkennung und Emotionsregulation beteiligt sind (präfrontaler Kortex)
-> erhöht gleichzeitig auch Wahrscheinlichkeit für Aufmerksamkeitsprobleme, erhöhte Impulsivität und schwieriges Temperament

34
Q

Was ist der wichtigste Prädiktor für früh beginnenden und persistierenden aggressiven Verhaltens des Kindes?

A

Psychische Erkrankungen der Eltern: Elterlicher Alkoholabusus sowie antisoziales Verhalten!

35
Q

Nenne Familiäre Risikofaktoren für die Entwicklung von SSV

A
  • psychische Erkrankung der Eltern: alkoholabusus, antisoziales Verhalten
  • negatives familiäres Klima
  • negative Bindungsverfahren im Vorschulalter_
    > weniger positive, mehr negative Emotionen (Wut, Ärger) in Eltern-Kind-Aktion
    -> auch ungünstige Modellwirkung elterlicher Emotionsregulation
    > Nicht kongruente und inkonsistente elterliche Reaktionen auf emotionalen Ausdruck des Kindes
    -> behindert sicheren Bindungsstil
    -> verhindert Entwicklung einer effizienten Emotionsregulation
  • geringer sozioökonomischer Status
36
Q

Welches Erziehungsverhalten ist der am besten gesicherte Risikofaktor für SSV

A
  • inkosistent
  • bestrafend
  • mangelnde Aufsicht und Steuerung
  • fehlende Wärme in Eltern-Kind-Beziehung
  • wenig an sozialen Normen orientiert
  • wenig positive Verstärkung
  • aggressive Rollenmodelle
    Vernachlässigung/Misshandlung: unter Kontrolle von sozioökonomischen Status Zusammenhang für beide Geschlechter zwischen Traum im Vorjahr (starke körperliche Bestrafung durch Eltern, Misshandlung) und SSV_Diagnose im Alter zwischen 12 und 15 Jahren (OR 1.55 bzw. 1.38)
37
Q

Beschreibe die Delinquenzpyramide

A
  • wird eingeteilt in:
  • offenen entwicklungspfad (Leichte Aggression - bullying, andere belästigen; früh, viele) -> Körperliche Auseinandersetzungen (Schlägereien, Bandenkämpfe; weniger, später) -> Gewalt (Vergewaltigung, Angriffe, Körperverletzung; sehr wenige, sehr spät)
  • Autoritätskonflik-Entwicklungspfad ( vor dem 12. LJ beginnend) (Eigensinniges Verhalten, sehr früh sehr viele) -> (Trotz/Unfolgsamkeit; viele, früh) -> Autoritätsvermeidung - Schulschwänzen, Weglaufen, mittel, mittel)
  • Verdeckten Entwicklungspfad (vor dem 15. LJ; Leichte, verdecktes antisoziales Verhalten - Ladendiebstahl, Lügereien; früh, viele) -> Sachbeschädigung (Vandalismus, Zündeln; weniger, später) -> Mittelschwere Delinquenz (Betrug, Taschendiebstahl) (Vorstufe von schwerer D) & Schwere Delinquenz (Einbruch) - mit Gewalt gleich -> sehr spät, sehr wenige
38
Q

Wie manifestiert sich Antisozialität in der Kindheit?

A

Offen-aggressive oder verdeckte Störung des Sozialverhaltens, Autoritätsprobleme (zB Aggression, Lügen, Stehlen, Wutausbrüche)

39
Q

Wie manifestiert sich Antisozialität in der Jugend?

A

Erhebliche Delinquenz und Gewalt, frühe Offizielle Straffälligkeit, Syndrom des Problemverhaltens (zB Substanzmissbrauch, Risikoverhalten)

40
Q

Wie manifestiert sich Antisozialität im Jungen Erwachsenenalter?

A

Schwere Kriminalität, antisoziale Persönlichkeit

41
Q

Elemente des Modells der >Weitergabe an die nächste Generation<

A

Persistent antisozialer Lebensstil . Muliproblemmilieu, untere soziale Schicht - schwieriges Temperament, Impulsivität - Verzerrte Verarbeitung sozialer Informationen - Problematisches Selbstbild, deviante Einstellungen - problematische heterosexuelle Beziehungen - Anschluss an deviante Peergruppen - Ablehnung durch Gleichaltrige - Bindungsdefizite - Famiiäre Disharmonie, Erziehungsdefizite - genetische Faktoren - kognitive Defizite, Aufmerksamkeitsprobleme - Probleme in der Schule - Defizite in Fertigkeiten und Qualifikationen - Probleme in Arbeit und Beruf

42
Q

beschreibe den Teufelskreis des coersive parenting

A

Aufforderung durch Eltern - wird befolgt? - Nein - Wiederholung durch Aufforderung - wird befolgt? - nein - Eltern drohen - wird befolgt ? - nein - Eltern ratlos - Eltern aggressiv - bzw - Eltern geben nach - Kind lernt ->
- muss nur nörgeln lange genug aushalten, dann tun Mama und Papa was ich will
- was Eltern sagen muss ich nicht ernst nehmen
- Mama und Papa siegen, weil sie stärker sind al sich. Wer stärker ist bekommt recht
- auch wenn Mama und Papa bestrafen, weiß ich dass ich sie beeinflussen kann (negative Aufmerksamkeit besser als keine)

43
Q

Kreis des coersive parenting

A

… Eltern glauben, dass Kinder ungehorsam waren -> Eltern werden unruhig und emotional instabil -> Eltern neigen dazu, ihren Kindern häufiger die Schuld zu geben -> Kinder fühlen sich nicht verstanden und machen sich ständig vorwürfe -> Kinder verhalten sich rebellischer -> Eltern glauben dass Kinder ungehorsam waren …

44
Q

Beschreibe die Rolle der außerfamiliären Faktoren wie Peers bei dem Einfluss zu SSV

A
  • dissoziale Jugendliche haben dissoziale Freunde
  • insbesondere unstrukturierte Freizeitaktivitäten ohne Aufsicht Erwachsener sind ungünstig
  • „Devianztraining“: dissoziales Verhalten wird positiv verstärkt (Anerkennung, Macht, Coolness, Status)
  • Verlassen dissozialer Peers führt zu deutlicher Reduktion dissozialen Verhaltens!
45
Q

Was spielen genetische Faktoren für eine Rolle ?

A

Heritabilität von SSV: in Zwillingsstudien 5-74%
- Hinweise auf unterschiedliche genetische Risikofaktoren für den Symptomkomplex „Missachtung von Regeln“ und aggressives Verhalten
- Hinweise, dass unterschiedliche genetische Risikofaktoren zu SSV über die Entwicklungsspanne beitragen
- Hinweise, dass Heritabilität bei SSV mit reduzierter prosozialer Emotionalität stärker ausgeprägt ist (45-67%)
Untersuchte Genvarianten:
-V.a. Mit Hinblick auf serotonerge und dopaminerge Neurotransmission
-> verschiedene Genvarianten tragen additiv zu SSV bei mit jeweils kleinen Effekten
-> Relevant sind Gen-Gen-Interaktionen und Gen-Umwelt-Interaktionen

46
Q

Beschreibe die 4 Genetischen Einflüsse/Interaktionen

A

A: passive Gen-Umwelt-Korrelation
B: aktive Gen-Umwelt-Korrelation
C: Evokative Gen-Umwelt-Korrelation
D: Gen-Umwelt-Interaktion

47
Q

A. Passive Gen-Umwelt-Korrelation

A

Kinder erben neben den genetischen Anlagen auch eine dazu passende Umwelt von ihren Eltern

48
Q

B. Aktive Gen-Umwelt-Korrelation

A

Kinder wählen eine individuelle Umwelt aus, die mit ihren genetischen Anlagen korreliert ist

49
Q

C. Evokative Gen-Umwelt-Korrelation

A

Aufgrund ihrer genetischen Prädisposition verhalten sich Kinder in einer Art, die bestimmte Umweltreaktionen hervorruft

50
Q

D. Gen-Umwelt-Interaktion

A

Genetische Variante moderiert den positiven/negativen Einfluss eines Umweltfaktors (kann sehr präventiv sein, in einer positiven Umwelt aufzuwachsen)

51
Q

Defizite in der Emotionsverarbeitung
Bei SSV mit limitierten prosozialer Emotionen häufig:

A
  • geringe emotionale Reaktivität (auch auf Bestrafungsreize)
  • Mangelnde Empathie
    -> unzureichende Entwicklung prosozialen Verhaltens
52
Q

Modell der Aggressionshemmung (blair 2001)

A

Aversionen Reiz , Gesicht das Trauer/Furcht ausdrückt-> Zunahme physiologischer Erregung -> Emotionale Reaktion
-> Aktivierung verhaltenshemmender Prozesse: Unterbrechung der Aggression, Reue, Schuld -> Positive Verstärkung durch Aggressionshemmung: Kind hört auf zu weinen, Mutter beendet schimpfen -> Ausbildung prosozialen, moralischen Verhaltens: Leid als Trigger für empathisches Verhalten

53
Q

Bei Empathie als multidimensionales Konstrukt werden verschiedene Arten unterschieden:

A
  • motorische Empathie: automatische und unbewusste Reaktion (Mimikry)
  • Kognitive Empathie: Informationsverarbeitungsprozesse, die ermöglichen, Gefühle, Absichten etc. Des Gegenübers rational zu erkennen
  • Emotionale Empathie: Erleben gegenüber-konsistenter und reaktiver Emotionen
54
Q

was besagt die Empathy-Imbalance Theory

A
  • Bei Störungen des Sozialverhaltens (CD) ist die kognitive Empathie intakt, aber die emotionale Empathie beeinträchtigt
  • Bei Autismus-Spektrum-Störungen (ASD) ist die kognitive Empathie beeinträchtigt, aber die emotionale Empathie intakt.
55
Q

Grundlegendes zur Diagnostik von SSV

A
  • Aggressives Verhalten variiert alters-, geschlechts- und entwicklungsbedingt!
  • Mehrere Informationsquellen und multimethodale Erhebung wichtig
  • hilfreich: Unterscheidung impulsiv-reaktive vs. proaktiv-instrumentelle Aggression
56
Q

Wie läuft eine ausführliche diagnostische Untersuchung bei SSV ab?

A
  • Exploration
  • Symptomatik
  • Komorbidität
  • Störungsspezifische Entwicklungsgeschichte des Kindes
  • Belastende lebensereignisse (Abgrenzung zu PTBS!)
  • Familien-/Umweltanamnese
  • Körperliche Anamnese / Untersuchungen
  • Standardisierte und strukturierte diagnostische Verfahren
57
Q

Symptomatik in der Diagnostik

A
  • Symptome der SSV nach ICD-10 und Untergruppen
  • Störungsbeginn, Verlauf, Schweregrad
  • Aktuelle aggressionsauslösende Bedingungen in verschiedenen Settings
  • Assoziierte Persönlichkeitsfaktoren und Psychopath. Auffälligkeiten (aggressive Phantasien, Impulsivität, mangelnde prosoziale Emotionen…)
  • Aktuelle Funktionsbeeinträchtigungen (zB Ausschluss aus Betreuungsmöglichkeiten)
58
Q

Komorbiditäten bei SSV (Diagnostik)

A
  • frühe und aktuelle komorbide psychische Störungen (zB ADHS, Depression, PTBS, Angststörungen, Substanzmissbrauch)
  • Umschriebene Entwicklungsstörungen (zB Lese- und Rechtschreibstörung)
  • frühere und aktuelle körperliche Erkrankungen
59
Q

Störungsspezifische Entwicklungsgeschichte (Diagnostik)

A
  • Schwangerschafts- und Geburtsanamnese
  • frühkindliche betreuungssituation und -Qualität
  • Meilensteine Der Entwicklung: sprachliche, emotionale, motorische und kognitive Entwicklung
  • Entwicklung im Kindergarten und der Schule/Ausbildung
  • Sexuelle Entwicklung und Bz zu Gleichaltrigen
  • Freizeitverhalten
  • Selbstbild des Kindes/Jugendlichen
60
Q

Familien-/Umfeldanamnese (Diagnostik SSV)

A
  • Aktuelle Lebenssituation/Wohnumfeld, Familiensystem, erweiterte Bezugsperson, Halbgeschwister, Stiefgeschwister
  • Sozioökonomischen Bedingungen, aktuelle Belastungsfaktoren und Ressourcen in der Familie
  • Psychosoziale Risikofaktoren: chronische Disharmonie der Eltern, mütterliche/väterliche Isolation, sozioökonomische Belastungsfaktoren und andere aktuelle Belastungsfaktoren und Stressbelastung der Eltern, psychische Erkrankungen der Eltern, Straffälligkeit der Eltern
  • positive und negative Bz zwischen Erwachsenen in der Familie des Kindes oder Jugendlichen, einschließlich häuslicher Gewalt
  • günstiger und ungünstiger Erziehungsstrategien , va sich wechselseitig verstärkende negative InterAktionsMuster sowie negative Disziplinierungsstrategien
  • Qualität der Eltern-Kind-Bz
  • Vorgeschichte der Eltern: Broken Home Situation, eigene Fremdunterbringung