5. Belastende Kindheitsereignisse und ihre Auswirkungen auf Gesundheit und Krankheit Flashcards
Was sind Synonyme zum Begriff “Kindheitstrauma”?
- childhood trauma
- adverse childhood experience
- belastende Erlebnisse in Kindheit und Jugend
- belastende Kindheitserlebnisse
- early life stress
Was sind Beispiele für belastende Kindheitsereignisse (ACEs)?
- Körperliche Misshandlung
- Sexuelle Misshandlung
- emotionale Misshandlung
- Körperliche Vernachlässigung
- Emotionale Vernachlässigung
- Kontakt mit häuslicher Gewalt
- Suchtmittelmissbrauch im Haushalt
- Psychische Erkrankungen im Haushalt
- Trennung oder Scheidung der Eltern
- Inhaftiertes Haushaltsmitglied
Was ist “Traumaexposition”?
- Erleben von tatsächlichem oder angedrohtem Tod, ernsthafter Körperverletzung oder sexueller Gewalt
Welche Arten der Traumaexposition gibt es?
- Direktes Erleben
- Direkte Zeugenschaft
- Bericht, dass ein traumatisches Ereignis einem nahestehenden Menschen passiert ist
- Wiederholte oder extreme Konfrontation (mit aversiven Details traumatischer Ereignisse)
Was sind die Kriterien einer “Poststraumatischen Belastungsstörung” (PTBS)?
A: Traumatisches Ereignis
B: Wiedererleben des traumatischen Ereignisses (min. 1 Symptom)
C: Anhaltende Vermeidung von Reizen, die mit traumatischem Ereignis verbunden sind (min. 1 Symptom)
D: negative Veränderungen der Kognition und Stimmung (min. 2 Symptome)
E: anhaltende Symptome erhöhter Erregung (min. 2 Symptome)
F: Dauer >/= 1 Monat
G: Störungsbild verursacht in klinisch bedeutsamer Weise Leiden oder Beeinträchtigung
H: Störungsbild nicht auf Effekte einer Substanz oder eine andere Krankheit zurückführbar
Was ist das Kriterium B (Wiedererleben) einer PTBS?
- wiederkehrende / sich aufdrängende Gedanken
- wiederkehrende Träume
- plötzliche und lebhafte flashbacks
- intensive körperliche Reaktionen bei Konfrontation mit Hinweisreizen
Was ist das Kriterium C (Vermeidung) einer PTBS?
- Vermeidung traumarelevanter Gedanken, Gefühle, Gespräche
- Vermeidung traumarelevanter Aktivitäten, Orte, Personen
Was ist das Kriterium D (negative Veränderung von Kognition/Stimmung) einer PTBS?
- Unvermögen, sich an wichtige Aspekte des Traumas zu erinnern
- verzerrte Kognition über Grund oder Konsequenzen des traumatischen Ereignisses; verzerrte Vorwürfe/Schuldgedanken
- andauernder negativer emotionaler Zustand (z.B. Angst, Schrecken, Wut, Schuld, Scham)
- eingeschränkte Bandbreite des Affekts
- Interessenverlust
- Gefühle der Losgelöstheit und Entfremdung von Anderen
Was ist das Kriterium E (Veränderung im Aktivitäts- und Erregungsniveau) einer PTBS?
- Irritierbarkeit, Wutausbrüche
- Leichtsinniges und selbstzerstörerisches Verhalten
- übermäßige Wachsamkeit (Hypervigilanz)
- übertrieben Schreckreaktion
- Konzentrationsschwierigkeit
- Ein- und Durchschlafschwierigkeiten
Was sind Subtypen einer PTBS?
- mit dissoziativen Symptomen (zusätzlich wiederkehrende Symptome eines der folgenden):
- Depersonalisation (andauernde oder wiederkehrende Erfahrung, sich von eigenen geistigen Prozessen oder vom eigenen Körper losgelöst oder sich wie ein außenstehender Beobachter der eigenen geistigen Prozesse / des Körpers zu fühlen)
- Derealisation (andauernde oder wiederkehrende Erfahrung der Unwirklichkeit der Umwelt)
- mit verzögerter Expression:
- volle diagnostische Kriterien > 6 Monate nach Ereignis
Was sind Besonderheiten der Symptomatik von PTBS bei Kindern?
- wiederholtes Nachspielen der traumatischen Situation
- körperliche Symptome (physiologische Übererregung)
- anklammerndes, regressives oder aggressives Verhalten
- neue Angst vor Dunkelheit, Monstern, Alleinsein
- selbstzerstörerisches Verhalten
- verkürzte Zukunftsperspektive
Welche prätraumatischen Risikofaktoren gibt es für PTBS im Kindes- und Jugendalter?
- jüngeres Alter
- weibliches Geschlecht
- Minoritätenstatus
- niedriger sozioökonomischer Status
- prätraumatische psychische Morbidität
- Vortraumatisierung
- Familienstruktur
- Funktionsniveau
Welche peritraumatischen Risikofaktoren gibt es für PTBS im Kindes- und Jugendalter?
- Stressorschwere
- wahrgenommene Lebensgefahr
- Tod oder Verletzung bekannter Personen
- Ressourcenverlust
- Umstände des Ereignisses
- eigene Verletzung
- emotionale Reaktion (Intensität)
- Verhalten der Eltern
Welche posttraumatischen Risikofaktoren gibt es für PTBS im Kindes- und Jugendalter?
- akute Belastungsreaktion
- Psychopathologie (Angst, Depressivität)
- Dysfunktionale Bewältigungsstrategie
- mangelnde soziale Unterstützung
- PTBS bei Eltern
- familiäre Faktoren
- weitere belastende Lebensereignisse
- Wohnortwechsel
Was sind häufige körperliche und psychische Folgen von belastenden Kindheitsereignissen?
- Auffälligkeiten in hormoneller Stressantwort, Immunreaktion, neuronaler Entwicklung, Gehirnstruktur
- veränderte Reaktivität der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse
- erhöhtes Inflammationsparameter
- eher Übergewicht
- psychiatrische Folgeerkrankungen (Angststörungen, Substanzmissbrauch, affektive Störungen)
Welche Hormone sind Teil der Hormonkaskade bei der HPA-Achse?
- Corticotropin-Releasing-Hormon (CRH) aus Hypothalamus
-> Adrenocorticotropin (ACTH) aus Hypophyse
-> Glucocorticoide (u.a. Cortisol) aus Nebennierenrinde
Was sind Glucocorticoide?
- verantwortlich für wichtige metabolische, immunregulierende und zentralnervöse Effekte -> kurzfristige Anpassung des Organismus an Stressreaktion
-> Aktivierung u.a. Glukosebildung, kardiovaskuläre Aktivität -> Energiebereitstellung
-> Dämpfung u.a. des Immunsystems
-> negative Rückkopplungswirkungen, um Stressreaktion nach Wegfall des Stressors zu beenden
Wie ist der hormonelle Ablauf bei frühen/starken/chronischen Stresseinwirkungen?
- Fehlregulation der HPA-Achse -> u.a. übermäßige Ausschüttung an Glukokortikoiden -> Störung Vielzahl Systeme, u.a. erhöhter Blutdruck, Hemmung von Immun- und Entzündungsreaktionen, Diabetes, Schädigung sensibler Areale (z.B. Präfrontalkortex und Hippocampus) -> Hemmung HPA-Aktivität nicht mehr möglich -> Teufelskreis
Welche Auswirkungen kann mütterliche Traumatisierung in der Kindheit auf deren Kinder haben?
- erhöhte Chance für Adipositas
- mehr Störungen des Sozialverhaltens
- mehr internalisierende und externalisierende Störungen
- erhöhte Wahrscheinlichkeit für Autismus-Spektrum-Störung
- Auswirkungen auf Schwangerschaft, Geburt und Entwicklung des Kindes
Wie lässt sich das Thema zusammenfassen?
traumatische Erfahrungen während kritischer Entwicklungsphasen beeinträchtigen körperliche und psychische Gesundheitheit langfristig (in mind. 2 Generationen)
- Charakterisierung von Risikogruppen
- Identifikation von Risikogruppen
- Identifikation von Zeitfenstern
=> adäquate und auf spezifische Mechanismen und Risikogruppen zugeschnittene therapeutische und pharmakologische Prävention und Intervention