3. Stimmung und Affekt (einschl. Befürchtungen, Ängste und Zwänge) Flashcards

1
Q

Stimmung und Affekt

A

können bzgl. ihrer Steuerbarkeit und Angemessenheit abnorm / gestört sein

  • Stimmung = eine eher länger anhaltende Gefühlslage (z.B. Zufriedenheit oder Traurigkeit), welche in Bezug auf ihre grundsätzliche Ausrichtung gestört sein kann (z.B. längerandauernde Niedergeschlagenheit in der Depression)
  • Affekte = kürzere emotionale Zustände (z.B. Wut, Angst, Freude)
  • deskriptive Abbildung von Affekten unabh.davon ob sie als angemessen erachtet werden oder psychopathologischen Symptomen einer bestimmten Grunderkrankung entsprechen
    (z.B. auch wenn Schuldgefühle im Rahmen des Wahns verstehbar, werden als Symptom kodiert)
  • Beurteilung affektiver Symptome führt immer wieder zu besonderen Schwierigkeiten
    → Grenze zwischen pathologischem und gesundem Erleben besonders unscharf
    → z.B. können Insuffizienzgefühle bei tatsächlich vorhandener Leistungsminderung des Patienten als adäquate, zu der realen Lebenssituation gehörende, Gefühlsäußerungen vorhanden sein
    (z.B. Patientin mit MCI erlebt sich als vermindert leistungsfähig im Beruf; hat objektiv Konzentrationseinschränkungen)
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2
Q

Störungen von Stimmung und Affekt

A

Affekt der Ratlosigkeit
* eher beobachtet
* Patient erscheint perplex, verwundert, hilflos…, als ob er seine Situation,
Umgebung kaum oder nicht begreift; nicht mehr versteht, was mit ihm los
ist
* nicht: Entschlussunfähigkeit bei Entscheidungen!

Deprimiert
negativ getönte Befindlichkeit, niedergeschlagen, niedergedrückt

Gefühl der Gefühllosigkeit
* berichteter Verlust des affektiven Erlebens, subjektiv erlebte Gefühlsleere
* nicht nur bezogen auf positive, sondern auf alle Affekte
(„Ich bin innerlich wie abgestorben.“; „Ich möchte weinen, aber es geht nicht mehr.“)
* abzugrenzen von Affektarmut oder Affektverflachung

Affektarmut
* Anzahl bzw. Spektrum gezeigter Affekte ist vermindert
* im Gespräch nur wenige Affekte beobachtbar bzw. wirkt Patient affektiv
unbeteiligt
* zur sicheren Beurteilung sollten versch. Affekte „provoziert“ werden
* bei Depressionen, aber auch manischen Zuständen oder PKS

Störung der Vitalgefühle
* Herabsetzung des allgemeinen Gefühls von Kraft, Energie und Lebendigkeit
* Kraftlosigkeit, rasche körperliche und geistige Erschöpfbarkeit, Müdigkeit, körperliches Unbehagen

Hoffnungslosigkeit/ Pessimismus
* Zukunft als düster und trostlos erlebt (unabh. von den tatsächlichen Umständen)
* pessimistische Stimmung, fehlende Zukunftsorientierung („Schwarzsehen“; jede Veränderung wird als potentielle Verschlimmerung angesehen)
* kann (muss nicht) im Zsh. mit wahnhaftem Erleben auftreten

Ängstlich
* Angst / Ängstlichkeit empfunden, manchmal ohne nennbaren Grund
* kann von körperlichen Symptomen begleitet sein (Schwitzen, Zittern…)
* wird unabhängig von etwaiger Ursache (Panik, Phobie, Wahn etc.) kodiert
spezifische Ängste (Phobien, Hypochondrie) zusätzlich kodieren und prüfen

Euphorisch
Zustand des übersteigerten Wohlbefindens

Dysphorisch
missmutig, übellaunig, mürrisch, nörgelnd, unzufrieden, ärgerlich

Gereiztheit
* unangemessen rasche oder heftige Reaktion mit Ärger bzw. Aggression
* Untersucher spürt Bereitschaft zu aggressiv getönten affektiven
Ausbrüchen, die aus scheinbarer äußerer (gespannter) Ruhe kommen können

Innere Unruhe
* subjektives Gefühl der inneren Getriebenheit, des „Aufgewühltseins“, Spannung oder Nervosität
* kann in schwerer Ausprägung als sehr quälend erlebt werden und zu Alltagsbeeinträchtigung führen
* abzugrenzen von motorischer Unruhe und Antriebssteigerung

Klagsam / „Jammerig“
Schmerz, Kummer, Ängstlichkeit werden
ausdrucksstark in Worten, Mimik und Gestik vorgetragen („Wehklagen“)

Insuffizienzgefühle
* Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit oder den eigenen Wert ist vermindert / verloren gegangen
* Gefühl, nichts wert zu sein / unfähig, dumm, hässlich
‚gespürte‘ Insuffizienz unabhängig vom Realitätsgehalt

Gesteigertes Selbstwertgefühl
* positiv erlebtes Gefühl von Steigerung des eigenen Wertes, der Kraft oder Leistung
* Patient hält sich für besonders klug, leistungsfähig, anderen überlegen → unabhängig von der tatsächlichen Leistungsfähigkeit zu beurteilen
→ wenn im Zsh. mit Größenwahn, dann ist beides zu kodieren

Schuldgefühle / Verarmungsgefühle
* subjektiv empfundene oder auch realistische Schuld- oder Verarmungsgefühle (bei tatsächlichem Normverstoß oder tatsächlicher Verarmung)
→ wenn Wahnkriterien erfüllt, müssen zusätzlich Schuld- oder Verarmungswahn kodiert werden

Inadäquater Affekt / Parathymie
Gefühlsausdruck und berichteter Erlebnisinhalt stimmen nicht überein (z.B. jemand lacht auf einer Beerdigung)

Affektlabilität
* rascher, z.T. auch anlassloser Wechsel von Affekten
* beobachtete Affekte haben meist eine „kurze Dauer“, schwankend

Affektinkontinenz
* fehlende Beherrschung von Affekten
* kleinste Auslöser genügen für einen Affektausbruch
* eingeschränkte Affektkontrolle: Weinen oder unwillentliches „Ausrasten“

Affektstarre
(o. Affektverflachung)
* Verminderte affektive Modulationsfähigkeit und Reagibilität
* es können mehrere Affekte auftreten (Abgrenzung zu Affektarmut)
* die Schwingungsfähigkeit (Amplitude) ist verringert
* wirken „festgemauert“
* schwere Ausprägung: Affektstupor (aufgehobene affektive Schwingungsfähigkeit)

Hebephrener Affekt
läppischer, witzelnder, dem Ernst der Situation unangemessener Affekt
→ z.B. bei hebephrener Schizophrenie oder nach Konsum psychotroper Substanzen

Ambivalenz
* gleichzeitig widersprüchlicher Gefühle oder Impulse
* z.B. Patient liebt und hasst eine Person zur gleichen Zeit
* Entschlussunfähigkeit resultierend aus Insuffizienzerleben oder im
umgangssprachlichen Sinn ist hier nicht gemeint

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3
Q

Befürchtungen und Ängste

A

Misstrauen
* Verhalten anderer Menschen wird ängstlich, unsicher oder feindselig auf die eigene Person bezogen

Hypochondrische Befürchtung
* objektiv nicht (vollständig) begründbare ängstliche getönte Beziehung zum eigenen Körper
* unangemessene Befürchtung, körperlich krank, verunstaltet zu sein oder zu werden

Phobien
gerichtete Objekt- bzw. situationsbedingte Angst (oft mit Vermeidungsreaktionen)

Panik
* plötzlich auftretender (paroxysmaler) Gefühlszustand der Bedrohung/Gefahr
* verbunden mit vegetativen Zeichen der Angst

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4
Q

Zwangssymptome

A
  • Gedanken oder Handlungen, die vom Patienten kaum unterdrückt werden können, → Ich-dyston: im Gegensatz zur Wahnidee aber als widersinnig erkannt werden
  • folgt Patient den Zwängen nicht, so leidet er unter Unruhe und Ängsten
    → kommen als eigenständige Erkrankung (Zwangsstörung) oder im Rahmen anderer Erkrankungen (z.B. Schizophrenie) vor
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5
Q

Formen von Zwang

A
  • Zwangsgedanken: sich immer wieder aufdrängende Gedanken oder Vorstellungen, die als unsinnig oder übertrieben erlebt werden
    → häufig aggressiven, sexuellen oder blasphemischen (gotteslästerlichen) Inhalts
  • Zwangshandlungen: immer wieder ausgeführte Handlungen, die meist als unsinnig oder übertrieben erlebt werden und sich nicht oder nur schwer unterbinden lassen und oft gegen einen „inneren Widerstand“ ausgeführt
    → werden als eigene (nicht von außen eingegebene) Handlungen erlebt
  • Zwangsimpulse: sich immer wieder aufdrängender Impuls, gegen den eigenen Willen etwas (Auto-) Aggressives zu tun (verhaltensnäher als Zwangsgedanken)
    → verbunden mit der Angst, die Kontrolle über sich selbst zu verlieren
    → wird in aller Regel nie ausgeführt (z.B. aus dem Fenster springen, Kind ein Messer in den Körper zu rammen)
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6
Q

Antrieb

A
  • = die „belebende Kraft“, die sich auf Tempo, Intensität u. Ausdauer psychischer Funktionen auswirkt * erkennbar am Aktivitätsniveau und an der Psychomotorik
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7
Q

Störungen des Antriebs

A
  • Antriebsarmut (auch: Antriebsminderung): subjektiv berichteter und beobachtbarer Mangel an Energie, Initiative und Interesse
  • Antriebshemmung: Energie und Initiative werden vom Patienten als gebremst oder blockiert erlebt → Bemühen, die Hemmung zu überwinden; Wünsche und Pläne, können nicht umgesetzt werden (Bsp.: „Ich beschließe aufzustehen, aber es ist mühsam, ich bleibe im Bett liegen.“)
  • Antriebssteigerung: Zunahme an Energie, Initiative und Interesse
    → äußert sich in zielgerichteten Aktivitäten, die nicht immer sinnvoll sein müssen (z.B. bei Manie, wo viele Pläne verfolgt werden)
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