09 Lernstörungen Flashcards

1
Q

Was ist eine Lernstörung (allgemein)?

A

Eine erwartungswidrige Schulleistung nur in einzelnen Bereichen (Selektivität)

  • Ist auf basale Prozesse in der Informationsverarbeitung zurückzuführen.
  • Ist organisch bedingt (neuronales Defizit).
  • Lässt sich durch geeignete Maßnahmen beheben
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2
Q

Was ist so schwierig an der Klassifikation von Lernstörungen?

A
  • Große terminologische Unschärfe.
  • Verschiedene Konzeptualisierung des Störungsbildes.
  • Unterschiedliche Kriterien zur Definition.
  • Vielfalt der rechtlichen Rahmenbestimmungen in der BRD.
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3
Q

Welche Merkmale gibt es für eine Entwicklungsstörung (F8) nach ICS-10?

A
  1. Beginn im Kleinkindalter oder in der Kindheit.
  2. Entwicklungseinschränkung oder -Verzögerung von Funktionen, die eng mit der biologischen Reifung des Zentralnervensystems verknüpft sind.
  3. Stetiger Verlauf ohne Remissionen und Rezidive.
  4. Mit dem Älterwerden der Kinder vermindern sich die Störungen zunehmend, wenn auch geringere Defizite oft im Erwachsenenalter zurückbleiben.
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4
Q

Was sind Merkmale von umschriebenen Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten (F81)?

A
  • Problemen beim Erwerb ganz bestimmter (umschriebener) schulischer Fertigkeiten, während andere Fertigkeiten relativ problemlos erworben werden können.
  • Außerdem dürfen keine peripheren sensorischen Störungen und keine allgemeine geistige Behinderung vorliegen.
  • Abzugrenzen z.B. von:
    o Umschriebenen Entwicklungsstörungen des Sprechens und der Sprache (F80)
    o Umschriebenen Entwicklungsstörungen der Motorik (F82)
    o Tiefgreifende Entwicklungsstörungen (z.B. Autismus; F84)
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5
Q

Welche Subkategorien gibt es der Kategorie ”Umschriebene Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten” (F81)? Nenne 4.

A
  • Lese- und Rechtschreibstörung
  • Isolierte Rechtschreibstörung
  • Rechenstörung
  • Kombinierte Störung schulischer Fertigkeiten
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6
Q

Was ist eine Lese-Rechtschreib-Störung nach F81.0?

A
  • Umschriebene und bedeutsame Beeinträchtigung in der Entwicklung der Lesefertigkeiten, die nicht durch das Entwicklungsalter, Sehprobleme oder unangemessene Beschulung erklärbar ist.
  • Das Leseverständnis und die Fähigkeit, gelesene Wörter wiederzuerkennen und vorzulesen, sind betroffen.
  • Bei Lesestörungen sind Rechtschreibstörungen häufig und persistieren oft bis in die Adoleszenz, auch wenn einige Fortschritte im Lesen gemacht werden.
  • Häufig vorausgehende Entwicklungsstörungen des Sprechens oder der Sprache.
  • Während der Schulzeit sind begleitende Störungen im emotionalen und Verhaltensbereich häufig
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7
Q

Was bedeutet “bedeutsame Beeinträchtigung” im Rahmen von Lernstörungen (LRS)?

A

Ein Wert der Lesegenauigkeit und/oder im Leseverständnis, der mindestens 2 SD unterhalb des Niveaus liegt, das aufgrund des chronologischen Alters und der allgemeinen Intelligenz zu erwarten wäre.

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8
Q

Wie wird eine “umschriebene Beeinträchtigung” im Rahmen von LRS diagnostiziert?

A

Der diagnostische Nachweis dieser erfolgt über standardisierte Einzeltests im Bereich Lesen und IQ.

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9
Q

Welche zwei Diskrepanzkriterien müssen zum Nachweis von einer “umschriebenen und bedeutsamen Beeinträchtigung” erfüllt sein?

A

o Populations-Diskrepanz (P-Diskrepanz) zwischen der Leseleistung des Individuums und dem Durchschnitt der altersbezogenen Vergleichspopulation (Beeinträchtigung)

o Individuelle Diskrepanz (IQ-Diskrepanz) zwischen der Leseleistung des Individuums und dessen allgemeiner Intelligenz (Umschriebenheit)

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10
Q

Welche Kinder haben besondere Schwierigkeiten, eine Diagnose für eine LRS zu bekommen?

A

Kinder mit besonders hohem oder besonders niedrigem IQ

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11
Q

Was ist die Isolierte Rechtschreibstörung (F81.1)?

A
  • Ist nur der Bereich der Rechtschreibung betroffen, dann wird eine die Diagnose ”Isolierte Rechtschreibstörung” vergeben.
  • Es wird also davon ausgegangen, dass Leseprobleme immer zusammen mit Rechtschreibproblemen eingehen, aber Rechtschreibprobleme auch einzeln vorkommen können.
  • Es gibt allerdings auch die Auffassung, dass beide Probleme separat betroffen sein können, es also auch eine ”Isolierte Lesestörung” gibt.
  • Vorsicht: Schreiben ist im Deutschen schwieriger als Lesen. Viele Probleme im Bereich Orthographie können auf eine unterschwellige Lese-Rechtschreib-Problematik hinweisen.
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12
Q

Was ist eine Rechenstörung (F81.2)?

A
  • Rechenstörung ist eine umschriebene Störung in der Entwicklung mathematischer Funktionen.
  • Rechenleistung liegt deutlich unter dem Niveau, das aufgrund des Alters und der allgemeinen Intelligenz zu erwarten ist (doppeltes Diskrepanzkriterium).
  • Störung ist nicht auf eine unangemessene Beschulung, Defizite im Hören und Sehen oder neurologische Erkrankungen zurückzuführen.
  • Ausschlusskriterium: nonverbaler IQ unter 70.
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13
Q

Was ist eine kombinierte Lernstörung (F81.3)?

A
  • Wenn mehr als zwei Fähigkeitsbereiche gleichzeitig betroffen sind, liegt eine sog. ”kombinierte Lernstörung” vor.
  • Dabei müssen die Kriterien für eine Rechenstörung (F81.2) und entweder für eine Lese-/Rechtschreibstörung (F81.0) oder eine isolierte Rechtschreibstörung (F81.1) erfüllt sein.
  • Annahme, dass Probleme in Schriftsprache und Rechnen nicht lediglich Addition zweier Lernstörungen sind, sondern ein funktional eigenständiger Störungstyp.
  • Die Annahme eines gemeinsamen Problems stellt allerdings die Annahme der Umschriebenheit in Frage.
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14
Q

Welche Prävalenzen gibt es für Lernstörungen? (wie häufig ist es)

A
  • Die Schätzungen, wie häufig die verschiedenen Lernstörungen vorkommen, sind sehr unterschiedlich.
  • Das liegt vor allem an den heterogenen Diagnosekriterien, die zur Anwendung kommen.
  • Im klinischen Bereich: ca. 4-8%, weitere Kriterien: 10-15%.
  • Häufiger bei Jungen als bei Mädchen (insb. LRS und Isolierte Rechtschreibstörung)
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15
Q

Welche Komorbiditäten gibt es bei Lernstörungen? (womit tritt es zusammen auf?)

A
  • Es ist unklar, wie häufig die Rechenschwäche zusammen mit einer Lese-Rechtschreibschwäche vorkommt.
  • Die Komorbiditätsraten schwanken zwischen 17 und 69%.
  • Häufige Komorbidität mit hyperkinetische Störungen (F90).
  • Genetische Komponente: Häufig Vorbelastung in Familie
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16
Q

Was ist das Problem, warum häufig keine Maßnahmen ergriffen werden bei Lernstörungen?

A
  • Leider fallen Kinder mit Lernstörungen in der Praxis häufig durch das soziale Netz.
  • Fehlende Zuständigkeit:
    o Schulen überfordert und nicht hinreichend personell ausgestattet.
    o Kinderärzt*innen nicht dafür ausgebildet.
    o Psychotherapeuten:innen eher auf psychische Störungen konzentriert.
    o Kaum gute Therapieplätze (s.u.).
    o Selten Kostenübernahme durch Krankenkassen.
  • Meist große Verzweiflung und Beratungsbedarf bei Eltern, insb. nach Übergang in Sekundarstufe, wenn Probleme auffällig werden
17
Q

Was sind die rechtlichen Rahmenbedingungen nach dem Beschluss der KMK (2003) für Kinder mit Lernstörungen?

A
  • Recht auf individuelle Förderung entsprechend des jeweiligen Lernentwicklungsstandes.
  • Umsetzungen in jeweiligen Landesverordnungen:
    o Heterogene Terminologie, unterschiedliche Abkürzungen (z.B. LRS = Lese-Rechtschreib-Schwäche vs. -Störung).
    o Unterschiedliche Definitionen: mal mehr, mal weniger an doppelter Diskrepanz orientiert; häufig eher unkonkret.
    o Unterschiedliche Verfahrenswege (Entscheidung durch Schule, Schulaufsichtsbehörde etc.).
    o Ganz unterschiedliche Förderkonzepte (z.B. eigene LRS-Klassen in Sachsen).
  • Es besteht im Alltag häufig erhebliche Unsicherheit bei Lehrkräften, Eltern und Schüler*innen über Diagnostik und Therapie sowie über Zuständigkeiten und Rechte.
18
Q

Was ist ein Nachteilsausgleich, wie wird über ihn entschieden und welche Möglichen Maßnahmen gibt es?

A
  • Es gibt keine festen Regeln zur Diagnostik der LRS und eine große Spannbreite beim Nachteilsausgleich.
  • Niedersachsen: Entscheidung der Klassenkonferenz; die Entscheidung ist nicht an das Vorliegen ärztlicher oder psychologischer Gutachten gebunden, können aber berücksichtigt werden.
  • Mögliche Maßnahmen:
    o Hilfen bei Klassenarbeiten (z.B. auditive Darbietung)
    o Mehr Bearbeitungszeit etc.
    o Keine Wertung von Rechtschreibfehlern, Diktatbefreiung etc.
  • Zusammenarbeit mit Eltern, Dokumentation der individuellen Lernentwicklung
19
Q

Durch wen wird eine Lernstörung nach ICD-10 (nicht) diagnostiziert?

A
  • Spezialisierte kinder- und jugendärztliche Praxen (selten).
  • Praxis für kindliche Sprach-, Stimm- und Hörstörung (Pädaudiologie, Logopädie).
  • Kinder- und jugendpsychiatrische oder -psychotherapeutische Praxen.
  • Sozialpädiatrische Zentren.
  • Schulpsychologen:innen oder Beratungslehrkräfte dürfen keine Diagnose vornehmen.
20
Q

Welche Fördermöglichkeiten gibt es für Lernstörungen?

A
  • Defizite sind meist sehr basaler Natur und benötigen spezifische Förderung:
    o Lesen: z.B. Lautdiskrimination
    o Rechtschreiben: z.B. Buchstaben-Laut-Zuordnung
    o Rechnen: z.B. Mengenverarbeitung
  • Viele Probleme werden erst sichtbar, wenn Lernstoff komplex wird (z.B. Schreibung von Fremdwörtern, Zweitsprache).
  • Lehrkräfte (insb. Sekundarstufe) sind nicht ausgebildet, solche Probleme zu erkennen und passende Förderung bereitzustellen.
  • Sie sind im Curriculum ihres Faches und ihrer Stufe verhaftet und versuchen, das Problem durch mehr Übung zu lösen.
  • Ansprechstelle: Beratungslehrkräfte und Schulpsychologie
21
Q

Was sind (keine guten) Therapiemöglichkeiten für Kinder mit Lernstörungen?

A
  • Es gibt sehr wenig gute Angebote für Lerntherapien.
  • Nicht: Kinder- und Jugendpsychotherapie, Kinderärzte:innen.
  • Häufig Verschreibung von nicht-angemessenen Therapiemaßnahmen (z.B. Ergotherapie), weil diese von den Krankenkassen übernommen werden.
  • Blühender ”Schattenmarkt” von Nachhilfe, Lern-Apps, ”alternativen” Lerntherapien, deren Wirksamkeit fraglich ist.
  • ”Lerntherapie” kein geschützter Begriff: Achten auf Qualitätssiegel (z.B. des Bund deutscher Psychologen:innen oder des Bundesverbandes Legasthenie und Dyskalkulie),
22
Q

Welche Fördermöglichkeit zur Kostenübernahme gibt es bei Kindern mit Lernstörungen?

A

Eingliederungshilfe Nach § 35a SGB VIII
- Zuständig: Jugendamt
- Übernahme von Kosten z.B. für Therapiemaßnahmen
- Gutachten zur Beantragung müssen in der Regel auf Grundlage der ICD-Kriterien erfolgen.
- Wird meist nur gewährt, wenn die Gefahr einer Behinderung innerhalb der nächsten sechs Monate besteht.

23
Q

Welche Kritik gibt es an der Definition von Lernstörungen?

A
  • IQ-Diskrepanz: Leistung muss erheblich unter dem der Intelligenz liegen.
  • P-Diskrepanz: Leistung muss erheblich unter dem der Altersnorm liegen.
  • Probleme dürfen nicht auf äußere Faktoren (unangemessene Beschulung etc.) zurückzuführen sein.
24
Q

Welche methodische Kritik gibt es an dem Kriterium der IQ-Diskrepanz für eine Lernstörung?

A
  • Fehlende Reliabilität der Testinstrumente, insb. im kritischen geringen Fähigkeitsbereich.
  • Instabile Klassifikation.
  • Differenzwerte an unterschiedlichen Abschnitten der IQ-Skala sind nicht vergleichbar:
    o Niedriger IQ: Geringe Wahrscheinlichkeit, einen entsprechenden Leistungswert zu erreichen! Müssen deutlich schlechter im z.B Lesen sein
    o Hoher IQ: Diskrepanz zwischen IQ und Leistung muss wesentlich stärker ausfallen als im mittleren Fähigkeitsbereich.
25
Q

Welche inhaltliche Kritik gibt es an dem Kriterium der IQ-Diskrepanz für eine Lernstörung?

A
  • Kognitive Funktionen von Schülern/innen mit/ohne IQ-Diskrepanz unterscheiden sich nicht.
  • Es gibt keine neuroanatomischen Unterschiede zwischen Schülern/innen mit/ohne IQ-Diskrepanz.
  • Schüler/innen mit/ohne IQ-Diskrepanz benötigen keine unterschiedlichen Fördermaßnahmen.
  • Die Probleme von Schülern/innen mit/ohne IQ-Diskrepanz haben keine unterschiedliche Ätiologie (z.B. Genetik)
26
Q

Welche Kritikpunkte gibt es an der p-Diskrepanz?

A
  • Lernstörungen bilden keine distinkte diagnostische Kategorie.
  • Fähigkeiten sind in der Bevölkerung kontinuierlich und normal verteilt.
  • Cut-off-Werte sind arbiträr.
  • Vergleichbar: Bluthochdruck, Adipositas
  • Grenzwerte dienen v.a. Allozierungsentscheidungen
27
Q

Was ist die Kritik an den Ausschlusskriterien bei der P-Diskrepanz?

A
  • Idee: Lernprobleme müssen ”hirnorganisch” bedingt sein.
  • Empirische Frage, ob Probleme, die z.B. auf schlechten Unterricht zurückzuführen sind, sich von anderen schulischen Problemen unterscheiden.
  • Wenig Evidenz, dass sich z.B. Schüler/innen mit Deutsch als Zweitsprache in Bezug auf verschiedene kognitive Teilprozesse des Lesens von Schüler/innen mit Deutsch als Erstsprache unterscheiden, die einen ähnlich geringen Wortschatz haben.
28
Q

Was sind die Kriterien für eine Lernstörung nach DSM-5?

A

o Ungenaues, langsames, mühsames Wortlesen (u.a. mit häufigem Raten),
o Verständnisschwierigkeiten (u.a. Probleme beim Ziehen der notwendigen Schlussfolgerungen),
o Rechtschreibschwierigkeiten (u.a. Auslassen, Hinzufügen von Buchstaben),
o Schwierigkeiten im schriftlichen Ausdruck (u.a. Grammatikfehler oder unangemessener Gebrauch von Absätzen im fortlaufenden Text)
o Schwierigkeiten beim Zahlenverständnis (u.a. Größenverständnis oder Benutzen der Finger) und
o Schwierigkeiten beim mathematischen Denken (u.a. beim Anwenden mathematischer Konzepte).

29
Q

Wie wird die Diagnose für eine Lernstörung nach DSM-5 gestellt?

A

o mind. eines der Symptome muss über mind. sechs Monate hinweg vorliegen, auch wenn explizit versucht wurde zu intervenieren.
o Fertigkeiten in diesen Bereichen müssen substanziell (1.5 SD) unter dem Wert liegen, der durch das chronologische Alter erwartbar wäre
o Fertigkeiten müssen die akademischen beziehungsweise beruflichen Leistungen beeinträchtigen und im Schulalter begonnen haben.
o Eine Diskrepanz zwischen Fähigkeit und Intelligenz ist nicht (mehr) notwendig.

30
Q

Was ist Response-to-Intervention? Was ist das Ziel davon?

A
  • RTI-Modelle sind mehrstufiges Interventionssysteme, in dem Schulen zeitlich gestaffelt Erhebungs- und Interventions-Maßnahmen durchführen.
  • Ziel ist, Lernschwierigkeiten früh zu erkennen und allen Schülern/innen fähigkeits-adäquate Förderung zukommen zu lassen
31
Q

Welche 3 Schichten (tier), gibt es nach dem RTI-Modell?

A
  • 80% sind “normal”, bekommen schulischen Unterricht und erreichen Lernfortschritte: core instructional interventions
  • 15% schaffen die Lernfortschritte nicht und bekommen zusätzliche Hilfen im schulischen Bereich (Kleingruppen, -Fördermaßnahmen): targeted group interventions
  • 5% davon sind non-responder, die nicht auf zusätzliche Hilfen reagieren und intensive Betreuung benötigen (1:1-Settings): intense, individual interventions
32
Q

Woraus besteht “Tier 1”, die erste Schicht des RTI-Modells?

A
  • Lehrkräfte unterrichten im Klassenkontext und individualisiert in Kleingruppen, um möglichst effektiv die geplanten Lernziele zu erreichen (Primärintervention).
  • Alle Schüler/innen werden gescreent.
  • Screening-Instrumente sind für den Einsatz im Klassenkontext gedacht und sind schnell und einfach zu administrieren und auszuwerten.
  • Screening-Instrumente sollten besonders sensitiv sein, auch wenn dies zunächst zu einer Überidentifikation von Lernproblemen führt.
33
Q

Woraus besteht “Tier 2”, die zweite Schicht des RTI-Modells?

A
  • Potenzielle Risiko-Schüler/innen, die in Bezug auf nationale oder schulspezifische Standards unterdurchschnittlich abschneiden (ca. 20 %), erhalten zusätzlichen Unterricht (Sekundärintervention).
  • Zusatzförderung in Kleingruppen (3-5 Schülerinnen und Schüler) für 20-40 Minuten täglich.
  • Diese wird von den Lehrkräften selbst oder von Speziallehrkräften bzw. Sonderpädagogen:innen unterrichtet.
  • Diese Gruppe wird regelmäßig (alle 1-4 Wochen) mit einfachen und unterrichts-integrierten Verfahren beobachtet (1-3 Minuten/Kind; embedded assessment/curriculum-based measurment).
34
Q

Woraus besteht “Tier 3”, die dritte Schicht des RTI-Modells?

A
  • Schüler/innen, die keine Verbesserung zeigen, werden ausführlich diagnostisch überprüft
  • Sie erhalten eine noch intensivere Einzelförderung (45-60 Minuten täglich). Diese wird von ausgebildeten Speziallehrkräften oder Lerntherapeuten unterrichtet.
  • Der Lernfortschritt wird sehr engmaschig (1-2 Wochen) überprüft.
35
Q

Klausurfrage: Welche der folgenden Aussagen stimmen? Schüler_innen mit einer Lernstörung mit/ohne IQ-Diskrepanz…

  • profitieren von den gleichen Fördermaßnahmen
  • zeigen neuroanatomische Unterschiede
  • unterscheiden sich in der Entstehung der Lernstörung
  • haben die gleiche Defizite
A

1) richtig
2) falsch
3) falsch
4) richtig