08 Verhaltensauffälligkeiten Flashcards
Wie lautet die Definition von Psychischen Störungen?
- Muster von Beschwerden und Verhaltensauffälligkeiten, das in einer vorgegebenen Dauer (z.B. vier Wochen), Häufigkeit (z.B. täglich) und Intensität (z.B. sehr stark) vorliegt
- Operationalisierung durch sog. Diagnosekriterien
o 10. Revision der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD-10)
o Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-5) - Wenn alle Diagnosekriterien erfüllt sind, dann wird von einer behandlungsbedürfti-gen Krankheit gesprochen
Was sind Merkmale von Psychischen Störungen?
- Abweichung vom Normalverhalten (Devianz)
- Klinische Bedeutsamkeit
- Leidensdruck
- Mögliche Selbst- oder Fremdgefährdung
-> Herausforderung bei Kindern und Jugendlichen: Abgrenzung von verzögerter Entwicklung und normalen Reaktionen aufgrund kritischer Lebensereignisse (z.B. Einschulung)
Wann besteht bei psychischen Störungen Handlungsbedarf?
- Wenn das Verhalten nicht altersadäquat ist (12-Jähriger, der andere ärgert, weil er frustriert ist)
- Wenn die Entwicklung der SuS gefährdet oder schon beeinträchtigt ist (14-Jährige, die sich im Unterricht nicht mehr meldet, weil sie Angst hat, sich zu blamieren)
- Wenn die betreffenden SuS oder Dritte unter der Situation leiden (ein 17-Jähriger, der sich selbst verletzt, um Stress besser zu ertragen)
Faustregel: Je stärker und anhaltender eine Abweichung, desto schwieriger ist es, die verpassten Entwicklungsschritte nachzuholen und desto eher wird zusätzliche Hilfe benötigt
Wie entstehen psychische Störungen?
- Meist vielschichtige, multikausale Verursachung
- Zusammenspiel von dispositionalen (Veranlagung) und situationalen Faktoren (Stresso-ren)
- Wenn die kombinierte Belastung einen Schwellenwert überschreitet, kommt es zur Symptombildung
- Gleichzeitig können Ressourcen Stressoreffekte ausgleichen
Was sind (pathogene) Risikofaktoren bei psychischen Störungen?
- Einflussfaktoren, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass es zu einer psychischen Erkrankung kommt, sind z.B.:
o Psychische Erkrankungen oder Drogenkonsum der Eltern, insb. während der Schwangerschaft
o Kindesmisshandlung oder -vernachlässigung
o Somatische Faktoren (chronische Erkrankung oder Behinderung)
o Familienkonflikte
o Niedriger sozio-ökonomischer Status
o Stressige Lebensereignisse/Verlusterfahrungen
Wird die Risikowahrscheinlichkeit durch die Anzahl oder durch die Art der Risikofaktoren beeinflusst?
Durch die Anzahl (Anstieg (um den Faktor 10), wenn man als 4 Risikofaktoren erfüllt sind)
Was sind salutogene Schutzfaktoren bei psychischen Störungen?
- Einflussfaktoren, die den Ausbruch einer psychischen Erkrankung weniger wahrscheinlich machen, z.B.:
o Soziale Unterstützung durch Familie/Freunde
o Tragfähige Beziehungen
o Emotionale Stabilität
o Gute Problemlösefähigkeit
o Gute Kommunikationsfähigkeit - Schutzfaktoren können sich auf Veranlagung, Auslöser und Aufrechterhaltung beziehen
- In der Schule gibt es viele Möglichkeiten, schützende Faktoren zu schaffen
Welche generelle Unterscheidung wird bei psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter getroffen?
o Externalisierende Störungen:
- Symptomatik nach Außen gerichtet
- Verhaltensbezogen
- Meist sehr auffällig
o Internalisierende Störungen:
- Symptomatik nach Innen gerichtet
- Emotional-affektiv
- Nur begrenzt wahrnehmbar
Welche (3) Externalisierende Störungen gibt es?
- Hyperkinetische Störungen (ADHS)
- Störungen des Sozialverhaltens
- Oppositionelle Verhaltensstörung
Was sind die Kardinalsymptome bei einer Hyperkinetischen Störung (ADHS)?
- Fehlende Aufmerksamkeit
- Hyperaktivität
- Impulsivität
Welche Subtypen von ADHS gibt es?
- Unaufmerksamer Typ
- Hyperaktiv-impulsiver Typ
- Mischtyp
Wodurch zeigen sich Störungen des Sozialverhaltens/ Oppositionelle Verhaltensstörungen?
- Typische Äußerung in aggressivem Verhalten gegenüber Menschen, Tieren, Zerstörung von Eigentum, Diebstahl
- Hohe Reizbarkeit, ungewöhnlich häufige und schwere Wutausbrüche
- Absichtliches Ärgern, Boshaftigkeit und das Motiv, sich rächen zu wollen
- SuS fallen schnell auf, weil sie sich häufig und heftig mit Gleichaltrigen und Erwachsenen streiten
- Sie machen andere für ihre Fehler verantwortlich und fühlen sich schnell ungerecht behandelt
- Schlechte Noten, schlechte Beziehung zu Lehrkräften, häufiges Schwänzen, Schulabbruch/Schulverweis
Nenne 3 Internalisierende Störungen:
- Angststörungen
- Affektive Störungen
- Suchterkrankungen
Nenne 5 verschiedene Angststörungen:
o Emotionale Störungen mit Trennungsangst
o Phobische Störungen
o Störung mit sozialer Ängstlichkeit
o Generalisierte Angststörung
o Zwangsstörungen
Nenne 4 Affektive Störungen
o Depression
o Suizid
o Nicht suizidales, selbstverletzendes Verhalten (NSSV)
o Essstörungen
Nenne 2 Suchterkrankungen
o Substanzbezogene Sucht: Alkohol, Nikotin, Drogen
o Pathologische Mediennutzung
Beschreibe emotionale Störungen mit Trennungsangst.
- Starke, unrealistische Angst bei Trennung von Eltern (nicht gemeint: Heimweh)
- Große Sorge vor Ereignissen, die eine dauerhafte Trennung bedeuten (Autounfall der Eltern, Entführung)
- Vermeidung, alleine zu sein -> z.B. Vorspielen, krank zu sein, um zu Hause zu bleiben
- Angst kann begleitet sein von gereiztem, aggressivem oder apathischem Verhalten (Schreien, Schlagen bei Trennung)
- Auch körperliche Symptome (Bauchschmerzen etc.), Vermeidung des Schulbesuches aufgrund von Angst
Beschreibe (spezifische) phobische Störungen:
- Dauerhafte und starke Angst gegenüber Objekten (Spritzen) oder Situationen (Dunkelheit), von denen keine reale Gefahr ausgeht
- Körperliche Reaktionen wie Bauchweh, Herzklopfen, Schwitzen
- Gedanken kreisen um Angstauslöser und Situationen werden gemieden
- Deutliche Beeinträchtigung und Leiden aufgrund von Phobie
Beschreibe die Angststörung soziale Ängstlichkeit.
- Angst, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen oder sich peinlich zu verhalten (z.B. Sprechen vor Klasse, Partys etc.)
- Vermeidung von interpersonellen Situationen
- Körperliche Furchtreaktion, z.B. Erröten, Zittern, Übelkeit
- Manchmal Schulverweigerung, „einsame“ Hobbies (z.B. intensives Gaming)
Beschreibe die generalisierte Angststörung (GAS)
- Übermäßige starke und unbegründete Sorgen, die nicht kontrolliert werden können
- Übermäßig starke Sorgen über alltägliche Dinge (Unpünktlichkeit, richtiges Verhalten, gut genug in Schule oder Sport zu sein, genügend Freunde zu haben)
- Starkes Bedürfnis nach Anerkennung und Rückmeldung über erbrachte Leistung
- Hohes Anspannungsniveau, hohes Bedürfnis nach Rückversicherung
- Dreht sich eher um das Thema Anerkennung, mangelnder Selbstwert
Beschreibe die Angststörung ‘Zwangsstörung’.
- Zwangshandlungen: Handlungen wie Waschen, Kontrollieren, Berühren, die wiederholt werden müssen, um schlimme Ereignisse zu vermeiden (z.B. Händewaschen, um tödliche Krankheit zu vermeiden)
- Zwangsgedanken: Aufdringliche, unwillkürliche Gedanken, die eigene Wertvorstellungen widersprechen oder unsinnig sind („Ich tue meiner Mutter etwas an“)
- Gedanken häufig bezogen auf Verunreinigung, Schaden, Töten, Symmetrie, Genauigkeit
- Das Unterlassen der Zwangshandlung führt zu einem starken Anstieg der Angst
Beschreibe die Affektive Störung: Depression (vs. Manisch)
- Veränderung der Stimmung oder des Aktivitätsniveaus
o Stimmung: negativ (depressiv) oder gehoben (manisch)
o Aktivitätsniveau: entweder eingeschränkt (Interessenverlust) oder übersteigert (übermäßiger Tatendrang) - Im Jugendalter meist depressive Episoden, die wiederkehrend auftreten; in seltenen Fällen Wechsel mit manischen Phasen
- Merkmale depressiver Episoden:
o Depressive Verstimmung: Niedergeschlagenheit und Traurigkeit
o Eingeschränkte Freunde, Interesse
o Wenig Tatkraft und rasche Erschöpfung
o Verlust an Selbstvertrauen - Im Kindes- und Jugendalter auch:
o Konzentrationsprobleme
o Hohe Reizbarkeit
o Körperliche Symptome wie Kopf- und Bauchschmerzen
Beschreibe die affektive Störung: Suizid
- Suizid ist die zweithäufigste Todesursache bei Jugendlichen (Ca. 200 vollendete Suizide/Jahr)
- Bis 10 Jahre eher selten
- 40% aller 9. Klässler*innen berichten, dass sie bereits einmal ernsthafte Suizidgedanken hatten
- 8% der 12-Jährigen berichten einen Suizidversuch
- Häufiger Mädchen als Jungen
- Suizidgedanken hängen nicht nur mit Depression zusammen, sondern können mit un-terschiedlichen Störungen vorkommen
- Die Mehrzahl der Suizide wird vorher angekündigt
Beschreibe die Affektive Störung: Nicht-suizidales, selbstverletzendes Verhalten (NSSV):
- Funktionell motiviert, direkte und offene Verletzung des eigenen Körpers, die nicht sozial akzeptiert ist und ohne Suizidabsicht vorgenommen wird
- Ritzen, verbrennen mit Zigaretten, exzessives Reiben mit Radiergummi etc.
- Wenig Schmerz während Verletzung (-> Endorphin-Ausschüttung)
- Erwartung, Erleichterung von negativen Gefühlen oder zwischenmenschliche Schwierigkeiten zu erreichen: kurzzeitige Verbesserung nach Ausführung
- Kein Konsens, ob eigenständiges Störungsbild. Kann zusammen mit verschiedenen psychischen Problemen (Angst, Depression, Trauma), aber auch isoliert auftreten
Was sind die Merkmale folgender affektiven Störung: Essstörung
o Beschränkte Energieaufnahme (niedriges Körpergewicht)
o Verhaltensweisen, die Gewichtszunahme verhindern (z.B. exzessiver Sport)
o Abhängigkeit der Selbstbewertung von Figur und Gewicht
o Intensive Furcht vor Gewichtszunahme
o Verzerrte Körperwahrnehmung (Körperschemastörung)
Welche 3 Typen von Essstörung gibt es?
o Magersucht (Anorexie)
o Bullemie (Erbrechen, Abführmittel)
o Binge eating (Fressanfälle) Führt zu Adipositas
Was ist die psychische Störung mit der höchsten Mortalitätsrate?
Essstörung
Beschreibe: Suchterkrankungen: Substanzbezogenes Suchtverhalten (Alkohol, Nikotin, Drogen)
- Typischerweise Konsum größerer Mengen als ursprünglich beabsichtigt
- Persistenter Wunsch nach geringerem Konsum
- Verlangen (craving)
- Soziale, berufliche, schulische Folgeproblem
- Weiterkonsum trotz Problemen
- Eingeschränkte Aktivitäten
- Zunehmende Toleranz
- Täuschung relevanter Anderer
Welche 3 Typen der Suchterkrankung ‘Pathologisches Mediennutzungsverhalten’ gibt es?
- Spielsucht
- Internetspielsucht
- Internetsucht
Was sind Merkmale von pathologischem Mediennutzungsverhalten?
o Einengung des Denkens auf die Mediennutzung
o Flucht bei realweltlichen Konflikten oder negativen Gefühlen
o Verlust der Kontrolle über die Nutzungszeiten
o Zunehmende Unfähigkeit zur Medienabstinenz
o Kontinuierliche Steigerung der Nutzungsintensivität
Was lässt sich über die Häufigkeit und das Auftreten von psychischen Störungen sagen?
- Ca. 50% aller Menschen erkranken im Laufe ihres Lebens an einer psychischen Erkran-kung
- Die meisten Erkrankungen treten dabei im Kindes- und Jugendalter zum ersten Mal auf
- Ca. 30% entwickeln im Laufe des Kindes- und Jugendalters eine psychische Störung
- Psychische Störungen haben Auswirkungen auf alle Lebensbereiche (z.B. Freunde)
- Ca. 30% werden weitere Folgestörungen entwickeln
- Kindheit wichtig für psychische Gesundheit: früh eingreifen
Was hat die BELLA-Studie untersucht?
o Befragung zum seelischen Wohlbefinden und Verhalten
o Teil des Kinder- und Jugendgesundheitssurvey des BMBF
o 2800 Kinder und Jugendliche zwischen 7-17 Jahren und Eltern
Was sind die Ergebnisse der BELLA-Studie?
o Ca. 15% der Kinder und Jugendlichen erfüllen die Kriterien für mind. eine psychische Störung (also ca. 4 Kinder pro Klasse!)
o Ängste, Sozialstörung und Depression am häufigsten
o Häufigste Störung insgesamt sind Angststörungen
o Auftretenswahrscheinlichkeit variierte je nach Lebensalter
Welche Störungen treten in welchen Altersphasen bei Kindern und Jugendlichen besonders häufig auf?
- Frühe Störungen: (Trennungs-) Angst, Trotzverhalten, ADHS
- Mittlere Kindheit: Sozialverhalten
- Jugendalter: Depression
Welche Geschlechtereffekte gibt es in Bezug auf psychische Störungen?
- „Early-onset“ eher männlich
- „Late-onset“ eher weiblich
- Depression: ca. 3% schwere, ca. 5% moderate Depression
o 7-10 Jahre: 5,6% der Jungen und 4,6% der Mädchen
o 11-17 Jahre: gleich bei Jungen, Anstieg bei Mädchen auf 9,7% - Essstörungen: ca. 3-5%
o Wahrscheinlichkeit bei Mädchen 10:1 erhöht - Selbstverletzendes Verhalten: 11% aller Jugendlichen mind. 1x im Schuljahr, 4% regel-mäßig
o 66% sind Mädchen
Wer kann bei psychischen Störungen helfen?
- Beratungslehrkräfte (in Niedersachsen)
- Schulpsychologie
- Außerschulische Beratung
- Psychotherapie
- Psycholog*in
- (Kinder- und Jugend) Psychotherapeut*in
- (Kinder- und Jugend) Psychater*in
Wie können Beratungslehrkräfte helfen?
- In Niedersachsen gibt es sog. Beratungslehrkräfte
- Expert*innen für psycho-soziale Beratung an den Schulen
- Einjährige Weiterbildung: Wissen aus Jugendhilfe und Sozialarbeit
- Meist für 5 Jahre, 5 Stunden Lehredukation
- Informationen von SuS und Eltern über präventive und interventive Maßnahmen
- Kollegiale Beratung bei Bewältigung von Problemen
- Verbindungspunkt zu außerschulischen Einrichtungen
Wie kann die Schulpsychologie helfen?
- Schulpsychologie = der psychologischer Fachdienst für Schulen bei der Schulaufsichtsbehörde
- Schnittstelle zwischen Schule und psycho-sozialer Versorgung
- Aufgaben:
o Beratung von Schulen und Eltern zu Erziehungsaufgaben
o Unterstützung von SuS - In Niedersachsen relativ schlechte Betreuungsrelation (z.B. in Hessen 10x besser)
- Beratung ist freiwillig, kostenlos und vertraulich
- Meist in Form von Gesprächen mit Eltern und Lehrkräften
Wie kann die außerschulische Beratung helfen?
- Ziel: kurzfristige Unterstützung in schwieriger Situation, Verweis auf geeignete Diag-nostik- und Behandlungsangebote
- Beratungsstellen (Stadt, Kirchen etc.), manchmal auch psychotherapeutische Ambulan-zen in Kliniken kommunale Ebene
- Zusammenarbeit mit anderen Fachdiensten (z.B. Sozialpsychiatrischer Dienst)
- Kostenlos für Ratsuchende
Wie lautet die Definition einer Psychotherapie?
Bewusster und geplanter Prozess zur Beeinflussung von Verhaltensstörungen und Leidenszuständen, die in einem Konsens zwischen Therapeut:in und Patient:in für be-handlungsbedürftig gehalten werden
Wie verläuft die Ausbildung zur Psycholog*in? Wo arbeiten sie?
- Studium: Psychologie (5 Jahre)
- Berufsfelder: alles mögliche (Personalauswahl, Werbung…)
- Nur 40% der Psycholog*innen arbeiten in klinischen Berufen
- Ggf. Spezialisierung im Master auf klinische Anwendung
- Schulpsychologinnen sind keine Psychotherapeutinnen! ->^ machen also keine Therapie!
Was sind (Kinder- und Jugend) Psychotherapeut*innen? Wie verläuft die Ausbildung?
- Früher getrennt: Psychotherapeutin (nur Psychologie) vs. Kinder- und Jugendpsychothe-rapeutin (auch Pädagogik) Heute: wird zusammengeführt
- Nach dem Studium der Psychologie (5 Jahre) nochmal 3-5 Jahre zusätzliche Ausbildung mit Praxiserfahrung (typischerweise 50.000€!)
- Bezeichnung „(Kinder- und Jugend) Psychotherapeut*in ist geschützt, nicht jedoch „Psychotherapie“ (Vorsicht!) -> bedeutet dann nicht, dass jmd. qualifiziert ist!
- Eine Überweisung ist nicht notwendig
- Nicht alle Psychotherapeut*innen können mit allen Krankenkassen abrechnen
- Psychotherapeut*innen verschreiben keine Medikamente und stellen keine Krank-schreibung aus
Was sind Psychiater*innen? Wie verläuft die Ausbildung?
- Studium nicht Psychologie, sondern Medizin
- Zusätzliche Facharztausbildung für „Psychiatrie und Psychotherapie“ bzw. „Psychothe-rapeutische Medizin“
- Eher organisch-medizinische Perspektive
- Dürfen Medikamente verschreiben
- Nur geringes Training in Psychotherapie
- Psychotherapeutinnen und Psychiaterinnen arbeiten bei Diagnose und Behandlung häufig zusammen
Wie ist der Ablauf einer Psychotherapie?
- Psychotherapeutische Sprechstunde: probatorische Phase, ist der weiteren Behandlung vorangestellt (10 Termine)
o Liegt Störung vor? Ist Psychotherapie zweckmäßig? Besteht positive Prognose?
o Häufig Einbezug von Lehrkräften zur Klärung der Problematik
o Diagnose: Einsatz von Testverfahren und klinische Interviews
o Planung der Intervention (Auswahl des Therapie Typs)
Welche Typen der Psychotherapie gibt es?
- Akutbehandlung: bei akuter Krise (ca. 20 Termine)
- Kurzzeittherapie: bei spezifischen Störungen (ca. 50 Termine)
- Langzeittherapie: bei komplexen Störungen (ca. 100 Termine)
Welche Richtlinienverfahren gibt es? (Arten der Therapie)
o Verhaltenstherapie
o Psychoanalyse
o Tiefenpsychologisch-orientierte Psychotherapie
Welche allgemeine Strategien gibt es für Lehrkräfte im Umgang mit Problemverhalten/psychischen Problemen bei SuS?
- Es ist nicht Ihre Aufgabe psychische Störungen zu diagnostizieren oder sogar zu behan-deln!
- Sie sollten in der Lage sein, Auffälligkeiten im Verhalten im Vergleich zu Gleichaltrigen zu erkennen
- Sammeln von Hinweisen, ob Bedarf für Beratung bestehen
- Grundlage für Elterngespräche, Austausch mit Kolleg*innen oder Beratungslehrkräften
- Immer zunächst Gespräch mit SuS suchen, bevor weitere Schritte unternommen wer-den
- Meist zunächst an Beratungslehrkraft wenden
- Ggf. mit Psychotherapeut*in kooperieren, Maßnahmen nur nach Absprache
Was sind Hinweise in Bezug auf unaufmerksame, hyperaktive SuS?
o Leichte Ablenkbarkeit
o Häufiges Vergessen von Hausaufgaben, Turnbeutel etc.
o Nicht richtig zuhören
o Reinrufen, unerlaubtes Reden
o Verlassen des Sitzplatzes
o Vermeidung anstrengender Aufgaben
Was sind mögliche Hilfen in Bezug auf unaufmerksame, hyperaktive SuS?
o Reizarme, vorhersagbare Lernumgang schaffen
o Ggf. Einzelplatz (aber: Gefahr sozialer Isolation)
o Regelmäßige Pausen
o Externe Aufmerksamkeitssteuerung (klare Anweisungen)
o Routinen einhalten und ruhiges Verhalten als Modell vorleben
o Fokus auf erwünschtes Verhalten und Verstärkung durch Lob
Was sind Hinweise auf aggressive SuS?
o Aggressive Verhaltensweisen (z.B. Bedrohen oder Erpressen)
o Verbale Provokationen
o Stehlen oder Beschädigung von Eigentum
Was sind mögliche Hilfen bei aggressiven SuS?
o Klares Einschreiten und Definition des unakzeptablen Verhaltens
o Kommunikation von Verhaltensregeln auf Klassen- und Schulebene
o Konsequentes Ahnden von inakzeptablem Verhalten
o Sofortiges Lob für prosoziales Verhalten
o Engmaschige Beaufsichtigung in kritischen Situationen (Pausen)
o Gespräch mit Eltern
Was sind Hinweise auf sozial ängstliche SuS?
o Fallen in Klasse wenig auf, melden sich selten
o Sprechen leise und zittrig, werden leicht rot
o Vermeiden Blickkontakt
o Krank bei Klassenarbeiten, Vermeidung von Vorträgen etc.
Was sind mögliche Hilfen bei sozial ängstlichen SuS?
o Gespräch suchen
o Problemsituationen (z.B. Referat) einüben und begleiten
o Erarbeiten von hilfreichen Gedanken
Was sind Hinweise auf depressive SuS?
o Meist nicht sehr auffällig
o Hohe Reizbarkeit
o Plötzlicher Leistungsabfall
o Interessenlosigkeit
o Rückzug aus sozialen Interaktionen
o Negative, pessimistische Äußerungen
o Müdigkeit/Erschöpfung; Kopfschmerzen/Bauchschmerzen
o Anstieg von Fehlzeiten
Was sind mögliche Hilfen für depressive SuS?
o Gespräch suchen
o Mögliche angenehmen Tätigkeiten besprechen und festlegen
o Jeden Ansatz von Aktivität loben
o Erfolgserlebnisse ermöglichen
o Unangemessene Äußerungen hinterfragen (z.B. „nur, weil du heute eine 4 be-kommen hast, heißt das noch lange nicht, dass du das Abitur nicht schaffst“)
Was sind Hinweise auf essgestörte SuS?
o Starke Abmagerung in kurzer Zeit (jedoch nicht immer)
o Hohe Leistungsorientierung, Perfektionismus
o Konfliktvermeidung, hohe Selbstkontrolle
o Hohes Stressniveau, Probleme mit der Stressregulation
o Zunehmend Leistungs- und Konzentrationsprobleme
Was sind mögliche Hilfen für essgestörte SuS?
o Gespräch suchen
o Unterstützung bei schulischen Leistungsproblemen
o Unterstützung durch Reduktion der negativen Selbstbewertung und Anspruch
o Realistisches Anspruchsniveau vermitteln
Was sind Hinweise auf selbstverletzendes Verhalten bei SuS?
o Narben und Verletzungen (Arme, Hüfte, Bauch)
o Verbergen von Körperteilen (Pullover bei hohen Temperaturen)
o Weigerung sich auszuziehen (Sport, Schwimmen)
o Nachlassende Schulleistungen
o Zeichen von depressiver Verstimmung
o Drogenkonsum
o Extreme Emotionsausbrüche
Was sind mögliche Hilfen für selbstverletzende SuS?
o Gespräch suchen, unaufgeregte Verletzungen ansprechen
o Ggf. Versorgung der Verletzungen initiieren
o Ggf. weitere Einzelgespräche führen
-> Belastungssituationen in Schule identifizieren
-> Über Hilfsangebote informieren
Was sind Hinweise auf Suizid bei SuS?
o Vernachlässigung des Aussehens
o Starker Rückzug von Personen und Tätigkeiten
o Verschenken von persönlichen Wertgegenständen
o Starke Beschäftigung mit den Themen Tod und Sterben
o Übermäßiger Alkohol- und Drogenkonsum
o Akute Krisen
Was sind mögliche Hilfen für suizidgefährdente SuS?
o Offenes Ansprechen von Suizidgedanken
o Bei suizidaler Handlung in Schule:
-> In jeder Schule sollten Leitlinien existieren, wie mit akuter Suizidalität umzugehen ist und regelmäßig besprochen werden!
-> Benachrichtigung der Eltern (bei Minderjährigen), ggf. Kontakt Sozial-psychiatrischer Dienst
-> Dokumentation des Vorfalls, Information Schulleitung
Klausurfrage: Welche Untertypen der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung werden unterschieden? a) hyperaktiv-impulsiver Subtyp b) unaufmerksamer Subtyp c) antisozialer Subtyp d) flüchtiger Subtyp
a) hyperaktiv-impulsiver Subtyp und b) unaufmerksamer Subtyp sind die richtigen Antworten