08 Verhaltensauffälligkeiten Flashcards
Wie lautet die Definition von Psychischen Störungen?
- Muster von Beschwerden und Verhaltensauffälligkeiten, das in einer vorgegebenen Dauer (z.B. vier Wochen), Häufigkeit (z.B. täglich) und Intensität (z.B. sehr stark) vorliegt
- Operationalisierung durch sog. Diagnosekriterien
o 10. Revision der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD-10)
o Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-5) - Wenn alle Diagnosekriterien erfüllt sind, dann wird von einer behandlungsbedürfti-gen Krankheit gesprochen
Was sind Merkmale von Psychischen Störungen?
- Abweichung vom Normalverhalten (Devianz)
- Klinische Bedeutsamkeit
- Leidensdruck
- Mögliche Selbst- oder Fremdgefährdung
-> Herausforderung bei Kindern und Jugendlichen: Abgrenzung von verzögerter Entwicklung und normalen Reaktionen aufgrund kritischer Lebensereignisse (z.B. Einschulung)
Wann besteht bei psychischen Störungen Handlungsbedarf?
- Wenn das Verhalten nicht altersadäquat ist (12-Jähriger, der andere ärgert, weil er frustriert ist)
- Wenn die Entwicklung der SuS gefährdet oder schon beeinträchtigt ist (14-Jährige, die sich im Unterricht nicht mehr meldet, weil sie Angst hat, sich zu blamieren)
- Wenn die betreffenden SuS oder Dritte unter der Situation leiden (ein 17-Jähriger, der sich selbst verletzt, um Stress besser zu ertragen)
Faustregel: Je stärker und anhaltender eine Abweichung, desto schwieriger ist es, die verpassten Entwicklungsschritte nachzuholen und desto eher wird zusätzliche Hilfe benötigt
Wie entstehen psychische Störungen?
- Meist vielschichtige, multikausale Verursachung
- Zusammenspiel von dispositionalen (Veranlagung) und situationalen Faktoren (Stresso-ren)
- Wenn die kombinierte Belastung einen Schwellenwert überschreitet, kommt es zur Symptombildung
- Gleichzeitig können Ressourcen Stressoreffekte ausgleichen
Was sind (pathogene) Risikofaktoren bei psychischen Störungen?
- Einflussfaktoren, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass es zu einer psychischen Erkrankung kommt, sind z.B.:
o Psychische Erkrankungen oder Drogenkonsum der Eltern, insb. während der Schwangerschaft
o Kindesmisshandlung oder -vernachlässigung
o Somatische Faktoren (chronische Erkrankung oder Behinderung)
o Familienkonflikte
o Niedriger sozio-ökonomischer Status
o Stressige Lebensereignisse/Verlusterfahrungen
Wird die Risikowahrscheinlichkeit durch die Anzahl oder durch die Art der Risikofaktoren beeinflusst?
Durch die Anzahl (Anstieg (um den Faktor 10), wenn man als 4 Risikofaktoren erfüllt sind)
Was sind salutogene Schutzfaktoren bei psychischen Störungen?
- Einflussfaktoren, die den Ausbruch einer psychischen Erkrankung weniger wahrscheinlich machen, z.B.:
o Soziale Unterstützung durch Familie/Freunde
o Tragfähige Beziehungen
o Emotionale Stabilität
o Gute Problemlösefähigkeit
o Gute Kommunikationsfähigkeit - Schutzfaktoren können sich auf Veranlagung, Auslöser und Aufrechterhaltung beziehen
- In der Schule gibt es viele Möglichkeiten, schützende Faktoren zu schaffen
Welche generelle Unterscheidung wird bei psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter getroffen?
o Externalisierende Störungen:
- Symptomatik nach Außen gerichtet
- Verhaltensbezogen
- Meist sehr auffällig
o Internalisierende Störungen:
- Symptomatik nach Innen gerichtet
- Emotional-affektiv
- Nur begrenzt wahrnehmbar
Welche (3) Externalisierende Störungen gibt es?
- Hyperkinetische Störungen (ADHS)
- Störungen des Sozialverhaltens
- Oppositionelle Verhaltensstörung
Was sind die Kardinalsymptome bei einer Hyperkinetischen Störung (ADHS)?
- Fehlende Aufmerksamkeit
- Hyperaktivität
- Impulsivität
Welche Subtypen von ADHS gibt es?
- Unaufmerksamer Typ
- Hyperaktiv-impulsiver Typ
- Mischtyp
Wodurch zeigen sich Störungen des Sozialverhaltens/ Oppositionelle Verhaltensstörungen?
- Typische Äußerung in aggressivem Verhalten gegenüber Menschen, Tieren, Zerstörung von Eigentum, Diebstahl
- Hohe Reizbarkeit, ungewöhnlich häufige und schwere Wutausbrüche
- Absichtliches Ärgern, Boshaftigkeit und das Motiv, sich rächen zu wollen
- SuS fallen schnell auf, weil sie sich häufig und heftig mit Gleichaltrigen und Erwachsenen streiten
- Sie machen andere für ihre Fehler verantwortlich und fühlen sich schnell ungerecht behandelt
- Schlechte Noten, schlechte Beziehung zu Lehrkräften, häufiges Schwänzen, Schulabbruch/Schulverweis
Nenne 3 Internalisierende Störungen:
- Angststörungen
- Affektive Störungen
- Suchterkrankungen
Nenne 5 verschiedene Angststörungen:
o Emotionale Störungen mit Trennungsangst
o Phobische Störungen
o Störung mit sozialer Ängstlichkeit
o Generalisierte Angststörung
o Zwangsstörungen
Nenne 4 Affektive Störungen
o Depression
o Suizid
o Nicht suizidales, selbstverletzendes Verhalten (NSSV)
o Essstörungen
Nenne 2 Suchterkrankungen
o Substanzbezogene Sucht: Alkohol, Nikotin, Drogen
o Pathologische Mediennutzung
Beschreibe emotionale Störungen mit Trennungsangst.
- Starke, unrealistische Angst bei Trennung von Eltern (nicht gemeint: Heimweh)
- Große Sorge vor Ereignissen, die eine dauerhafte Trennung bedeuten (Autounfall der Eltern, Entführung)
- Vermeidung, alleine zu sein -> z.B. Vorspielen, krank zu sein, um zu Hause zu bleiben
- Angst kann begleitet sein von gereiztem, aggressivem oder apathischem Verhalten (Schreien, Schlagen bei Trennung)
- Auch körperliche Symptome (Bauchschmerzen etc.), Vermeidung des Schulbesuches aufgrund von Angst
Beschreibe (spezifische) phobische Störungen:
- Dauerhafte und starke Angst gegenüber Objekten (Spritzen) oder Situationen (Dunkelheit), von denen keine reale Gefahr ausgeht
- Körperliche Reaktionen wie Bauchweh, Herzklopfen, Schwitzen
- Gedanken kreisen um Angstauslöser und Situationen werden gemieden
- Deutliche Beeinträchtigung und Leiden aufgrund von Phobie
Beschreibe die Angststörung soziale Ängstlichkeit.
- Angst, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen oder sich peinlich zu verhalten (z.B. Sprechen vor Klasse, Partys etc.)
- Vermeidung von interpersonellen Situationen
- Körperliche Furchtreaktion, z.B. Erröten, Zittern, Übelkeit
- Manchmal Schulverweigerung, „einsame“ Hobbies (z.B. intensives Gaming)
Beschreibe die generalisierte Angststörung (GAS)
- Übermäßige starke und unbegründete Sorgen, die nicht kontrolliert werden können
- Übermäßig starke Sorgen über alltägliche Dinge (Unpünktlichkeit, richtiges Verhalten, gut genug in Schule oder Sport zu sein, genügend Freunde zu haben)
- Starkes Bedürfnis nach Anerkennung und Rückmeldung über erbrachte Leistung
- Hohes Anspannungsniveau, hohes Bedürfnis nach Rückversicherung
- Dreht sich eher um das Thema Anerkennung, mangelnder Selbstwert
Beschreibe die Angststörung ‘Zwangsstörung’.
- Zwangshandlungen: Handlungen wie Waschen, Kontrollieren, Berühren, die wiederholt werden müssen, um schlimme Ereignisse zu vermeiden (z.B. Händewaschen, um tödliche Krankheit zu vermeiden)
- Zwangsgedanken: Aufdringliche, unwillkürliche Gedanken, die eigene Wertvorstellungen widersprechen oder unsinnig sind („Ich tue meiner Mutter etwas an“)
- Gedanken häufig bezogen auf Verunreinigung, Schaden, Töten, Symmetrie, Genauigkeit
- Das Unterlassen der Zwangshandlung führt zu einem starken Anstieg der Angst
Beschreibe die Affektive Störung: Depression (vs. Manisch)
- Veränderung der Stimmung oder des Aktivitätsniveaus
o Stimmung: negativ (depressiv) oder gehoben (manisch)
o Aktivitätsniveau: entweder eingeschränkt (Interessenverlust) oder übersteigert (übermäßiger Tatendrang) - Im Jugendalter meist depressive Episoden, die wiederkehrend auftreten; in seltenen Fällen Wechsel mit manischen Phasen
- Merkmale depressiver Episoden:
o Depressive Verstimmung: Niedergeschlagenheit und Traurigkeit
o Eingeschränkte Freunde, Interesse
o Wenig Tatkraft und rasche Erschöpfung
o Verlust an Selbstvertrauen - Im Kindes- und Jugendalter auch:
o Konzentrationsprobleme
o Hohe Reizbarkeit
o Körperliche Symptome wie Kopf- und Bauchschmerzen
Beschreibe die affektive Störung: Suizid
- Suizid ist die zweithäufigste Todesursache bei Jugendlichen (Ca. 200 vollendete Suizide/Jahr)
- Bis 10 Jahre eher selten
- 40% aller 9. Klässler*innen berichten, dass sie bereits einmal ernsthafte Suizidgedanken hatten
- 8% der 12-Jährigen berichten einen Suizidversuch
- Häufiger Mädchen als Jungen
- Suizidgedanken hängen nicht nur mit Depression zusammen, sondern können mit un-terschiedlichen Störungen vorkommen
- Die Mehrzahl der Suizide wird vorher angekündigt
Beschreibe die Affektive Störung: Nicht-suizidales, selbstverletzendes Verhalten (NSSV):
- Funktionell motiviert, direkte und offene Verletzung des eigenen Körpers, die nicht sozial akzeptiert ist und ohne Suizidabsicht vorgenommen wird
- Ritzen, verbrennen mit Zigaretten, exzessives Reiben mit Radiergummi etc.
- Wenig Schmerz während Verletzung (-> Endorphin-Ausschüttung)
- Erwartung, Erleichterung von negativen Gefühlen oder zwischenmenschliche Schwierigkeiten zu erreichen: kurzzeitige Verbesserung nach Ausführung
- Kein Konsens, ob eigenständiges Störungsbild. Kann zusammen mit verschiedenen psychischen Problemen (Angst, Depression, Trauma), aber auch isoliert auftreten