08 - Affiliation, zwischenmenschliche Anziehung und Beziehungen Flashcards
1
Q
Klassische Konzeption: Bindungsstile als diskrete Kategorien
A
Als Ergebnis ihrer Studien benannte Ainsworth (1970) folgende Bindungstypen:
-
Sicher
- Bezugsperson war empfänglich für Bedürfnisse des Kindes
und in Stresssituationen verfügbar - Positive Selbstsicht, positive Sicht anderer als vertrauenswürdig und hilfsbereit
- Bezugsperson war empfänglich für Bedürfnisse des Kindes
-
Unsicher-vermeidend
- Bezugsperson reagierte nicht auf Bedürfnisse
und bot in Stresssituationen keine Unterstützung - Neigung zu emotionaler Distanz zu anderen, sehen sie eher nicht als vertrauenswürdig
- Bezugsperson reagierte nicht auf Bedürfnisse
-
Unsicher-ambivalent
- Bezugsperson reagierte nicht auf Bedürfnisse
und bot in Stresssituationen keine Unterstützung - Häufig Mangel an Selbstvertrauen, Sorgen über Beziehungen, zwanghafte Suche nach Nähe und Vertrautheit
- Bezugsperson reagierte nicht auf Bedürfnisse
-
Vierter Bindungsstil: Unsicher-desorganisiert / desorientiert (Main, Solomon, Brazelton, 1986)
- Die Kinder zeigen deutlich desorientiertes, nicht auf eine Bezugsperson bezogenes Verhalten.
2
Q
Aktuelle Bindungsforschung:
Bindungsstile entlang zweier kontinuierlicher Dimensionen erfasst
A
- Bindungsängstlichkeit (anxiety): Fürchten, von Beziehungspartner*innen verlassen zu werden
- Bindungsvermeidung (avoidance): Vertrautheit mit andere Menschen meiden
3
Q
Zwischenmenschliche Anziehung - Körperliche Aktivität
A
- Als intelligenter eingeschätzt und besser benotet (Clifford & Walster, 1973)
- Mehr Spenden beim Sammeln für Wohltätigkeitszwecke (Chaiken, 1979)
- Für Männer und Frauen: Jeder zusätzliche Punkt (1-5) auf Attraktivitätsskala erhöht Jahreseinkommen um 2000 US $ (Frieze, Olson & Russell, 1991)
- Niedrigeres Strafmaß vor Gericht (Downs & Lyons, 1991)
- Wenden attraktive Menschen einer Person ihren Blick zu, stimuliert dies Belohnungszentren im Gehirn der ange- schauten Person (Kampe et al., 2001)
- Spielbereiteres und liebevolleres Verhalten der Mutter (Langlois et al., 1995)
- Attraktive Personen tatsächlich im Durchschnitt extravertierter, mehr Selbstvertrauen, sozial kompetenter
- Sich selbst erfüllende Prophezeiung durch Aufmerksamkeit und Reaktionen anderer (Snyder, Tanke, Berscheid, 1977)
- Evolutionspsychologie: Attraktivität als Ausdruck guter Gesundheit (Buss, 1995)
- Proband*innen schätzten attraktive Personen als gesünder ein, auch wenn medizinisch nicht zutreffend
4
Q
Zwischenmenschliche Anziehung - Räumliche Nähe als Faktor zwischenmenschlicher Anziehung
A
- Erhöht Chance auf Freundschaft
- Besseres Kennenlernen – zum Guten oder Schlechten
- Nach Zufall zugewiesene Sitzordnung der ersten Sitzung sagte Freundschaften zu Semesterende vorher (Back et al., 2008)
- Mit Medien sind Freundschaften auch über Distanz hinweg möglich
- Dennoch: Partner*innen in Fernbeziehungen mit Face-to-face-Kontakt glücklicher und stärker auf die Beziehung festgelegt als die, die nur Briefe, Emails etc. schreiben (Dainton & Aylor, 2002)
-
Untersuchung: Festinger, Schachter und Back (1950):
- Ergebnis: Studierende entwickelten im Wohnheim stärkere Freundschaften zu Personen in Nachbarwohnungen, auf gemeinsamem Flur und im selben Gebäude
5
Q
Zwischenmenschliche Anziehung - weitere Faktoren
Welche zwei Faktoren spielen noch eine Rolle?
A
-
Vertrautheit
-
Studie von Moreland & Beach (1992)
- Vier Eingeweihte besuchten ein Semester lang unterschiedlich oft die Vorlesung ohne mit Studiereden zu sprechen
- Ergebnis: Je häufiger eine Eingeweihte anwesend gewesen war, desto mehr mochten Studierende sie am Semesterende und desto ähnlicher zu sich selbst nahmen sie die Eingeweihte wahr.
-
Begründung
- Bloße Darbietung (mere exposure): Zunahme an positiver Bewertung eines Objekts als Effekt von dessen wiederholter, nicht verstärkter Darbietung.
-
Studie von Moreland & Beach (1992)
-
Ähnlichkeit
- „Bogus stranger“ (simulierte*r Fremde*r) (Byrne, 1971)
- VP füllt selbst Einstellungsfragebogen aus und liest den einer Zielperson
- Anschließend angeblich Zusammenarbeit Fragebogen der Zielperson zu hoher Ähnlichkeit oder Verschiedenheit hin manipuliert
- VP nennt empfundene Sympathie zur Zielperso
- Ergebnis: Je höher die Ähnlichkeit, desto höher die berichtete Anziehung und Sympathie
-
Begründung:
- Ähnlichkeits-Anziehungs-Effekt (similarity-attraction effect): Wir mögen andere, die uns ähnlich sind.
- Bestätigt eigene Überzeugungen, Meinungen und Wertvorstellungen
- Rufen Gefühl der Wiedererkennung hervor
- Ähnlichkeit führt zu mehr Sympathie; Sympathie lässt mehr Ähnlichkeiten finden
- Sind vertrauter, vorhersagbarer, verringern Unsicherheit, erleichtern Kommunikation
- Ähnlichkeits-Anziehungs-Effekt (similarity-attraction effect): Wir mögen andere, die uns ähnlich sind.
- VP füllt selbst Einstellungsfragebogen aus und liest den einer Zielperson
- „Bogus stranger“ (simulierte*r Fremde*r) (Byrne, 1971)
6
Q
Zwischenmenschliche Anziehung - Einfluss einer Situation wird unterschätzt
A
- Fehlattribution von Erregung (misattribution of arousal): Liegt vor, wenn Menschen irrtümlicherweise einen Teil ihrer Erregung auf einen externen Stimulus attribuieren, der nicht der wirkliche Grund für ihre Erregung ist
-
Brückenstudie von Dutton & Aron (1974)
- Männer überquerten eine Brücke
- Wackelige Brücke (Capilano Bridge in Nord-Vancouver), 135m lang, 67 m hoch vs. Sicherere, breitere, 10 m hohe, nahegelegene Brücke
- Am Ende der Brücke bat sie eine attraktive Versuchsleiterin, Bilder in einem Fragebogen zu bewerten
- Gab ihnen ihre Handynummer, um bei Fragen anzurufen
- Annahme: Die durch die Capilano-Brücke ausgelöste Erregung würde auf Attraktivität der Versuchsleiterin attribuiert werden.
- Ergebnis: Männer beschrieben nach der wackeligen Brücke die Bilder auf stärker sexuelle Weise und riefen die Versuchsleiterin mit höherer Wahrscheinlichkeit an. Die Effekte entfielen, ersetzte ein Versuchsleiter die Versuchsleiterin.
7
Q
Was ist Liebe?
A
- Hirnaktivität in Dopamin-System
- Regionen für Erwartung von Belohnung und konzentrierter Aufmerksamkeit → Auch an Lust und Sucht beteiligt
-
Kameradschaftliche Liebe (companionate love):
- Gefühle emotionaler Nähe und Zuneigung, die wir gegenüber einer Person empfinden, wenn
- uns die Person sehr am Herzen liegt,
- wir jedoch in ihrer Gegenwart nicht notwendigerweise Leidenschaft oder Erregung erleben.
-
Leidenschaftliche Liebe (passionate love):
- Ein Zustand intensiven Sehnens nach Vereinigung mit einer Person
- Häufiges Denken an den/die Partner*in
- Idealisierung des/der anderen
- Wunsch, den/die andere*n zu kennen
- Wunsch, von der anderen Person gekannt zu werden
8
Q
Was ist Liebe? - Dreieckstheorie der Liebe (Sternberg, 1988)
A
-
Komponenten der Liebe
- Emotionale Nähe (intimacy)
- Gefühle enger Verbundenheit
- Leidenschaft (passion) Romantik, körperliche Anziehung, Sexualität
- Festlegung (commitment)
- kurzfristige Entscheidung / Erkenntnis der Liebe für den/die Partner*in
- Langfristige Festlegung, diese Liebe aufrechtzuerhalten
-
Formen von Liebe
- Mögen (nur emotionale Nähe)
- Kameradschaftliche Liebe (emot. Nähe + Festlegung)
- Leere Liebe (nur Festlegung)
- Alberne Liebe (Leidenschaft + Festlegung)
- Vernarrtheit (nur Leidenschaft)
- Romantische Liebe (emot. Nähe + Leidenschaft)