01 - Soziale Wahrnehmung und Attribution Flashcards

1
Q

Zentrale Konzepte der sozialen Wahrnehmung

  • Definition
  • Einflüsse auf die Soziale Wahrnehmung:
  • Implizite Persönlichkeitstheorien
  • Konfigurationsmodell
A
  • Definition:
    • Prozess des Sammelns und Interpretierens von Informationen über Merkmale oder Eigenschaften einer anderen Person
  • Einflüsse auf die Soziale Wahrnehmung:
    • beobachtbare Merkmale (z.B. das Äußere)
    • das Verhalten anderer
    • Voreinstellungen bzw. Vorurteile des*der Beurteiler*in
    • der jeweilige soziale Kontext
  • Implizite Persönlichkeitstheorien
    • Vorstellungen von Betrachtern darüber wie Persönlichkeitsmerkmale innerhalb einer Person organisiert sind
  • Konfigurationsmodell
    • Annahme: Betrachter*innen konstruieren aktiv tiefergehende Bedeutungen aus den einzelnen Informationen über andere Menschen.
    • Beispiel: Türsteher der nicht zur Lerngruppe passt
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2
Q

Was sind universale Dimensionen sozialer Wahrnehmung?

A
  • Fiske, Cuddy & Glick (2007)
    • Zwei fundamentale Dimensionen sozialer Kognition bzw. sozialer Wahrnehmung:
      • Wärme
      • Kompetenz
  • Evolutionärer Ursprung: Zwei zentrale überlebenswichtige Fragen:
    • Hat die andere Person gute oder schlechte Absichten? Ist sie Freund*in oder Feind*in (Wärme)?
    • Könnte die andere Person diese Absichten auch tatsächlich umsetzen (Kompetenz)?
  • Wärme ist wichtiger als Kompetenz („primacy of warmth judgments“)
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3
Q

Forschung zur Wärme als Faktor von zentralem Einfluss

A
  • Asch (1946) - Experiment zur sozialen Wahrnehmung
    • Studierenden wurden zwei verschiedene Eigenschaftslisten vorgelegt. Sie sollten sich einen Eindruck von der beschriebenen Zielperson bilden
    • Aufgabe:
      • Beschreibung der Zielperson verfassen
      • Checkliste mit Persönlichkeitseigenschaften (humorvoll / humorlos, großzügig / geizig usw.)
    • Liste 1:
      • intelligent – geschickt – fleißig – warm – entschlossen – praktisch – vorsichtig
    • Liste 2:
      • intelligent – geschickt – fleißig – kalt – entschlossen – praktisch – vorsichtig

Gründe für die Präferenz nach Wärme:

  • In der frühen Kindheit ist körperliche Nähe und Wärme wichtig für die Entwicklung → Wärme wird automatisch mit Schutz und Geborgenheit assoziiert
  • Harlow (1958)
    • Junge Affen präferierten eine warme Fellpuppe gegenüber einer Drahtpuppe.
    • Selbst dann, wenn die Drahtpuppe Nahrung bereit hielt.

Proband*innen mit der „warmen“ Zielperson beschrieben dieser häufiger als großzügig, klug,

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4
Q

Beispiele für Beschreibungen der Zielpersonen und Einschränkungen von wärme als zentraler Einflussfaktor

A
  • Wärme als sog. zentrales Persönlichkeitsmerkmal
    • Ein dispositionales Merkmal, das bei Betrachtern den Gesamteindruck von der Persönlichkeit maßgeblich beeinflusst.
    • (Gegenteil: peripheres Persönlichkeitsmerkmal → kein bedeutsamer Einfluss, z.B. Höflichkeit)
  • Einschränkungen:
    • Kein Wort über alle möglichen Kontexte hinweg
    • Primacy Effekte: Früh dargebotene Informationen beeinflussen soz. Wahrnehmung und Interpretation stärker als später dargebotene. Insbesondere unter Zeitdruck und bei hohem Need for Cognitive Closure (starkes Bedürfnis nach einem abschließenden Urteil).
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5
Q

Kompetenzwahrnehmung von Politiker*innen und Wahlerfolg

A
  • Experimente haben VP verschiedene Bilder von Politkern (1s) gezeigt
  • Nur aufgrund der ersten Präferenz, wen man sympathischer und kompetenter vom aussehen findet können Wahlen vorausgesagt werden
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6
Q

Was ist die Attributionstheorie

A
  • Attribution bedeutet Ursachenzuschreibung
  • Wie schließen Menschen aus Beobachtungen auf die Ursachen von Handlungen?
    • Menschen sehen in Luxo Jr. Motive und Dispositionen hinter dem Handeln der Lampen.
    • Tendenz, Motive und Dispositionen hinter menschlichen (menschlich anmutenden) Handlungen zu erkennen scheint so automatisch, dass es schwer sein kann sie zu überwinden, obwohl sie nicht zur Situation passt.
    • Bewegungsmuster, die typischerweise belebtes oder intentionales Verhalten implizieren, werden vermutlich vom Temporoparietalen Übergang (temporal parietal junction, TPJ), einer speziellen Hirnregion am Übergang von Temporal- und Parietallappen, erkannt.
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7
Q

Was ist eine Kausalattribution

A

Prozess, durch den Betrachter*innen zu Schlussfolgerungen über die Ursachen des Verhaltens einer anderen Person gelangen

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8
Q

Was sind Gründe für Attribution

A
  • Vater“ der Attributionstheorie: Fritz Heider (1958)
    • Idee: Menschen wollen wissen, warum andere Menschen so handeln wie sie handeln
  • Handlungsdispositionen (Informationen über Ursachen von Handlungen) helfen Beobachter*innen:
    • Ermöglichen Zusammenführung vieler unstrukturierter Informationen über Handelnde zu einem schlüssigen Bild
    • Erlauben Vorhersage über zukünftiges Verhalten → gewisses Ausmaß an Kontrolle ermöglicht
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9
Q

Theorie der korrespondierenden Schlussfolgerungen (Jones und Davis, 1965)

A
  • Beobachter*innen schließen
    • unter bestimmten Umständen
    • aus einem beobachteten, absichtlichen Verhalten
    • auf entsprechende (korrespondierende) Absichten und Dispositionen der handelnden Person
  • Analyse nicht gemeinsamer Auswirkungen (analysis of non-common effects):
    • schließen auf Absichten hinter Handlungen, indem sie die Konsequenzen der Verhaltensmöglichkeiten, die dem*der Handelnden offen standen, miteinander vergleichen und deren unterschiedliche Ergebnisse identifizieren.
  • Wann wird aus Verhalten auf Absichten geschlossen?
    • ein Verhalten nicht sozial erwünscht ist
    • ein Verhalten frei gewählt ist
    • die Konsequenz nur an eine bestimmte Verhaltensalternative gebunden ist (non-common effects)
    • ein Verhalten nicht Teil einer sozialen Rolle ist
    • ein Verhalten direkten Einfluss auf uns hat (hedonische
      Relevanz
      )
  • Korrespondenzverzerrung (correspondence bias):
  • Die hypothetische Neigung, aus einem beobachteten Verhalten auf eine persönliche Disposition zu schließen, die diesem Verhalten entspricht (korrespondiert), selbst wenn das Verhalten durch die Situation bestimmt war.
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10
Q

Die Kovariationstheorie - Arten von Informationen (Kelly, 1967)

A
  • Nach Kelly spielen drei Arten von Innformationen eine Rolle: Beobachter*innen sammeln/verarbeiten systematisch zusätzliche Informationen der drei folgenden Arten:

  • Distinktheit:
    • Unterscheidet sich das Verhalten eines*einer Handelnden unter ähnlichen Umständen über unterschiedliche Entitäten (d.h. Objekte) hinweg?
  • Konsistenz:
    • Unterscheidet sich das Verhalten eines*einer Handelnden gegenüber einer Entität in verschiedenen Situationen/ zu verschiedenen Zeitpunkten?
  • Konsensus:
    • Unterscheidet sich das Verhalten unterschiedlicher Handelnder gegenüber derselben Entität?
  • Nimmt an:
    • Beobachter*innen ziehen kausale Schlüsse über Verhalten, indem sie Daten über vergleichbare Fälle sammeln
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11
Q

Was ist ein Beispiel für die Kovariationstheorie

A
  • Beispiel:
    • Distinktheit
      • Sagt Hermine über alle Zaubersprüche, dass sie langweilig sind oder nur über den Orchideus-Spruch?
    • Konsistenz
      • Hat Hermine das nur in der einen Situation gesagt, in der Sie dabei waren oder sagt sie es auch anderen Menschen gegenüber?
    • Konsensus
      • Sagt es nur Hermine oder finden auch andere Personen aus Ihrem Kurs dasselbe über Orchideus?
  • Hermine nur über Orchideus sagt, er sei langweilig (hohe Distinktheit).
  • Sie gehört haben, sie habe Ihrem Kommiliton*innen gegenüber verlauten lassen, dass sie Orchideus „ganz wundervoll“ finde (niedrige Konsistenz).
  • Und niemand Ihrer anderen Kommiliton*innen Orchideus langweilig findet (niedriger Konsensus).
  • Dann können wir davon ausgehen, dass Hermine dies nur Ihnen gegenüber in dieser speziellen Situation gesagt hat.
  • Im Beispiel kovariiert Ihre Anwesenheit mit dem Verhalten von Hermine. Daher ist dies laut Kovariationstheorie die wahrscheinlichste Ursache für Hermines Verhalten.
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12
Q

Was ist hier die wahrscheinliche Attribution?

A
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13
Q

Was ist das Kovarianzprinzip

A

Die Kovariationstheorie

  • Liefert Erklärung dafür,
    • wie Menschen mögliche Ursachen einer beobachteten Handlung gegeneinander abwägen
    • als Verhaltensursache wird vom*von der Beobachter*in diejenige Person, Entität oder Situation angesehen, die mit dem beobachteten Effekt kovariiert.
  • Wahrscheinlichste Ursache ist die, die:
    • meistens vorhanden ist, wenn das Ereignis auftritt
    • UND meistens nicht vorhanden ist, wenn das Ereignis nicht auftritt
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14
Q

Was ist ein Kausalschemata

A

Kovariationstheorie

  • Kausalschemata: Wie attribuieren wir, wenn keine volle Kovariationsinformation zugänglich ist?
  • fehlenden Informationen füllen wir mit Hilfe unserer bestehenden Vorstellungen darüber auf, wie Effekte zustande kommen → Kausale Schemata
  • Abwertungsprinzip (Discounting Principle)
    • Aus dem Vorhandensein eines kausalen Faktors, der auf einen beobachteten Effekt hinwirkt, ergibt sich, dass andere potenzielle Faktoren weniger Einfluss ausüben (und deshalb tendenziell unterschätzt werden).
  • Aufwertungsprinzip (Augmenting Principle)
    • Aus dem Vorhandensein von Faktoren, die gegen einen beobachteten Effekt arbeiten, schließen Beobachter*innen tendenziell, dass andere Kausalfaktoren stärker sein müssen
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15
Q

Wie funktioniert das mit der Attribution von Erfolg und Misserfolg?

A

Kovariationstheorie​

  • Erfolg/Misserfolg werden attribuiert als Funktion von…
    • Lokation:
      • Ist die Leistung auf den*die Akteur*in (internal) oder auf die Situation (external) zurückzuführen?
    • Stabilität:
      • ist der internale/externale Grund (über die Zeit) stabil oder variabel?
    • Kontrollierbarkeit:
      • Inwieweit ist die zukünftige Leistung unter der Kontrolle des*der Akteur*in?

→ Attribuierung von Erfolg/Misserfolg kann Auswirkungen auf den eigenen Selbstwert haben

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16
Q

Attribution der Stabilität und Kontrollierbarkeit als persönliche Ursachen von Erfolg:

A

Die Art des Lobs ist entscheidend

  • Mueller & Dweck (1998): Studie mit Schulkindern
    • Alle Kinder beantworteten Intelligenztest-Fragen
    • UV: Unterschiedliche Arten von Feedback (Lob): Gratuliert für „klug zu sein“ vs. „sich angestrengt zu haben“.
    • Ergebnis:
      • Kinder der „Klug“-Feedback-Gruppe wählten später mit geringeren Wahrscheinlichkeit schwierige Aufgaben aus und hatten weniger Freude daran, Problemaufgaben zu lösen als die Kinder der „Anstrengung“-Feedback-Gruppe.
  • Zwei Arten von Selbstkonzepten
    • Statisches Selbstkonzept (fixed mindset)
      • Attribution von eigenem Erfolg als
        • internal
        • stabil
        • unkontrollierbar

keine Motivation zur Weiterentwicklung

  • Dynamisches Selbstkonzept (growth mindset)
    • Fähigkeiten und Fertigkeiten
      • variabel
      • kontrollierbar

Motivation sich zu verbessern, Begabungen zu entwickeln

17
Q

Attribution und Depression

A

Kovariationstheorie

  • Implikationen für das Verständnis klinischer Störungen.
    • Attributionstheoretische Neufassung von Seligmans **Theorie der erlernten Hilflosigkeit
      (1975) ** in Bezug auf Depression.
    • Hilflosigkeit macht Menschen nur dann depressiv, wenn diese internal attribuiert wird (Abramson, Seligman & Teasdale, 1978).
    • Erweiterung der Klassifikation um die Globalitätsdimension (spezifisch vs. global)
    • Beispiel: Eine Frau, die von einem Mann zurückgewiesen wurde:
  • Attributionen die Depression fördern sind:
    • Internal
    • Stabil
    • Global
18
Q

Was ist die Attributionsverzerrung

A
  • Systematische Verzerrungen bei der Sammlung von Daten bzw. Verarbeitung von Informationen über die Ursachen eines bestimmten Verhaltens.
  • Verzerrungen erschweren die korrekte Attribution:
    • Correspondence bias (Korrespondenzverzerrung; früher
      auch als “fundamentaler Attributionsfehler” bezeichnet)
    • False consensus bias (“falscher Konsensus”-Fehler)
    • Actor-observer difference (Unterschied zwischen Handelndem*Handelnder und Beobachter*in)
    • Self-serving biases (Selbstwertdienliche Attributionsver- zerrungen)
  • Korrespondenzverzerrung
    • Personen sehen oft Dispositionen als Ursache für Verhalten (→ Korrespondenz von Verhalten und Disposition). Unterschätzung des situationalen Einflusses
    • Ursachen für fremdes Verhalten werden eher internal als external attribuiert
  • Attributionsverzerrungen – Korrespondenzverzerrung bei der Attribution von Wissen - Ross et al.(1977):
    • Inszenierte Quizshow
    • Personen erhielten drei Rollen: Quizmaster*in, Kandi-
    • dat*in, Zuschauer*in
    • Quizmaster*in durfte sich Fragen ausdenken, die seinen Wissensreichtum möglichst ausführlich zeigten, Kandidat*in musste diese beantworten.
    • Ergebnis: Obwohl alle wussten, dass die Quizmaster*innen sich die Fragen selbst ausdenken durften, schätzten Kandidat*innen und Zuschauer*innen das Allgemeinwissen des*der Quizmaster*in höher ein als das des*der Kandidat*in.
  • Warum unterschätzen Menschen situative Einflüsse (Gilbert & Malone, 1995)?
    • Einige situative Einflussfaktoren sind subtil und schwer festzustellen → Beobachter sind sich solcher Einflüsse gar nicht bewusst → werden nicht einbezogen
    • Erwartungen, wie andere sich verhalten werden, verzerren Interpretationen → “Falscher Konsensus”-Fehler: Annahme, dass andere Personen die eigenen persönlichen Einstellungen und Überzeugungen teilen.
      • z.B. Person spricht ruhig vor großem Publikum (würde uns selbst Angst einjagen) → Person ist selbstbewusste Persönlichkeit
    • Dispositionale Schlussfolgerung ist automatischer (unaufwendiger) Prozess → passiert bei Attribution immer Situationsbezogene Korrektur ist kontrollierter (aufwendiger) Prozess → abhängig von kognitiven Ressourcen
  • Attributionsverzerrungen – Actor-observer difference
    • Hypothetische allgemeine Neigung von Menschen, ihr eigenes Verhalten eher mit der Situation, das Verhalten anderer jedoch eher mit deren Dispositionen zu erklären.
    • Attributionen, die Menschen in Bezug auf andere vornehmen, werden mit denen verglichen, die sie über sich selbst abgeben.
  1. Handelnden haben Zugang zu einer größeren Vielfalt von Informationen über Faktoren, die zu eigenen Handlungen führen
    • Ihr eigenes, z.B. sehr lebhaftes Verhalten auf einer Party mag konsistenter auf andere wirken als es tatsächlich ist, weil diese anderen sie nicht in verschiedenen Situationen erlebt haben
  2. Ausrichtung der Aufmerksamkeit
    • Beobachter*innen fokussieren ihre Aufmerksamkeit typischerweise auf Handelnde und nicht auf die Situation. Wenn wir selbst handeln, dann ist unsere Aufmerksamkeit gewöhnlich nach außen gerichtet (d.h. auf die Situation).

Experiment von Taylor und Fiske (1975):

  • Beobachter*innen saßen so um zwei diskutierende Personen, dass sie entweder nur der einen, nur der anderen Person oder beiden gleich gut ins Gesicht sehen konnten.
  • Ergebnis: Wer nur einer Person (ins Gesicht) sehen konnte, beschrieb diese Person anschließend als die Person, die die Gesprächsthemen bestimmt und die Diskussion dominiert habe.

Attributionsverzerrungen – Selbstverdienliche Attributionsverzerrungen (Self-serving attributional biases)

  • Motivierte Attributionsverzerrungen;
    • dienen dazu eigenen Selbstwert zu schützen oder zu erhöhen.
    • Beispiel: Sie kommen 30 min. zu spät zu einem Treffen mit einer guten Freundin. Sie begründen dies nicht damit, dass Sie zu spät aus dem Haus gegangen sind, sondern damit, dass die U-Bahn ungünstig getaktet ist.
  • Ist dies ein Motivationaler oder kognitiver Effekt?
    • Miller & Ross (1975): Menschen unterliegen selbstwertdienlichen Verzerrungen nicht nur, um ihren Selbstwert zu schützen (motivational), sondern auch, da sie kognitive Faustregeln benutzen, die zu falschen Schlussfolgerungen führen (kognitive Erklärung)
      • Beispiel Faustregel: Anstrengung kovariiert mit Erfolg, aber nicht mit Misserfolg.
        • Wenn die Leistung durch mehr Anstrengung nicht besser wird, dann liegt es nahe, daraus zu schließen, dass die Aufgabe selbst ein Hindernis darstellt.
      • Korrektheit von Attributionen (Nisbett & Ross, 1980):
        • viele Verzerrungen werden durch die Anwendung von kognitiven Faustregeln verursacht, die typischerweise zu richtigen, im Ausnahmefall aber zu falschen Schlussfolgerungen führen
      • Neurowissenschaftliche Studien:
        • Aktivierung von Motivations- und Belohnungszentren im Gehirn im Zusammenhang mit selbstwertdienlichen Verzerrungen stützt die motivationale Sicht (Blackwood et al., 2003)
      • Viele scheinbar kognitive Erklärungen können in motivationale übersetzt werden und umgekehrt.
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Q

Soziale Wahrnehmung und soziale Wirklichkeit

A
  • Es existieren viele verschiedene Modellvorstellungen wie Menschen sozial wahrnehmen.
  • Können Menschen jede beliebige Interpretation zu konstruieren, die ihren momentanen Zwecken dient?

Nein! - drei Gründe (für Grenzen durch die Realität):

  1. Menschen haben keine unendlich flexiblen kognitiven Ressourcen dafür,
    andere Menschen zu verstehen:
    • Biologisch: Automatismen, wie zum Beispiel Intentionalität aus bestimmten Bewegungsmustern erkennen (vgl. Luxo Jr.)
    • Kulturell: Sozialisation determiniert persönliche Interpretationen der Welt
  2. Andere Menschen stellen soziale Realitäten in Frage, wenn diese nicht mit ihren eigenen Vorstellungen einhergehen. Folge: bei regelmäßigem Kontakt entwickelt sich zwischen Menschen ein gewisses Maß an Konsens
  3. Menschen haben im Alltag Zugang zu einer dynamischen multimodalen Präsentation
    • (wie z.B. zu sehen, worauf das Gegenüber seine Aufmerksamkeit richtet), die auf ihr eigenes Verhalten reagiert.
    • Es macht einen Unterschied, ob ich mir einen Eindruck anhand einer Wortliste bilde oder nonverbale Information etc. miteinbeziehen kann. (Unterschied zur Forschung!)
  • Experiment: Home Alone - Wahrnehmung des eigenen Soziallebens und Lebenszufriedenheit
    • Kernergebnis: Menschen sehen ihr eigenes Sozialleben als mangelhaft an im Vergleich zum Sozialleben von anderen.
    • Mechanismus: Menschen sehen ihr Sozialleben deshalb als relativ mangelhaft an, weil sie ihr Sozialleben spontan mit dem von Menschen vergleichen, die außergewöhnlich sozial sind.
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