03 - Das Selbst Flashcards

1
Q

Das Selbst überblick

A
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2
Q

Das Selbst und seine soziale Natur

A
  • Das Selbst, das eine Person ausdrückt und erlebt, ist variabel und vom sozialen Kontext abhängig
  • Person entwickelt Eindruck, wer sie ist, aus Interaktionen
    • Erlebnisse in Interaktionen
    • Reaktionen anderer auf sie
    • Werte und Einstellungen, die aus Interaktionen gewonnen
      werden
    • Bedeutung, die Person diesen Interaktionen beimisst
      Das Selbst ist somit aktiv sozial konstruiert.

→ Das Selbst ist somit aktiv sozial konstruiert

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3
Q

Konstruktionen und Interpretationen des Selbst (self-construals)

A
  • Die Sicht auf und das Wissen über die eigene Person
    • Durch aktiven Konstruktionsprozess geformt
      • Spielt sich in Interaktion mit sozialer Umwelt ab
      • Durch Ziele motiviert, wie Person sich gern sieht
  • Begrenzungen
    • Biologische Faktoren (z. B. Temperament)
    • Soziale Erfahrungen (z. B. frühe Bindungserfahrungen, Kultur)
    • Fähigkeiten und Fertigkeiten
  • Zwei Aspekte des Selbst (William James, 1890/1950)
    • „Ich“ und das „Mich“ sind untrennbar, sie beeinflussen sich gegenseitig und werden im gleichen Bewusstseinsstrom entdeckt.
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4
Q

Quellen des Selbstwissens

A
  1. Selbsterkenntnis aufgrund eigener Beobachtung: Introspektion
  2. Selbstwahrnehmungstheorie (self-perception theory) nach Bem (1972)
  3. Reflektierte Einschätzungen (reflected appraisals)
  4. Soziale Vergleiche (social comparison)
  5. Interpersonelle Beziehungen
  6. Soziale Identität
    - > Die Erfahrung eines kohärenten Selbst
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5
Q

Selbsterkenntnis aufgrund eigener Beobachtung: Introspektion

A
  • Introspektion:
    • Prozess, durch den man seine eigenen internen (mentalen und emotionalen) Zustände beobachtet, während man sich auf eine bestimmte Weise verhält.
  • Einfachste, offenkundigste Methode, Informationen über die eigene Person zu erlangen
  • Oft ungenau:
    • Vielzahl von Informationen, die gleichzeitig kontinuierlich verarbeitet werden (zum Teil unbewusst und automatisch)
    • Unerwünscht Gedanken werden willentlich aus dem Bewusstsein verbannt, beeinflussen das Verhalten aber trotzdem
    • Überschätzung eigener positiver Aspekte (Attraktivität, Persönlichkeitseigenschaften, Fähigkeiten), die Kontrolle dieser, Erfolgswahrscheinlichkeiten und Urteile.
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6
Q

Selbstwahrnehmungstheorie (self-perception theory) nach Bem (1972)

A
  • Kernannahme:
    • Individuen erschließen ihre inneren Zustände bzw. Einstellungen aus dem eigenen Verhalten, sofern die inneren Zustände nicht eindeutig sind.
  • Nur, wenn die Situation allein das Verhalten nicht ausreichend erklärt.
  • Beispiel:
    • Nadine wird nicht zu dem Schluss kommen, staubsaugen mache ihr Spaß, wenn der Mitbewohner sie dazu gezwungen hat.
  • Anwendung auf Motivation - Personen handeln aufgrund…
    • Intrinsischer Motivation: Handlungen, die in sich erfüllend und erfreuend erlebt werden
    • Extrinsischer Motivation: Handlungen, die von außen belohnt werden
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7
Q

Reflektierte Einschätzungen (reflected appraisals)

A
  • Reflektierte Einschätzungen:
    • Schlussfolgerungen hinsichtlich der Einschätzungen anderer uns gegenüber, zu denen wir gelangen, indem wir die Reaktionen anderer Menschen auf uns beobachten.
  • werden in das eigene Selbstkonzept übernommen und beeinflussen zukünftiges Verhalten
  • Konzept des Spiegelbildselbst (Looking-glass self) von Cooley (1902): Reaktionen anderer dienen uns als Spiegel
  • Bindungstheorie (Bowlby, 1969):
    • Personen schließen von frühkindlichen Erfahrungen auf ihre Liebenswürdigkeit und ihren Wert.
  • Mead (1934): Der Großteil des Selbstwissens kommt daher, die Perspektive eines „generalisierten Anderen“ einzunehmen:
    • Kombination der Perspektiven aller, die an einer Aktivität beteiligt sind
  • Studien bestätigen, dass sich Personen so sehen, wie sie meinen, von anderen gesehen zu werden.
    • Allerdings weicht diese Sichtweise häufig davon ab, wie andere sie tatsächlich wahrnehmen.
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8
Q

Soziale Vergleiche (social comparison)

A
  • Soziale Vergleiche:
    • Sich selbst mit anderen vergleichen, um die eigenen Fähigkeiten und Meinungen einzuschätzen.
  • Geschieht automatisch und oft unbewusst
  • Festinger (1954):
    • Personen neigen dazu, sich mit ähnlichen anderen zu vergleichen, wenn sie sich ihrer Fähigkeiten und Meinungen nicht sicher sindwenn objektive Standards fehlen
  • Liegen objektive Standards vor → trotzdem soziale Vergleiche
    • Personen schätzen ihre Fähigkeit bei einem niedrigen, aber überdurchschnittlichen Punktewert besser ein als wenn sie einen hohen, aber unterdurchschnittlichen Wert erhalten.
  • Manchmal auch motivationale Funktion
    • Sich an jemand besserem zu orientieren, kann inspirieren (Aufwärtsvergleich)
    • Sich mit jemand schlechterem zu vergleichen, kann erbauen (Abwärtsvergleich)
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9
Q

Interpersonelle Beziehungen

A
  • Prägen Sicht auf sich selbst unterschwellig
  • Auch in Abwesenheit der anderen Person
  • Vorstellen, was andere sagen, tun oder wie sie einen sehen würden („privates Publikum“)
  • Persönlich bedeutsame Personen beeinflussen, was als angemessenes Verhalten angesehen wird. (Baldwin et al., 1990)
    • Katholische Frauen sahen ein aufleuchtendes Licht, das (ohne ihr Wissen) ein Foto enthielt (subliminares Priming) mit einem missbilligenden Gesichtsausdruck
      • des Papstes oder
      • eines unbekannten Psychologen.
    • Ergebnis: Nach dem Bild des Papstes, nicht aber nach dem des Unbekannten schätzten sich die Frauen weniger moralisch und ängstlicher ein
  • Personen bilden relationale Schemata
    • Mentale Modelle mit typischen Interaktions- und Gefühlsmustern gegenüber einer persönlich bedeutsamen Person.
    • Bereits durch einzelne Aspekte aktiviert, die an die Person erinnern
    • Ähnelt eine neue Bekanntschaft dieser Person, verhält/ fühlt man sich ihr gegenüber teils wie gegenüber der bedeutsamen Person
    • Neue Bekanntschaften können das eigene Selbst-Wissen erweitern (Aron et al., 1995)
      • Versuch:
        • Studierende gaben über 10 Wochen 5 Mal an, ob sie sich verliebt hatten und mit welchen Adjektiven sie sich beschreiben würden.
      • Ergebnis:
        • Personen, die eine neue Beziehung eingegangen waren, wiesen größere Vielfalt in ihren Selbstbeschreibungen auf – sie erweiterten ihr Selbstkonzept um Eigenschaften des neuen Partners/der neuen Partnerin
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10
Q

Soziale Identität

A
  • Soziale Identität:
    • Personen nehmen nicht nur bedeutsame Andere in ihr Selbstkonzept auf, sondern auch die sozialen Gruppen, mit denen Sie sich identifizieren – Geschlecht, Ethnizität, Religion, Beruf, politische Zugehörigkeit, …

Selbstkategorisierungstheorie:

  • Unterscheidung in „Wir“ und „die Anderen“
  • Variation, ob personale oder soziale Identität salient ist
  • Theorie der Sozialen Identität (Tajfel & Turner, 1979):
    • Personen haben Bedürfnis nach positiver sozialer Identität. Grenzen ihre Gruppe („ingroup“) vorteilhaft von anderen Gruppen („outgroups“) ab.
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11
Q

Die Erfahrung eines kohärenten Selbst

A
  • Autobiographische Erinnerungen:
    • Rückerinnerungen an Ereignisse in unserem Leben und an die Art und Weise, wie wir sie erlebt haben.
  • Verbinden Vergangenheit mit Gegenwart
  • Schaffen ein Gefühl von Kontinuität
  • Lebhafte Erinnerungen werden leichter erinnert
    • „Erste Male“
    • „Blitzlicht“-Erinnerung: lebhafte Momentaufnahme, als etwas hoch Emotionales geschah
  • …und sind resistenter gegen Vergessen
  • Beinhalten sowohl objektive Genauigkeit als auch verzerrte Rekonstruktionen
  • Das Selbst als Narrativ:
    • Geschichten, die eine Person aus den autobiographischen Erinnerungen zusammenwebt.
  • Funktionen
    • verleihen Erlebnissen Sinn
    • integrieren Ziele
    • deuten Konflikt
    • geben Erklärungen für Veränderung
  • entfalten sich immer weiter
  • sind sehr subjektiv und selektiv im Inhalt
  • von kulturellen Normen beeinflusst
    • Geschichten von amerikanischen, erwachsenen Probanden eher Individuum-zentriert; chinesische Probanden integrierten historisches Geschehen und bedeutsame Beziehungen stärker (Wang & Conway, 2004)
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12
Q

Funktionen des Selbst - Organisational

A
  1. Kognitive Repräsentationen von Selbstwissen
  2. Kognitive Aspekte des Selbst-Systems
  3. Affektive Repräsentation von Selbstwissen
  4. Entwicklung des Selbstwertgefühls
    • Kontextfaktoren beeinflussen das Selbstwertgefühl
  5. Kultureinflüsse auf Inhalt und Struktur des Selbst
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13
Q

Kognitive Repräsentationen von Selbstwissen

A
  • Selbstkonzept:
    • Kognitive Repräsentation unserer Selbstkenntnis, die aus der Summe aller Überzeugungen besteht, die wir über uns selbst haben.
  • Gibt eigener Erfahrung (u. a. Beziehungen zu anderen Menschen) Kohärenz und Bedeutung
  • Umfasst alle…
    • Eigenschaften
    • sozialen Rollen
    • Werte
    • Ziele
    • Ängste
  • Selbst-Schemata:
    • Mentale Strukturen, die uns dabei helfen, die Verarbeitung selbstbezogener Informationen zu organisieren und anzuleiten.
  • Studie von Markus (1977)
    • VP beurteilten, inwieweit
      • mit Abhängigkeit bzw. Unabhängigkeit verbundene Begriffe sie selbst beschrieben und
      • diese Aspekte für ihre Selbst-Beschreibung wichtig waren.
    • Markus fand Bezeichnungen für die Personen
      • Schematisch im Bereich Un-/Abhängigkeit: VP, für die die einzelnen Begriffe sehr beschreibend und wichtig für ihr Selbstkonzept waren. Sie besaßen zu diesem Bereich ein Selbst-Schema.
      • Aschematisch im Bereich Un-/Abhängigkeit: Personen, für die die Begriffe nicht beschreibend oder sonderlich wichtig waren. Ihnen fehlte ein entsprechendes Selbst-Schema.
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14
Q

Kognitive Aspekte des Selbst-Systems

A
  • Ideal-Selbst (erwünschtes Selbst) – Wünsche und Bestrebungen
    • Wünsche und Hoffnungen, wer man sein möchte
    • GegensatzdazuistdastatsächlicheSelbst:wermanzuseinglaubt
  • Soll-Selbst – Pflichten und Verantwortlichkeiten
    • Aspekte, von denen man selbst oder das eigene Umfeld annehmen, dass man sie erfüllen muss
  • Mögliches Selbst – Potential
    • Erfüllt eine Motivationsfunktion
    • Ideen für die Zukunft („Ich möchte Berufsberater* in werden.“)
    • Vermeidungsziele („Ich gehe joggen, um nicht unsportlich zu werden.“
  • Explizites Selbst-Wissen
    • Entsteht durch Selbstreflektion oder willentliche Gedankenprozesse
    • Ist daher kontrollierbar
  • Implizites Selbst-Wissen
    • Bestehtunbewusst
    • Ist daher weniger kontrollierbar
    • und Stärker automatisch als explizites Selbst-Wissen
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15
Q

Affektive Repräsentation von Selbstwissen

A
  • Selbstwertgefühl:
    • Gesamtbewertung, die wir auf einer Positiv-negativ- Dimension in Bezug auf uns selbst vornehmen
  • Setzt sich aus Bewertungen der eigenen Person in verschiedenen Bereichen zusammen
    • Aussehen, Schulleistungen, sportliche Erfolge,…
  • Beeinflusst „top-down“ wie sich eine Person in spezifischen Bereichen sieht
  • Trait-SWG über Lebensspanne relativ stabil
    • Trotz Altersverschiebungen in Entwicklungsphasen
  • State-SWG aus variablen Selbstbewertungen
    • Beeinflusst von temporären Erfahrungen (Erfolge und.Misserfolge)
  • Implizit als automatische oder unbewusste Bewertung der eigenen Person (erfassbar z.B. mit einem IAT)
  • Explizit als Ergebnis von Reflexion und willentlich gesteuertem Nachdenken
  • Stabilität des SWG ist bei verschiedenen Menschen unterschiedlich
    • schwankt bei Personen mit instabilerem SWG stärker in Abhängigkeit täglicher Ereignisse
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16
Q

Entwicklung des Selbstwertgefühls im Alter von 4 bis 94 Jahren (Orth et al., 2018)

A
  • Meta-Analyse von Längsschnittstudien  331 unabhängige Stichproben (N = 164,868)
    • Das durchschnittliche Selbstwertgefühl…
      • stieg von 4 Jahren auf 11 Jahre (kumuliertes d=0.34; kumulierte ds sind relativ zum Alter von 4).
      • blieb im Alter von 11 bis 15 Jahren stabil,
      • erhöhte sich stark bis zum Alter von 30 (kumuliertes d=1.05),
      • stieg weiter bis zum 60. Lebensjahr (kumuliertes d=1.30),
      • erreichte den Höhepunkt im Alter von 60 und
      • blieb bis zum Alter von 70 konstant,
      • sank leicht bis zum Alter von 90 (kumuliertes d=1.15) und
      • sank stärker bis zum Alter von 94 Jahren (kumulatives d=0.76).
  • Fazit
    • Selbstwertgefühl verändert sich systematisch und normativ über die gesamte Lebensdauer.
    • Befundmuster ist unabhängig von Geschlecht, Land, ethnischer Zugehörigkeit und Geburtskohorte
17
Q

Kontextfaktoren beeinflussen das Selbstwertgefühl

A
  • Selbstwertkontingenzen prägen SWG
    • meint Lebensbereiche, die für eine Person hinsichtlich ihres SWG von Bedeutung sind
      • Äußere Erscheinung, Bestätigung von Freund*innen, Erfolg,…
    • Studie von Crocker, Sommers & Luthanen, 2002
      • Untersuchung von Studierenden, die sich auf ein Master- und für ein Doktorandenprogramm bewarben
        • Zusage oder Ablehnung führte bei Studierenden, deren Selbstwert stark von akademischen Leistungen abhing (hohe Kontingenz in diesem Bereich) zu einer stärkeren Veränderung des Selbstwertes
  • Selbstwert und sozialer Vergleich:
    • Das Selbstwertgefühl wird beim sozialen Vergleich dadurch bestimmt, wie wir glauben, uns von unserer Bezugsgruppe zu unterscheiden.
    • Studie von Asendorpf & van Aken (1994)
      • Spätere Gymnasiast*innen berichteten gegen Ende der Grundschule von höherem schulischen Selbstwert als spätere Hauptschüler*innen
      • Der schulische Selbstwert der Gymnasiast*innen sinkt auf der weiterführenden Schule im Vergleich zu dem der Hauptschüler*innen, da sich die Bezugsgruppe verändert hat. (Big-Fish-Little-Pond Effekt)
18
Q

Kultureinflüsse auf Inhalt und Struktur des Selbst

A
19
Q

Funktionen des Selbst - Motivational

A
  1. Selbsteinschätzungsmotiv (self-assessment motive)
  2. Selbstaufwertungsmotiv (self-enhancement motive)
  3. Selbstbestätigungsmotiv (self-varification motive)
20
Q

Selbsteinschätzungsmotiv (self-assessment motive)

A
  • Danach streben, ein genaues und objektives Verständnis des Selbst zu erlangen.
  • Die höchste menschliche Tugend laut Sokrates
  • Personen bevorzugen Aufgaben von hohem (statt niedrigem) diagnostischen Wert, d. h. die klar und deutlich sagen, ob sie Merkmal oder Fähigkeit X besitzen (Trope, 1983, 1986)
  • Inkonsistente Befundlage zur Motivation, etwas über eigene Schwächen zu lernen
    • VP teilweise gleich interessiert an ihren Stärken und Schwächen, teilweise jedoch größeres Interesse dafür, mehr über Stärken zu erfahren
21
Q

Selbstaufwertungsmotiv (self-enhancement motive)

A
  • Die Motivation, die Positivität unserer Selbstkonzeptionen zu erhöhen und das Selbst vor negativen Informationen zu schützen.
  • Herleitung:
    • Grundbedürfnis nach einem hohen Selbstwert bzw. nach einem positiven SWG (James, 1890; Rogers, 1951; Steele, 1988).
    • verleitet uns dazu, uns auf positive Informationen zu konzentrieren und negative Informationen auszublenden.
  • Selbstaufwertung:
    • geht oft über das hinaus, was objektiv gerechtfertigt ist
    • unterschiedlicher Strategien:
      1. Selbstaufwertende Illusionen
      2. Selbstaufwertende Informationsverarbeitung
      3. Implizite Selbstaufwertung
      4. Selbstdarstellung
  1. Selbstaufwertende Illusionen
    • Überlegenheitsverzerrung (superiority bias): unrealistisch positive Sichtweisen des Selbst
      • Personen schätzen sich selbst positiver ein als ein objektiver Standard sie bewertet
      • Personen urteilen, dass positive Persönlichkeitseigenschaften sie selbst stärker beschreiben als den durchschnittlichen Menschen; negative Beschreibungen hingegen beschreiben stärker andere
    • Weitere selbstaufwertend verzerrte Annahmen:
      • unrealistisch optimistisch über die Zukunft
      • eigene Liebesbeziehung überlegen
      • eigene Gruppe überlegen
      • eigene Meinungen den Meinungen anderer ähnlicher als tatsächlich
    • Experiment (Epley & Whitchurch, 2008)
      • Attraktivität der VP auf Foto gesteigert / gemindert
        • Mittels computerisiertem Morphing
      • Ergebnis: VP identifizierten Fotos mit gesteigerter Attraktivität ihres Gesichts schneller als ihr eigenes als beim Foto ihres tatsächlichen Gesichts der Fall.
  2. Selbstaufwertende Informationsverarbeitung
    • Wie können die verzerrten, selbstaufwertenden Annahmen aufrecht erhalten werden (selbst wenn sie der Realität recht deutlich widersprechen)?
    • Durch motiviertes Denken (Kunda, 1990):
      • Prozess der Informationsverarbeitung ist selbstaufwertend verzerrt 
      • Personen halten „Illusion von Objektivität“ aufrecht
  3. Implizite Selbstaufwertung
    • Personen sind sich nicht bewusst, wie stark selbstaufwertende Motive ihr Denken prägen
    • Gründe für Selbstaufwertung außerhalb des Bewusstseins
      • Selbsttäuschung
      • Grundlegende affektive Prozesse als Antrieb, die unbewusst ablaufen
        • Gescheiterte Selbstaufwertung führt zu negativem Affekt, der unbewussten Prozess anstößt, der weitere Informationsverarbeitung beeinflusst
        • Bsp.: Stellt eine Person fest, dass sie einen peinlichen Fehler gemacht hat, löst dies negative Gefühle aus. Dies führt dazu, dass sie nach Umständen der Situation sucht, die ihr inkompetentes Verhalten erklären.
  • Impliziter Egoismus:
    • Nicht bewusste bzw. automatisch positive Bewertung von Objekten, die mit dem Selbst assoziiert sind
    • Auch bei willkürlichen Assoziationen
      • Personen schätzen andere vorteilhafter ein, wenn
      • sie das gleiche Geburtsdatum haben (Miller et al., 1998)
      • sie mit ihnen auf einem Foto auftauchen (Burgess et al., 2000)
  1. Selbstdarstellung (self-presentation)
    • Verschiedene Strategien, die wir verfolgen, um zu beeinflussen, was andere von uns denken.
    • Gründe für Selbstdarstellung
      • Vorteilhaftes Image vermitteln
      • Unzulänglichkeiten überspielen
    • Einflüsse auf Selbstdarstellung
      • Bescheidenere Darstellung im Beisein von Freund*innen
      • Weniger Selbstdarstellung, wenn diese auf Kosten einer nahestehenden Person ginge
    • Strategien:
      • Selbstanpreisung (self-promotion)
      • Einschmeichelung / Anbiederung (ingratiation)
      • Mit gutem Beispiel für andere vorangehen (exemplification)
      • Einschüchterung (intimidation)
      • Um Hilfe flehen (supplication)
      • Self-Handicapping:
        • Selbstbeeinträchtigendes Verhalten ausführen, um anschließend eine Ausrede für Misserfolg zu haben und im Fall eines Erfolgs besondere Fähigkeit geltend machen zu können
    • Vorteile:
      • Liefert externe Erklärung bei schlechtem Abschneiden
      • Betont Fähigkeiten bei gutem Abschneiden
      • Selbstwertgefühl kommt in jedem Fall „gut weg“
    • Nachteile:
      • Niedrigere Erfolgschancen
      • Geringere Wahrscheinlichkeit, tatsächliche Fähigkeiten herauszufinden
22
Q

Selbstbestätigungsmotiv (self-varification motive)

A
  • Wunsch nach stabilen und kohärenten Auffassungen über eigene Person
  • Zusammenspiel mit Selbstaufwertungsmotiv
    • Bei positiver Selbstsicht ist es dienlich, positive Selbstsichten zu bestätigen
    • Bei negativer Selbstsicht stehen Selbstaufwertungsmotiv und Selbstverifizierungsmotiv im Konflikt
      • Zunächst Freude über selbstaufwertendes Feedback anderer, dann fühlt sich Person dadurch nicht treffend beschrieben oder verstanden (ihr Selbst wird nicht bestätigt)
      • Allgemeiner: Tendenz zur Selbstaufwertung auch hier vorhanden; unter Umständen aber aufgehoben durch Streben nach Selbstbestätigun
      • Personen fühlen sich zu solchen Anderen hingezogen, deren Urteile mit der eigenen Selbstsicht übereinstimmen
      • Effekt zeigt sich in Ehen, Freundschaften , Arbeitsteams,…
    • Beispiel-Studie von Swann et al. (1992)
      • VP mit positiver Selbstsicht wählten eine Person, die sich einen positiven Eindruck von ihnen gebildet hatte, um sie näher kennenzulernen.
      • VP mit negativer Selbstsicht entschieden sich dagegen für Interaktionspartner*innen, die sich einen negativen Ein- druck von ihnen gebildet hatten.
23
Q

Warum übt man Selbstaufwertung aus?

A
  • Selbstaufwertungstendenzen korrelieren positiv mit mentaler und körperlicher Gesundheit
  • Kollektivistische Kulturen: mit Gesundheit korrelieren eher Bescheidenheit und Selbstkritik
    • Unterschiede können durch Terrormanagment- Theorie erklärt werden
  • Terrormanagment- Theorie:
    • Nimmt an, dass Menschen die Furcht vor ihrem eigenen Tod dadurch bewältigen, dass sie sich eine Weltsicht konstruieren, die ihr Selbstwertgefühl wahren hilf
  • Personen investieren sich in Kultur
    • Verleiht Bedeutung
    • Schafft Ordnung
    • Bietet symbolische Unsterblichkeit (über das Individuum hinausgehende Werte) oder wortwörtliche (religiöse Glaubensannahmen)
24
Q

Vorteile und Nachteile eines hohen Selbstwertgefühls

A
  • Narzissmus
    • Übermäßig aufgeblasene Selbstsicht in Verbindung mit fragilem Selbstwertgefühl (und Mangel an Empathie)
    • Studie von Back et al., 2013:
      • Narzissten*innen nutzen zwei verschiedene Wege um ihr Selbstbild aufrecht zu erhalten:
        • Admiration
          • Die Tendenz, Bewunderung mit Taktiken der Selbstpromotion zu erlangen
          • Charmantes Auftreten kann so soziale Durchsetzungsfähigkeit begünstigen.
        • Rivalry
          • Die Tendenz, soziales Scheitern durch Selbstverteidigungstaktiken zu vermeiden
          • Hieraus resultierendes aggressives Verhalten kann soziale Konflikte herbeiführen
25
Q

Welche drei Arten von Funktionen gibt es für das Selbst?

A
  1. Organisational
  2. Motivational
  3. Regulatorisch
26
Q

Funktionen des Selbst - Regulatorisch

A
  • Selbstreflektion führt häufig dazu, dass Personen über ihre Ziele und Bestrebungen nachdenken. Das Selbst erlaubt ihnen somit, Handlungen effektiver zu planen.
    1. Theorie der objektiven Selbstaufmerksamkeit
    2. Theorie der Selbstregulation (self-regulation) (Carver & Scheier, 1981)
    3. Die dunkle Seite der Selbstregulation
    4. Dem selbst entfliehen wollen
27
Q

Theorie der objektiven Selbstaufmerksamkeit (self-awareness) (Duval & Wicklund, 1972)

A
  • Psychologischer Zustand, in dem sich die eigene Aufmerksamkeit auf das Selbst richtet.
  • Selbstaufmerksamkeit kann veranlassen…
    • härter an herausfordernder Aufgabe zu arbeiten
    • Person mit legitimer Bitte mehr Hilfe anzubieten
    • sozial unerwünschte Stereotype zu unterdrücken
  • Selbstwirksamkeitserwartung als Moderator
    • Glaubt eine Person, in Mathematik gute Noten erzielen zu können, führt Selbstbewusstheit zu verstärktem Bemühen
    • Ist die Person allerdings der Überzeugung, Mathematik trotz Anstrengung nie verstehen zu werden, führt Selbstbewusstheit zu geringerem Einsatz (Carver et al., 1979)
28
Q

Theorie der Selbstregulation (self-regulation) (Carver & Scheier, 1981)

A
  • Prozess, bei dem das eigene Verhalten kontrolliert und gelenkt wird, um erwünschte Gedanken, Gefühle und Ziele zu erreichen („Kontrolle des Selbst durch das Selbst“).
  • TOTE: Test – Operate – Test – Exit
  • Selbstregulatorische Stärke - Modellvorstellung:
    • Energieressourcen der Selbstregulation begrenzt und nach gewisser Zeit erschöpft
    • Anforderung an Selbstregulation in Bereich A beeinträchtigt deshalb oft Selbstregulation in (evtl. gänzlich unverbundenem) Bereich B
    • Diäthaltende, die während einer Komödie ihre Gesichtsausdrücke beherrschen sollten, aßen mehr
    • Vorangegangene kann spätere Selbstregulation in gleichem Bereich jedoch steigern
    • Insgesamt uneindeutige Befundlage zur Erschöpfung der Selbstregulation in neueren Studien
29
Q

Die dunkle Seite der Selbstregulation

A
  • Versagen unter Leistungsdruck (choking under pressure)
    • Hoher Selbstfokus unterbricht das Ausführen gut erlernter oder routinierter Fertigkeiten
  • Verbleiben in negativen Emotionen
    • Vergleich mit Sollwert führt oft zu negativen Emotionen, da er oft (noch) nicht erfüllt wird. Konzentriert sich jemand anhaltend auf eigenes Versagen, kann dies Depressionen begünstigen.
    • Gesundheitsförderlich: Lösen von unerreichbaren Zielen
30
Q

Dem selbst entfliehen wollen

A
  • Wunsch, Selbstaufmerksamkeit zu vermeiden, kann destruktives Verhalten nach sich ziehen:
  • Drogenmissbrauch
    • Alkohol verringert Selbstaufmerksamkeit.
  • Binge Eating
    • Ambitionierte Ziele bei Diäthalten → Wunsch Selbstbewusstheit zu entfliehen
    • verschiebt den Fokus durch starke körperliche Sinneseindrücke auf die unmittelbare Gegenwart
  • Suizid
    • Suizidgefährdete Personen weisen häufig einen hohen Selbstfokus und unrealistisch hohe Erwartungen gegenüber sich selbst auf.
31
Q

Stabilität und Veränderung des Selbst

A
  • Das Selbst ist ein soziales Produkt
  • Kontinuierliche reziproke Interaktion zwischen „Handeln“ und „Sein“ des Selbst (William James, 1890).
  • Da das Handeln als Agent*in im sozialen Kontext geschieht, besteht Raum für Veränderung des Selbst.
  • Identitätsaushandlung (identity negotiation):
    • Prozess, durch den wir mittels von Geben und Nehmen geprägten Interaktionen mit anderen feststellen, wer wir sind.
    • Kann zu Verschiebungen des Selbst führen
      • Geringe Verschiebungen,
        • wenn Person einen neuen Beruf
        • oder eine neue Beziehung beginnt
      • Schwerwiegende Verschiebungen,
        • wenn Person vollständig in eine unbekannte Umgebung wechselt (internationaler Umzug) od. ernste Krankheit erlebt
    • Verschiebungen entstehen oft unbewusst, da sie durch Reaktionen anderer ausgelöst werden
      • Bsp.: Nach einer besonderen Leistung verhalten sich Personen einem gegenüber anders. Aufgrund ihres respektvolleren Verhaltens der eigenen Person gegenüber steigern sich mit der Zeit Selbstsicht und Selbstwertgefühl.

Bestandteile des (nachaltigen) Veränderungsprozesses

  • Genuine Veränderung der eigenen Selbstsicht
    • Veränderte Selbstsicht in Selbst-Narrative integrieren
    • Soziales Umfeld dazu bringen, die veränderte Selbstsicht zu unterstützen
  • Eine Komponente allein reicht nicht aus.
    • Selbst wird konstruiert, erhalten und verändert durch einen transaktionalen Prozess
    • Im eigenen Bewusstsein und innerhalb einer sozialen Realität
  • Studie zur Internalisierung öffentlichen Verhaltens (von Tice,1992)
    • Studierende gebeten, sich extravertiert zu geben, während sie allein in einem Raum auf Tonband sprachen oder von einer Person beobachtet wurden.
    • Ergebnis: VP, die sich öffentlich extravertiert gegeben hatten zeigten stärkere Auswirkungen auf Antworten in anschließenden Persönlichkeitsfragebögen setzten sich im Warteraum näher zu anderen begannen wahrscheinlicher eine Unterhaltung
    • Interpretation: Person hatte sich öffentlich zu einem Verhalten bekannt. Nun musste entsprechendes Verhalten folgen, um es zu bestätigen