05 - Einstellungen - Strategien zur Einstellungs- und Verhaltensänderung Flashcards
Wieso sollte man Einstellungen beeinflussen wollen?
- Absatzsteigerung
- Gesundheitsförderung, Veränderung ungesunden Verhaltens
Was ist die Persuasion?
Durch Kommunikation (Botschaften) Überzeugungen, Einstellungen und Verhalten anderer Menschen ändern
Was sind historische Beispiele für Persuasion?
- Feindespropaganda entgegenwirken
- Moral der eigenen Truppen zu erhöhen
- Verunglimpfung best. gesellschaftlicher Gruppen
- Bsp. USA; Hitlerdeutschland
Welche beiden Arten von Verarbeitungstheorien gibt es?
Was sind ihre untergeordneten Modelle?
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Theorien systematischer Verarbeitung
- Informationsverarbeitungsmodell der Persuasion (McGuire, 1969)
- Modell kognitiver Reaktionen (Greenwald, 1968)
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Zwei-Prozess-Theorien der Persuasion
- Elaboration-Likelihood-Modell (ELM, Petty & Cacioppo, 1986)
- Heuristisch-systematisches Modell (Chaiken, 1980) – Vergleich zu ELM
Theorien systematischer Verarbeitung - Informationsverarbeitungsmodell der Persuasion (McGuire, 1969)
- Persuasive Wirkung einer Botschaft ist das Ergebnis von mindestens fünf Schritten:
- Aufmerksamkeit
- Verstehen
- Akzeptieren
- Beibehalten
- Verhalten
- Für maximal überzeugende Wirkung der Nachricht muss Empfänger*in alle Schritte durchlaufen
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Kritik am Modell
- Kaum Evidenz, dass Aufnehmen der Nachricht (Rezeption) Einstellungsänderung bestimmt
- Keine Korrelationen zwischen Argument-Wiedergabe (Recall) und Einstellungsveränderung
- Fehlen spezifischer theoretischer Prinzipien
- Keine Vorhersage der Faktoren möglich, die Akzeptanz beeinflussen
- Keine Erklärung der Prozesse, die Beziehung von Akzeptanz und Einstellungsveränderung vermitteln
Theorien systematischer Verarbeitung - Modell kognitiver Reaktionen (Greenwald, 1968)
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Zentrale Annahmen:
- Überzeugungsargumente stimulieren Gedanken
- Vorteilhafte Gedanken steigern Überzeugungskraft (Einstellungsänderung)
- Nachteilige Gedanken vermindern Überzeugungskraft
- Entscheidend ist nicht Aufnahme der Nachricht, sondern die erzeugten Gedanken
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Messung kognitiver Reaktionen
- Gedankenauflistung (thought-listing)
- Rezipient*innen listen alle Gedanken bei der Konfrontation mit der persuasiven Botschaft auf
- Gedanken in „zustimmend“, „ablehnend“ sowie „neutral/ irrelevant“ kategorisiert
- Gedankenauflistung (thought-listing)
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Qualität der Argumente beeinflusst Gedanken
- Zustimmende Gedanken hervorgerufen durch überzeugende, starke Argumente
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Ablenkung beeinflusst Einstellungsänderung
- Ablenkung unterbricht Gedankengenerierung während Nachricht
- Gesteigerte Überzeugungskraft, wenn Gedanken nachteilig gewesen wären
- Reduzierte Überzeugungskraft, wenn Gedanken vorteilhaft gewesen wären
- Ablenkung unterbricht Gedankengenerierung während Nachricht
Zwei-Prozess-Theorien der Persuasion - Einführung
- Verbinden systematisches Verarbeiten
- von Argumenten
- Und unsystematische Art der Informationsverarbeitung
- Evaluative Conditioning, Mere Exposure, heuristische Verarbeitung
- Spezifizieren Bedingungen für Informationsverarbeitung beider Arten
Zwei-Prozess-Theorien der Persuasion - Elaboration-Likelihood-Modell (ELM, Petty & Cacioppo, 1986)
- Zwei Arten der Informationsverarbeitung, um Validität einer Position zu überprüfen
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Zentrale Route
- Bedachte, umsichtige Berücksichtigung der für eine Position präsentierten Argumente (= Prozesse des Modells kognitiver Reaktionen)
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Periphere Route
- Überzeugungsprozesse, die nicht auf sach- bezogenem Denken basieren (= Heuristisches Denken, Konditioniertes Bewerten, Informationen über Einstellungen anderer, etc.)
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Determinanten für Verarbeitung auf zentraler Route
- Verarbeitungsmotivation
- Systematische Verarbeitung zeitintensiv und aufwändig
- Verarbeitungsfähigkeit
- Systematische Verarbeitung erfordert relevantes Wissen und ausreichend Zeit
- Verarbeitungsmotivation
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Elaborationskontinuum:
- von umsichtigen zu weniger überlegten Strategien
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Einflüsse auf Verarbeitungsmotivation
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Persönliche Relevanz (situativer Faktor) -> Situativer Faktor
- Hohes Involvement: Kritische Prüfung der Argumente
- Niedriges Involvement: Verlassen auf periphere Hinweise (z.B. Informationsquelle)
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Persönliche Relevanz (situativer Faktor) -> Situativer Faktor
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Kognitionsbedürfnis (Need for cognition; z.B. „Thinking is my idea of fun“) -> Situativer Faktor
- Person durchdenkt Argumente gern umfassend
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Bedürfnis nach einem abschließenden Urteil (Need for cognitive closure; z.B. „I don‘t like situations that are uncertain“) -> Situativer Faktor
- Während „Dringlichkeitsphase“ (urgency) offen für Persuasion, sobald Überzeugung „kristallisiert“ führt „Dauerhaftigkeitstendenz“ (permanency) dazu, dass Personen weitere Informationsverarbeitung widerstrebt
- Verstärkt durch Zeitdruck
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Einflüsse auf Verarbeitungsfähigkeit
- Ablenkung
- Wiederholung der Nachricht
- Moderate Wiederholung: mehr Möglichkeit zu umfassende Verarbeitung
- Übermäßige Wiederholung: Langeweile, reduziert Verarbeitungsmotivation
Graphische Darstellunng des Elaborationskontinuum
von umsichtigen zu weniger überlegten Strategien
Zwei-Prozess-Theorien der Persuasion - Heuristisch-systematisches Modell (Chaiken, 1980) – Vergleich zu ELM
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Übereinstimmungen
- Determinanten des Überzeugens
- Verarbeitungsmotivation und –fähigkeit
- Einfluss der Determinanten auf Persuasion
- Unterschiede
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Eindimensionalität des Verarbeitungskontinuums
- Von systematischer Verarbeitung…
- Aufwendig
- entspricht zentraler Route des ELM
- … zu heuristischer Verarbeitung
- Mühelos
- im Gegensatz zum ELM die einzige Art müheloser Prozesse
- Von systematischer Verarbeitung…
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Zusammenspiel der Verarbeitungsarten
- Heuristische Informationen auch bei systematischer Verarbeitung berücksichtigt
- Bei hoher Motivation und Fähigkeit deshalb beide Verarbeitungsarten
- Genauere Umstände des Zusammenspiels
- Additivitätshypothese: Heuristische Hinweise und Inhalt üben unabhängige Haupteffekte auf Persuasion aus (v.a. dann, wenn beide zur selben Schlussfolgerung führen)
- Abschwächungshypothese: Z.B. Effekt einer Heuristik aufgrund hoher Anzahl starker Argumente verdeckt
- Verzerrungshypothese: (Zusammenspiel der beiden Verarbeitungsarten): stärkere Gewichtung von Argumenten einer verlässlichen Quelle bei mehrdeutigen Informationen
- Heuristische Informationen auch bei systematischer Verarbeitung berücksichtigt
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Multiple Motive
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Genauigkeitsmotiv (accuracy motivation, einziges Motiv des ELM) -> Ziel: Objektiv
- Zutreffende Einstellungen
- Ziel des Verarbeitens: Validität einer Überzeugungsbotschaft einschätzen
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Genauigkeitsmotiv (accuracy motivation, einziges Motiv des ELM) -> Ziel: Objektiv
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Abwehrmotiv (defense motivation) -> Ziel: Verzerrt zugunsten bestimmter Einstellungen
- Bevorzugte Einstellungen bestätigen
- Aus Eigennutz oder Bedürfnis nach Beständigkeit
- Heuristisch: Berücksichtigung selektierter Heuristiken
- Systematisch: Berücksichtigung selektierter Informationen
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Eindrucksmotiv (impression motivation)
- Ausdrücken sozial akzeptierter Einstellungen
- In Gegenwart bedeutsamer Personen oder gegenüber Personen mit Belohnungs/Bestrafungsmacht
- Heuristisch: Anwendung von Heuristiken, um sozial erwünschte Einstellung zu wählen
- Systematisch: Informationen auf soziale Akzeptanz prüfen
Wodurch kann man Implizite Einstellungen verändern?
- durch evaluatives Konditionieren (evaluative conditioning)
- durch systematische Verarbeitung
Implizite Einstellungen verändern - durch evaluatives Konditionieren (evaluative conditioning)
-> Experimente die dies belegen
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Olson & Fazio (2001)
- UV: Cartoon-Charakter A mit negativen Wörtern gepaart, Cartoon-Charakter B mit positiven
- AV: Explizite Einstellung zu Charakteren (Selbstbericht), implizite Einstellung (IAT)
- Ergebnis: Wortpaarung beeinflusst explizite und implizite Einstellung zu Charakter
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Houben et al. (2010)
- UV: Alkoholbezogene Worte mit negativen Bildern präsentiert
- AV: Implizite Einstellung zu Alkohol (IAT), Konsum in folgender Woche (Selbstbericht)
- Ergebnis: Veränderte implizite Einstellung, reduzierter Konsum
Implizite Einstellungen verändern - durch systematische Verarbeitung
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Briñol et al. (2009)
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UVs:
- starke vs. schwache Argumente: mehr Gemüse zu essen
- persönliche Relevanz: Argumente eingebettet in Artikel zu Gesundheitsverhalten, das (angeblich) Konsequenzen auf akademische Leistung hat, oder in Artikel über Pflanzen
- AV: Valenz kognitiver Reaktionen („Gedanken auflisten“), implizite Einstellung (IAT)
- Ergebnis: Argument-Qualität beeinflusste implizite Einstellung hauptsächlich bei Relevanz. Valenz der Gedanken mediierte diesen Effekt bei hoher Relevanz
- Ausmaß der systematischen Verarbeitung beeinflusst Ausmaß der Einstellungsänderung (gilt für explizite und implizite Einstellungen)
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UVs:
Werbung als angewandte Persuasion - visuell
- Iss-Popcorn-Trink-Cola-Experiment (James Vicary 1957)
- Versuch: Stimuli so kurz und kaum sichtbar, dass sie unter der Bewusstseinsschwelle liegen (subliminar)
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Kritik:
- Studie Erfunden
- Ergebnisse konnten nie repliziert werden
Werbung als angewandte Persuasion - auditorisch
- Unterschwellige (subliminale) Botschaften mittels auditorischer Stimuli
- „Back-masking“: Nachricht rückwärts auf Tonträger aufgenommen
- Gewann 1966 an Bekanntheit durch die Beatles
- Studien bestätigten Effekt nicht
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Greenwald et al. (1991)
- UV: Tonträger mit Inhalt zur Verbesserung des Selbstbewusstseins oder Gedächtnisses
- Aufgabe: 5 Wochen täglich hören, Hälfte der Proband*innen über Inhalt getäuscht
- AV: Selbstbewusstsein bzw. Gedächtnisleistung und Selbstbericht darüber
- Ergebnis: Keine objektiven Veränderungen, aber selbstberichtete Steigerung: Tatsächlicher Inhalt irrelevant, erwarteter Inhalt erzielt Placebo-Effekt
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Erklärung für fehlenden Effekt
- Verbale Primes: 1-2 Worte wirksam, nicht ganze Sätze
- Keine Evidenz für auditive subliminale Beeinflussung
- Priming erhöht Zugänglichkeit der Konzepte, nicht Selbstbewusstsein / Gedächtnisleistung direkt
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Voraussetzungen für subliminale WerbeeffekteKurzer Markenname
- Positive Einstellung zum Produkt
- Priming erhöht lediglich Zugänglichkeit
- Bedürfnis nach Produkt
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Keine bestehende hohe Zugänglichkeit - Karremans, Stroebe & Claus (2006)
- UV: Durst vs. kein Durst, „Lipton Ice“-Prime vs. Kontrollprime „Npeic Tol“ (Buchstabensuchaufgabe)
- AV: Entscheidung für Getränk, Intention es zu trinken
- Ergebnis: Gesteigerte Lipton Ice-Wahl, wenn dafür geprimt, hauptsächlich bei Durst
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Folgestudie (Verwijmeren, Karreman, Stroebe & Wigboldus, 2011)
- Spätere Replikation/Erweiterung: Priming hatte keine Wirkung auf gewohnheitsmäßige Trinker von Lipton Ice
- Zudem: Effekte der Einbettung des Prime: Prime durch Buchstabensuchaufgabe/PC-Spiel versus eingebettet in einen Film
- Bei Film nur Effekt auf Durst, nicht auf Produktwahl
- Bei Film Gefahr, dass ausgelöste Emotionen auf Markennamen abfärben