06 Zusammengesetzte Beanspruchungen Flashcards
Gleichartige und ungleichartige Spannungen:
Umgang mit gleichartigen Spannungen
Welche Grundbeanspruchungen (und zugehörige Spannungen) zählen untereinander als gleichartig?
Gleichartige Spannungen in gleichen Schnittflächen lassen sich in einem Punkt wie Kräfte zu Resultierenden addieren.
Zug/Druck (F.L ; σ.z) und Biegung (M.bx, M.by ; σ.z)
Querkraft (F.Qx, F.Qy ; τ.zx, τ.zy) und Torsion (Mₜ ; τ⇒ τ.zx, τ.zy) und Scherung (F.S ; τ⇒ τ.zx, τ.zy)
Was bedeutet “mehrachsiger” Spannungszustand?
mehrachsiger Spannungszustand:
- Normalspannungen in mehreren Richtungen
- gleichzeitige Normal- und Schubspannungen
Gleichartige und ungleichartige Spannungen:
Welche Probleme stellen mehrachsige Spannungszustände?
Ergebnis der Spannungsanalyse mit Werkstoffkenngrößen NICHT direkt VERGLEICHBAR
Denn: Materialparameter σ.zul, τ.zul gelten NUR FÜR reinen, einachsigen Zug-/Torsionslastfall (aus Zugversuch, Torsionsversuch)
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Mehrachsige Spannungzustände können Versagen bewirken,
auch wenn vorhandene kleiner als zulässige Einzelspannungen sind.
Gleichartige und ungleichartige Spannungen:
⇒ Umgang mit mehrachsigen Spannungszustände
Vergleichsspannung σ.v berechnen
(aus mehrachs. Sp.Zust. und Spannungshypothesen)
diese mit der im Versuch ermittelten zulässigen Spannung vergleichen:
σ.v ≤ σ.zul
Vergleichsspannung
Die Vergleichsspannung σ.v dient
zum Vergleich mit der im Zugversuch ermittelten zulässigen Spannung
Die Vergleichsspannung σ.v erzeugt
als einachsige Spannung dieselbe Wirkung, wie sie bei einem mehrachsigen Spannungszustand auftritt
Vergleichsspannungen σ.v werden ermittelt
durch “Spannungs-“ bzw. “Festigkeitshypothesen”
τ ≠ 0: σ.v(Hauptn.) ≤ σ.v(Gestaltänd.) ≤ σ.v(Schub.)
τ = 0: σ.v(Hauptn.) = σ.v(Gestaltänd.) = σ.v(Schub.)
Definition Vergleichsspannung
Die Vergleichsspannung σ.v:
- ist eine fiktive, einachsige Spannung
- stellt die dieselbe Materialbeanspruchung dar wie ein realer, mehrachsiger Spannungszustand
Bezeichne und formuliere die drei Vergleichsspannungshypothesen
Hauptspannungshypothese:
σ.v = | (σ.x+σ.y)/2 ± √[ ((σ.x+σ.y)/2)² +τ.xy² ] | ≤ σ.zul
Schubspannungshypothese:
σ.v = √[ (σ.x−σ.y)² +4τ.xy² ] ≤ σ.zul
Gestaltänderungshypothese:
σ.v = √[ σ.x² + σ.y² − σ.x*σ.y +3τ.xy² ] ≤ σ.zul
(bei Balken & Trägern oft reduziert: σ.v = √[ σ² +3τ.xy² ] ≤ σ.zul)
Wann wird welche Vergleichsspannungshypothese verwendet?
Wieso nicht für andere Situationen?
Hauptspannungshypothese:
für spröde Werkstoffe (Trennbruch)
[für zähe Werkstoffe oft zu kleine Werte]
Schubspannungshypothese:
für spröde Werkstoffe unter Druck; für sehr zähe metallische Werkstoffe (Gleitbruch)
[in anderen Fällen unwirtschaftlich]
Gestaltänderungshypothese:
für zähe Werkstoffe, Nichteisenmetalle
und bei dynamischer bzw. wechselnder Beanspruchung
τ ≠ 0: σ.v(Hauptn.) ≤ σ.v(Gestaltänd.) ≤ σ.v(Schub.)
τ = 0: σ.v(Hauptn.) = σ.v(Gestaltänd.) = σ.v(Schub.)
Wonach werden duktile / hochfeste / spröde Werkstoffe voneinander unterschieden?
duktil:
unstetiger Übergang elastischer⇒plastischer Bereich
ausgeprägte Streckgrenze Rₑ
hochfest:
stetiger Übergang elastischer⇒plastischer Bereich
Ersatzstreckgrenze Rₚ₀,₂
spröde:
kaum/keine plastische Verformung
kaum Dehnung zwischen Rₑ und Rₘ
Gestaltänderungs(energie)hypothese nach MISES:
Annahme
Anwendungsbereich
Feststellung
Annahme: Der Bruch ist abh. von
der Größe der Gestaltänderungsenergie
Anwendungsbereich:
- zähe Werkstoffe
- Nichteisenmetalle
- bei dynamischer bzw. wechselnder Beanspruchung
- (in der Plastizitätslehre)
Feststellung:
liefert für die im Maschinenbau gebräuchlichsten Materialien i.d.R. die besten Ergebnisse.
(oft zwischen Ergebnissen der Haupt- und Schubspannungshypothese)
Gestaltänderungs(energie)hypothese nach MISES:
Formeln
σ.v = √[ σ.x² + σ.y² − σ.x*σ.y + 3τ.xy² ] ≤ σ.zul
für Hauptspannungen:
σ.v = √[ σ.x² + σ.y² − σ.x*σ.y +0] ≤ σ.zul
Spezialfall: nur eine Normalspannung
(zB σ.x=σ, σ.y=0, τ.xy=τ ; i.d.R. für Träger und Balken)
(zB falls “Querkraftschubspannungen zu vernachlässigen”)
σ.v = √[ σ² + 3τ² ] ≤ σ.zul
Haupt-/Normalspannungshypothese nach Rankine
Annahme
Anwendungsbereich
Nachteil
Annahme: Materialbruch, wenn
max(|σ₁|, |σ₂|) > σ.zul
Anwendungsbereich:
- spröde Werkstoffe
- (Trennbruch senkrecht zur Hauptzugspannung)
Nachteil:
für zähe Werkstoffe zu kleine Werte (nicht sicher)
Haupt-/Normalspannungshypothese nach Rankine:
Formeln
σ.v = | (σ.x+σ.y)/2 ± √[ ((σ.x+σ.y)/2)² +τ.xy² ] | ≤ σ.zul
Schubspannungshypothese nach Tresca:
Annahme
Anwendungsbereich
Nachteil
Annahme:
für den Bruch verantwortlich ist τ.max
Anwendungsbereich:
- spröde Werkstoffe unter Druck (Bodenmechanik)
- sehr zähe metallische Werkstoffe (Gleitbruch)
Nachteil:
oft zu große Werte (unwirtschaftlich)
Schubspannungshypothese nach Tresca:
Formeln
(τₘₐₓ = √[ ((σ.x−σ.y) /2)² +τ.xy² ] = (σ₁−σ₂) /2)
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σ.v = √[ (σ.x−σ.y)² +4τ.xy² ] = σ₁ − σ₂ ≤ σ.zul