VT-Theorie Flashcards
Was verstehen Sie unter klassischer Konditionierung, erläutern Sie diese bitte anhand eines Beispiels. Begrifflichkeit und Theorie.
Konditionierung allg.: ERWERB VON VERHALTENSWEISEN DURCH LERNEN.
Bei der Kl. Kond. werden ursprünglich neutrale Reize (NS) zum Auslöser von Reaktionen, die sie zuvor nicht auslösen konnten. Dazu werden ein ursprünglich neutraler Reiz (UCS) welcher aufgrund seiner Eigenschaften eine biologische, meist angeborene, automatische Reaktion auslösen (UCR) kann und ein unkonditionierter Stimulus (NS) gemeinsam dargeboten (Kopplung, Assoziation).
PAWLOW 1927
in seinem klassisches Experiment mit Versuchshunden hat P. folgendes gezeigt:
1. NS -> OR
Als Reaktion auf einen Glockenton zeigen Hunde eine Orientierungsreaktion, Hinwendung zur Reizquelle.
2. UCS-> UCR
Als Reaktion auf Nahrungskontakt zeigen Hunde einen biologisch reflexhaft vorprogrammierten Speichelfluss (NICHT GELERNT!)
UCS = ist somit das Futter selbst
TRAININGSPHASE
NS+UCS -> UCR
Glocke + Futter = Speichelfluss
Wird der NS wiederholt mit UCS dargeboten, lernt das Tier auf den NS mit der UCR zu antworten.
ERGEBNIS
Aus NS wird CS
Glocke = Speichelfluss
Aus dem NS ist ein CS und aus der UCR eine CR (sg. bedingte Reaktion) geworden. Je häufiger die Darbietung von NS und UCS, desto stabiler die gelernte Assoziation.
SORCK
Nach dieser Lernform wird das problematische Verhalten durch das vorausgehende Reizmerkmal ausgelöst ( im SORCK - Schema -> S - Variable)
-> Für die Verhaltensanalyse: Was ist das vorausgehende Reizmerkmal, dass das respondentes Verhalten folgt?
BEDINGNUNGEN:
- KONTINGENZ !!: Wenn- dann Reaktion (Häufigkeit von gleichzeitig auftretenden oder sich gleich verhaltenden Merkmalen oder Sachverhalten)
Ausnahme: ONE TRAIL LEARNING.
zb. Traumatisches Ereignis Verkehrsunfall. Sirene löst später Angstsymptome aus.
- KONTIGUITÄT: räumliche und zeitliche Nähe von NS und USC.
PREPAREDNESS:
nicht alle situativen Stimuli sind gleichermaßen als CS geeignet, abhängig von
BIOLOGISCHEN PRÄDISPOSITIONEN
werden auf bestimmte Reize besonders leicht eine stabile CR entwickelt. In bestimmten Bereichen (Ekel, Angst, extremes Wohlbefinden) häufiger auf, erlaubt es dem Menschen SCHNELLER ZU REAGIEREN.
WIRKSAMKEIT:
Behandlung von ÄNGSTEN oder ZWANGSBEHANDLUNGEN (Gegenkonditionierung, Aversionstherapie, systematische Desensibilierung u. “flooding”)
Was ist Extinktion?
Löschung: Lernprozess, nach dem die Reaktion nicht mehr gezeigt wird.
-> kein Vergessen/ Verlernen!! zusätzliches Lernen.
Wichtige Merkmale:
- Spontanerholung (Extinktion wirkt nur vorübergehend.)
- Erneuerung ( Extinktionslernen ist Kontextabhängig, wirkt als nur in der Lernumgebung.)
- Wiederinkraftsetzung ( wiederholte Darbietung des unbedingten Reizes gibt dem bedingten Reiz seine Wirkung zurück.)
Wie funktioniert Extinktionstraining in der Klassischen Konditionierung?
CS wird so oft ohne folgenden UCS dargeboten, bis der CS keine CR mehr auslöst.
bsp.: Der CS (Glocke) wird ohne UCS (Futter) dargeboten. Wiederholung, bis CS (Glocke) nicht mehr CR (Speichelfluss) auslöst.
SPONTANERHOLUNG:
- gelernter Reflex kann niemals ganz gelöscht werden, Hemmung durch ausblieben der UCS. Kann durch erneute Darbietung des CS die zuvor “gelöschte” Reaktion wieder auftreten lassen
FUNFACT: BEGRIFFLICHKEIT LÖSCHUNG
- Der Begriff Löschung wurde von Pawlow selbst nie verwendet; er schrieb stets von HEMMUNG und Abschwächung. In der englischen Übersetzung wurde daraus extinction. Da Pawlows Werke dann aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt wurden (statt direkt aus dem Russischen), etablierte sich der Übersetzungsfehler auch im Deutschen als Fachausdruck (Extinktion oder Löschung).
Wie funktioniert Extinktionstraining bei operanter Konditionierung?
Entfernen des pos. Verstärkers ¢+, der das Problemverhalten aufrecht erhält
- entfernen des Krankheitsgewinns
- Zusammenhang zw. erwarteter Konsequenz und Verhalten bleibt aus, der Zusammenhang wird gehemmt (gelöscht)
Erkläre den Begriff Konditionierung.
ERWERB VON VERHALTENSWEISEN DURCH LERNEN.
- KL. KOND.(PAWLOW):
- Ein NS wird mit einem reflexauslösenden Reiz vereinigt, damit der neutrale Reiz später die Reaktion alleine auslöst.
- S wird manipuliert, damit ein Verhalten gezeigt wird. - OP. KOND. (SKINNER):
Beeinflussung der Auftretenswahrscheinlichkeit eines Verhaltens durch negative oder positive Verhaltenskonsequenz (C).
Im Alltag häufig eine Kombination aus beiden Formen.
WENN MENSCHEN EWAS FÜR GELD TUN, LIEGT BEREITS EINE KOMBINATION BEIDER KOND. VOR.
Aufschlüsselung: Geld
1. kl. Konditionierung: Geld ist ein NS für ein Kind. Wird es immer zeitgleich mit annehmen Dingen präsentiert -> CS der Wohlgefühl auslöst und mit einer realen Bedürfnisbefriedigung assoziiert ist.
2. op. Konditionierung: Geld kann nun die Rolle der Belohnung übernehmen.
Was verstehen Sie unter Reizdiskrimination?
Lernprozess nach dem der Handelnde ähnliche Reize voneinander unterschiedet. CR wird nur von einem exakt gekoppeltem Reiz ausgelöst.
Bsp.: Kind zeigt eine sehr differenzierte bedingte Angstreaktion gg. dem Vater, wenn dieser häufiger dieser schimpft, jedoch keine generelle Angst vor männlichen Erwachsenen.
Was verstehen Sie unter Reizgeneralisierung?
Reize, die dem CS ähnlich sind, können durch Generalisierung auch zu Auslösern der CR werden.
Je ähnlicher der Neureiz dem CS, desto stärker die Reaktion.
Bsp. bestehende Angst vor Ratten wird auf einen Hasen, einen Hund usw. ausgebreitet (Little-Albert-Experiment von Watson und Rayner.
Bsp. Angst vor Ärzten, kann generalisiert werden auf Menschen, die weiße Kittel tragen.
Was verstehen Sie unter operanter Konditionierung?
Erlernen von Reiz-Reaktions-Mustern aus ursprünglich spontanem Verhalten.
Die Häufigkeit eines Verhaltens wird durch seine angenehmen oder unangenehmen Konsequenzen nachhaltig verändert. (Lernen am Erfolg).
Nach dieser Lernform wird das problematische Verhalten durch das nachfolgende Reizmerkmal ausgelöst ( im SORCK - Schema -> C - Variable)
-> Lernen am Erfolg
Hintergrund
Geschichte:
1. THORNDIKE: LAW OF EFFECT.
Thorndike (Doktorarbeit 1898) setzte Hühner, Katzen und Hunde in selbstgebaute Rätselkäfige (puzzle boxes) verschiedener Schwierigkeitsgrade und maß die Zeit, die die Versuchstiere zur Selbstbefreiung benötigten. Als Anreiz legte er, für die Tiere sichtbar, Futter neben den Käfig. Nachdem das Tier Erfolg hatte und mit Futter belohnt worden war, setzte er das Tier zurück in den Käfig und maß erneut die Zeit bis zur Käfigöffnung (sog. discrete trial procedure). Die Ergebnisse seiner Versuche fasste Thorndike in seinem “Gesetz der Wirkung” zusammen
- WATSON: BEHAVIORISMUS
Thorndikes Reiz-Reaktions-Modell legte die Grundlage für den von WATSON begründeten BEHAVIORISMUS, der jahrzehntelang die psychologische Forschung beherrschen sollte. - SKINNER: OPERANTE KOND.
Skinners Boxen (Weiterentwicklung & Fortsetzung Thorndikes und Watsons Arbeit) enthalten die Möglichkeit, das Zielverhalten (z.B. einen Hebel zu drücken) jederzeit auszuführen (sog. free operant procedure). Nach einem festgelegten VERSTÄRKERPLAN hat dieses Verhalten für das Tier bestimmte Konsequenzen.
Z.B. bei Biofeedback, emotionale Aufmerksamkeitszuwendung bei Krankheit
Vier Arten von Verstärkung.
Erläutern Sie die Begriffe der positive/negative Verstärkung und die zwei unterschiedlichen Arten von Bestrafung.
VERSTÄRKUNG→ Erhöhung der Auftretenswahrscheinlichkeit eines Verhaltens
- Positive Verstärkung -> C+
wenn das Verhalten einen angenehmen Reiz auslöst (z.B. Anerkennung, Achtung, Nahrung, Geld)
zb. Zimmer aufräumen -> Lob - Negative Verstärkung -> ¢- VERMEIDUNGSVERHALTEN!
wenn das Verhalten einen aversiven, d.h. unangenehmen Reiz verhindert oder beendet.
zb. Jemand hat die Erfahrung gemacht, dass sich seine Prüfungsangst vermindert, wenn er Beruhigungstablet- ten nimmt.
zb. Langsames Fahren, um nicht ‘geblitzt’ zu werden.
BESTRAFUNG → Senkung der Auftretenswahrscheinlichkeit eines Verhaltens
- positive Bestrafung -> C-
wenn das Verhalten einen aversiven, d.h. unangenehmen Reiz auslöst (z.B. Lärm, grelles Licht, Hitze oder Kälte, Stromschlag).
zb. jemand rennt auf einem nassen Flur, fällt hin und verstaucht sich den Knöchel. - Negative Bestrafung -> ¢+
positive Verstärkung wird entzogen (z.B. Wegnahme von Futter, Wärme, Weihnachtsgeld.)
zb. Kind bekommt einen Trotzanfall KE nehmen ihm daraufhin das liebste Spielzeug weg.
NEGATIVE VERSTÄRKUNG (¢-) hat klinisch die größte Bedeutung, da sie zur AUFRECHTERHALTUNG von VERMEIDUNGSVERHALTEN
z.B. bei Phobischen- und Zwangsstörungen
Zusätzlich:
Kontinuierliche vs. INTERMITTIERENDE Verstärkung -> besonders stabil
Erläutern Sie die Zwei-Faktoren-Theorie nach Mowrer.
Zur Erklärung von Angststörungen
- Mowrer spricht von erworbenen Phobien
- pathologische Ängste werden durch Vermeidungsverhalten aufrecht erhalten.
- Enstehung durch kl. Kond.
- Aufrechterhaltung durch op. Kond.
- Assoziation mit einer UR zu einem CS (dem Angstauslöser).
- Verstärkung durch operante Konditionierung negativ verstärkt, wobei der Betroffene lernt, die Angst durch Vermeidung des Stimulus zu schwächen.
Bienenstich führt zu: Angst vor Bienen (kl. Kond.). Ständiges Vermeiden von Bienen führt zu: Aufrechterhaltung der Angst und somit zu einer konstanten Phobie (op. Kond.).
Dadurch wird nie die Erfahrung gemacht, daß die angstauslösenden Reize meistens gar nicht gefährlich sind und die Angst deshalb unnötig ist.
→ Hier setzt die Exposition / systematische Desensibilisierung an.
Bitte erläutern Sie den Unterschied von primären und sekundären Verstärkern.
Primäre Verstärker wirken von Geburt an:
Essen und Trinken, Körperkontakt.
Sekundäre Verstärker sind gelernte Verstärker:
Zunächst neutrale Reize, die durch die wiederholte Kopplung mit primären Verstärkern sekundäre Verstärkerqualität erhalten.
zb. Geld (Funktion wird erst gelernt) Zunächst ist Geld ein NS , bis gelernt wird, dass es zur Bedürfnisbefriedigung herangezogen werden kann.
Was verstehen Sie unter Modellernen?
Theorie des sozialen Lernens; 2. Welle; Bobo Doll Exp.
Von Albert Bandura eingeführte Bezeichnung für einen kognitiven Lernprozess, der vorliegt, wenn ein Individuum als Folge der Beobachtung des Verhaltens anderer Individuen sowie der darauffolgenden Konsequenzen sich neue Verhaltensweisen aneignet oder schon bestehende Verhaltensmuster weitgehend verändert.
- > Durch das Lernen am Modell ist der Mensch in der Lage, sich auch KOMPLEXE SOZIALE HANDLUNGEN anzueignen.
- > Modell kann sowohl eine konkrete Person als auch beispielsweise ein Buch oder ein Person in einem Film sein.
- > Durch das Betrachten werden verschieden Verhaltensalternativen hinterfragt. Lerneffekte finden statt
Formen:
1. Der modellierende Effekt (Aufbau neuer Verhaltensweisen )
Eine in einer bestimmten Situation neue Verhaltensweise wird erlernt. Es besteht die Möglichkeit, diese in einer adäquaten Situation abzurufen.
- Der enthemmende/hemmende Effekt (Modifikation bestehender Verhaltensweisen )
Bereitschaft bereits bekanntes Verhalten zu zeigen sinkt/steigt anhand beobachteter Konsequenzen. - Der auslösende Effekt (Schaffung diskriminativer Hinweisreize)
bereits vorhandenes Verhalten wird ausgelöst. Zum Beispiel verspürt ein “Fußballfan” das Bedürfnis, sich mit einer gegnerischen “Fangruppe” anzulegen. Da er noch unschlüssig ist, beobachtet er seine Freunde. Von diesen beginnen nun einige mit Schmährufen gegen den “Gegner”. Der Fan beginnt daraufhin, mit zu grölen. Das beobachtete Verhalten löst das bei ihm bereits vorhandene Verhalten aus. (Stangl, 2019).
Bedingungen:
- Ähnlichkeit zwischen Modell und Beobachter
- Emotionale Beziehung zwischen Beobachter und Modell
- Konsequenzen des Verhaltens
- Stellvertretende Verstärkung
- Sozialer Status des Modells
- Soziale Macht des Modells
Bedeutung von Verstärkern:
- Modell befriedigt meine Bedürfnisse
- Lob des Modells (stellvertretende Verstärkung)
- Lob vom Modell (externe Verstärkung)
- Eigenlob (direkte Selbstverstärkung)
Nennen Sie die Bedingungen für das lernen am Modell.
- ÄHNLICHKEIT zwischen Modell und Beobachter:
Der Beobachter nimmt am Modell ein Verhalten wahr, dass er selbst realisieren möchte. - EMOTIONALE BZ. zwischen Beobachter und Modell: Je intensiver die Beziehung, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit der Verhaltensnachahmung
- KONSEQUENZEN des Verhaltens: Vermutet der Beobachter hinter dem gesehenen Verhalten einen Erfolg, dann ist die Wahrscheinlichkeit der Nachahmung größer.
- STELLVERTRETENDE VERSTÄRKUNG: Sieht der Beobachter die Konsequenzen am Modell nach einem Verhalten, so wirkt sich dieses auf sein Handeln aus.
- SOZIALER STATUS des Modells: Personen, die einen höheren sozialen Status als der Beobachter haben, werden eher nachgeahmt, als Personen mit gleichem oder niedrigerem Status.
- SOZIALE MACHT des Modells: Das Modell sollte Macht oder andere kontrollierende Merkmale auf den Beobachter ausüben können. Dem Beobachter ist bewußt, dass das Modell belohnen oder bestrafen kann. Hierin äußert sich die Machtposition. (Stangl, 2019).
Was berücksichtigen Sie bei der Zielformulierung in der Psychotherapie?
- offen mit dem Pat. erarbeitet u. kommuniziert
- realistisch, konkret, !positiv formuliert!
SMART Regel:
- spezifisch u. verständlich formuliert
- messbar: Quantität/Qualität
- attraktiv: lohnend, herausfordernd
- realistisch: erreichbar wg. Motivation u. Hoffnungsvermittlung.
- terminiert: zeitlich fixiert
Bsp.:
ungünstiges Ziel: “Ich möchte keine Panikattacken mehr haben”
günstiges Ziel: “Ich möchte Kaufhäuser und öffentliche Verkehrsmittel wieder betreten können und mich entspannt so lange darin aufhalten können, wie ich möchte”
außerdem: nach PRIORITÄT und Therapieplanung geordnet → hier muss berücksichtigt werden:
- Leidensdruck - wie schnell erreichbar? - Therapiemethoden (Wirtschaftlichkeit)
Beschreiben Sie Konzepte der Beziehungsgestaltung.
- Klientenzentrierte Gesprächstherapie (ROGERS): bedingungslose positive Wertschätzung, Empathie, Kongruenz
- Dialektisch-Behaviorale Therapie (LINEHAN):
bei der emotional instabilen Persönlichkeitsstörung (Borderline-Typ): Unterstützung des Therapeuten in Hilfs-Ich Funktion, beispielsweise bei angemessener Grenzsetzung, Entwicklung der Selbstdisziplin, Wertschätzung erreichter Fähigkeiten. Skillstraining: Innere Achtsamkeit, Zwischenmenschliche Fertigkeiten, Umgang mit Gefühlen und Stresstoleranz. - Komplementäre Beziehungsgestaltung (GRAWE): Therapeutenverhalten wird auf die individuellen Bedürfnisse, Ziele und Motive der Patienten zugeschnitten → ähnlich: Motivorientierte Beziehungsgestaltung (Caspar)
- !! Zielorientierte Gesprächstherapie (SACHSE): Therapieverfahren der klärungsorientierten Psychotherapie. Dabei gewinnt der Klient mit der Zeit Klarheit darüber, welche seiner Motive, Ziele, Werte und Überzeugungen dazu beitragen, seine Probleme aufrecht zu erhalten und wird in die Lage versetzt, diese selbst zu verändern.