Vorlesung 5 & 6 Flashcards
Warum lohnt es sich über die Grundlagen und Rahmenbedingungen des eigenen Berufs nachzudenken? (Lehrerprofessionalität)
- Zielformulierungen finden (persönl. Wegmarken)
- Realistische Bilder des Berufsfelds zeichnen (Urteilspräzision)
- Sich die Aufgabe umfassend zu vergegenwärtigen
(Sachgemäßheit) - Unterscheidungen kennen und nutzen
- Pädagogische Dimension des Berufs
- Politische Dimension des Berufs
- Weitere Dimensionen (juristisch, etc.)
- Alternativen kennenlernen – Position beziehen (Werte und Normen fundieren)
Nenne Beispiele für das Lehrerbild in der Literatur!
- „Gott Kupfer“, ein Idealtypus des grausamen, machtgierigen Lehrers in „Der Schüler Gerber“
- ein Idealtypus der identitätslosen Lehrerin, die die Beziehungsebene nicht mehr findet in „der Hals der Giraffe“
Benenne die Teilbereiche der Themenlandkarte Profession und Lehrerberuf!
- Professionstheorien
- Professionskonzepte/ansätze zum Lehrberuf
- Normativ-juristische Vorgaben zum Lehrberuf (z.B. Standards, Arbeitszeitmodelle)
- Pädagogische Professionalität
- Öffentliche Beobachtungen zum Lehrberuf
- Empirische Forschung zum Lehrerberuf
Nenne historisches zum Lehrerberuf!
(Kemnitz, H. (2011), in Terhart et al. Handbuch der Forschung zum Lehrerberuf)
- Einheitlicher Lehrerstand – trotz z.T. noch starker Differenzierung (diese nimmt aber eher ab)
- Nach 1810 (Examen pro facultate docendi) keine Theologen mehr als „Regellehrer“ an Gymnasien (aber in den ersten 5 Jahren nur 39 Prüfungen in Preußen! Implementationsdauer ca. 50 Jahre)
- Zugleich der „Verfachwissenschftlichung“ (vgl. hierzu auch Flitner, 1989)
- Neuere histor. Forschung kritisiert den Befund der „linearen Professionalisierung“ – Selbst- und Fremdbeschreibungen und gleichzeitig Beobachtungsweisen müssen stärker berücksichtigt werden
Wie stellt sich das Lehrerbild in der Öffentlichkeit dar?
- Halbtagsjobber
- Faule Säcke
- „Die dummen studieren Lehramt“ (Lehramt ein mehrfach selektierter Beruf)
- Helden der Nation
- …
Wie ist die Wahrnehmung der Ausbilder zum
angehenden Lehrer?
- „Inhaltsvertreter“ - Fachorientierung
- „Schülerfreunde“ - Beziehungsorientierung
Beide vorwissenschaftlich!!!
- „Offen-Engagierten“
- „Nicht-Engagierten“
vgl. Albert Ilien, 2008
Beschreibe den Lehrberuf im Spiegel „wissenschaftlicher“ Publikationen!
- Vom „Belehrenden“ zum „Begleiter von Lernprozessen“ - Lernberater (Isler, 2011, 43)
- Gestalter von Lernumgebungen (ebd.)
- Experte für Lehr- Lernprozesse (Baumert/Kunter 2006) - Lerncoach
- Unterrichtsexperte (Herrmann, 2002)
Beschreibe die Theorie der Schule und Neue Theorie der Schule Soziologische und kulturtheoretische Vorschläge von (Fend, 1980, 2006, 51)
- Bildungssystem
- Wirkungsbereich bei Schülerinnen und Schülern
- Gesellschaft
- Sozialisation und kulturelle Initiation
–> 2. Kulturelle Teilhabe und Identität Enkulturationsfunktion
–> 3. Kultur und Sinnsysteme Symbolische Ordnungen
- Lehre und Unterricht
–> 2. Berufsrelevante Fähigkeiten Qualifikationsfunktion
–> 3. Ökonomisches System Produktionsbereich
- Prüfungen und Berechtigungen
–> 2. Stellung in der schul. Leistungshierarchie Allokationsfunktion
–> 3. Sozialstruktur Berufl. Positionssystem
- Politische Bildung Institutionelle Regelsysteme und Herrschaftsformen
–> 2. Soz. Identität und polit. Teilhabe Integrationsfunktion
–> 3. Politisches System Herrschaftsform
Nenne Grundpositionen zum Lehrerberuf!
- Adorno (1998): Bilder (Pauker, Prügler, gesellschaftlich ehre belächelte) über den Lehrberuf (gerade auch die unterbewussten, psychoanalytische Position) müssen aufgeklärt werden, um Schule als Ort der Entbarbarisierung zu gestalten.
- Bildungsbeamter oder Pädagoge (die verwaltete Schule, Helmut Becker)
- Die Unwahrscheinlichkeit wirksam zu werden – Technologiedefizit (Luhmann/Schoor 1979), ähnlich Braitenberg (1993) aus einer kybernetischen Perspektive.
- Die Macht der Wissenschaft – Fortschritt durch Forschung (wissenschaftliche Erkenntnisse) (z.B. Baumert & Kunter, 2006)
Nenne drei Professionstheoretische Ansätze!
- Strukturfunktionalistisch, kriterienbezogener Ansatz
- Historisch, machtstrategischer Ansatz
- Kompetenz, aufgabenbezogener Ansatz
Erkläre den kriterienbezogenen Ansatz!
(Strukturfunktionalistisch)
- Gesellschaftlicher Zentralwert wird durch Profession verfolgt (Gesundheit, Gerechtigkeit, Bildung, etc.)
- Klientenbezug (stellvertretende Deutung)
- Gesellschaftliches Mandat (Legitimation durch
akademische Zertifizierung) - Berufsethos
- Aus diesen Kriterien erklärt sich die hohe Anerkennung von Professionen
Erkläre den machtstrategischen Ansatz!
(Historisch)
- Profession betont ihre Wichtigkeit für Gesellschaft
- Verweist auf ihre Unverzichtbarkeit für Bestandssicherung
- Schützt bzw. sorgt für ihre Exklusivität (nicht die Sache, sondern die Profession ist wichtig)
- Sorgt für Konkurrenzreduktion (Zugangsbeschränkungen, Abgrenzungen, etc.)
- Dieser Ansatz erklärt „Professionsdefizite“, wenn Profession kriterienbezogen gedacht
Erkläre den kompetenzorientierten Ansatz!
(Kompetenz)
- Expertenwissen
- Handlungsrepertoir
- Standards
- Wissenschaftslogik
- Immanente Perspektive auf die Anforderungen der Profession, die für die Leistungserbringung erforderlich sind, aber ohne gesellschaftl. Bezüge
Nenne pädagogische Professionsansätze!
- Systemtheoretischer Ansatz
- Strukturtheoretischer Ansatz
- Interaktionistisch-ethnometodologischer Ansatz
- Expertenparadigma
- Kompetenzorientierte Ansatz
- Pragmatisch-induktiver Ansatz
- Psychoanalytisch-selbstreflexiv-hermeneutischer Ansatz
Erkläre den Systemtheoretischen Ansatz in Anlehnung an Luhmann & Schorr, 1979; Luhmann, 2002 !
Betont
- Die Unwahrscheinlichkeit gelingender Kommunikation
- die Ungewissheit sozialer Intervention
- Die Unkalkulierbarkeit von Steuerung im sozialen Kontext
- Die Autonomie (operative Geschlossenheit) der Beteiligten
Begreift Profession als
- Instanz der Respezifikation des Zentralsymbols „Etwas für den Lebenslauf Brauchbares zu vermitteln“ (2002, 143).
- Diese sind Mitgliedschaftsabhängige Rationalitätsurteil
- Distanz von Idee und Praxis – Relationierungsherausforderung unter riskanten
Bedingungen - man kann Scheitern!!
- Klientenbezug und Vermittlungsaufgabe (i.S. der stellvertretenden Problemlösung) ist entscheiden
Beschreibt den Lehrer als…
- Vermittler von Wissen und Können, wobei der professionelle Anteil des Berufs mit zunehmenden Alter der Klienten zurücktritt.
- Der Selbstreferentiell Unterricht plant und bewertet, sich somit selbst hilft (ebd., 44) und sein frames, cognitive maps und schemata verfestigt, manchmal auch weiterentwickelt (dann liegt Lernen vor).
- Mit dem Ziel die Entwicklung des Einzelnen Schülers zu befördern
Erkläre den strukturtheoretischen Ansatz in Anlehnung an Oevermann (1996, 2008) und Helsper (2007) !
behauptet
- dass es Berufe gibt, die jenseits von Bürokratie und Markt geregelt werden => eigene Strukturlogik =>Professionen
- Analyse der Typik der Handlungsprobleme
- Die in einer stellvertretenden Krisenbewältigung gesehen wird (früher Propheten, Heiler, Schamanen, etc.; heute Ärzte, Juristen, etc.)
- Zur Lösung der Aufgabe verfügen Professionelle über
- Ingenieurales Wissen und
- Über nicht standardisierbares Professionswissen
- Fallverstehen als wichtiges Moment der Profession
betont
- Interventionspraktische Anwendung von Wissen
- Klientenbezug – Arbeitsbündnis zur Bewältigung von Krisen
- Herstellung, Aufrechterhaltung und Gewährleistung der somatopsychosozialen Integrität.
Lehrerhandeln ist - Eine widersprüchliche Einheit von diffusen und spezifischen Beziehungsmomenten mit Einzelnen, der Klasse (Gemeinschaft) und Eltern
- Hilfe zur Selbsthilfe bei entstehenden Krisen, die durch Sozialisation und kindliche Neugierde ausgelöst werden.
Erkläre den interaktionistisch-
etnomethodologischen Ansatz! Schütze, F. (1992)
betont
- Profession als relativ abgegrenzten Orientierungs- und Handlungsbereich, der auf höhersymbolischen Teil-Sinnwelten basiert.
- Berufsexperte und Klient schließen einen prekären, gefährdeten Vertrauenskontrakt
- Verwendung wissenschaftlichen, den Laien nicht einfach zugängliches, Wissen
- Fallorientierung mit paradoxen Strukturen (Hilfe vs. Autonomie), die es transparent zu halten gilt (häufig aber verschleiert werden)
Erkläre das Expertenparadigma! Bromme, R. (1992)
betont
- Wissen als zentrale Determinante von Handlungen
- Die Entwicklung zum Experten ist durch gleichzeitige Entwicklung von Werteüberzeugungen, Haltungen und Einstellungen begleitet, die
- Zu spezifischen Skripts und Routinen führen,
- Die wiederum die Qualität der Handlung eines Experten adäquater sein
lässt als die des Laien - So erkennen erfahrene Lehrkräfte schneller Strukturen spezifischer Unterrichtssituationen,
- Und können präzisere Urteile in Bezug auf Schülerleistungen fällen
- Und zudem auch ihr Urteil aufgrund neuer Information besser revidieren als beispielsweise Novizen
Erkläre den kompetenzorientierten Ansatz!
Baumert & (Kunter 2006)
Basiert auf dem Expertenansatz und fasst professionelle Kompetenz als
- Professionswissen
- Fachwissen, fachdidaktisches Wissen, Päd. Psychol. Wissen, Organisationswissen, Beratungswissen
- Überzeugungen, Wertehaltungen und Ziele
- Motivationale Orientierungen
- Selbstregulation
- Kompetenzfacetten sind dabei z.B.
- Tiefes Verständnis der Schulmathematik
- Wissen über mathematisches Denken von Schülern - Wissen über mathematische Aufgaben
- Erklärungswissen - Wissen über effektive Klassenführung
- Wissen über Leistungsbeurteilung - …
Erkläre den pragmatisch-induktiven Ansatz!
Bauer, Kopka & Brindt (1996)
betont
- Die konkreten (durch Induktion abgeleiteten) Arbeitsfelder
- Das päd. Selbst als Professionskern
- Werte und Ziele
- Berufssprache
- Fachwissen
- Techniken
- Berufswissen
- Handlungsrepertoire
- Das eingebettet ist in eine Arbeitsorganisation mit spezifischen Merkmalen
Erkläre das Handlungsrepertoire!
Bauer, Kopka & Brindt (1996)
Soziale Struktur
-Selbstorg.Ermöglichen, Bindungenaufbauen, leadership, Gruppen bilden und leiten
Interaktion
- Umgangsregeln, Gruppenklima, feedback, Gefühlewahrnehmenundzeigen, Humor
Sprache und Kommunikation
- Vortragen, Diskussionenleiten, zuhören, moderieren, fragen, Experteninterviewen
Gestaltung
- Mimik, Gestik, Körper, Rituale, Entspannung und Konzentration, etwas vorführen, Räume nutzen
Hintergrundarbeit
- Vorbereiten, Planen, Archivieren, Material produzieren , Ablegen, Dokumentieren, Abrufen, Auswählen, Organisieren
Erkläre The Reflective Practioner!
Donald A. Schön (1983)
betont
- Den Unterschied technischer/instrumenteller Rationalität und reflexiver Rationalität (Reflection in Action)
- Damit wird wieder die Situationsbedingtheit hervorgehoben
- Und so entsteht zugleich eine wesentliche Differenz zum Expertenparadigma
Expert
- I am presumed to know, and must claim to do so, regardless of my own unertainty
- Keep my distace from the client, and hold onto the expert ́s role. Give the client a sense of my expertise, but convey a feeling of warmth and sympathy as a „sweetener“
- Look for deference and status in the client ́s response to my professional persona
Reflective Practioner
- I am presumed to know, but I am not the only one in the situation to have relevant and important knowledge. My uncertainties may be a source of learning for me and for them.
- Seek out connections to the client ́s thoughts and feelings. Allow his respect for my knowledge to emerge from his discovery of it in the situation.
- Look for the sense of freedom and of real connection to the client, as a consequence of no longer needing to maintain a professional facade.
Erkläre den psychoanalytisch-selbstreflexiv-
hermeneutischen Ansatz!
Albert Ilien (2008, 2009)
betont
- Die Bearbeitung von Bildungsparadoxien
- In einem kulturkritischen Professionsansatz
- Drei Ebenen des Lehrerhandelns
- Kompetenz-Wissensvermittlung
- Arbeitsverhalten
- KulturelleHaltungen
Fasse zusammen “Lehrerhandeln und Unterricht”!
(Forschungsbefund Zeitschrift Pädagogik)
- Klassengespräch als dominante Form der Unterrichtsorganisation (Sichtstruktur)
- Höhere Bedeutung liegt in der Gelegenheitsstruktur (Unterstützung zum Lernen)
- Zielklärung, Zielklarheit und Transparenz bedeutsam für Lernerfolg
- Adaptives Lehrerhandeln günstig (siehe Diagnostik)
- PRÜFUNGLITERATUR beachten
(siehe Homepage IfE, z.B. Helmke 2009)
Fasse zusammen “Bedingungen der Lehrertätigkeit”!
(Forschungsbefund Zeitschrift Pädagogik)
- Lehrerbedarfsberechnung KMK 2011
- Bedarfe eher im Westen und der Sek. II
- Es gibt mehr Quereinsteiger als gemeinhin gedacht (vor allem Mathematik, Fremdsprachen und Musik => ca. 25% aller LK)
- 20,6% der Absolventen gehen NICHT in den Schuldienst
- Leicht erhöhter Anteil an krankheitsbedingter „Verrentung“
- Im Vergleich zu anderen Akademikern häufiger Doppelverdiener mit Kindern 40,5 zu 28,8%
- 45% der Partnerinnen von männl. LK auch LK
- Bei Frauen hingegen nur (?!) 25%
- LK ist DER Mittelstands/Mittelschichtberuf
Fasse zusammen “Belastung und Beanspruchung”!
(Forschungsbefund Zeitschrift Pädagogik)
- Risiko Burnout
- Emotionale Erschöpfung
- Reduzierte Leistungsfähigkeit - Dehumanisierung
- Gefährlich vor allem unrealistische, zu hohe und idealisierte Berufsvorstellungen und Wirkphantasien
- Keine eindeutigen Präventionsstrategien erkennbar, aber
- Soziales Klima der Schule, kollegialer Zusammenhalt, Kooperation, etc. wirken präventiv => Schulentwicklung als Gesundheitsprävention
Fasse zusammen “Berufliche Entwicklung”!
(Forschungsbefund Zeitschrift Pädagogik)
- Professionalität als berufsbiographisches Entwicklungsproblem (Terhart 2001)
- Berufswahlmotive
- Intrinsisch (Umgang mit Jugendlichen, Wissen vermitteln, Gestaltungsfreiräume,
Arbeit im Team) - Extrinsisch (Geld, Vereinbarkeit von Fam. Und Beruf, Arbeitszeit)
- Modell der beruflichen Entwicklungsaufgaben - Rollenfindung
- Vermittlung
- Anerkennung - Kooperation
- Bedeutung der eigenen Biographie für berufliche Entwicklung ist kaum zu überschätzen
Fasse zusammen “Diagnostizierung und Fördern”!
(Forschungsbefund Zeitschrift Pädagogik)
- LK können z.B. Rangordnung gut einschätzen, aber nicht das Leistungsniveau insgesamt
- Diagnose, Beratung, Planung => Unterrichtserfolg
- Diagnostische Methoden: Schülerselbstbewertung, Portfolios oder Lerntagebücher
- In Deutschland findet sich kaum eine routinisierte Prozessdiagnose
- Ergebnisrückmeldungen als diagnostische Basis