Von der Arzneimittelgabe bis zur Wirkung Flashcards
Wege eines Arzneimittels im Organismus
Pharmakologie
Pharmakologie (Arzneimittelkunde) : Lehre von den Wechselwirkungen zwischen Arzneistoffen und Organismus. Eingeteilt u.a. in:
Pharmakokinetik.
Pharmakokinetik. Befasst sich mit der Resorption ( Aufnahme ), Verteilung, Metabolisierung ( Verstoffwechselung ) und Elimination ( Ausscheidung ) des Arzneistoffes im Körper („Was macht der Körper mit der Substanz?“
Pharmakodynamik.
• Pharmakodynamik. Befasst sich mit erwünschten und unerwünschten Wirkungen eines Arzneistoffes auf den Organismus („Was macht die Substanz mit dem Körper?“) einschließlich der Frage nach der notwendigen bzw. schädigenden Dosierung (
Abbildung im Medikamentensicherheiten Unterlagen
Abb. I/28.12
Arzneimittelgabe, Pharmakokinetik und -dynamik eines Medikaments.
Abb. I/28.12
Arzneimittelgabe, Pharmakokinetik und -dynamik eines Medikaments. 8Bild im Unterlagen
Resorption
Unter Resorption versteht man die Aufnahme von Stoffen über Haut oder Schleimhaut (z.B. Mund-, Magen-, Darmschleimhaut), Muskulatur oder Unterhautfettgewebe ins Blut. Von Arzneimitteln wird oft nur ein Teil resorbiert. Wie groß dieser ist, hängt von vielen Faktoren ab, z.B. den Eigenschaften des Arzneimittels, der Verabreichungsform oder bei oraler Aufnahme eventuellen Durchfällen.
Die Verteilung
Die Verteilung eines Arzneimittels im Körper ist v.a. abhängig von seinen physikochemischen Eigenschaften (etwa Molekülgröße, Ladung) im Zusammenhang mit den Membranen, die das Arzneimittel passieren muss. So gibt es einerseits Arzneimittel, die nach i. v.-Injektion in den Blutgefäßen verbleiben. Andere wiederum verteilen sich im Extrazellulärraum (Raum außerhalb der Zellen) oder sogar im ganzen Körper einschließlich des Intrazellulärraums (innerhalb der Zellen). Wichtig ist, ob ein Arzneimittel die Blut-Hirn-Schranke überwinden und in Gehirn und Rückenmark Wirkungen (auch unerwünschte) hervorrufen kann.
Bioverfügbarkeit Bioverfügbarkeit eines Arzneimittels nach intravenöser Gabe ?
Bioverfügbarkeit bezeichnet den Anteil eines Arzneimittels, der in den venösen Körperkreislauf gelangt und somit am Wirkort zur Verfügung steht. Daher ist die Bioverfügbarkeit eines Arzneimittels nach intravenöser Gabe definitionsgemäß 100 %. Nach oraler Gabe kann die Bioverfügbarkeit ebenfalls nahe 100 % erreichen (die Wirkung tritt aber im Vergleich zur intravenösen Gabe langsamer ein).
Die Bioverfügbarkeit kann aber auch wesentlich geringer ausfallen, wenn z.B. nur die Hälfte des Arzneimittels aus dem Magen-Darm-Trakt resorbiert wird oder nach Resorption aus dem Darm ein Großteil des Wirkstoffs schon bei der ersten Leberpassage abgebaut wird, bevor er in die Venen des großen Kreislaufs gelangt ( First-Pass-Effekt ).
Diese Biotransformation
Viele Arzneimittel werden im Körper nach ihrer Aufnahme chemisch verändert (verstoffwechselt, metabolisiert ). Diese Biotransformation erfolgt v.a. durch Enzyme in der Leber. Dabei können die Arzneimittel inaktiviert, also unwirksam gemacht werden, oder aber umgekehrt erst ihre wirksame Form erlangen. Vor allem aber werden viele Arzneimittel wasserlöslicher.
Ausscheidung von Arzneimitteln
Ausscheidung
Arzneimittel werden über verschiedene Wege ausgeschieden. Wohl der bedeutendste Weg ist die Ausscheidung über die Nieren, gefolgt von der über die Leber in die Galle und damit in den Darm. Einige wenige Arzneimittel werden abgeatmet (z.B. Narkosegase).
Blutspiegelkurve, Halbwertszeit und Dosierung
Blutspiegelkurve, Halbwertszeit und Dosierung
Nach der Verabreichung eines Arzneimittels erreicht seine Konzentration im Blut nach einer bestimmten Zeit, die je nach Medikament und Art der Verabreichung unterschiedlich ist, ein Maximum. Dann fällt die Konzentration ab, bis schließlich die gesamte Arzneimittelmenge aus dem Blutkreislauf ausgeschieden ist. Den Konzentrationsverlauf kann man anhand einer Blutspiegelkurve darstellen ( Abb. I/28.13 ). Die Halbwertszeit gibt die Zeit an, nach der die Konzentration auf die Hälfte der Maximalkonzentration abgefallen ist.
Anhand der Blutspiegelkurve und der Halbwertszeit
Anhand der Blutspiegelkurve und der Halbwertszeit werden die Dosierung und der Abstand der Einzelgaben eines Medikaments festgelegt.
Veränderungen von Pharmakokinetik und -dynamik im Alter
Die altersbedingten Veränderungen der Organe haben Folgen für Arzneimittelaufnahme, -verstoffwechselung und -ausscheidung:
• Die Arzneimittelresorption aus dem Magen-Darm-Trakt ist nicht generell vermindert, aber oft verlangsamt
• Infolge der Abnahme des Wasser- und der Zunahme des Fettanteils des Körpers ändert sich nicht selten das Verteilungsvolumen eines Arzneimittels und dadurch seine Blutkonzentration und Halbwertszeit
• Im Alter ist die Albuminkonzentration im Blut häufig vermindert. Bei Arzneimitteln, die an Eiweiße gebunden werden, steigt dann der nicht eiweißgebundene, „freie“ Anteil. Dadurch kann die Wirkung (zunächst) stärker sein, aber auch die Verstoffwechselung zunehmen und die Wirkung somit schneller abklingen
• Von großer praktischer Bedeutung ist die physiologische Abnahme der Nierenfunktion mit dem Alter. Dadurch werden viele Arzneimittel schlechter ausgeschieden. Wird die Dosis nicht vermindert, reichern sich diese Arzneimittel an ( kumulieren ) und es kann bei Arzneimitteln mit geringer therapeutischer Breite schon bei „Normaldosierung“ innerhalb kurzer Zeit zu Vergiftungserscheinungen kommen
• Auch die Verstoffwechselung in der Leber kann sich ändern, jedoch gibt es hier keine „Faustregeln“. Im Zweifel sind Blutspiegelbestimmungen des Arzneimittels nötig. Die praktische Bedeutung der veränderten Leberfunktion ist insgesamt weit geringer als die der nachlassenden Nierenfunktion.
Darüber hinaus sind im Alter pharmakodynamische Änderungen möglich. Die Ursachen hierfür sind weitgehend unklar. In Frage kommen z.B. weniger Rezeptoren an den Zielzellen, eine veränderte Bindung des Arzneimittels an den Rezeptor oder veränderte Reaktionen in der Zelle. Bekannt sind z.B. Erregungszustände (statt Beruhigung) nach Gabe von Sedativa.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Ein Arzneimittel kann verschiedene Wirkungen entfalten, von denen meist eine bei der Behandlung hauptsächlich erwünscht ist. Die anderen Wirkungen können ebenfalls günstig, aber auch ausdrücklich unerwünscht sein. Diese unerwünschten Arzneimittelwirkungen ( UAW ) werden im allgemeinen Sprachgebrauch auch nicht ganz korrekt als Nebenwirkungen bezeichnet. Sie treten definitionsgemäß auch bei sachgerechtem Gebrauch des Arzneimittels bei einem gewissen Prozentsatz der Menschen auf.
Unter der therapeutischen Breite eines Arzneimittels versteht man den „Abstand“ zwischen der Dosis, welche die erwünschte Wirkung hervorruft, und der, die zu (erheblichen) unerwünschten Wirkungen führt. Die therapeutische Breite ist ein Maß für die Sicherheit eines Arzneimittels.
Die unerwünschten Wirkungen eines Arzneimittels sind aus der Packungsbeilage ersichtlich. Sie muss auch Angaben über die Häufigkeit der unerwünschten Wirkungen enthalten, wobei es fünf „Häufigkeitsklassen“ gibt:
• Sehr häufig = mindestens 10 %
• Häufig = mindestens 1 %, aber unter 10 %
• Gelegentlich = mindestens 0,1 %, aber unter 1 %
• Selten = mindestens 0,01 %, aber unter 0,1 %
• Sehr selten = unter 0,01 %.
Wohl zu den häufigsten unerwünschten Arzneimittelwirkungen zählen Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen oder Durchfälle. Letztere sind insofern problematisch, als dass sie zu einer verminderten Resorption und damit Wirkung des Arzneimittels führen können. Auch ZNS-Störungen wie verstärkte Müdigkeit oder Verwirrtheit sind recht häufig. Gelegentlich führen die unerwünschten Wirkungen zu ernsten Organschäden, z.B. zum Gehörverlust oder zur Einschränkung der Blutzellbildung.
Auf jedes Medikament ist eine Allergie (Kap.I/26.6.1) möglich, sowohl gegen den Wirkstoff als auch gegen die in der jeweiligen Zubereitung enthaltenen Hilfsstoffe. Die meisten Allergien zeigen sich durch relativ harmlose Erscheinungen, z.B. Hautausschläge. Es kann aber auch zu einer allergischen Sofortreaktion bis hin zum anaphylaktischen Schock kommen (Kap.I/26.6.1), insbesondere bei parenteraler Gabe.
Inwieweit unerwünschte Wirkungen toleriert werden müssen, hängt auch von der Grunderkrankung ab. Während man ein Präparat gegen leichte Befindensstörungen beim Auftreten von unerwünschten Wirkungen in der Regel absetzt, müssen bei lebensbedrohlichen Erkrankungen, etwa schweren Infektionen oder Tumorleiden, auch ernste unerwünschte Wirkungen in Kauf genommen werden.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen können gerade bei alten Menschen schwerwiegende Folgen haben. Führt z.B. ein Arzneimittel zu Müdigkeit oder Schwindel, so ist dies nicht nur lästig, sondern durch die Sturz- und damit Frakturgefahr ausgesprochen gefährlich.