VL 9: Enuresis und Enokresis Flashcards

1
Q

Was ist normal?

A

− Miktionshäufigkeit im Säuglingsalter pro 24 Stunden? 30x
− Miktionshäufigkeit 3-5-Jährige? 10x
− Wann ist die erlernte Kontrolle des Harnabgangs zuerst möglich? ab ca. 3 Jahren
− Ab wann entwickelt ein Kind ein Gefühl für Harndrang? ab ca. 2 Jahren

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2
Q

Beschreibe das klinische Bild der Enuresis

A

> Harninkontinenz: Einnässen im Kindesalter (unwillkürlicher Urinverlust)
Nicht-organische (funktionelle) Harninkontinenz: unwillkürlicher Urinverlust bei einem Kind ab dem, 5. LJ.(= intermittierende Harninkontinenz im Wachzustand) nach Ausschluss:
- Strukturelle Anomalien des Harntrakts
- Epileptischer Anfälle
- Neurologischer und anderer psychiatrischer Erkrankungen
Formen:
- Kontinuierlich: meist organisch bedingt, somatische Abklärung
- Intermittierend: meist nicht organisch bedingt, somatische Abklärung
- im Wachzustand: Harninkontinenz am Tag
- Nur im Schlaf: Enuresis bzw. Enuresis Nocturna, unabhängig von Pathogenese
- Monosymptomatische Enuresis
•Primär: noch nie länger als 6 Monate trocken
•Sekundär: war schon mal trocken
- Non-MEN: mit Blasendysfunktion (Miktionsauffälligkeiten) am Tag mit/ohne Harninkontinenz, primär/sekundär

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3
Q

Beschreibe die Blasenentleerung

A

> 2 Muskeln -> gleichzeitige Kontraktion des
Detrusors und Entspannung
des Sphinkters und
Beckenbodens

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4
Q

Beschreibe die Formen der funktionellen Harninkontinenz

A

> Idiopathische Dranginkontinenz (Überaktive Blase):
− Miktion > 7 Mal/Tag, imperativer Harndrang
− spontane Kontraktionen der Blase, die nicht vom ZNS unterdrückt werden
− Geringe Miktionsvolumina, plötzliche Drangsymptome, Haltemanöver
− Einnässen von kleinen Urinmengen
Harninkontinenz mit Miktionsaufschub
− Habitueller Aufschub der Miktion in bestimmten Situationen
− Seltene Toilettengänge, < 5 Mal/Tag
− Aufschieben, v.a. beim Spielen und Fernsehschauen, zunehmender Harndrang
− Einsatz von Haltemanövern
− Miktionsvolumina und Blasenkapazität fast immer erhöht, häufig Restharnbildung
− Harnwegsinfektionen und Obstipation häufig
Dyskoordinierte Miktion, Detrusor-Sphinkter-Dyskoordination
− Habituelle Kontraktionen des Beckenbodens in der Entleerungsphase mit verlängerter und verzögerter Stakkatomiktion
− Restharn und Harnwegsinfektionen, Obstipation, Enkopresis
Weitere Formen: Unteraktive Blase, Stressinkontinenz, Lachinkontinenz

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5
Q

Beschreibe die Enkopresis

A

− «Einkoten», alternativer Begriff: «Stuhlinkontinenz»
− Willkürliches oder unwillkürliches Absetzen von Stuhl an dafür nicht vorgesehenen Stellen
− Nach Ausschluss organischer Ursachen
− Ab einem Alter von 4 Jahren
− Primäre oder sekundäre Enkopresis möglich

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6
Q

Welche Unterformen der Enkopresis gibt es?

A

> Mit Obstipation (funktionelle Obstipation): -> Überweisung an den Kinderarzt (Stuhlresten im Körper = Vermeiden auf die Toilette zu gehen wegen Schmerzen= Teufelskreis)
- Enkopresis möglich, nicht obligat
- Seltener Stuhlgang, Stuhlretention
- Schmerzen bei der Defäktion
- Reduzierter Appetit
- Skybala tastbar, Kolon-Transmission verlängert
- Reduzierte anal-rektale Sensibilität
- Ultraschalluntersuchung: erweitertes Rektum und retrovesikale Impressionen
Ohne Obstipation (nicht-retentive Stuhlinkontinenz)
- Symptome oben genannt fehlen, kein Stuhl wird zurückgehalten
- Bei Gabe von Laxanzien (Abführmittel) verschlechtert sich die Symptomatik
Toilettenverweigerungssyndrom (= Windel für Defäktion)
Toilettenphobie (Miktion und Defäktion verweigert)

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7
Q

Beschreibe die Klassifikation der Enuresis und Enkopresis

A

> Enuresis/Harninkontinenz:
- Ausschluss: organische Ursachen
- Ab dem 5. Lebensjahr (ICD-10 und DSM-V)
- Mindestens ein Mal pro Monat über eine Dauer von 3 Monaten (ICSS; ICD-10: 3 Monate uns 2x/Monat < 7 Jahre bzw. 1x/Monat > 7 Jahre; DSM-V: 2x/Woche oder psychosoziale Beeinträchtigungen)
Enkopresis:
- Ausschluss: organischer Ursachen
- Ab dem 4. Lebensjahr (ICD-10 und DSM-V)
- Mindestens ein Mal pro Monat über 3 Monate (DSM-V) bzw. 6 Monate (ICD-10) hinweg

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8
Q

Beschreibe die Diagnostik der Enuresis

A

− Anamnesefragebogen(mit Erfassung möglicher Komorbiditäten)
− Fragebogenscreening für psychische Symptome und Störungen
− Miktions-und Trinkprotokoll (über mindestens 48 Stunden mit Bestimmung der Volumina)
− Dokumentation von Harninkontinenz tagsüber und nachts sowie der Darmentleerung (Obstipation, Stuhlinkontinenz) für 14 Tage
− körperliche Untersuchung und Urindiagnostik
− bei Indikation: Harnflussmessung (Uroflow, ggf. mit EMG)
− Sonographie von Nieren und Harntrakt mit Erfassung von Blasenwanddicke und Rektumdurchmesser und eine Restharnbestimmung

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9
Q

Beschreibe die Diagnostik dr Enkopresis

A

− Anamnesefragebogen(mit Erfassung möglicher Komorbiditäten)
− Fragebogenscreening für psychische Symptome und Störungen
− Dokumentation von der Darmentleerung (Obstipation, Stuhlinkontinenz)
− körperliche Untersuchung
− Sonographie =Erweiterung des Rektums?

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10
Q

Beschreibe die Epidemiologie und Verlauf der Enuresis

A

> Enuresis (nachts)
− Prävalenz mit 7 Jahren: 7-13%, mit 10 Jahren 5%
− Jungen häufiger als Mädchen betroffen (1,5-bis 2-mal häufiger)
− 25% sekundäre Enuresis, mehr Komorbiditäten
− Monosymptomatische Enuresis in 2/3 der Fälle
− 20-30% Komorbiditäten: ADHS, Angststörungen, Depression, SSV
− Verlauf: Spontanremissionsrate: ca. 15% pro Jahr
Funktionelle Harninkontinenz (tagsüber)
− Mehr Mädchen betroffen
− Prävalenz mit 7 Jahren: 3-5%, ca. 1/2 sekundäre Inkontinenz
− Verlauf: nimmt mit Alter deutlich ab
− 30-40% Komorbiditäten: ADHS, SSV, oppositionelle Form v.a. bei Miktionsaufschub

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11
Q

Beschreibe die Epidemiologie und Verlauf der Ekopresis

A

− 1-3% im Kindesalter ohne konstante Remission
− Jungen: 3x-4x häufiger betroffen
− Verlauf: oft stabil bis ins Jugend-und Erwachsenenalter, v.a. mit Obstipation ungünstigere Prognose, 60% koteten nach Katamnese von max. 7 Jahren noch ein
− Komorbidität: 30-50%, internalisierende und externalisierende Störungen

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12
Q

Beschreibe die Erklärungsansätze der Enuresis

A

− Genetisch bedingte Reifungsstörung des ZNS: 60-80% der Verwandten auch eingenässt
− Pathomechanismen:
1) erhöhte nächtliche Urinbildung (Polyurie)
2) fehlende Erweckbarkeit bei voller Blase (Störung des Arousals)
3) fehlende Unterdrückung des Entleerungsreflexes im Schlaf (Inhibition des Miktionsreflexes)

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13
Q

Beschreibe die Erklärungsansätze der funktionellen Harninkontinenz

A

− Idiopathische Dranginkontinenz: genetisch bedingte Störung der Füllungsphase der Blase =unkontrollierte Kontraktionen des Blasenhohlmuskels (Detrusorinstabilität) =ungewollter Harnabgang und überstarker Harndrang
− Harninkontinenz mit Miktionsaufschub: erlerntes, oft auch oppositionelles Verhalten
− Detrusor-Sphinkter-Dyskoordination: erlerntes Verhalten, während Miktion kommt es zu paradoxer Anspannung des Beckenbodens

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14
Q

Beschreibe die Erklärungsansätze und Folgen der Enkopresis

A

> Ohne Obstipation: unklar, somatisch bedingt: 1% -> Umweltfaktoren
Mit Obstipation:
− Genetische Disposition und familiäre Häufung
− Akute Obstipation wegen somatischer und psychischer Faktoren
Folgen:
- weitere Stuhlretention zur Schmerzvermeidung = Megakolon (Erweiterung Darm)
- reduzierte Sensibilität und Peristaltik
- erneutes Einkoten
- innerfamiliäre Konflikte
- sozialer Rückzug
- Verhaltensprobleme

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15
Q

Was ist wichtig zu wissen bei den Interventionsansätzen

A

> Reihenfolge: Enkopresis-> Harninkontinenz->Enuresis
Einnässen und Einkoten sind für fast alle Kinder, Jugendlichen und Eltern ein sehr belastendes Symptom= Scham, Schuld, Angst vor „Entdeckt werden“
Verständnisvolle Diagnostik ist schon wesentliche Therapie
Nützlich für die therapeutische Arbeit: Grundkenntnisse der physiologischen Zusammenhänge und Austausch mit medizinischen Kollegen
Motivationsaufbaubei Kindern und Eltern
Behandlung komorbider psychischer Störungen

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16
Q

Beschreibe die Urotherapie

A
  1. Information und Entmystifizierung
  2. Instruktionen zum optimalen Miktionsverhalten: möglichst rasch, entspannte Haltung und Ruhe, ca. 5-7 Mal pro Tag
  3. Instruktionen zum Trink-und Ernährungsverhalten: regelmässig, ca. 1,5 Liter; 2h vor Schlafen, 7-Becher-Regel
  4. Dokumentation von Symptomatik und Miktionsverhalten («Sonne-Wolken-Kalender»)
  5. Regelmäßige Betreuung und Unterstützung
17
Q

Beschreibe die Intervention bei der Enuresis

A

> Vermeiden: Nächtliches Wecken, Bestrafung, Flüssigkeitsrestriktion
Baseline-Erhebung (über 4 Wochen) und urotherapeutische Beratung
Apparative Verhaltenstherapie (AVT) = Mittel der Wahl
- Klingelhose: Kind wird richtig wach (oder geweckt) und geht zur Toilette; max. 4 Monate, Erfolg: 14 trockene Nächte = Gerät weglassen; ca. 70%, aber hohe Abbruchquote: Beendigung, wenn nach 4 Wochen noch kein Effekt: Aufklären über «anstrengende Nächte»
Verhaltenstherapeutische Ansätze: Psychoedukation, Verstärkerprogramme, Entspannungsverfahren
Medikamentöse Behandlung: Desmopressin(synthetisches Analogon zu ADH/Vasopressin); (Imipraminals Trizykl. Antidepressivum: antidiuretischer Effekt)

18
Q

Beschreibe die Intervention bei der funktionellen Harninkontinenz

A

> vor allem VT
Dranginkontinenz:
− Erklärung des Pathomechanismus
− Ziel: Kontrolle der Drangsymptome ohne Haltemanöver
− Planführung: Wolke-Sonnen-Tage (regelmässige Miktion)
− Anticholinergika, z.B. Oxybutinin, Propiverin
Harninkontinenz mit Miktionsaufschub
− Ziel: Abbau von Miktionsaufschub
− Blase soll 7x/Tag entleert werden =Pläne
Detrusor-Sphinkter-Dyskoordination
− Biofeedback: Harnstrahlkurve wird mittels Beckenboden-EMG dargestellt
− Kombination mit Token-Plänen

19
Q

Beschreibe die Intervention bei der Enkopresis

A

> Symptomorientierte Intervention
Bei Obstipation: Stuhlmassen entfernen lassen (Desimpaktion oral mit Medikament PEG oder rektal), dann Erhaltungsphase mit oralem Laxantien (6-24 Monate) und Toilettentraining
Toilettentraining:
− Nach dem Essen -> 5-10 Minuten entspannt auf der Toilette sitzen, Bodenkontakt, Entleerungsreflexe des Darms nutzen
− Beobachterplan/Verstärkerplan -> Tun zentral!
Komorbide Störungen behandeln
Biofeedback nicht wirksam