VL 7: Hyperkinetische Störungen Flashcards
Was bedeutet HUI?
Hyperaktiv, Unaufmerksam, Impulsiv
-> Dimensional, verschiedene Schweregrade möglich ( Erwachsene mehr Unaufmerksamkeit; Kinder mehr Hyperaktivität)
Beschreibe die Unaufmerksamkeit
- Ist häufig unaufmerksam gegenüber Details oder macht Sorgfaltsfehler
- Kann die Aufmerksamkeit bei Aufgaben oder beim Spiel häufig nicht aufrecht erhalten
- Scheint häufig nicht zu hören, was gesagt wird
- Führt häufig Aufträge nicht durch oder erfüllt Schularbeiten, oder andere Pflichten oder Aufgaben am Arbeitsplatz nicht
- Kann Aufgaben und Aktivitäten nicht organisieren oder strukturieren
- Vermeidet häufig oder hat einen starken Widerwillen gegen Aufgaben, die geistiges Durchhaltevermögen erfordern (z.B. Hausaufgaben)
- Wird häufig durch äussere Reize leicht abgelenkt
Beschreibe die Impulsivität
- Platzt häufig mit Antworten heraus, bevor Fragen zu Ente gestellt sind
- Kann häufig nicht in einer Reihe warten oder bei Spielen oder Gruppensituationen warten, bis er/sie an der Reihe ist
- Unterbricht oder stört andere häufig
- Redet häufig übermässig viel, ohne angemessen auf soziale Beschränkungen zu reagieren
Beschreibe die Hyperaktivität
- Zappelt mit Händen oder Füssen oder windet sich auf seinem Sitz
- Verlässt seinen Platzwährend des Unterrichts oder in anderen Situationen, in denen Sitzenbleiben erwartet wird
- Läuft häufig herum oder klettert exzessiv in unpassenden Situationen
- Zeigt ein anhaltendes Muster exzessiver motorischer Aktivität, das durch die soziale Umgebung oder druch Aufforderungen nicht durchgreifend beeinflussbar ist
- Ist häufig beim Spiel übermässig laut oder hat Schwierigkeiten, sich leise zu beschäftigen
Beschreibe das klinische Bild
− Probleme zeigen sich vor allem bei Tätigkeiten, eine längere Aufmerksamkeitsspanne, zielgerichtete Tätigkeiten und selbstgesteuerte Handlungen verlangen
− Wenig Verhaltensauffälligkeiten zeigen sich bei neuen, aufregenden Inhalten, bei Steuerung des Verhaltens durch einen Erwachsenen und bei kurzfristigen Belohnungen
Beschreibe die Folgeerscheinungen
> Familiäre Konflikte, Beziehungsschwierigkeiten
− Erhöhte Erziehungsverantwortung für die Eltern, aber Eltern können dieser immer weniger genügen wegen eskalierenden Verhaltensschwierigkeiten
− Oft Ausschluss von Kontakten mit Gleichaltrigen, häufig soziale Isolation
− Folge: Unkontrolliert-expansive Verhaltensweisen und Verletzung sozialer Normen
− Folge: Negatives Selbstbild (oft verdeckt hinter aggressivem Verhalten), niedrige Frustrationstoleranz, Stimmungsschwankungen
Beschreibe die Klassifikation
> Diagnosekriterien gelten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene
In den Klassifikationssystemen:
− Hyperkinetische Störung (ICD-10: F90) oder Aufmerksamkeitsstörung ohne Hyperaktivität (ICD10: F98.8)
− Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (DSM-V: 314)
Was sind die Merkmale von ADHS (6)
− … müssen sich vor dem 7. Lebensjahr(ICD-10) bzw. dem 12. Lebensjahr(DSM-V) entwickelt haben
− … müssen über mindestens 6 Monate bestehen
− … müssen deutlich stärker sein als bei Kindern gleichen Alters
− … müssen deutlich stärker sein als bei Kindern gleicher Intelligenz
− … müssen in mehreren Lebensbereichen auftreten (Familie, Schule)
− … müssen Alltagsfunktionen beeinträchtigen
Beschreibe die Diagnose im DSM V
> Änderungen im DSM-V:
1) Alter zu Beginn der Störung auf vor zwölf Jahre erhöht
2) Ab 17 Jahren müssen nicht mehr sechs, sondern nur fünf Symptome von Unaufmerk-samkeit und Hyperaktivi-tät/Impulsivität erfüllt sein
3)Auch mit ASS
4)Beispiele für Symptome je nach Alte
Klassifikation:
- Alle= ADHS Mischtyp
- nur Aufm.=ADHS vorwiegend unaufmerksamer Typ
- nur Typ.+Imp.= ADHS vorwiegend hyperaktiv-impulsiver Typ
- nicht alle Kriterien erfüllt= nicht näher bezeichnete ADHS
Beschreibe die Diagnose nach ICD 10
- Alle= Einfache Aufmerksamkeits- und Aktivitätsstörung (F90.0)
- Sozialverhalten= Hyperkinetsiche Störung des Sozialverhaltens
- nicht alle Kriterien aus 90.0 erfüllt= sonstige Hyperkinetische Störung
Beschreibe die Exploration (a-g)
> Strukturierte Exploration des Patienten und seiner Bezugspersonen zu:
a) der aktuellen ADHS-Symptomatik (Art, Häufigkeit, Intensität) in verschiedenen Lebensbereichen (Familie, Schule, Freizeitbereich) und der situativen Variabilität in diesen Lebensbereichen
b) Einschränkungen der Funktionsfähigkeit
c) aktuellen komorbiden Störungen
d) der aktuellen und früheren Rahmenbedingungen
e) der störungsspezifischen Entwicklungsgeschichte
f) der Ressourcen, Wünsche und Bedürfnisse
g) der Familienanamnese, insbesondere bei Eltern, Geschwistern / Kindern
Welche Arten der Diagnostik gibt es?
− Interviews: z.B. DCL-ADHS (DISYPS-III)
> Ergänzend, nicht ausreichend für Diagnosestellung:
− Fragebögen: SBB-ADHS (ab 11 Jahren) und FBB-ADHS (DISYPS-III)
− Verhaltensbeobachtung
> Testpsychologische Abklärungen:
− Neuropsychologische Funktionen (Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Exekutive Funktionen) (z.B. TAP, Turm von London, RWT, VMLT)
− Motorik, Wahrnehmung, schulische Fertigkeiten
− Intelligenz
Beschreibe den KiTAP
> Kinderversion der „Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung”
(KiTAP)
− “Geschwindigkeit” (Alertness)
− “Flexibilität” (Flexibilität)
− “geteilte Aufmerksamkeit” (geteilte Aufmerksamkeit)
− “kontrollierte Reaktionsbereitschaft” (Go/Nogo)
− “Scanningleistung” (visuelles Scanning)
− “Ablenkbarkeit”
− “Vigilanz”
− “Daueraufmerksamkeit„
Welches sind die altersspezifischen Besonderheiten? (5)
− Die Diagnose einer ADHS soll vor dem Alter von drei Jahren nicht gestellt werden.
− Bei Kindern im Alter von drei bis vier Jahren kann die Diagnose in der Regel nicht hinreichend sicher gestellt werden.
− Bei Kindern im Vorschulalter soll die Diagnose in der Regel nur bei sehr starker Ausprägung der Symptomatik gestellt werden.
− Bei jüngeren Kindern: sehr stark ausgeprägte Unruhe, Impulsivität und Ablenkbarkeit sowie Störungen der Regulation Risikofaktoren für die Entwicklung einer ADHS
− Im Jugend-und Erwachsenenalter muss die im Verlauf der Pubertät oft einsetzende Verminderung der Hyperaktivität berücksichtigt werden.
Beschreibe die Prävalenzen
> Zählen zusammen mit aggressiven Verhaltensweisen zu den häufigsten Gründen für das Aufsuchen eines KJ-Psychotherapeuten > Prävalenz: − Ca. 5%(weltweit kaum Unterschiede) − 2,5% (Erwachsenenalter) > Geschlechterverhältnis: − Jungen zu Mädchen: 2-3:1