Somatoforme Störungen Flashcards

1
Q

Klassifikation

A

Klassifikation:

  • Im ICD-10: F4 Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen
  • Im ICD-11: 6C 20-2Z Disorders of bodily distress or bodily experience
  • Im DSM-IV: Somatoforme Störungen
  • Im DSM-5: Somatische Belastungsstörung und verwandte Störungen

Gemeinsames Merkmal:

  • Fokussierung auf körperliche Symptome
  • Bis DSM-IV: Körperliche Symptome ohne organisches Korrelat
  • Ab DSM-5: Körperliche Symptome und Belastung dadurch
  • Durch körperliche Beschwerden wird psychisches Leiden ausgelöst
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2
Q

Historische Entwicklung

A
  • Vor DSM-5 stand im Vordergrund, dass körperliche Beschwerden kein organisches Korrelat hatten
  • -> Wenig reliables Merkmal (nicht abschließend nachweisbar, dass ein Korrelat nicht existiert)
  • -> Stark pathologisierend
  • Ab DSM-5 steht im Vordergrund, dass körperliche Beschwerden Leiden auslösen
  • -> Positivsymptomatik rückt in den Vordergrund
  • -> Unabhängig von realen körperlichen Beschwerden
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3
Q

Störungen nach DSM-IV - Somatisierungsstörung

A

Symptomatik:

  • Multiple und wechselnde körperliche Symptome über mindestens zwei Jahre, die nicht oder nicht ausreichend durch eine körperliche Krankheit erklärt werden können
  • Andauerndes Leiden und mehrfache Arztkonsultationen
  • Keine oder nur unzureichende Akzeptanz der ärztlichen Feststellung, dass keine ausreichende körperliche Ursache für die körperlichen Symptome besteht

Mindestens sechs Symptome aus mindestens zwei Gruppen:

  • Gastro-intestinale Symptome (z.B. Bauchschmerzen)
  • Kardiovaskuläre Symptome (z.B. Brustschmerzen)
  • Urogenitale Symptome (z.B. unangenehme Empfindungen im Genitalbereich)
  • Haut- und Schmerzsymptome (z.B. Fleckigkeit oder Farbveränderungen in der Haut)
  • Nicht nur während einer psychotischen, affektiven oder Panikstörung
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4
Q

Störungen nach DSM-IV - Undifferenzierte somatoforme Störung

A

Symptomatik:

  • Ebenfalls medizinisch nicht erklärbare multiple und wechselnde körperliche Symptome –> allerdings nur 6 Monate statt 2 Jahre
  • Ebenfalls unzureichende Akzeptanz negativer ärztlicher Diagnosen
  • Ebenfalls nicht nur während einer psychotischen, affektiven oder Panikstörung
  • Allerdings: Kein andauerndes Leiden oder keine mehrfachen Arztbesuche
  • Und/Oder: Symptombedingung nur unzureichend erfüllt
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5
Q

Störungen nach DSM-IV - Konversionsstörung

A

Symptomatik:

  • Organisch nicht ausreichend erklärbare Symptome oder Ausfälle der willkürlichen motorischen oder sensorischen Funktionen, die eine neurologische oder sonstige somatische Störung nahe legen
  • Symptome oder Ausfälle führen in bedeutsamer Weise zu Beeinträchtigung
  • Psychische Faktoren sind für die Symptome wichtig
  • Symptome nicht absichtlich erzeugt oder vorgetäuscht
  • Ausfälle i.d.R. nicht deckungsgleich mit neuronalen Innervationsarealen
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6
Q

Störungen nach DSM-IV - Schmerzstörung

A

Symptomatik:

  • Schmerzen, die im Mittelpunkt der klinischen Aufmerksamkeit stehen. Psychische Faktoren sind wichtig für Beginn, Schweregrad, Exazerbation oder Aufrechterhaltung der Schmerzen
  • Schmerzen in einer oder mehreren anatomischen Regionen stehen im Vordergrund des klinischen Bildes und sind von ausreichendem Schweregrad, um klinische Beachtung zu rechtfertigen
  • Der Schmerz verursacht Beeinträchtigung
  • Psychische Faktoren spielen die Hauptrolle
  • Patienten zeigen meist schädliches Schonverhalten
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7
Q

Störungen nach DSM-IV - Hypochondrie

A

Symptomatik:

  • Entweder sechs Monate anhaltende Überzeugung, an einer körperlichen Krankheit zu leiden, oder anhaltende Beschäftigung mit einer angenommenen Entstellung oder Missbildung (dysmorphophobe Störung)
  • Beschäftigung mit Krankheitsängsten bleibt trotz angemessener medizinischer Abklärung und Rückversicherung durch den Arzt bestehen
  • Andauerndes Leiden oder Beeinträchtigung des alltäglichen Lebens sowie Aufsuchen von medizinischen Behandlungen
  • Nicht nur während einer psychotischen oder affektiven Störung
  • Tritt vermehrt bei Medizinstudierenden und PflegerInnen in Ausbildung auf
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8
Q

Störungen nach DSM-IV - Körperdysmorphe Störung

A

Symptomatik:

  • Übermäßige Beschäftigung mit einem eingebildeten oder überbewerteten Mangel oder einer Entstellung des körperlichen Aussehens
  • Besorgnis führt zu bedeutsamer Beeinträchtigung
  • Plastisch-chirurgische Eingriffe sorgen nicht für Besserung
  • Übermäßige Beschäftigung mit betroffenen Körperteilen
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9
Q

Störungen nach DSM-5 - Somatische Belastungsstörung

A

Symptomatik:

  • Eines oder mehrere somatische Symptome, die belastend sind oder zu erheblichen Einschränkungen in der alltäglichen Lebensführung führen
  • Exzessive Gedanken, Gefühle oder Verhaltensweisen bezüglich der somatischen Symptome oder damit einhergehender Gesundheitssorgen, die sich in mindestens einem der folgenden Merkmale ausdrücken:
    1. Unangemessene und andauernde Gedanken bezüglich der Ernsthaftigkeit der vorliegenden Symptome
    2. Anhaltende stark ausgeprägt Ängste in Bezug auf die Gesundheit oder die Symptome
    3. Exzessiver Aufwand an Zeit und Energie, die für die Symptome oder Gesundheitssorgen aufgebracht werden
  • Obwohl keines der einzelnen somatischen Symptome durchgängig vorhanden sein muss, ist der Zustand der Symptombelastung persistierend (typischerweise länger als 6 Monate)

Typen:
- mit überwiegendem Schmerz
- andauernd (länger als 6 Monate)
- Leicht, mittel, schwer (nach Anzahl der Symptome der Somatischen Belastungsstörung)
- Zentrale somatoforme Störung im DSM-5
- Klinisch nützlicher als Somatisierungsstörung
75% der Hypochondrie-Patienten nach DSM-IV fallen unter Somatische Belastungsstörung nach DSM-5
- Betroffene nehmen sehr häufig ärztliche Hilfe in Anspruch
- Prävalenz auf ca. 5-7% geschätzt

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10
Q

Störungen nach DSM-5 - Krankheitsangststörung

A

Symptome:

  • Übermäßige Beschäftigung damit, eine ernsthafte Krankheit zu haben oder zu bekommen
  • Körperliche Symptome liegen nicht oder nur in geringer Intensität vor
  • Es bestehen stark ausgeprägte Ängste hinsichtlich der Gesundheit und die Person ist leicht bezüglich des eigenen Gesundheitszustandes zu beunruhigen
  • Die Person führt übertriebene gesundheitsbezogene Verhaltensweisen aus oder zeigt maladaptives Vermeidungsverhalten
  • Die übermäßige Beschäftigung mit Krankheit besteht seit mindestens 6 Monaten, wobei sich die spezifische Krankheit, die befürchtet wird, in diesem Zeitraum ändern kann
  • Die übermäßige Beschäftigung mit Krankheit kann nicht besser durch eine andere psychische Störung erklärt werden (z.B. Somatische Belastungsstörung oder Generalisierte Angststörung)
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11
Q

Störungen nach DSM-5 - Konversionsstörung

A

Auch: Störung mit Funktionellen Neurologischen Symptomen

Symptomatik:
- Entspricht Konversionsstörung aus DSM-IV

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12
Q

Störungen nach DSM-5 - Psychologische Faktoren, die eine Körperliche Krankheit Beeinflussen

A

Symptomatik:
Es liegt ein körperliches Symptom oder eine körperliche Krankheit vor (keine psychische Störung)

  • Psychologische oder Verhaltensfaktoren beeinflussen die körperliche Krankheit auf eine der folgenden Arten nachteilig:
    1. Die Faktoren haben den Verlauf der Krankheit beeinflusst
    2. Die Faktoren beeinträchtigen die Behandlung der Krankheit
    3. Die Faktoren stellen zusätzliche anerkannte Gesundheitsrisiken dar
    4. Die Faktoren beeinflussen die zugrunde liegende Pathophysiologie, lösen Symptome aus oder verstärken sie oder erfordern medizinische Beachtung
  • Die psychologischen und Verhaltensfaktoren werden nicht besser durch eine andere psychische Störung erklärt

Schweregrad:

  • Leicht: Erhöht das medizinische Risiko (z.B. Nichteinnahme von Medikamenten)
  • Mittel: Verschlimmert die zugrunde liegende körperliche Krankheit (z.B. Angst verschlimmert Asthma)
  • Schwer: Führt zu medizinischer Krankenhaus- oder Notfallbehandlung
  • Extrem: Führt zu schwerem, lebensbedrohlichem Risiko (z.B. werden Symptome einer Herzattacke ignoriert)

Beispiele:

  • Psychische Belastung
  • Zwischenmenschliche Interaktionsmuster
  • Bewältigungsstile
  • Maladaptive Gesundheitsverhaltensweisen (z.B. Symptomleugnung)
  • (Spirituelle) Rituale (sofern nicht schädlich) gehören nicht dazu
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13
Q

Störungen nach DSM-5 - Vorgetäuschte Störung

a) Vorgetäuschte Störung, Sich Selbst Zugefügt

A

Auch „Münchhausen-Syndrom“ oder „artifizielle Störung“

Symptomatik:

  • Vortäuschen körperlicher oder psychischer Merkmale oder Symptome oder Erzeugen einer Verletzung oder Krankheit in Verbindung mit identifiziertem Täuschungsverhalten
  • Die Person stellt sich anderen gegenüber als krank, behindert oder verletzt dar
  • Das Täuschungsverhalten ist offensichtlich, auch wenn keine offensichtlichen äußeren Anreize für das Verhalten vorliegen
  • Das Verhalten kann nicht besser durch eine andere psychische Störung erklärt werden (z.B. Wahnhafte Störung)
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14
Q

Störungen nach DSM-5 - Vorgetäuschte Störung

b) Vorgetäuschte Störung, Anderen Zugefügt

A

Auch: „Münchhausen-Stellvertretersyndrom“ oder „Vorgetäuschte Störung by proxy“

Symptomatik:

  • Vortäuschen körperlicher oder psychischer Merkmale oder Symptome oder Erzeugen einer Verletzung oder Krankheit bei einer anderen Person in Verbindung mit identifiziertem Täuschungsverhalten
  • Die Person stellt eine andere Person (Opfer) Dritten gegenüber als krank, behindert oder verletzt dar
  • Das Täuschungsverhalten ist offensichtlich, auch wenn keine offensichtlichen äußeren Anreize für das Verhalten vorliegen
  • Das Verhalten kann nicht besser durch eine andere psychische Störung erklärt werden (z.B. Wahnhafte Störung)

Beachte: Der Täter, nicht das Opfer, erhält die Diagnose

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15
Q

Andere näher bezeichnete somatische Belastungsstörung und andere verwandte Störungen

A

Kurze Somatische Belastungsstörung:

  • Dauer der Symptome < 6 Monate

Kurze Krankheitsangststörung:

  • Dauer der Symptome < 6 Monate

Krankheitsangststörung ohne exzessive gesundheitsbezogene Verhaltensweisen:

  • Häufiges Kontrollieren des eigenen Körpers fällt weg
  • Maladaptives Vermeidungsverhalten fällt weg

Scheinschwangerschaft:
- Fälschliche Überzeugung, schwanger zu sein, mit objektiven Merkmalen und berichteten Symptomen einer Schwangerschaft

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16
Q

Ätiologie - Psychoanalytischer Ansatz

A

Erklärung für Konversionsstörung (unverarbeitete Impulse) kaum übertragbar auf andere Störungen

17
Q

Ätiologie - Kognitionspsychologischer Ansatz

A

Somatosensory Amplification:

  • Massive Aufmerksamkeitsverschiebung auf eigenen Körper, insbesondere auf Auffälligkeiten
  • Mithilfe der Störungen wird ein Verstärker erreicht (primärer und sekundärer Krankheitsgewinn)
18
Q

Ätiologie - Missbrauchserfahrungen in der Kindheit

A
  • Sind Risikofaktor

- Können subjektiv nicht nachvollziehbare körperliche Schäden hinterlassen

19
Q

Ätiologie - Missbrauchserfahrungen in der Kindheit

A
  • Sind Risikofaktor

- Können subjektiv nicht nachvollziehbare körperliche Schäden hinterlassen

20
Q

Therapie

A
  • Ablenkung von Aktivitäten, die ein Patient wegen seiner körperlichen Erkrankung nicht verrichten kann
  • Aktivierung, um körperliche Schäden durch Schonverhalten zu vermeiden
  • Erhöhung der Selbstwirksamkeitsüberzeugung
  • Abbau von Vermeidungsverhalten
  • Operante Techniken
  • Biofeedback
  • Umattribuierung vom organmedizinischen zum psychophysiologischen Störungsmodell
  • Tagebuch führen lassen über Faktoren, die somatoforme Symptome verstärken –>psychophysiologisches Störungsmodell annehmbar machen