05.6_Zwangsstörungen Flashcards
Was sind Zwangsstörungen?
Gedanken und Handlungen, die von der Betroffenen Person nicht kontrolliert werden können
- Sind sehr hartnäckig
- Werden als ich-dyston (nicht zum Ich gehörend) erlebt
- Bei Widersetzen der Zwangshandlung wird Angst erlebt
- Können infolge religiöser Rituale entstehen
- Unterscheidung zwischen Zwangsgedanken (obsessions) und Zwangshandlungen (compulsions)
Arten von Zwangshandlungen
- Reinlichkeitszwänge
- Kontrollzwänge
- Ordnungszwänge
Arten von Zwangsgedanken
- Zwanghaftes Zweifeln:
o „Habe ich die Tür abgeschlossen?“
o „Bin ich sicher, dass…?“ - Zwangsgedanken:
o endlose und quälende Gedankenketten –
o zwanghaftes Denken
–> Erdenken von „Weltuntergangsszenarien“, weil man z.B. nicht die Kaffeemaschine ausgestellt hat - Zwangsimpulse:
o z.B. Gedanke, sich impulsiv von der Brücke zu stürzen
o Impulse sind eigentlich normal
o Betroffene fürchten Kontrollverlust und meiden Situationen - Zwangsbefürchtungen:
o z.B. Dinge erzählen, die man nicht sagen will
o z.B. sich in der Öffentlichkeit nackt ausziehen - Zwangsvorstellungen:
o anhaltende Vorstellung eines kürzlich gesehenen oder phantasierten Ereignisses
Neuere Einteilung von Zwangsstörungen
- Kontaminations-/Dekontaminations-Zwänge (frühere Wasch- und Reinlichkeitszwänge)
- Kontrollzwänge
- Zwangsgedanken ohne Zwangshandlungen
- Zwanghaftes Horten/Sammeln
Ätiologie - Psychoanalyse
- Zwang ist „der Psychoanalyse liebstes aber auch schwierigstes Kind“
- Ausgereiftes Entstehungsmodell für Zwang, allerdings kaum Behandlungsmöglichkeiten
- Übertriebene Es-Impulse (sexuelle oder aggressiv)
–> Abbau der Impulse über Zwänge - Vor allem bei analer Fixierung
- -> Spaß am Ausscheiden = Spaß am Hergeben
- Abwehrmechanismen vor allem Ungeschehenmachen und Wiedergutmachen
- ->Beschreibt Zwangsverhalten gut
- ->Aber keine erfolgreiche Behandlung
Ätiologie - Verhaltenstherapeutische Ansätze
- Folgen zwanghaften Verhaltens halten zwanghaftes Verhalten aufrecht
- Vor allem durch Verhinderung (gedanklich) von negativen Folgen –> negative Verstärkung
- Steigerung der Schwere von zwanghaftem Verhalten
- Übertriebenes Gefühl von Verantwortlichkeit gegenüber anderen Menschen
- Zwangspatienten überschätzen Wahrscheinlichkeit von negativen Ereignissen
- -> Ständige Wahrnehmung von Gefahr
- -> Unnatürliche Steigerung des Sicherheitsbedürfnisses
Ätiologie - Genetik
Kaum genetische Hinweise vorhanden
Ätiologie - Genetik
Kaum genetische Hinweise vorhanden
Diagnostik der Zwangsstörungen
Zwangsstörungen lassen sich sehr einfach über Verhaltensbeobachtungen diagnostizieren
Diagnoseinstrumente:
Yale-Brown Obsessive Compulsive Scale (Y-BOCS):
- am renommiertesten und am häufigsten genutzt
- halbstrukturiertes Interview zur Beurteilung der Schwere
Hamburger Zwangsinventar (HZI):
- Fragebogen zur Selbstauskunft
- kürzeste Version mit 27 Fragen
Maudsley Obsessional Compulsive Inventory (MOC):
- mittlerweile veraltet
Obsessive Belief Questionnaire (OBQ):
- erfasst kognitive Komponenten
Diagnostik der Zwangsstörungen
Zwangsstörungen lassen sich sehr einfach über Verhaltensbeobachtungen diagnostizieren
Diagnoseinstrumente:
Yale-Brown Obsessive Compulsive Scale (Y-BOCS):
- am renommiertesten und am häufigsten genutzt
- halbstrukturiertes Interview zur Beurteilung der Schwere
Hamburger Zwangsinventar (HZI):
- Fragebogen zur Selbstauskunft
- kürzeste Version mit 27 Fragen
Maudsley Obsessional Compulsive Inventory (MOC):
- mittlerweile veraltet
Obsessive Belief Questionnaire (OBQ):
- erfasst kognitive Komponenten
Therapie - Grundzüge der Behandlung
Verhaltenstherapie am erfolgversprechendsten
Therapie - Zwangshandlungen
- Exposition mit Reaktionsverhinderung (Exposure Response Prevention, ERP)
- Kognitive Therapie
Therapie - Zwangsgedanken
Habituation mittels Über-Konfrontation mit den Zwangsgedanken
- Z.B. Wiederholung der Zwangsgedanken „Ich bringe mein Kind um“, bis Patientin habituiert ist
Gedankenstopp
- Ganz bewusst Gedanken stoppen: „Halt, ich denke jetzt nicht weiter.“
Gegenkonditionierung (auf den Trigger erfolgt ein positiver Reiz)
- Anstatt z.B. etwas negatives zu assoziieren, soll Pat. etwas positives assoziieren
Kognitive Therapie
Therapie - Dekontaminationszwänge
Zwei Kategorien von Kontaminations-/Dekontaminations-Zwängen:
- Mit Angst, selbst durch Kontamination geschädigt zu werden oder andere dadurch zu schädigen
- Mit Unbehagen, kontaminiert zu sein (ohne Angst, dafür mit Ekel)
Wichtigste Behandlungsform:
ERP mit:
- Psychoedukation
- Modeling des „normalen“ Waschens (Therapeut macht vor)
- Graduierte Exposition an Zwangsritual auslösende Stimuli
- Reaktionsverhinderung (Zwangspatientin soll z.B. Einkaufswagen anfassen, aber sich nicht die Hände waschen – Therapeut kann mitgehen und „aufpassen“)
Zusätzlich kognitive Therapie:
- Für Neubewertung intrusiver Kognitionen
Kognitive Therapie sollte sich fokussieren auf:
bei Angst:
- Identifikation und Neubewertung übersteigerter Annahme über Gefährlichkeit befürchteter Kontamination und Nutzen der rituellen Dekontaminationen
bei Ekel:
- Dekatastrophisierung der Ekelgefühle und des Unbehagens
- Abwägen der Vor- und Nachteile, Unbehagen zu tolerieren vs. sich zu waschen
Therapie - Kontrollzwänge
- Funktion zwanghaften Kontrollierens: Anspannung durch Unsicherheit oder Zweifel über befürchtete Konsequenzen reduzieren
- Wichtigste Behandlungsform ist ERP
- Imaginative Exposition über Konsequenzen:
- ->z.B. dass das Haus abbrennt und Patient schuld ist
- ->Patient soll feststellen, dass gedachte
Verantwortlichkeit tatsächliches Ausmaß übersteigt
- Kognitive Strategien zur Korrektur der Überschätzung:
- -> der Risiken
- -> der Intoleranz von Unsicherheit
- -> der Fehlinterpretation intrusiver Gedanken