05.1_Schizophrenie Flashcards

1
Q

Wer hat die Schizophrenie zum ersten Mal beschrieben?

A

Emil Kraepelin

  • Bezeichnung als “Dementia Praecox”
  • Wesentliche Merkmale: Katatonie, Hebephrenie, Verfolgungswahn
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2
Q

Epidemiologie der Schizophrenie

A

1% Lebenszeitprävalenz

  • weltweit stabil
  • häufiger in niedrigen sozialen Schichten
  • bei Männern und Frauen etwa gleich, bei Männern früherer Ausbruch
  • häufiger bei Getrenntlebenden
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3
Q

Positivsymptomatik der Schizophrenie

A

1) Wahnvorstellungen
(Verfolgungswahn, Beziehungswahn, Größenwahn, Wahn, kontrolliert und beeinflusst zu werden)

2) Desorganisiertes Denken und Sprechen
(Formale Denkstörungen: gelockerte Assoziationen, Neologismen, Perseveration, Alliteration)

3) Gesteigerte Wahrnehmung
(erhöhte Empfindlichkeit für Geräusche und optische Eindrücke, führt zu Reizüberflutung)

4) Halluzinationen
(auditorisch, visuell, taktil, Geschmackshalluzinationen, Geruchshalluzinationen, Körperhalluzinationen)

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4
Q

Negativsymptomatik der Schizophrenie

A

1) Alogie (negative Denkstörung)
(Sprachverarmung, lange Pausen, inhaltslose Antworten)

2) Affektverflachung
3) Apathie
4) Emotionaler und sozialer Rückzug
5) Anhedonie

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5
Q

Psychomotorische Symptome der Schizophrenie

A

Katatonie:
1) Katatoner Stupor:
(Starre, auch über Stunden und Tage)

2) Katatone Rigidität:
- bestimmte Körperhaltung wird immer wieder eingenommen

3) Katatone Haltungsstereotypien:
- für den Patienten typische Haltung

4)Wächserne Biegsamkeit:
- Schaufensterpuppenartig
- Gelenke verharren, wie sie „eingestellt“ werden
5) Katatone Erregung:
o höchste körperliche Anspannung/ Erregung

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6
Q

Subtypen der Schizophrenie nach DSM IV

A

Typ 1 - Vorherrschen der Positivsymptomatik
Typ 2 - Vorherrschen der Negativsymptomatik

1) Desorganisierter Typus:
- vorrangig nicht angemessener Affekt, Denkstörungen etc.

2) Katatoner Typus:
- vorrangig körperliche Symptome

3) Paranoider Typus:
- vorrangig Wahnvorstellungen

4) Undifferenzierter Typus:
- alle Symptome etwa gleich stark vertreten

5) Residualer Typus:
- „Schizophrenia simplex“
- nur Negativsymptomatik, ohne dass je Positivsymptomatik auftrat
- tritt eher in höherem Alter auf

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7
Q

Verlauf der Schizophrenie (Typ I)

A

1) Prodromalphase
(Beginn Kindheit/Jugend; Vernachlässigung der Körperhygiene; Soziale Isolation; Abrupter Leistungsabfall; kann 3 Monate bis 7 Jahre dauern)

2) Floride Phase
(Plötzlicher Eintritt der Positivsymptomatik; kann Tage bis Wochen andauern)

3) Residualphase
(Bleibt entweder, oder der Verlauf beginnt von neuem; Dauer auch Monate bis Jahre)

Je heftiger die Symptomatik der floriden Phase und je kürzer die Prodromalphase, desto günstiger ist die Prognose!

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8
Q

Ätiologie der Schizophrenie - Ansätze

A

1) Soziokulturell orientierte Ansätze
- Labelling-Approach

2) Genetische Ansätze

3) Biochemische Ansätze
- Dopamin-Hypothese
- Glutamat-Hypothese

4) Gehirnmorphologische Ansätze

5) Psychophysiologische Ansätze
6) Psychologische Ansätze

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9
Q

Soziokulturell orientierte Ansätze

- Labelling-Approach

A
  • Ursache für Schizophrenie könnte soziale Attribution sein
  • Personen außerhalb der statistischen Norm werden als schizophren abgestempelt, um sie aus der Gesellschaft auszuschließen

Labelling-Approach (Rosenhan-Studie, 1973):
•Gesunde Versuchspersonen stellen sich in psychiatrischen Krankenhäusern vor
•Geben vor, Stimmen zu hören
•Diagnose: Schizophrenie, obwohl ansonsten keine schizophrene Symptomatik gezeigt wurde
 Diagnose (und entsprechende Therapie) kann zu Schizophrenie führen

•Kritik: 1. Zeitliche Einschränkung für Diagnostik in Krankenhäusern 2. Warum sollten Ärzte Patienten bei Symptomen misstrauen?

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10
Q

Genetische Ansätze

A
  • Genetische Prädisposition für die Entwicklung einer Schizophrenie
  • 10% Erkrankungswahrscheinlichkeit für Verwandte ersten Grades
  • 5% Erkrankungswahrscheinlichkeit für Verwandte zweiten Grades
  • 48% Konkordanzrate für eineiige Zwillinge
  • Konstante 1% Prävalenzrate in der Gesamtbevölkerung
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11
Q

Biochemische Ansätze - Dopamin-Hypothese

A
  • Übermäßige Aktivität bzw. Sensitivität der DA2-Rezeptoren (des mesolimbischen Dopaminsystems) bei schizophren Kranken
  • Neuroleptika können die Sensitivität der DA2-Rezeptoren reduzieren (eliminiert positive Symptome)
  • Aber: Schizophrenie korreliert nur mit dopaminerger Aktivität
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12
Q

Biochemische Ansätze - Glutamat-Hypothese

A
  • Glutamatpsychose (analog zur Amphetaminpsychose)
  • Ausgelöst durch Phencyclidin (PCP)
  • Wichtigster Glutamat-Rezeptor ist der NMDA-Rezeptor
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13
Q

Gehirnmorphologische Ansätze

A
  • Nachweisbare Gehirnmorphologie bei schizophren Kranken mit strukturellen Auffälligkeiten
  • Vor allem Atrophie der präfrontalen Sulci und vergrößerte Ventrikel
  • Vor allem bei vorherrschender Negativsymptomatik
  • Gehirnmorphologische Defizite treten aber erst spät ein
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14
Q

Psychophysiologische Ansätze - EDA: Responder vs. Non-Responder

A
  • EDA = elektrodermale Aktivität
  • EDA ist relevant für das exogene Maß (= die Hautleitfähigkeit)
  • Phasische Erhöhungen der Hautleitfähigkeit sind gute Indikatoren für Informationsverarbeitung (und assoziierte Emotion)
  • Responder zeigen eine EDA-Reaktion
    • -> trifft meistens auf Typ-I-schizophren Kranke zu
  • Non-Responder zeigen keine EDA-Reaktion
    • -> trifft meistens auf Typ-II-schizophren Kranke zu
  • Recovery-Zeit bei schizophren Kranken verkürzt
  • Annahme: Je länger die Recovery-Zeit dauert, desto gründlicher wird ein der Reiz verarbeitet
    • -> umfassenderes mentales Modell
  • Implikation: Schizophren Kranke reagieren auf alte Reize, als wären es neue
  • -> Folge: Überstimulation
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15
Q

Psychophysiologische Ansätze - CNV: Postimperative Negative Variation (PINV) bei CNV-Paradigma

A
  • Basis sind ereigniskorrelierte Potentiale
  • Messbar z.B. über Zweistimulus-Reaktionszeit-Paradigma
  • Reiz 1 kündigt Reiz 2 an; auf Reiz 2 soll eine Reaktion erfolgen
  • Im EEG sollte auf den Warnreiz schon eine Negativierung stattfinden und nach der Reaktion zurückgehen
  • CNV ist die Zeit (Aktiviertheit) zwischen Reiz 1 und Reiz 2
  • Bei schizophren Kranken bleibt die Aktivierung nach der Reaktion erhalten (PINV)

–> Schizophren Kranke sind permanent hochaktiviert und haben kaum Kontingenzen von Reiz und Reaktion

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16
Q

Psychologische Ansätze - Soziale Schicht

A
  • Soziogene Hypothese vs. soziale Drift-Hypothese

- Abstiegs- und Existenzängste können zur Schizophrenie führen

17
Q

Psychologische Ansätze - Familiäre Interaktion

A

a) Schizophrenogene Mutter (Fromm-Reichmann, 1948)
• psychoanalytische Theorie
• Mütter schizophrener Männer sind kalt, dominant, aber überfürsorglich
• deskriptiv eher zutreffend
• aber: keine empirischen Belege, dass dieses Verhalten der Mutter auslösend für Schizophrenie ist

b) Double-Bind-Theorie (Bateson):
• Double-Bind-Situationen = „Zwickmühlen“
• Schizophrenie ist der Versuch, aus Double-Bind-Situationen zu entkommen, indem eine eigene Realität erschaffen wird

c) Expressed Emotions-Konzept
• Der emotionale Ausdruck in Herkunftsfamilien schizophren Kranker ist deutlich negativer geprägt
• Gleichzeitig aber starke emotionale Bindungen innerhalb dieser Familien

18
Q

Fehlen der Pre-Pulse-Inhibition

A
  • z.B. in der Startle-Response oder im P50-Paradigma
  • Pre-Pulse-Inhibition: Wird der Schreckreiz durch einen Warnreiz angekündigt, ist die Schreckreaktion schwächer
  • Funktioniert bei schizophren Kranken nicht

    Insgesamt kortikale Übererregtheit bei schizophren Kranken

Ätiologische Implikation:
Bei genetischer Anlage zur kortikalen Übererregtheit…
…kann eine Umwelt als bedrohlich wahrgenommen werden…
…was zusammen mit kognitiver Abwehr Schizophrenie auslösen kann

19
Q

Therapie - Insulinansatz

A
  • Feststellung: Menschen mit Gehirnkrämpfen haben nie Schizophrenie

Wagner von Jauregg:
o künstlich erzeugte Krampfanfälle (Epilepsie) wirken Schizophrenie entgegen

  • Insulinschock sorgt für Unterzuckerung des Gehirns
    –> ruft künstlichen epileptischen Anfall hervor
    beseitigt schizophrene Symptomatik
  • Allerdings hohe Letalität:
    –> wird nicht rechtzeitig Glukose gegeben, stirbt der Patient
    • Wird mittlerweile nicht mehr angewendet
20
Q

Therapie - Elektrotherapeutischer Ansatz

A

• Krampfanfall wird nicht mehr über Substanz ausgelöst, sondern über elektrischen Schock am Skalp
• Stimulation löst epileptischen Anfall aus
beseitigt schizophrene Symptomatik (v.a. Katatonie)
• Löst allerdings kognitive Defizite aus
• Wird mittlerweile nicht mehr angewendet

21
Q

Therapie - Lobotomie

A
  • Präfrontale Lobotomie (Moniz, 1936)
  • Beseitigt schizophrene Symptomatik
  • Wird aufgrund von Nebenwirkungen (z.B. durch unpräzise Durchführung) nicht mehr praktiziert
22
Q

Therapie - Pharmakologischer Ansatz

A
  • Neuroleptika
  • Medikamente heilen nicht, sondern reduzieren Symptome
  • Nebenwirkungen v.a. extrapyramidal (z.B. Parkinson-Symptomatik), teilweise irreversibel
  • Aber: mit einer Spritze pro Woche können schizophren Kranke ein normales Leben führen
23
Q

Therapie - Kommunikativer Ansatz (Sullivan, 1940er)

A

• Psychoanalytischer Ansatz
• Theorie: Regression auf Kindheit (sprachliche Retardierung)
• Ich überfordert von Umwelteinflüssen
• In der Therapie soll:
o erwachsene Kommunikation beigebracht werden
o aufgeklärt werden, damit sich Patienten Schizophrenie widersetzen
• Relativ erfolgreich
• Erfordert aber sehr intensiven Kontakt zum Patienten

24
Q

Therapie - Verhaltenstherapeutischer Ansatz

A
  • Vor allem bezogen auf Expressed-Emotions-Konzept
  • Den Angehörigen wird vermittelt, dass ihre Verhaltensmuster schädlich sind
  • Patienten werden in sozialer Kompetenz geschult
  • Relativ erfolgreich; niedrige Rückfallquote
25
Q

Therapie - Token-Economy-Ansatz

A
  • Operante Konditionierung
  • Token als sekundärer Verstärker bei erwünschtem Zielverhalten
  • Token eintauschbar gegen tatsächlichen Verstärker
  • Token z.B. dafür, dass Körperhygiene gezeigt wird
26
Q

Therapie - Schizophrenogene Mutter

A
  • Einarbeitung des Therapeuten in schizophrene Logik
  • Idee: Schizophrenie vermeidet Zurückweisen (z.B. durch Mutter)
  • Eigene Gedankenwelt soll vor Zurückweisung schützen
  • Therapie soll eigene Welt mit realer Welt in Übereinstimmung bringen