Sitzung 9: Angst und Angststörungen - entwicklungspsychologische Perspektive Flashcards

1
Q

Definiere Angst & Ängstlichkeit

A

Angst:

  • (basale) Emotion
  • aktueller Zustand
  • Manifestation auf 3 Ebenen
    oder
  • 5 Komponenten der Angst

Ängstlichkeit:

  • als Persönlichkeitsmerkmal
  • als “Wertungsdisposition”: Tendenz, eine Klasse von Situationen als bedrohlich zu erleben und mit Angst zu reagieren
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
2
Q

Klassifikation von Ängsten

A

Phobien:
Angst vor konkreten Objekten/Sachverhalten (z.B. Hunde, Spinnen, enge Räume)

Kognitive Ängste:
Angst vor abstrakten Themen (z.B. Krieg, Naturkatastrophen, Dunkelheit)

Soziale Ängste:
Angst im Kontakt mit anderen Menschen oder sozialen Situationen (z.B. Feier, Fremde)

Leistungsängste:
Angst vor Versagen in Anforderungssituationen (z.B. Prüfung, Vortrag)

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
3
Q

Angst unter entwicklungspsychologischer Perspektive

A

Angst gehört zum Alltag von Kindern
- Entwicklungstypisches und universales Phänomen

Angst unterliegt einem gesellschaftlichen Wandel
- Zeitgeist

Angst verändert sich im Laufe der Entwicklung

  • Themen, Inhalt
  • Umgang, Bewältigungsfähigkeiten

Angst unterliegt interindividuellen Unterschieden z.B.

  • Unterschiede in der Art und Intensität
  • Unterschiede im Umgang mit der Angst
  • Geschlechterunterschiede
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
4
Q

Erläutere die 3 Ebenen und im Gegensatz dazu auch die 5 Komponenten der Angst

A

3 Ebenen:

  • physiologische Veränderungen
  • subjektives Erleben
  • Handlungstendenzen

5 Komponenten:

  • Physiologisch (körperliche Veränderungen)
  • Subjektiv (Gefühl)
  • Kognitiv (bewertende Gedanken)
  • Im Ausdruck (Mimik, Gestik, Körperhaltung)
  • Motivational (behavioral, Verhaltensweisen)

(s. auch Folie 11)

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
5
Q

Was sind entwicklungstypische Ängste in den ersten Lebenswochen?

A

aversive Reize (z.B. Schmerz, Lärm, Verlust der Unterlage)

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
6
Q

Was sind entwicklungstypische Ängste im ersten Lebensjahr?

A
  • Angst vor fremden Personen, Objekten
  • Trennungsangst
  • Provokation von Angst und Beobachtung der frühkindlichen Reaktionen, z.B.
  • > Looming: Objekte werden auf einer Leinwand auf Kollisionskurs gezeigt; Analyse der kindlichen Reaktionen
  • > schon im 1. Lebensmonat reagieren Kinder mit Abwehr, wenn Objekte vermeintlich auf Kollisionskurs sind
  • Angst vor Höhen: Visual cliff (s. Folie 15)
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
7
Q

Was sind entwicklungstypische Ängste im Vorschulalter?

A
  • Angst vor Tieren
  • Dunkelangst
  • Angst vor dem Alleinsein
  • > konkrete Auslöser in der unmittelbaren Umgebung
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
8
Q

Was sind entwicklungstypische Ängste im Grundschulalter?

A
  • Angst vor übernatürlichen Dingen und Ereignissen
  • Angst vor Misserfolg und Kritik
  • Angst vor körperlichen Verletzungen und Gefährdung
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
9
Q

Was sind entwicklungstypische Ängste im Jugendalter?

A
  • globale Angst (politische und ökonomische Themen)
  • > abstrakte Auslöser (hypothetische Ereignisse; Antizipation von Ereignissen)
  • > Zunahme an Besorgtheitskognitionen (z.B. bzgl. Verhaltensdefiziten, sozialen Vergleichssituationen, psychischen Wohlbefindens)
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
10
Q

Wie viel Prozent der 4-12-jährigen fürchten sich vor mind. einem Reiz?

A

75,8%

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
11
Q

Was zeigen Studien zu möglichen Folgen einer hohen Ängstlichkeit?

A

Hohe Ängstlichkeit kann sich z.B. negativ auf die sozial-emotionale und kognitive Entwicklung auswirken

  • SuS sind weniger fröhlich und belebt
  • SuS sind einsamer und in ihrer Stimmung häufig getrübt
  • SuS zeigen in Bewertungssituationen ungünstigere Selbstverbalisationen
  • SuS neigen zu Vermeidung angstauslösender Situationen

= Bewältigung wesentlicher Entwicklungsaufgaben kann behindert werden -> langfristige Folgen?

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
12
Q

Was sind biologische Einflussfaktoren auf die Entwicklung von hoher Ängstlichkeit?

A

Genetische Disposition:

  • Serotonin-Stoffwechsel verändert (Neurotransmitter)
  • Temperament (konstitutionelle/überdauernde biologische Unterschiede in der Reaktivität und Selbst-Regulation)

= Einfluss genetischer Faktoren nimmt mit dem Alter zu
= Einfluss genetischer Faktoren bei Mädchen größer

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
13
Q

Temperamentsdimensionen und Ängstlichkeit

A

9 Dimensionen

  • Aktivitätsniveau
  • Rhythmizität
  • Annäherung-Vermeidung
    = starke Hemmung
  • Anpassungsfähigkeit
    = geringe Offenheit für neue Reize
  • Intensität der Reaktion
    = starke Reaktion
  • Reaktionsschwelle
    = geringe Schwelle
  • Qualität der Stimmung
    = erhöhte negative Affektivität
  • Ablenkbarkeit
    = geringe Ablenkbarkeit
  • Aufmerksamkeitsspanne-Persistenz
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
14
Q

Was sind psychologische Einflussfaktoren auf die Entwicklung von hoher Ängstlichkeit?

A
  • verzerrte kognitive Informationsverarbeitung von (vermeintlich) bedrohlichen Reizen (spezifische kognitive Schemata); selektive Aufmerksamkeit
  • ausgeprägte Besorgtheitskognitionen

= frühe starke Ängste = Risikofaktor für die Entwicklung einer Angststörung

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
15
Q

Was sind soziale Einflussfaktoren (Familie) auf die Entwicklung von hoher Ängstlichkeit?

A
  • schlimme Ereignisse und Belastungen (z.B. Tod eines Angehörigen, Krankenhausaufenthalt, Unfall)
  • Ängste der Eltern (z.B. Vermeidungsverhalten)
  • > Beobachtungslernen
  • Erziehungsverhalten
  • > Überfürsorglich, geringe Förderung der Selbstständigkeit
  • > Betonung der Meinung anderer
  • > Scham als Disziplinierungsmaßnahme
  • Reaktionen der Eltern auf Ängste der Kinder
  • > Verstärkung vermeidenden Verhaltens
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
16
Q

Was sind soziale Einflussfaktoren (Umwelt) auf die Entwicklung von hoher Ängstlichkeit?

A

= Ängste haben in den letzten Jahrzehnten zugenommen

= Zunahme der allgemeinen Bedrohung in der Gesellschaft

  • Kriminalitätsrate
  • geringere soziale Verbundenheit
17
Q

Diagnostik von Ängstlichkeit/Angst

Maße

A
  • Ausmaß der Angst bei unterschiedlichen (potentiellen) Angstauslösern/Angstsituationen
  • Umgang mit der Angst (Bewältigungsstrategien)
18
Q

Erläutere das BAV 3-11 von Mackowiak & Lengning

A

Bochumer Angstverfahren für Kinder im Vorschul- und Grundschulalter

Befragung von über 1000 Kindern im Alter von 3-11 Jahren

Alltagssituationen

  • Soziale Ängste
  • Angst vor Verletzungen, körperlicher Beeinträchtigung
  • kognitive Ängste, Sorgen und Befürchtungen
  • Phobien
  • eigene Nennungen

Situationen werden mit Bildern u. Geschichten illustriert

(s. Folie 37-39)

Verhaltensstile:
Problemorientierung
Soziale Unterstützung
Problemvermeidung

19
Q

Übergang zu klinisch relevanter Angst

A

Extreme Formen der Angst werden als Belastung erlebt
- Entwicklungsgefährdung

Ängstlichkeit fällt als internalisierte Störung seltener und daher oft später auf

Übergänge zu klinisch relevanten Angststörungen sind fließend
- Gefahr der Chronifizierung

Zentral: Frühe Identifikation von unangemessen starker Angst
- Prävention

20
Q

Was ist neben dem BAV 3-11 ein weiteres Verfahren im Bereich der Diagnostik?

A

Erfassung von Bewältigungsstrategien
(Klein-Heßling & Lohaus)

  • in unterschiedlichen Alltagssituationen
  • insgesamt 15 Einzelstrategien, die für jede Situationen anzuwenden sind
  • 5 verschiedene Arten von Bewältigungsstrategien:
    Problemlösungsorientierte Strategien
    Sozial-unterstützungsorientierte Strategien
    Konstruktiv-emotionsregulierende Strategien
    Destruktiv-emotionsregulierende Strategien
    Problemausweichende Strategien