Phasen III/IV – Kohlberg / Havighurst Flashcards
Lawrence Kohlberg
Biografie
Ò1927 in einem Vorort von New York geboren / 1987 in Massachusetts gestorben
ÒAls Kohlberg fünf Jahre alt war, trennte sich sein Vater von seiner Mutter. ÒKohlberg bleibt mit seinen drei älteren Geschwistern beim Vater. Die Trennung beschäftigte ihn oft.
ÒBesuchte eine Schule für Hochbegabte, galt dort aber als aufsässig.
Ò1945 Schulabschluss und als Wehrdienstleistender nach Europa. Rettet Juden mit dem Schiff nach Palästina. Das Schiff wird eingenommen, Kohlberg landet auf Zypern im Gefängnis.
ÒZurück in den Staaten studiert er Psychologie und erhält aufgrund besonderer Leistungen nach einem Jahr den Bachelor.
ÒKohlberg studiert klinische Psychologie unter anderem bei Bruno Bettelheim und Carl Rogers.
ÒKohlberg interessiert sich für die Arbeiten von Georg Herbert Mead, James Mark Baldwin und Jean Piaget.
–> Kohlberg arbeitet empirisch und begeistert sich am meisten für die Arbeiten von Piaget – vor allem für seine Entwicklung des moralischen Bewusstseins.
Ausgangspunkt
Jean Piaget – moralisches Bewusstsein (1932)
ÒPiaget setzt das moralische Urteil in Zusammenhang damit, dass Kinder Spielregeln verstehen (è Spiel).
ÒErhebung: Piaget erzählt den Kindern zwei Geschichten und fragt danach, welches Kind das „bösere“ war.
‒ Bsp.: „Z wollte seiner Mutter helfen und zerschlug beim Wegtragen des Geschirrs, als der Wind eine Tür aufschlug, 15 Tassen, vs U wollte Konfitüre naschen und zerschlug dabei eine Tasse“ (S. 173)
ÒJüngere Kinder können nur eine Dimension betrachten (die Höhe des entstandenen Schadens) // erst ältere Kinder können als zweite Dimension die Absicht mit berücksichtigen.
Ausgangspunkt
Jean Piaget – Verständnis von Gerechtigkeit
ÒFür kleine Kinder ist gerecht, was eine Autorität (konsistent) fordert, lobt oder bestraft.
ÒFür größere Kinder ist gerecht, was für alle gleich ist (ohne Ausnahme).
ÒFür noch ältere Kinder orientiert sich Gerechtigkeit auch an den Bedürfnissen der Betroffenen.
èDas war die Ausgangssituation für die Arbeiten von Lawrence Kohlberg.
- Erste Einteilung an Piaget orientiert: Autoritätsorientierung //
Konventionsorientierung // Prinzipienorientierung
Kohlbergs sechs Stufen des moralischen Urteils
Lawrence Kohlberg – Entwicklung des moralischen Urteils
I. präkonventionell
1. Strafe und Gehorsam
2. Naiver instrumenteller Hedonismus
II. konventionell
3. Interpersonale oder Gruppenperspektive
4. Gesellschaftsperspektive
III. postkonventionell
5. Sozialer Kontakt
6. Universelle ethische Prinzipien
Kohlbergs sechs Stufen des moralischen Urteils
Lawrence Kohlberg – Methode und Operationalisierung
ÒKohlberg hat moralische Dilemmata entwickelt.
ÒDie Kinder sollten eine Entscheidung treffen und begründen. ÒDie Einordnung erfolgte anhand der Begründungen.
ÒBeispieldilemma: Studierenden und Lehrende sind sich einig, dass die (amerikanische) Uni ein Armeetrainingsprogramm aus dem Angebot nehmen soll. Das Rektorat ist dagegen. Die Studierenden besetzen das Verwaltungsgebäude. War es richtig, dass die Studierenden das Verwaltungsgebäude besetzt haben?
Lawrence Kohlberg – Heinz-Dilemma
ÒDas bekannteste Dilemma ist das Heinz-Dilemma.
ÒSie sehen unterschiedliche Altersstufen und damit auch unterschiedliche Stufen von Kohlbergs Stufentheorie. Entscheidend ist die Begründung, nicht die Entscheidung.
Kohlbergs sechs Stufen des moralischen Urteils
Lawrence Kohlberg – Entwicklung des moralischen Urteils
I. präkonventionell
- Strafe und Gehorsam: böse ist, was bestraft wird, gut, was belohnt wird //
keine prinzipiellen Überlegungen, sondern Strafe vermeiden, angenehme
Konsequenzen suchen - Naiver instrumenteller Hedonismus: Verhalten beruht auf Gegenseitigkeit //
Bsp.: wenn die Frau von Heinz überlebt, könnte sie das Unrecht gegenüber dem Apotheker wieder gut machen
Kohlbergs sechs Stufen des moralischen Urteils
Lawrence Kohlberg – Entwicklung des moralischen Urteils
II. konventionell
- Interpersonale oder Gruppenperspektive: Moral richtete sich nach der
Mehrheit // Bsp.: in Deutschland gelten Hilfsbereitschaft, Dankbarkeit,
Respekt als Werte und werden übernommen - Gesellschaftsperspektive: gesamte Gesellschaft wird mitbedacht // moralisch ist gut, wer seine Pflichten erfüllt und Regeln einhält // eine Gesellschaft braucht Regeln, da sie sonst im Chaos versinken würde
Kohlbergs sechs Stufen des moralischen Urteils
Lawrence Kohlberg – Entwicklung des moralischen Urteils
III. postkonventionell
- Sozialer Kontakt: Grundrechte müssen beachtet werden // was wichtig ist,
kann die Gesellschaft demokratisch aushandeln und muss es dann auch
einhalten - Universelle ethische Prinzipien: Grund- und Menschenrechte wie Recht auf
Leben und Freiheit sind nicht verhandelbar.
- In empirischen Studien wird diese Stufe fast nie erreicht.
- Kohlberg hat sie später nur noch theoretisch betrachtet
Kohlberg im Original
Lawrence Kohlberg - Die Psychologie der Moralentwicklung
Was sind Entwicklungsfaktoren?
„Moralstufen sind in erster Linie als Resultat der Interaktion des Kindes mit anderen zu verstehen und dürfen nicht als unmittelbare Entfaltung biologischer oder neurologischer Strukturen betrachtet werden.“
„Intelligenz kann als eine notwendige, aber noch nicht als hinreichende Ursache des moralischen Fortschritts angesehen werden. Alle moralisch fortgeschrittenen Kinder sind gescheit, aber nicht alle gescheiten Kinder sind moralisch fortgeschritten.“
„Nicht nur der kognitive Fortschritt hat einen Stellenwert für die moralische Entwicklung. Von Bedeutung scheinen überdies Gelegenheiten zur Teilhabe und zur Rollenübernahme in denjenigen gruppen zu sein, zu denen das Kind gehört.“
–> Kohlberg nimmt als Entwicklungsmotor Äquilibrationsprozesse an wie die majorisierende Äquilibration (es werden immer mehr Standpunkte berücksichtigt)
Lawrence Kohlberg – Kritik
Universalität
–> Kohlberg geht davon aus, dass seine Stufen zwar in vielen Kulturen anwendbar sind, aber die Entwicklung nicht in allen Kulturen gleich schnell verläuft und nicht in allen Kulturen das gleiche Niveau des moralischen Urteils erreicht wird.
–> Theorie ist kulturabhängig.
Moralisches Handeln
–> Moralisches Urteilen sagt noch nichts über moralisches Handeln.
–> Kohlberg nimmt an, dass mit steigender moralischer Stufe auch das moralische Handeln steigt.
Robert James Havighurst
Biografie
Ò1900 in Wisconsin geboren / 1991 in Indiana gestorben ÒErziehungswissenschaftler und Soziologe
Ògrundlegende Annahme: Wir nehmen auf unsere eigene Entwicklung gezielt Einfluss.
Robert James Havighurst – Entwicklungsaufgaben
ÒEntwicklungsaufgaben entstehen in bestimmten Lebensabschnitten
‒ Erfolgreiche Bewältigung bringt Glück, Anerkennung und gute Ausgangslage
für den nächsten Entwicklungsaufgaben.
‒ Misslingen führt zu Unglücklichsein, Missbilligung durch die Gesellschaft und
Schwierigkeiten bei späteren Aufgaben.
ÒEntwicklungsaufgaben entstehen laut Havighurst aus
‒ biologischen Gegebenheiten
‒ gesellschaftlichenAnforderungen
‒ persönlichen Zielsetzungen
ÒWie kann die Gesellschaft Anforderungen stellen?
‒ Gesetze und Institutionen
‒ sozialeAnerkennung
Robert James Havighurst – KLE
Kritische Lebensereignisse (KLE)
ÒUrsprünglich zählten zu Entwicklungsaufgaben nur die Aufgaben, die nahezu für alle Menschen in einem bestimmten Lebensabschnitt gelten (Bsp.: von Eltern lösen).
ÒAber auch andere Anlässe können Entwicklung anstoßen (Bsp.: Langeweile im Beruf, Lottogewinn, Krankheit): diese Anlässe nennt man kritische Lebensereignisse
‒ Normativ / auf diese Ereignisse kann man sich vorbereiten: Einschulung, Eintritt in den Beruf, Eintritt in die Rente
‒ Nicht-normativ: Auftritt in einem Theaterstück, Reise
Robert James Havighurst – Coping
Bewältigung kritischer Lebensereignisse - Coping
ÒDie Bewältigung kritischer Lebensereignisse geschieht mittels Coping.
ÒZwei Arten von Coping
‒ problemzentriertes Coping: oft raschere Lösung, zufriedener ‒ emotionszentriertes Coping: weniger zufrieden
ÒDrei Arten von Coping
‒ aktive Problemlösung
‒ kognitive Umbewertung
‒ Abwehrreaktion / emotionale Verarbeitung / Verunsicherung