Aktionale Perspektive / Anlage - Umwelt Flashcards
Zur Erinnerung
ÒKohlberg: ?
ÒHavighurst: ?
ÒBeide sind ?
Zur Erinnerung
ÒKohlberg: Ausgangspunkt ist Piaget, aber Kohlbergs Theorie ist kulturabhängig.
ÒHavighurst: Entwicklungsaufgaben // wir können uns vor allem auch
Entwicklungsaufgaben selbst setzen // damit sind wir bei der aktionalen Perspektive
ÒBeide sind Phasentheoretiker. Grundannahme: Entwicklung verläuft in Phasen.
Prozesse
Keine Phasen, sondern Prozesse
ÒAn den Phasentheorien gibt es viel Kritik:
ÒAn den Phasentheorien gibt es viel Kritik: Es kann Rückschritte geben. / Kinder können sich in unterschiedlichen Bereichen in verschiedenen Phasen befinden. / Die Theorien erklären Entwicklung nicht. / Ausnahme: Piaget.
ÒNächster Schritt: Wir nehmen Prozesse an. Welche Prozesse liegen der Entwicklung zugrunde?
ÒEinen ersten Ansatz haben wir bei Piaget kennengelernt: Das Ausbalancieren von Assimilation und Akkomodation, also der Prozess der Äquilibration, treibt Entwicklung an. Der Ansatz erklärt aber nicht, wie das genau funktioniert.
ÒWir haben zudem angenommen, dass sich Menschen selbst Aufgaben geben können, die sie zur Entwicklung antreiben (Bsp.: eine Reise, eine Sprache lernen), also wir selbst Handelnde für unsere Entwicklung sind.
ÒVertreter dieser Prozessperspektive sind Brandtstädter, Baltes und Heckhausen als BeispieleèThema nächste Woche.
ÒDie aktionale Perspektive mit uns als Handelnden und zugrundeliegenden Prozessen setzt voraus, dass wir Entwicklungsspielraum besitzen.
Entwicklungsspielraum
Welchen Entwicklungsspielraum haben wir?
ÒExtrempositionen heute nicht mehr vertreten:
‒ Alles ist in den Genen festgelegt: Diese Annahme festigt privilegierte
Positionen und führt auf der Gegenseite zu wenig Anstrengung.
‒ Maximale Lernbarkeit: Diese Annahme ermöglicht für die Menschheit
Weiterentwicklung und kann auf der anderen Seite zu Überforderungen führen.
ÒDennoch werden weiterhin die Stärke der Einflüsse von Anlage und Umwelt betrachtet.
ÒAnnahmen darüber, wie stark der Einfluss von Genen und Umwelt ist, hat Auswirkungen auf die Gesellschaft, auf Bildung, Sozialpolitik und Rechtspflege.
‒ Wie viel Förderung lohnt sich?
‒ Welche Personengruppen sollen gefördert werden?
‒ Wie stark können sich Menschen ändern?
Gene
Grundlagen und Annahmen
ÒGene sind im Lebensverlauf durch Lernen nicht veränderbar.
Ò„Allerdings ist die Zusammensetzung des Genpools je Individuum verschieden, weil bei jeder Zeugung vom Vater und von der Mutter nach Zufall je eine Hälfte der Gene zusammengeführt werden“ (Flammer, 2017, S.30).
‒ monozygote und dizygote Zwillinge
Ò zugrundeliegende Genkonstellation (Genom) è äußerlich sichtbar (Phänotyp)
‒ Nur ganz wenige Eigenschaften können auf die Wirkung einzelner Gene zurückgeführt werden.
‒ Meist wirken viele Gene zusammen.
Gene
Vererbung – vererbt werden Kompetenzen, nicht Performanzen
ÒGenetische Gegebenheiten werden bei der Zeugung festgelegt. Sie ermöglichen Anpassung an die Umwelt (= Veränderungen).
ÒTreffen die genetischen Gegebenheiten auf geeignete Umwelt- und Lernbedingungen, entstehen daraus Kompetenzen.
‒ Bsp.: Ein Kind hat ein sehr gut angelegtes Musikgehör. Das Kind hört in seiner Umgebung unterschiedliche Musik. Die Kompetenz eines sehr guten Musikgehörs entsteht.
ÒDiese Kompetenz ermöglicht Performanz / konkretes Verhalten.
‒ Das Kind singt oder wird später Komponistin.
ÒDie Performanz setzt die Kompetenz voraus. Aus der Kompetenz ergibt sich aber nicht notwendig die Performanz.
‒ Bsp.: Wer Musikerin werden will (Performanz), benötigt ein gutes Musikgehör (Kompetenz), aber nicht jeder mit gutem Musikgehör (Kompetenz) wird Musiker (Performanz).
Gene
Vererbung
ÒAnlagen: in den Genen festgelegte Anlagen ‒ Von den Eltern vererbt.
‒ Spontanmutationen
‒ Schädigungen (Strahlenschädigungen)
ÒGenom wird erst im Phänotyp mit der Interaktion geeigneter Umweltbedingungen sichtbar.
‒ Phänotypische Realisierung kann beeinflusst werden (Bsp.: eine bestimmte Diät hindert die Anlage der Phenylketonurie an der phänotypischen Realisierung).
ÒAnteile der Gene werden versucht abzuschätzen durch
‒ Zwillingsstudien
‒ Adoptionsstudien
ÒMaß: Heritabilitätsindex H2 von maximal 1 bis minimal 0
‒ Schätzung der durchschnittlich erblich bedingten Ähnlichkeit von Paaren
Erblichkeit menschlicher Eigenschaften
Welche Befunde gibt es? Bekanntestes Beispiel: Intelligenz
ÒIntelligenz hat einen erblichen Anteil / Intelligenz ist von einer bisher unbekannten Zahl von Genen beeinflusst
ÒDie Tabelle (Flammer, 2017, S. 34) lässt einen starken Einfluss der Gene, aber auch der Umwelt vermuten.
ÒFlynn-Effekt: durchschnittliche Intelligenzleistungen sind im 20. Jahrhundert deutlich gestiegen.
‒ Zu schnell für Vererbung, deshalb vermutlich umweltbedingt.
ÒMögliche Überschätzung der Erblichkeit bei monozygoten Zwillingen, die in Adoptivfamilien aufgewachsenen sind.
‒ Grund: Adoptivfamilien ähneln sich hinsichtlich des Bildungsstatus und sind insgesamt ähnlicher als oft angenommen.
Erblichkeit menschlicher Eigenschaften
Weitere Befunde
ÒIntelligenz: h2 = .5
Òräumliches Denken: h2 = .4
Òallgemeine Schulleistungen: h2 < .4
ÒGedächtnisleistungen: h2 = .25
Erblichkeit menschlicher Eigenschaften
Wie spielen Anlage und Umwelt zusammen?
Modell der sensiblen Phasen:
einige Anlagen können sich nur dann entfalten, wenn sie zu einer bestimmten Zeit auf bestimmte Umweltbedingungen treffen.
‒ Bsp.: Wolfskinder: Sprache und soziale Interaktion nur bis zu einem gewissen Maß noch erreichbar.
Erblichkeit menschlicher Eigenschaften
Wie spielen Anlage und Umwelt zusammen?
Modell der sozialen Passung:
‒ passives Beziehungsmuster (in den ersten Lebensjahren): Individuum ist der
Umwelt ausgeliefert (Bsp.: Eltern melden ein Kind beim Klavierunterricht an)
‒ aktives Beziehungsmuster (zweites Lebensjahrzehnt): Individuum sucht sich
seine Umgebung selbst (Bsp.: Studentin entscheidet sich für ein Studienfach)
‒ evokatives Beziehungsmuster (das gesamte Leben lang) / Echobeziehung:
Genotyp des Individuums löst in der Umgebung selektiv Reaktionen aus, die dann zu Entwicklungsbedingungen werden (Bsp.: emotional ausgeglichenes Kind hat vermutlich auch ausgeglichene Eltern)
Erblichkeit menschlicher Eigenschaften
Sprache – Braunschweiger Zwillingsprojekt
ÒWerner Deutsch (1947-2010)
Zentrale Frage:
„Wie können Zwillinge, die auf den ersten Blick zum Verwechseln ähnlich aussehen und von ihren Eltern auch wie Doppelte Lottchen angezogen werden, überhaupt eine persönliche Identität entwickeln?“
Braunschweiger Zwillingsprojekt
Projektdaten
Ò Längsschnittstudie
ÒBeginn 1991
Òuntersucht werden besondere Geschwisterkonstellationen: monozygote und
dizygote Zwillinge, gleich- und gegengeschlechtlich, sowie Geschwisterpaare, die nur ein Jahr auseinander sind, ebenfalls gleich- und gegengeschlechtlich
ÒDie Kinder bekommen aktuelle Fotos von sich und ihrem Geschwisterkind gezeigt.
ÒFrage: Wer ist das?
Braunschweiger Zwillingsprojekt
Selbsterkennen – Daten aus dem Projekt
ÒKinder erkennen sich etwa mit 18 Monaten im Spiegel (Film Rouge-Test: https://lehrbuch-psychologie.springer.com/videos/437)
ÒEineiige Zwillinge verwechseln auf Fotos sich und ihr Geschwister.
ÒEineiige Zwillinge brauchen am längsten, bis sie sich fehlerfrei selbst erkennen, aber es gelingt.
‒ mz: mit 31 Monaten, Geschwisterkinder: mit 23 Monaten
Òweitere Besonderheit bei eineiigen Zwillingen ist der nominale Dual als Personenreferenz ‒ Bsp.: Brüderpaar, das sich mit „Enna“ benennt (Enna kann dabei einen von beiden oder das Paar bezeichnen)
Braunschweiger Zwillingsprojekt
Weitere Forschungsfragen – Übergangsobjekte / Besitz
Übergangsobjekte
Jeweils ein Zwillingshase eines monozygoten Zwillingspärchens. Die Mädchen bekamen die Hasen als Zwillingspärchen in Anlehnung an die besondere Geschwisterkonstellation geschenkt. Beide Mädchen wählten die Hasen unabhängig voneinander und ohne Nachdruck durch die Eltern aus einer Reihe von Spielzeugen aus.
Braunschweiger Zwillingsprojekt
Weitere Forschungsfragen – Übergangsobjekte / Besitz
Kleiderwahl
Ò6-jährige Zwillinge sollten aus Kleidungsstücken anlassbezogen wählen.
ÒAlle Kleidungsstücke sind mitgebracht und doppelt vorhanden.
ÒJe ähnlicher die Zwillinge sind oder gemacht werden, desto unterschiedlicher wählen sie die Kleidung.
è Zwillinge nutzen Situation zur Differenzierung