Anwendung - Medienkompetenz Flashcards
Medienkompetenz
Was ist Medienkompetenz? Eine Definition
Ò„Medienkompetenz (auch: Media Literacy) beinhaltet die Fähigkeit, Medien kritisch, selbstbestimmt und verantwortlich nutzen, verstehen, bewerten und gestalten zu können. Medienkompetenz wird als Kontinuum verstanden, kann also frei zwischen den Polen hoher und niedriger Medienkompetenz variieren (Baacke, 1999; Groeben, 2002a, 2002b; Hurrelmann, 2002; Sutter & Charlton, 2002).“
ÒGroeben (2004) definiert sieben Prozessdimensionen, auf denen Medienkompetenz messbar gemacht werden kann.
Òanders als ältere, zum Teil medienpädagogische Modelle, die hierarchisch aufgebaut sind.
Medienkompetenz
1. Medienwissen und Medialitätsbewusstsein
Diese Dimension umfasst die Fähigkeit, zwischen Fiktion und Realität sowie zwischen Parasozialität (Beziehung zu Medienakteuren wie z. B. Protagonisten eines Films) und Orthosozialität (Beziehung zu Personen aus der eigenen »realen« Umwelt) unterscheiden zu können. Auch das Wissen über künstlerische, rechtliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen, über die Arbeitsweisen von Medienunternehmen, über die Intention und mögliche Wirkungen von Medieninhalten ist hiermit angesprochen.
Medienkompetenz
2. Medienspezifische Rezeptionsmuster
Diese Dimension umfasst die technologisch-instrumentellen Fertigkeiten des Medienumgangs von der Selektion bis hin zur Enkodierung und Anwendung.
Medienkompetenz
3. Medienbezogene Genussfähigkeit
Diese Dimension beschreibt die Fähigkeit, sich zu unterhalten, ohne sich im Medienangebot zu verlieren, Identifikation ohne Selbstaufgabe und die Grenzziehung zwischen Genuss und Sucht.
Medienkompetenz
4. Medienbezogene Kritikfähigkeit
Diese Dimension beinhaltet die Fähigkeit, Medieninhalte und –angebote im Hinblick auf ihre Qualität zu beurteilen. Dazu gehört beispielsweise die Fähigkeit, Zeitungsartikel vor dem Hintergrund der politischen Orientierung der Autoren beurteilen zu können.
Medienkompetenz
5. Selektion / Kombination von Mediennutzung
Diese Dimension bezieht sich auf die Fähigkeit, Medien bewusst und zielführend auszuwählen und zu kombinieren.
Medienkompetenz
6. Produktive Partizipationsmuster
Diese Dimension trägt der Entwicklung Rechnung, dass zur Mediennutzung vermehrt auch Medienproduktion gehört. Das impliziert die Veränderung von Medieninhalten, den Umgang mit interaktiven Medien und vor allem auch die Erstellung von eigenen Medieninhalten. Die eigene Mediengestaltung erhält vor allem vor dem Hintergrund der Identitätsentwicklung großen Stellenwert in einer Medienlandschaft, die eine Vielzahl von mitzugestaltenden Medien anbietet (z. B. TV-Sendungen, in denen Laienpersonen mitspielen, oder Internetportale wie flickr.com oder myspace.com).
Medienkompetenz
7. Anschlusskommunikation
Diese Dimension beinhaltet zweierlei: zum einen die Fähigkeit, in einer mediatisierten Gesellschaft am Diskurs über Medieninhalte und -systeme teilnehmen zu können, zum anderen die Motivation zur Anschlusskommunikation.
Medienkompetenz
Ausgangssituation
Ò Praxis
‒ Kinder sind von Anfang an in den Familien mit Medien konfrontiert
‒ bereits zweijährige Kinder verfügen frei über einige Medien ‒ Medienbesitz steigt stark mit dem Alter an
Ò Theorie
‒ Medienkompetenz ist nicht angeboren
‒ Kinder entwickeln die Kompetenz, Medien zu verstehen und aktiv zu nutzen im Laufe der Kindheit
–> daraus folgt: Medienkompetenz entwickelt sich von Anfang an
–> Grundlage ist die mediale Zeichenkompetenz
Entwicklung der medialen Zeichenkompetenz
Òmediale Zeichenkompetenz ist eine Teilfähigkeit von Medienkompetenz
Òmediale Zeichenkompetenz entwickelt sich im Vor- und Grundschulalter
Òeine sensible Phase, um mediale Zeichenkompetenz zu erwerben, ist das Alter von 4 bis 5 Jahren
ÒStudien ergeben, dass mediale Zeichenkompetenz vorhersagt, wie gut Kinder später bildungsrelevante Fertigkeiten erwerben (Lese- und Rechtschreiberwerb, mathematische Kompetenzen, Nutzung von Lernmedien)
Òmediale Zeichenkompetenz funktioniert nicht wie ein on-off Schalter, sondern differenziert sich immer weiter aus
Òmanche Fähigkeiten der Kinder “verführen“ dazu, anzunehmen, dass die mediale Zeichenkompetenz bereits weiter ausgebildet ist als sie es real ist
–> vielfältiges und komplexes Thema
Entwicklung der medialen Zeichenkompetenz
Die zentrale Aufgabe, um mediale Zeichenkompetenz zu entwickeln, ist, die doppelte Natur von Bildern zu erkennen.
Ein Bild ist
1. ein materielles (zweidimensionales) Objekt
UND
2. kann etwas anderes repräsentieren.
Entwicklung der medialen Zeichenkompetenz
Ab 0 Jahre
ÒSäuglinge erkennen Gesichter von Personen, die sie real gesehen haben, auf Fotos wieder ABER Säuglinge haben noch nicht die Zeichenfunktion von Bildern erkannt
Òneun Monate alte Säuglinge agieren so, als ob sie Objekte aus Fotos herausnehmen möchten (Bsp.: greifen nach einem Ball)
Òdoppelte Natur von Bildern wird mit eineinhalb Jahren erkannt
‒ zeitlich parallel zum Selbsterkennen (Rouge-Test)
‒ auditive Benennung eines Bildes wird sowohl auf das Bild als auch auf den
Referenten bezogen ‒ kulturabhängig
Òdoppelte Natur von Bildern wird mit zweieinhalb Jahren zum Problemlösen genutzt
‒ Kinder sollen ein Objekt im Raum finden, nachdem sie das Versteck auf einem Foto gezeigt bekommen haben
ÒVierjährige erkennen, dass Bilder eine stabile Bedeutung haben
ABER
Vierjährige nehmen an, dass geschriebene Worte je Kontext unterschiedliche Bedeutung haben
Òab vier Jahren verstehen Kinder, dass Bilder einen Sachverhalt falsch
repräsentieren können
‒ ABER erst ältere Schulkinder wissen, welche Merkmale einer Repräsentation
den Merkmalen des Referenten entsprechen
‒ erst Jugendliche haben metarepräsentationale Fähigkeiten zur Auswahl von
Repräsentationen und zur kritischen Analyse