Persönlichkeitspsychologie Flashcards
Was sind die typologischen Persönlichkeitstheorien?
- Klassifikation Menschen anhand begrenzter Anzahl klar unterscheidbarer/nicht überlappender Typen
- Diskrete Merkmale (Alles-oder-Nichts, Ja-oder-Nein)
Was sind die eigenschaftsorientierten Persönlichkeitstheorien?
- Skalierung des Ausmasses, anhand Menschen durch unterschiedliche Eigenschaften (traits) beschrieben werden
- Kontinuierliche Merkmale (Abstufung, z.B. niedrig, mittel, hoch)
Welche typologischen Ansätze gibt es?
- Viersäfte-Lehre (Hippokrates, Gallen)
- Konstitutionstypen/Somatotypen (Kretschmer, Sheldon)
- Myers-Briggs-Typenindikator (MBTI)
Welche eigenschaftsorientierten Ansätze gibt es?
- Trait Ansätze (versch. Bausteine für Persönlichkeit, überdauernde Eigenschaften für konsistentes Ver-halten)
- Lexikalischer Ansatz (z.B. Big-Five)
Welche Unterschiede gibt es zwischen typologischen und eigenschaftsorientierten Persönlichkeitstheorien?
- Klar unterscheidbarer/nicht überlappender Typen (ty) vs. Unterschiedliche Eigenschaften (eo)
- Diskrete Merkmale (ty) vs. Kontinuierliche Merk-male (eo)
Was wird an den typologischen und eigenschaftsorientierten Ansätzen kritisiert?
Typologischen Ansätze
• Keine wissenschaftliche Belegung/keine Validität
• Unzureichende Abbildung Persönlichkeit (keine Kompromisse, z.B. entweder Denker oder Fühler)
• Keine Prognosekraft für beruflichen Erfolg
• Bei MBTI instabile Typenzuordnung (Wiederholung kann anderen Typ generieren)
Eigenschaftsorientierte Ansätze
• Big-Five: Debatten zeigen, dass die 5 Dimensionen vermutlich nicht abschliessend sind
• Big-Five: Eher westlicher Kontext
Beide
• Liefern keine Erklärungen zu Entstehung Verhalten bzw. Entwicklung Persönlichkeit
Wie ist das Fünf-Faktoren-Modell (Big Five) entstanden?
- Lexikalischer Ansatz
- Schrittweise Reduktion von 550’000 Wörtern zu 339 Adjektiven
- Aus 339 Adjektiven 5 Dimensionen gebildet
Was sind die 5 Dimensionen des Fünf-Faktoren-Modells?
- Offenheit für Erfahrung (openess to experience)
- Gewissenhaftigkeit (conscientiousness)
- Extraversion
- Verträglichkeit (agreeableness)
- Neurotizismus (neuroticism)
Englische Begriffe bilden es Wort «Ocean»
Wie kann Offenheit für Erfahrung (openess to experience) beschrieben werden?
- Intellektuelle Neugier
- Gefühl für Kunst und Kreativität
- Interesse an neuen Erfahrungen, Erlebnissen, Ein-drücken
Wie kann Gewissenhaftigkeit (conscientiousness) beschrieben werden?
- Selbstkontrolle bei Planung, Organisation und Durchführung von Aufgaben
- Impulskontrolle, Ausdauer und Motivation bei Zielerreichung
Wie kann Extraversion beschrieben werden?
- Lebhaftigkeit und Geselligkeit
* Bedarf nach sozialer Interaktion und Stimulation
Wie kann Verträglichkeit (agreeableness) beschrieben werden?
• Wohlwollen, Vertrauen und Kooperation in sozialen Beziehungen und Interaktionen
Wie kann Neurotizismus (neuroticism) beschrieben werden?
- Emotionale Empfindlichkeit bzw. Robustheit
* Stärke des Erlebens positiver und negativer Emotionen (emotionale Stabilität)
Fünf-Faktoren-Modell: Was sind die Ausprägungen bei «Offenheit für Erfahrung – openess to experience»?
Hoch: • Phantasievoll • Wissbegierig • Kulturell interessiert • Kritisch • Unkonventionell
Niedrig:
• Präferenz für Bekanntes
• Eher realistische/konventionelle Einstellungen
Fünf-Faktoren-Modell: Was sind die Ausprägungen bei «Gewissenhaftigkeit – conscientousness»?
Hoch: • Zielstrebig • Ehrgeizig • Ausdauernd • Systematisch • Pünktlich • zuverlässig
Niedrig: • Spontan • Lässig • Unbeschwert • Unsystematisch
Fünf-Faktoren-Modell: Was sind die Ausprägungen bei «Extraversion»?
Hoch: • Gesellig/gesprächig • Selbstbewusst • Aktiv • Lieben Anregung/Aufregung
Niedrig: • Zurückhaltend • Bedachtsam • Unabhängig • Gerne alleine oder mit wenigen engen Freunden
Fünf-Faktoren-Modell: Was sind die Ausprägungen bei «Verträglichkeit - agreeableness»?
Hoch: • Verständnisvoll • Hilfsbereit • Rücksichtsvoll • Mitfühlend • Kooperativ
Niedrig: • Wettbewerbsorientiert • Antagonistisch (einander entgegenwirkend) • Misstrauisch • Durchsetzungsfähig
Fünf-Faktoren-Modell: Was sind die Ausprägungen bei «Neurotizismus - neuroticism»?
Hoch: • Sensibel • Empfindsam • Eher erschüttert (in Stresssituationen) • Betroffen • Ängstlich • Traurig
Niedrig:
• Ausgeglichen
• Robust
• Nicht leicht aus der Fassung zu bringen
Persönlichkeitsdiagnostik: Was wird unter «Selbstbeschreibung» verstanden?
- Identische Fragen/Antwortvorgaben für alle
- Standardisierte Fragen
- Schriftlich/mündlich
- Rückschluss von mehreren verwandten Verhaltensweisen (z.B. Gäste einladen) auf zugrundeliegende Merkmale (z.B. Geselligkeit)
- Voraussetzung: Fähigkeit/Bereitschaft zur Selbstreflexion und Selbstauskunft
- Probleme: unwissentliche Verzerrung (selbstwertdienliche Selbsttäuschung) oder willentliche Verfälschungen (zielgerichtete Fremdtäuschung)
Persönlichkeitsdiagnostik: Was wird unter «Normierung» verstanden?
- Interpretation eines Testwerts durch Vergleich mit repräsentativer Normstichprobe
- Abweichungsnormen: Grad Abweichung eines Testwerts vom Mittelwert der Normstichprobe (z.B. IC-Werte, T-Werte)
- Prozentränge: Prozentsatz der Normstichprobe (genauso hohen oder niedrigen Testwert erzielt hat
Persönlichkeitsdiagnostik: Was wird unter «projektive Verfahren» verstanden?
- Unterschiedliche Erscheinungen (z.B. mehrdeutige Bilder wie Rohrschach-Test, Satz-Ergänzungs-Verfahren)
- Urheber gehen davon aus, dass Probanden unbewusste Facetten ihrer Persönlichkeit in Aufgabenlösung hineinprojizieren
- Grundlage in Psychoanalyse bzw. Tiefenpsychologie (ausserhalb akademischer Psychologie)
- Ursprüngliches Anwendungsfeld in Psychiatrie
- Geringe Übereinstimmung zwischen verschiedenen Auswertenden
- Massgebliche Beeinflussung der Ergebnisse durch den Kontext (Befindlichkeit, Umfeld, etc.)
- Keine geeignete Methode für Messung Persönlichkeitsmerkmale
Persönlichkeitsdiagnostik: Was wird unter «Graphologie» verstanden?
- Deutung von Handschriften zur Analyse der Persönlichkeit
- Berücksichtigt Merkmale der Handschrift (Neigung, Höhe, Weite, Regelmässigkeit, Harmonie)
- Rückschlüsse auf stabile Persönlichkeitseigenschaften (kleine Schrift = eher bescheiden)
- Funktioniert, weil einschlägige Dokumente (z.B. CV) analysiert werden und Barnum-Effekt (vage/allgemeingültige aussagen z.B. im Horoskop) wirkt
- Kein Zusammenhang mit Selbst-/Fremdeinschätzung
- Sehr geringe Übereinstimmung zwischen Experten
- Keine Prognosekraft für Berufserfolg
Was sind typische Entwicklungsverläufe (soziale Reife)?
- Offenheit nimmt im Jugendalter zu, im hohen Erwachsenenalter ab
- Gewissenhaftigkeit nimmt zu (vor allem im jungen/mittleren Erwachsenenalter)
- Gewisse Facetten der Extraversion nehmen ab (Geselligkeit/Aktivität), andere zu (Dominanz/Selbstsicherheit)
- Stärkste Veränderungen vor dem 30. Lebensjahr und nach dem 60. Lebensjahr
- Entwicklungsverläufe bei m/w ähnlich
Was ist die «soziale Investitionstheorie»?
- Wichtige Lebensereignisse fördern Reifung Persönlichkeit (bringen Personen dazu, in bestimmte soziale Rollen zu investieren)
- Soziale Rollen sind verbunden mit bestimmten gesellschaftlichen Erwartungen/Anforderungen (z.B. Pünktlicher Arbeitsbeginn)
- Während ganzer Lebensspanne sind Veränderungen als Reaktion auf veränderte soziale Rollen möglich
Was wird unter «Stabilisierung von Persönlichkeit» verstanden?
- Zunehmend zuverlässigere Messungen im Alter
- Zunehmende Stabilisierung des Selbstkonzepts im Verlauf von Kindheit und Jugend (bessere Auskunft zu sich selbst)
- Zunehmende Möglichkeiten, eigene Umwelt so zu verändern, dass diese zu eigener Persönlichkeit passt
- Unterschiedliche Entwicklungsverläufe: Rollenübernahme gem. sozialem Investitionsprinzip gelingt unterschiedlich früh, Kinder verlassen Eltern-haus in unterschiedlichem Alter der Eltern
Intelligenzstrukturmodelle: Was ist das «Zwei-Faktoren-Modell» nach Cattell?
- Fluide Intelligenz
- Kristalline Intelligenz
–> Ist ein hierarchisches Modell
Was ist «fluide Intelligenz»?
- Angeboren
- Fähigkeit zur Anpassung an neue Anforderungen und Probleme, ohne Rückgriff auf vergangenen Lernerfahrungen – erkennen komplexe Zusammenhänge und Probleme lösen
- Fluid = schnell, flüssig
- Unterliegt altersbedingten Abbauprozessen
- Gemessen mit: Matrizenaufgaben, räumliche Anordnungen mit logischen Schlussforderungen
Was ist «kristalline Intelligenz»?
- Lernen
- Kognitive Fähigkeiten, die sich aus vergangenen Lernerfahrungen kumulieren (Kennen, Wissen, Verstehen, Anwenden) – auf Wissen zuzugreifen
- Kann bis ins hohe Alter gesteigert werden
- Gemessen mit: Wortschatztest, Rechentest, All-gemeinwissentest
Intelligenzstrukturmodelle: Was sind «multidimensionale Intelligenzmodelle»?
- Mehrere eigenständige Intelligenzdimensionen – grosse Menge unterschiedlicher Intelligenzen
- Faktorenanalyse
- Diese Modelle konzipieren mehrere unabhängige Intelligenzdimensionen, die bei Bearbeitung einer konkreten Aufgabe zusammenwirken müssen
- z.B. Würfelmodell Guilford: 3 Eigenschaften von Intelligenzaufgaben –> Inhalt (Art Information), Produkt (Form, in welcher Information präsentiert wird), Operation (Art der ausgeführten geistigen Aktivität)
- z.B. Berliner Intelligenzstrukturmodell Jäger
Was sind allgemeine Veränderungen der kognitiven Fähigkeiten über die Lebensspanne?
Zunahme im Alter • Wissen, Erfahrung, Expertise (kristallin) • Urteilsfähigkeit • Sprachliche Fähigkeiten • Emotionale und soziale Kompetenz
Abnahme im Alter
• Wahrnehmung
• Körperlich-motorische Funktionen
• Merkfähigkeit
• Geschwindigkeit und Flexibilität der Informationsverarbeitung
• Erwerb neuer Fähigkeiten und Kompetenzen
Was sind die Einflussfaktoren auf allgemeine Veränderungen der kognitiven Fähigkeiten über die Lebensspanne?
Arbeitstätigkeit • Art der Arbeitstätigkeit • Gestaltung des Arbeitsumfelds • Belastungen am Arbeitsplatz • Gesundheitsförderung im Unternehmen
Individuelle Unterschiede • Gesunde Ernährung • Körperliche Aktivität • Kognitive Aktivität in der Freizeit • Bereitschaft zum lebenslangen Lernen
Was hat Intelligenz mit der akademischen Leistung zu tun?
• Ursprung der Intelligenzdiagnostik
• Wichtigster Prädikator für Schul-/Ausbildungserfolg
• Zusammenhänge mit
- Höhe des erreichten Schulabschlusses
- Dauer der Partizipation im Ausbildungsprozess
- Abschneiden in standardisierten Schulleistungstest
Was hat Intelligenz mit der beruflichen Leistung zu tun?
• Steht in allen Berufen mit Berufserfolg im Zusammenhang
• Zusammenhänge mit
- beruflicher Leistung
- Berufsprestige/-erfolg
- Trainingserfolg
• Je höher Anforderung des Berufs, desto
- höher IQ der Vertreter der Berufsgruppe
- stärker Zusammenhang zwischen Berufserfolg und Intelligenz
Was hat Intelligenz mit dem Fachwissen zu tun?
- Intelligenz (+) und Arbeitserfahrung (++) bilden das Fachwissen
- Das Fachwissen wiederum zeigt sich in der Leistung/Arbeitsproben (++) sowie der Leistungsbeurteilung (+)
- 8ung: Es besteht somit kein direkter Zusammenhang zwischen Intelligenz und Leistung, da für eine gute Leistung auch Fachwissen und Arbeitserfahrung gebraucht wird
Was ist das RIASEC-Modell nach Holland?
- Ein Modell mit 6 Dimensionen zur Beschreibung von beruflichen Interessen sowie beruflichen Umwelten (Anforderungen, Befriedigungspotenziale)
- Ziel: Übereinstimmung des Persönlichkeitsprofils und Umweltcharakteristiken
Welche Dimensionen hat das RIASEC-Modell?
- R = Realistic (handwerklich arbeiten, konstruieren, pflanzen)
- I = Investigative (erforschen, erfinden, analysieren)
- A = Artistic (musizieren, Texte verfassen, sich künstlerisch ausdrücken)
- S = Social (erziehen, lehren, beraten)
- E = Entreprising (überzeugen, verhandeln, ver-kaufen)
- C = Conventional (ordnen, kontrollieren, verwal-ten)
Was ist die Person-Umwelt-Passung des RIASEC-Modells?
- Drei-Letter-Codes (3 Buchstaben aus den 6 verschiedenen Dimensionen)
- Individuelle Orientierung mit Orientierung des Berufs kongruent (Übereinstimmung oder Nähe der Orientierung)
- Gute Passung: höhere Arbeitszufriedenheit, mehr beruflicher Erfolg, grössere Karrierechancen und berufliche Stabilität
Was sind die Vorteile des RIASEC-Modells?
- Wissenschaftlich etabliert
- Häufig angewendet
- Interkulturell
- Angemessene Komplexität/gute Handhabbarkeit
- Abbildung individueller Interessen und Anforderungen der Umwelt
- Standard seit 30 Jahren in Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung
Welches sind die Einflüsse der Geschlechterunterschiede bei beruflichen Interessen?
- Umwelteinflüsse
- Geneinflüsse (50% ist Interesse genetisch bedingt)
- RIASEC: Knaben tendieren mehr auf R-Berufe, Mädchen mehr auf S-Berufe
Unterschiede beruflicher Interessen der Geschlechter: Was sind die Umwelteinflüsse?
- Sozialisation durch Geschlechtsstereotype
* Gesellschaftliche Normen und Erwartungsdruck
Unterschiede beruflicher Interessen der Geschlechter: Was sind die Geneinflüsse?
- Maskuline Interessen bei Frauen mit adrenogenitalem Syndrom (biologisch gesehen zu maskulin – Chromosome)
- Unterschiedliche Interessen ab der ersten Woche (Mädchen reagieren stärker auf Gesichter, Knaben eher auf Mobiles)