Grundwissen Psychologie Flashcards
Was sind die Stärken und Schwächen der menschlichen Informationsverarbeitung?
- Selektive Wahrnehmung
- Erwartungsgesteuerte Wahrnehmung
- Heuristische Informationsverarbeitung
- Mustererkennung
Menschliche Informationsverarbeitung: Was sind die Stärken und Schwächen der «selektiven Wahrnehmung»?
Stärke
• Fähigkeit zur Informationsfilterung
–> Bsp. Ampelbild: fokussieren auf grünes Licht, wichtig für Grossraumbüro. ADHS-Betroffene können das nicht, da alle Informationen gleich gewichtet werden
Schwäche
• Übersehen von Informationen
–> Bsp. Video des unsichtbaren Affen: beim Fokussieren auf das Zählen von Ballwechseln wird Affe übersehen, welcher durch das Bild läuft
Menschliche Informationsverarbeitung: Was sind die Stärken und Schwächen der «erwartungsgesteuerte Wahrnehmung»?
Stärken
• Fähigkeit Verstehen/Korrigieren fehlerhafter Information
–> Bsp. Text mit verdrehten Buchstaben: Mensch kann Text lesen, wenn 1. und letzter Buchstabe stimmen und ein gewisser Kontext vorhanden ist. Maschine kann das nicht
• Fähigkeit zur Verarbeitung unscharfer Informationen
–> Bsp. Verpixeltes Bild: Werden Augen zugekneift, erkennt man Abraham Lincoln
Schwäche
• Urteilsverzerrungen
–> Bsp. Weintest: 2 gleiche Weine, 1 in Glasflasche, 1 in Tetrapack, Wein in Glasflasche schmeckt häufiger besser und Leute würden dafür auch mehr bezahlen als für den anderen Wein
• Fehlinterpretationen
–> Bsp. Fall SBB: Baustelle, Gleisabschnitt gesperrt (Gleis 26), Sperrung nach Kommunikationsprozess und mit Bestätigung beim Fahrdienstleiter angefordert. Am letzten Abend wieder Sperrung angefordert (Weiche 26). Trotz 3-Weg-Kommunikation falsch verstanden.
Oder beim Wandern falsche Abzweigung genommen, trotz einiger Hinweise (z.B. fehlender Wald) wurden diese uminterpretiert (vielleicht ist ja eine Lawine gekommen)
Menschliche Informationsverarbeitung: Was sind die Stärken und Schwächen der «heuristische Wahrnehmung»?
Stärke
• Kunst, mit begrenztem Wissen und wenig Zeit zu guten Lösungen zu kommen
–> Bsp. Notlandung Sully: Aufgrund langer Flugerfahrung und gewisser Intuition nach Vogelkollission Notlandung im Hudson-River eingeleitet
Schwäche
• Urteilsverzerrungen
–> Bsp. Ergebnis Rechenaufgaben schätzen: Aufgabe 1: multiplizieren 1, 2, 3, 4, …, 10 und Aufgabe 2: multiplizieren 10, 9, 8, 7, …, 1; Ergebnis Produkt aus Aufgabe 2 wird meist höher geschätzt, obwohl Resultat dasselbe
• Anker-Effekt
–> Bsp. sich Blenden lassen vom Sale (Ausverkauf)
Mensch denkt heuristisch, Maschine nach Allgorithmen
Menschliche Informationsverarbeitung: Was sind die Stärken und Schwächen der «Mustererkennung»?
Stärke
• Erkennen relativer Zusammenhänge
–> Bsp. Schachspiel: Ein guter Schachspieler nimmt nicht einzelne Figuren, sondern das Muster der Figuren wahr
Schwäche
• Fehlinterpretationen von Zufallsprozessen
–> Bsp. Veränderung Unternehmenszahlen: Wir tendieren zur Interpretation von Gründen statt uns zu Fragen, ist es eine Zufallsschwankung oder steckt wirklich etwas dahinter
Oder Strassenkarte London 2. Weltkrieg: Rote Stellen markieren Bombenniederschläge. Interpretiert wurde damals, dass dort wo Leerstellen sind, sich deutsche Geheimdienste befinden müssen
Modell menschlicher Informationsverarbeitung beispielhaft erklären
- Information/Reiz aus der Umwelt
- Sinnesrezeptoren/sensorischer Speicher (Ultra-Kurzzeitgedächtnis Speicherdauer 300-500 Millisek.)
- Periphere Verarbeitung psychische Grundfunktionen (Aufmerksamkeit/Wahrnehmung)
- Kurzzeitgedächtnis (bis zu 20 Sek.)
- Zentrale Verarbeitung (Austauschprozesse): Lernen, Urteilen, entscheiden, Sprache höhere kognitive Prozesse
- Langzeitgedächtnis (Speichermenge unbegrenzt; Elemente können ein Leben lang abgerufen werden; je mehr ein Mensch weiss, desto mehr kann er dazulernen Verknüpfungen)
- Motorische Programme (z.B. spezifische Bewegungsabläufe)
- Ausführung (z.B. Frage beantworten)
Wie können Wahrnehmung und Aufmerksamkeit im Modell des Autos beschrieben werden?
- Wahrnehmung: Auto/Hardware
* Aufmerksamkeit: Benzin, Ressource, Energie
Was sind die Merkmale der Aufmerksamkeit?
Ist wie das Licht einer Taschenlampe
• Ist ein-/ausschaltbar
• Wird aktiv gesteuert (Richtung, Fokus)
• Ermüdet mit der Zeit (Batterie wird leer)
• Unterschiedlich intensiv, weil Aufmerksamkeit oft auf mehrere Dinge/Tätigkeiten verteilt wird (Multi-Tasking)
• Ist ablenkbar (z.B. innerlich: Gedanken/Sorgen, äusserlich: Handy)
Was sind die drei Aspekte der Aufmerksamkeit?
- Selektive Aufmerksamkeit
- Arousal
- Vigilanz
Was ist «selektive Aufmerksamkeit»?
- Auswahl einlaufender Informationen
* Ignorieren von Informationen
Was stört die selektive Aufmerksamkeit?
Ablenkung
Was ist «Arousal»?
Wachzustand, in dem Mensch sich seiner selbst und der Umwelt bewusst ist
–> Auch Wachheit
Was stört das Arousal?
Ermüdung
Was ist «Vigilanz»?
Daueraufmerksamkeit über eine lange Zeit bei monotonem Reiz
–> Auch Konzentration
Was stört die Vigilanz?
Monotonie
Wie können Monotonie und Ermüdung umgangen werden?
- Monotonie: Verschwindet sofort bei interessanter Arbeit
* Ermüdung: Braucht Erholung
Was sind die Phänomene der selektiven Aufmerksamkeit?
- Cocktail-Party-Phänomen
- Multi-Tasking
- Stroop-Effekt
- Veränderungsblindheit
Aufmerksamkeit: Was ist der «Stroop-Effekt»?
Ablenkung der Aufmerksamkeit durch Nichtübereinstimmung (widersprüchliche Informationen) von Wortname und Farbe
–> z.B. lässt sich blau (blau geschrieben, Wort/Farbe stimmen überein) besser lesen als blau (rot geschrieben, Wort/Farbe stimmen nicht überein)
Aufmerksamkeit: Was ist «Veränderungsblindheit»?
Durch Unterbrechung der visuellen Wahrnehmung oder Ablenkung werden Veränderungen einer Szene nicht bemerkt, auch wenn aktiv danach gesucht wird
–> auch Unterschiedsblindheit, Changeblindness
–> z.B. Kartentrick: Aus Kartenauswahl beliebige auswählen. Danach wird gefragt, ob karte beim nächsten Bild verschwunden ist. Karte ist tatsächlich verschwunden, da eine andere Auswahl an Karten gezeigt wird
Oder auch Veränderungen einer Filmszene oder Film mit Wand und zwei Reportern
Aufmerksamkeit: Was ist «Multi-Tasking»?
Fähigkeit eines Menschen, mehrere Tätigkeiten zur gleichen Zeit oder abwechselnd in kurzen Zeitabschnitten auszuführen
Was sind die negativen Auswirkungen bei Multi-Tasking?
- Reaktionsfähigkeit ist verringert
- Effizienz sinkt
- Fehler nehmen zu
- Verstärkter Stress kann Folge sein
Aufmerksamkeit: Was ist das «Cocktail-Party-Phänomen»?
Trotz einer Vielzahl von Stimmen kann man einem einzelnen (oder auch mehreren) Gespräch folgen und hört trotzdem den eigenen Namen, wenn dieser in einem anderen Gespräch fällt (präattentive Prozesse)
Aufmerksamkeit: Was ist die «Flaschenhals- oder Filtertheorie»?
Strukturelle Begrenzung im informationsverarbeitenden System (1 Kanal)
–> widerspricht dem Cocktail-Party-Phänomen
Aufmerksamkeit: Was ist die «Theorie der begrenzten Ressourcen»?
Bestimmte Menge an Ressourcen, die den Aufgaben zugewiesen werden können
–> wie Batterie
Was ist das «Yerkes-Dodson-Law»?
- Zeigt den Zusammenhang zwischen Leistung und Arousal auf
- Leistungsvermögen bei niedrigem und hohem Arousal geringer ist, als bei mittlerem Arousal (umgekehrte U-förmige Funktion)
Was ist der «Zirkadiane Rhythmus»?
- Biologische Uhr
- Reguliert Körperfunktionen (z.B. Körpertemperatur, Wachzustand) in einem 24-Std.-Zyklus
- Störungen des ZR (z.B. Schichtarbeit) können der Gesundheit schaden
- Zirbeldrüse produziert das Hormon Melatonin, welches hilft einzuschlafen und Aufwachvorgang regelt
Was ist «Wahrnehmung»?
Wahrnehmung ist der Prozess/das Ergebnis der Informationsgewinnung/-verarbeitung von Reizen aus der Umwelt und dem Körperinneren (immer subjektiv)
Von welchen Faktoren wird Wahrnehmung beeinflusst?
- Visuell (sehen) –> grösster Anteil
- Auditiv (hören)
- Olfaktorisch (riechen)
- Gustatorisch (schmecken)
- Haptisch (tasten)
- Vestibulär (Gleichgewicht)
- Kinästhetisch (Körperstellung)
Wahrnehmung: Was ist «bottom-up-processing»?
- Orientierungsreaktion (organisieren)
- Bei plötzlichem, unerwartetem Reiz aus Umwelt (z.B. Knall, Handy), wenden wir uns diesem Reiz zu
- Beginnt bei Sinnesrezeptoren und arbeitet sich bis auf die höheren Ebenen der Verarbeitung vor
Wahrnehmung: Was ist «top-down-processing»?
- Konzeptgesteuerte Wahrnehmung (interpretieren)
- Wissensbasiert
- Konstruiert Wahrnehmung aus sensorischem Input und greift dabei auf eigene Erfahrungen/Erwartungen zurück